Unser heutiger Hafen, die Insel Marie Galante, gehört zu Guadeloupe und ist damit erneut französisches Staatsgebiet, so dass wir auch heute – trotz unseres geographischen Aufenthaltes in der Karibik – in der EU weilen. Unverkennbares Anzeichen dafür ist dabei das Smartphone. Oder besser gesagt, die Anzeige des Mobilfunknetzes: „Orange F“ steht da. Genau wie in Strasbourg oder Paris. Und genau so viel kostet es auch …

Man wird sich aber auch sonst auf der Insel an einigen Punkten wie in Frankreich vorkommen … doch dazu später mehr.

Jetzt geht’s erst einmal zum Frühstück – wie immer in den Yacht Club. Und das liegt einfach daran, dass man hier im Außenbereich sitzen und den Blick übers Meer streifen lassen kann. Und das gehört bei einer Kreuzfahrt doch einfach irgendwie dazu … zumindest dann, wenn man in wärmeren Gefilden unterwegs ist.

Alternativ könnte man natürlich auch im Weltmeere frühstücken – aber warum in den dunklen Keller setzen, wenn es dann eh im wesentlichen das Gleiche gibt? Und von daher lasse ich mir zunächst von der Grillstation ein Omelette zubereiten (das hier selbstverständlich am Tisch serviert wird), einen Cappuccino und einen (frischgepressten) O-Saft bringen, hole mir vom Buffet mein 5-Minuten-Ei, schaue mal in den Suppentopf (da da aber Tofu drin ist, bleibt die im Topf), nehme eine der unzähligen Brotsorten, etwas Lachs und Meerrettich und zum Abschluss etwas Quark und Männerobst. Die Würstchen, den Haferbrei, die Müslis, Joghurts, Wurst-, Schinken- und Käsesorten müssen bleiben wo sie sind – das wird ansonsten einfach viel zu viel …

Und da wir erst gegen Mittag auf Marie Galante anlegen, bleibt aktuell noch ausreichend Zeit, um ein bisschen was zu Lesen (und natürlich auch, um das Erlebte niederzuschreiben). Die Sonne meint es aktuell ja ganz gut mit uns (auch wenn die eine oder andere Regenwolke am Himmel unterwegs ist), so dass ich zumindest mit einem ausreichenden Vitamin-D-Spiegel nach Hause zurückkehren sollte.

Ach ja, ich hatte ja schon geschrieben, das unsere Suite mit einer Whirlwanne ausgestattet ist – und da ist der heutige Tag natürlich hervorragend geeignet, um die einmal zu testen. Eine Anleitung liegt dabei (ist aber nicht so schwierig, im wesentlichen muss da auch erst mal Wasser rein) und auch eine spezielle Badetablette, die im Gegensatz zu anderen Zusätzen wohl mit dem Düsensystem harmonisiert (und nur mal so nebenbei – wer nimmt denn einen Badezusatz mit auf ein Kreuzfahrtschiff?).

Also Wasser und Tablette rein und dann den Dennis dazu … zwei Knöpfe gedrückt, und schon blubbert das Teil vor sich hin. Nett. Ich hab’s später natürlich auch mal getestet. Und zur Entspannung nach dem Sport eigentlich auch gut geeignet. Aber: sind wir mal ehrlich: hundert Meter weiter vorn ist der Spa-Bereich mit einem großen Whirlpool. Und der hat von 6 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Bevor ich also den Aufwand hier treibe, gehe ich doch einfach im Bademantel nach vorn und lege mich dort in den Whirlpool, danach kurz unter die Dusche (so eine Badetablette kann man da natürlich nicht reinwerfen) und ich bin genau so weit …

Von daher wäre das für mich kein Buchungskriterium für eine bestimmte Suite. Da die Wanne allerdings in allen Suiten vorhanden ist (mit Ausnahme der Suiten, die einen separaten Whirlpool haben ;-)), ist sie auch kein Ausschlusskriterium. Und nutzen muss man sie ja nicht …

