Pünktlich um 10.00 Uhr ist mein Taxi da – mein Urlaub beginnt. Meine beiden Koffer finden ihren Weg in den Kofferraum, ich winke noch mal meinen Nachbarn zu und dann geht es auch schon los. Nämlich die Diskussion mit dem Taxifahrer, warum er den Taxameter einstellt. Normalerweise zahle ich für die Fahrten zum Flughafen einen Festpreis. Heute allerdings nicht – denn inzwischen gehört das Taxiunternehmen einem neuen Besitzer (einem Brüderpaar aus dem Nahen Osten). Und die haben zunächst einmal die alten Fahrer abgeschafft (mit ganz wenigen Ausnahmen) und dann die Festpreise. Ah ja … naja, trinke ich halt einen Cocktail weniger … 😉

Und da die Dauerbaustelle auf der A3 inzwischen glücklicherweise Geschichte ist (die kennt wahrscheinlich bundesweit jeder – das war die mit dem Bombenfund und den vielen Toten nach Verkehrsunfällen) kann man die inzwischen auch wieder relativ gefahrlos befahren. Und so kommen wir nach rund 20 Minuten schon am Flughafen an … und das bedeutet, dass der Fahrpreis jetzt günstiger ist als der Festpreis gewesen wäre. Gefällt mir!

Dem Fahrer musste ich übrigens erst erklären, wo er hinfahren muss. Die Frage, ob er mich zu Terminal 1 oder 2 bringen soll, habe ich nämlich mit „Zu keinem von beiden, sondern zum First Class Terminal“ beantwortet. Denn das kannte er nicht – bis eben. Jetzt weiß er, dass man da noch auf dem Weg zum Terminal 1 rechts abbiegt und dann unter einer überdachten Vorfahrt zum Stehen kommt.

Noch während ich bezahle, wird meine Tür aufgerissen und eine junge Dame schaut mich erwartungsvoll an. Ich weiß zwar nicht genau, was sie erwartet und ob ich die Erwartungen erfüllen kann, steige aber vorsichtshalber mal aus. Und das scheint auch schon mal richtig gewesen zu sein, folgt sie mir doch zum Kofferraum, aus dem der Fahrer inzwischen meine Koffer ausgeladen hat.

Und noch bevor ich mich an den Griffen festhalten kann, kommt ein weiterer Mitarbeiter von Lufthansa gelaufen und lädt sie auf einen kleinen Gepäckwagen. Die junge Dame ruft ihm noch „71“ zu – und dann sind sie weg. Da bin ich ja mal gespannt, ob die dann in Orlando vom Band laufen.

Während meine Koffer hinter dem Terminal verschwinden, stellt sich die junge Dame als meine persönliche Assistentin vor – sie würde mich heute durch das Terminal begleiten. OK, warum auch nicht. Sie fragt mich nach meinem Flugziel und meinem Reisepass – und führt mich parallel ins Terminal, wo ich direkt in die Sicherheitskontrolle komme. Nur anstehen muss ich nicht – hier haben offensichtlich alle schon auf mich gewartet.

Ich packe also meinen Rucksack aus (da fast alles davon einen Stecker hat, muss auch fast alles einzeln durchs Gerät), gehe parallel durch den Metalldetektor (der natürlich wieder anschlägt) und gebe mich der Handkontrolle hin. Und siehe da – heute findet er etwas. Und zwar ein Brillenputztuch in meiner Hosentasche – und bis eben bin ich auch davon ausgegangen, dass das nicht aus Metall ist. Und guck mal einer schau – ist es auch nicht. Aber die Verpackung. Die ist nämlich von innen mit Alu versehen, damit das Tuch nicht austrocknet. Und so hat heute nicht nur der Taxifahrer sondern auch ich etwas gelernt.

Aber wie dem auch sei – mein Rucksack ist inzwischen wieder zum Einpacken bereit und auch ich habe die Prozedur hinter mir. Das ganze hat jetzt keine zwei Minuten gedauert … die Empfehlung für „normale“ Reisende, bei Flügen in die USA mindestens drei Stunden vorher am Flughafen zu sein, gilt für First Class Reisende also schon mal nicht.

Aber das wusste ich ja – ich wollte allerdings auch ein bisschen Zeit für den Aufenthalt im Terminal mitbringen … wer weiß, ob ich noch mal in First fliege und hier rein komme. Mittlerweise ist auch meine Assistentin wieder bei mir – und sie nutzt die Gelegenheit, mir gleich einmal zu erklären, was es hier alles so gibt. Das fängt mit einem Duty-Free-Shop an (ja, im Ernst – selbst den gibt es hier), geht über einen Loungebereich, eine Bar, ein Restaurant, mehrere Schlafräume, Arbeitsräume, eine „Zigarrenlounge“ sowie mehrere Badezimmer.

Ich müsste mit der Abholung zum Flieger etwa 30 Minuten vor Abflug rechnen und könne mich solange hier frei bewegen. Sie würde mich dann schon wieder finden … Und schon bin ich meine Assistentin wieder los – und setze mich erst einmal in einen der schweren Sessel. Das wiederum ist das Signal für einen der Kellner, der sich zu mir gesellt und nach meinen Wünschen fragt. Eigentlich habe ich ja keine – obwohl, ein Cappu ist ja vielleicht eine gute Idee.