Gut gebrauchen kann man allerdings den Suitenservice. 24 Stunden rund um die Uhr wartet man dort auf eine Essensbestellung aus den Kabinen. Und liefert dann prompt das Gewünschte aus, wobei die Karte von Suppen über Salate, kalte und warme Vorspeisen, mehrere Hauptgerichte und natürlich Desserts einen breiten Querschnitt dessen darstellt, was die Küche hier so liefern kann. Die Standard-Snacks für Zwischendurch (Strammer Max, Club Sandwich und solche Dinge) sind natürlich auch dabei … und wenn das Gewünschte mal nicht auf der Karte steht? Meistens sind ja zumindest die Zutaten da -und dann werden auch Sonderwünsche erfüllt. Und wie immer gilt hier beim Essen: „Im Reisepreis inkludiert“.

Und so haben wir beschlossen, heute Mittag mal nur einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen und haben uns daher auf die Suite unserer Nachbarn einladen lassen … zu Caesar’s Salad, Caprese und Spaghetti. Satt wird man davon natürlich nicht unbedingt – da müsste man dann doch noch eine Hauptspeise dazu nehmen, aber die Gefahr des Zunehmens ist dadurch natürlich etwas reduziert.

Zumal wir inzwischen auch unsere Ankerposition vor Marie Galante erreicht haben und die ersten Tenderboote auf die Insel übersetzen. Und während Birga hier eine Mountainbiketour macht, wollen Arndt, Dennis und ich an den Strand gehen. Und die sollen ziemlich unberührt sein, da hier zum einen nur wenige Menschen leben und Tourismus potenziell nicht stattfindet.

Leider ist das aber auch der größte Nachteil der Insel – man ist hier einfach nicht auf Touris eingestellt (und schon gar nicht auf knapp 500). Das fängt mit den Transportmöglichkeiten an, die in den Hafen—infos beschrieben werden: „Taxis sind im Center (Anmerkung des Autors: der Insel) zu finden, allerdings nur eine sehr limitierte Anzahl (insgesamt 2).“

Und ansonsten gibt es direkt am Tenderanleger eigentlich nichts. Außer einem Mini-Souvenirshop (der allerdings immerhin Wandteller hat), einem Imbiss und einer geschlossenen Apotheke ist nichts weiter zu finden. Obwohl, man könnte in der Postfiliale noch Lotto spielen …

Und das mit dem Strand ist auch so eine Sache … der am Anleger ist zwar nah, hat aber keine Infrastruktur (Liegen und so), dafür aber Sandflöhe. Außerdem werden augenscheinlich Abwässer dort ins Meer geleitet. Interessant wären dafür einige der weiter entfernt liegenden Strände. Wie zum Beispiel der hier: „Plage de la Feuillère – zählt zu einem der schönsten Strände der Antillen. Der Strand liegt im Südosten in der Nähe von Capesterre und offenbart sich mit seinen Lagunen, dem goldfarbenen feinen Sand und den unzähligen Kokospalmen als wahres Paradies auf Erden. Es gibt ein Restaurant, Liegestühle und Schirme können gemietet werden.“ (aus der Hafeninfo der MS Europa 2).

Klingt gut … man muss das allerdings im Zusammenhang mit dem Absatz über die beiden Taxis lesen – und dann ist klar, warum die meisten mit dem nächsten Tender wieder zurück fahren werden.

So auch wir … Kaum auf der Insel angekommen und aus dem Tender gewuchtet (die Kaimauer ist etwa einen Meter höher als der Ausstieg aus dem Tenderboot – da ist ein bisschen Akrobatik notwendig) haben wir die Sehenswürdigkeiten und Shoppingmöglichkeiten gesehen, die man von hier aus sehen kann. Und eine französische Telefonzelle, die „Rue de la République“ (da sollte man sich aber vom Namen nicht täuschen lassen) und einen Baguetteverkäufer.

Und das ist es dann auch … obwohl, am Strand findet noch so eine Art Tanztee für Senioren statt. Zumindest bewegen sich betagte Menschen im Takt zu karibischen Klängen – allerdings seeeeehr langsam. Und das klingt nicht nur nicht gut, das sieht auch nicht so ansprechend aus.

Ach ja, wenn mich irgendwann mal wieder jemand fragt, warum man in der Schule Französisch lernen sollte – dann kann man durchaus wieder mit der Hafeninfo dienen: „Da nur sehr wenige fremdsprachige Touristen dorthin kommen, spricht fast keiner der Inselbewohner auch nur einen Satz Deutsch oder Englisch.“

Und jetzt kommt natürlich die alles entscheidende Frage: „Was, um Himmels Willen, machen wir hier eigentlich?“ Falls ich die Antwort hierauf noch finden sollte, werde ich sie nachreichen …

Wir machen uns jetzt also erst einmal auf den Weg zurück zum Schiff. Und auch wenn diejenigen, die aus dem gerade angekommenen Tenderboot aussteigen, etwas verwundert sind, warum wir schon wieder zurückfahren (sie werden es gleich merken), füllt sich das Boot relativ schnell. Ich nehme mir noch eine Cola light vom Getränkestand mit, der beim Anleger des Tenders immer aufgebaut wird (die Getränke hier sind dann wieder im Reisepreis inkludiert) und dann geht es auch schon zurück zur Europa 2.

Hier treffen wir beim Betreten des Schiffs auf die Schlange derjenigen, die noch auf die Insel wollen – die verkürzt sich allerdings schlagartig, als wir die Frage „Schon zurück?“ wahrheitsgemäß beantworten.

Und so geht mein kürzester Landausflug aller Zeiten zu Ende – wobei es immerhin zu einem Haken auf mosttraveledpeople.com gelangt hat … das ist ja auch schon mal was Wert 😉

Auf dem Schiff entscheide ich mich zu einem kurzen Saunagang und etwas Entspannung im Whirlpool, bevor ich das Sonnenbad vom Strand in den Saunaaußenbereich verlege und mich hier ein bisschen von der Sonne streicheln lasse.

Um 15.00 Uhr gebe ich mich dann meinem inneren Schweinehund wieder geschlagen und schaue mal auf dem Pooldeck vorbei – und da gerade eine Waffel fertig ist, findet die dann auch gleich den Weg in den Harald bevor es zurück in die Sonne geht.

Der für jetzt geplante Sport muss daher noch kurz zurückstehen, aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

Und so mache ich mich jetzt erst einmal für das Abendessen beim Italiener (Restaurant „Serenissima“) hübsch – mal schauen, was es da so Leckeres gibt. Unterwegs erfahren wir allerdings noch ein bisschen was zum Thema „Warum wir heute hier waren?“. Offensichtlich scheint es so, dass Gran Bourg, das wir heute eigentlich anlaufen sollten und das etwas südlicher liegt, aufgrund starken Wellengangs nicht angelaufen werden konnte und das hier die Alternative war. Das würde dann zumindest erklären, warum wir hier waren – nicht aber, warum uns das niemand gesagt hat und somit jeder selbst herausfinden musste, dass es hier nicht nur nichts sondern genau genommen gar nichts gibt. Ob das so allerdings wirklich stimmt oder ob da über den „Flurfunk“ noch ein bisschen an der Wahrheit gebastelt wurde, kann ich natürlich auch nicht sagen – es wäre nur zumindest mal eine Erklärung für die etwas merkwürdige Anlandung.

Doch jetzt zu unserem Restaurant. Das „Serenissima“ ist ein kleines, beschauliches Restaurant im italienischen Stil vom Typ „Edel-Italiener“, also nicht unbedingt mit einer Pizzeria zu verwechseln (wobei es hier auf Wunsch natürlich auch eine Pizza gibt). Und so finden sich auf der Karte allerlei leckere Gerichte zur Auswahl – und das nehmen wir natürlich wieder Ernst. Und so finden sich dann insgesamt vier Vorspeisen (wobei das überschaubare Portionen sind), ein Hauptgang und ein kleines Dessert auf unserer Speisenfolge. Und zwischendurch finden sich dann ja auch noch so Kleinigkeiten wie Ciabatta mit Nüssen, Olivenöl, ein hausgemachtes Chiliöl und ähnliches auf dem Tisch …

Aber natürlich will ich Euch auch heute ein bisschen an der Tageskarte teilhaben lassen … So steht u.a. eine gemischter Vorspeisenteller oder ein Rindercarpaccio mit Parmesan auf der Karte oder auch ein Brotsalat mit Riesencrevetten, Kräutern, Kapern und Tomaten; Spaghetti mit Entenragout, Äpfeln, Petersilie und Parmesankäse kann genauso gewählt werden wie die Ricotta-Spinatravioli mit Butter, getrockneten Tomaten und Muscheln.

Und so ist es dann natürlich auch nicht verwunderlich, dass wir satt sind. Und zwar richtig satt. So dass wir uns mit Mühe auf Deck 8 schleppen (genau genommen macht das natürlich der Aufzug), uns an einen Tisch in der Sansibar setzen und erst mal einen Absacker zum Verdauen trinken müssen.

Und wenn es hier auf dem Schiff irgendetwas gibt, was auf die „Negativliste“ muss, dann ist es das Essen: es ist einfach zu gut … 😉

Bevor das falsch verstanden wird: das Essen ist exquisit, abwechslungsreich und auf höchstem Niveau. Da passt einfach alles: Angebot, Optik und Geschmack. Es ist mit Abstand das Beste, was ich kulinarisch bislang auf einer Kreuzfahrt auf dem Teller hatte … ansatzweise vergleichbar mit den Menüs im Rossini auf AIDA, wobei jedoch dort die Vielfalt der Speisen bei weitem nicht erreicht wird.

In diesem Zusammenhang muss man natürlich auch berücksichtigen, dass alle Restaurants an Bord der MS Europa 2 im Reisepreis inkludiert sind – wie üblich müssen nur die Getränke bezahlt werden (wobei das natürlich gerade bei ausgesuchten Weinen auch schon mal etwas teurer werden kann). Und gerade nach dem heutigen Abendessen haben wir mal hochgerechnet … in einem vergleichbaren Restaurant an Land müsste man für das heutige Menü sicherlich zwischen 120 € und 150 € pro Person veranschlagen – ohne Getränke.

Gegen 23.30 Uhr machen wir uns dann auf den Weg in unsere Kabinen. Hier hat inzwischen der zweite Service stattgefunden, d.h. die Handtücher sind getauscht und neu arrangiert, die Betten für die Nacht vorbereitet, die Obstschale ausgetauscht bzw. ergänzt und die Minibar aufgefüllt. Und natürlich die Betthupferl auf den Kopfkissen platziert.

Und da stelle man sich bitte nicht ein Mini-Tütchen mit vier Gummibärchen oder eine Praline vor … das wechselt hier jeden Tag, geht über Schokolade, Cashew- und Macadamia-Nussmischungen, einen 200g-Marzipan-Stollen und ist heute beispielsweise eine 200g-Trüffelmischung (etwa 20 Stück mit zusammen über 1.000 kcal!). Wer die jetzt noch als Betthupferl isst, schläft so schnell bestimmt nicht ein 😉

Und deshalb verschwindet das erst einmal in einer Schublade in meinem Schrank – vermutlich wird das dann das zweite Handgepäckstück auf der Heimreise 😉

Ach ja, die erste Trüffelmischung, die es vor drei Tagen gab, musste ich sogar im Kabinensafe unterbringen und den Code ändern – die weckte nämlich Begehrlichkeiten beim Bewohner des Bettes neben mir. Die Dinger scheinen also in der Tat sehr lecker zu sein … 😉

27. Dezember 2014: Port Elizabeth auf St. Vincent