„Sehr gern, Herr Manger.“ Ups, woher weiß er denn das? Ach, ich will’s gar nicht wissen. „Wollen Sie dazu vielleicht noch eine Kleinigkeit frühstücken? Das Buffet ist noch zehn Minuten aufgebaut bevor wir für das Mittagessen eindecken.“

Gute Idee … zu Hause hat es vorhin nur noch für einen kurzen Happen gelangt, das könnte man hier ja fortsetzen. Und wer die Qual hat, hat die Wahl. Ich habe schon in vielen Hotels die Frühstückbuffets gesehen – aber mit diesem hier können sich nur die besten messen. Es gibt praktisch nichts, was es nicht gibt. Zumindest würde mir da nicht viel einfallen. Also nehme ich ein bisschen Rührei mit Speck, ein Brötchen, das ich mit Schinken, Käse und Lachs belege und noch einen Muffin. Ja, ich weiß – kohlenhydratreduzierte Ernährung geht anders …

Ich schnappe mir noch die WELT und genieße meinen Cappuccino bevor ich eine der „Büroboxen“ in Beschlag nehme. Wenn ich hier schon rumsitze, kann ich ja auch was Produktives tun und für Euch ein bisschen was schreiben. Der Internetzugang ist erwartungsgemäß umsonst und auch die Getränkeversorgung klappt zwischendurch wie von selbst. Hier kann man sich in der Tat wohl fühlen.

Einen Toilettengang (die passen vom Design übrigens auch genau hier rein) nutze ich zwischendurch, um mal einen Blick in die Mittagskarte zu werfen. Hätte ich das mal bloß nicht gemacht – das könnte ich jetzt auch alles essen. Allein die Tom Kha Gai (thailändische Hühnersuppe mit Kokosmilch) wäre es Wert, hier auch noch zu lunchen. Vom anschließenden Rind mal ganz abgesehen, dass sich da auf den Grill gelegt hat. Da mir Lufthansa aber schon vor zwei Tagen die Speisekarte für den Flug zugesendet hat, weiß ich ja, was mich gleich nach dem Start in der Luft erwartet – und das lohnt sich auch …

Ich bleibe also hart, ignoriere das Mittagsbuffet und beschränke mich auf ein paar Wasabinüsschen, die auf den Loungetischen stehen bis meine Assistentin wieder in Erscheinung tritt: „Herr Manger, die Limousine steht für Sie bereit.“ OK, eigentlich hatte ich ja mit einer Boeing 747 gerechnet …

Sie begleitet mich zum Aufzug und fährt mit mir eine Etage nach unten, wo ich bereits von der Polizei erwartet werde. Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst, aber man weiß ja nie … Doch es ist natürlich ganz harmlos – der gute Mann ist nur vorbeigekommen, um mir meinen Reisepass zurückzugeben und mir einen guten Flug zu wünschen. Nett …

Und nachdem sich meine Begleitung für den Vormittag von mir verabschiedet hat, mir einen schönen Urlaub und schöne Weihnachten gewünscht hat, tritt die nächste Dame in Erscheinung. Meine Chauffeuse – und sie hat mir auch was mitgebracht: eine S-Klasse. Die wartet jetzt mit geöffneter Tür auf mich – und spuckt mich keine zwei Minuten später wieder aus: direkt neben der avisierten 747. Begleitet von der Fahrerin fährt mich ein weiterer Aufzug zwei Stockwerke nach oben, wo es von der anderen Seite durch den Finger in den Flieger geht.

Die Eco- und Businessgäste sind im wesentlichen schon im Flugzeug angekommen und die kurze Schlange vor der Eingangstür zum Flieger überholen wir kurzerhand. Wir, das sind die junge Dame und ich. Am Flugzeug angekommen übergibt sie mich mit den Worten: „Das ist Herr Manger, er sitzt auf 81C“. Die üblichen Weihnachtswünsche gibt’s auch noch dazu – und weg ist sie.

Ich werde derweil gebeten, die Treppe nach oben zu gehen – und dort erwartet mich das Paradies. Naja, nicht ganz – es ist nur die First Class. Aber wenn man tendenziell eher Eco oder vereinzelt Business kennt, dann ist das hier einfach eine andere Welt. Das komplette Oberdeck besteht nur aus den Sitzen der First – insgesamt acht Stück.

Vier davon hat eine Familie mit ihren Kindern eingenommen, auf zwei weiteren sitzt ein Ehepaar, einer ist noch frei (wird später durch einen Anzugträger besetzt) – und meiner natürlich. Kaum bin ich dort angekommen, nimmt mir eine der Stewardessen meine Jacke ab und eine andere fragt nach meinem ersten Getränkewunsch. Dass beide wieder wissen, wie ich heiße, wundert mich schon gar nicht mehr.

Ich richte mich also erst einmal häuslich ein – Platzprobleme gibt es ja nicht wirklich. Ich schätze mal, dass jeder von uns acht etwa 5 m2 zur Verfügung hat. Und da passt neben dem wirklich opulenten Sitz auch noch ein Bett hin. Ja, richtig gelesen – neben dem Sitz steht ein Bett, bezogen mit Bettwäsche und ausgestattet mit einem richtigen Kopfkissen sowie einer Bettdecke. Und den passenden Schlafanzug dazu bekomme ich gerade mit den Hausschuhen gebracht.

Mein Wasser (mit den alkoholischen Getränken fange ich erst zum Essen an) ist inzwischen auch schon da – begleitet von ein paar Macadamia-Nüssen und dem Purser, der mir auch noch kurz die Hand schüttelt und mir einen schönen Flug wünscht. Er fragt auch gleich, wann ich zu speisen gedenke – das ist hier also schon mal nicht so wie ein Deck tiefer, wo es dann etwas zu essen gibt, wenn der Trolley an der entsprechenden Reihe vorbeigeschoben wird. Hier wird geluncht, wann es beliebt.

Nachdem ich eben im Terminal das Essen aber schon ignoriert habe, will ich jetzt nicht mehr ewig warten. Also gleich, nachdem wir die Reiseflughöhe erreicht haben. Und bis dahin kann ich mich ja mal durch das Entertainmentangebot der Lufthansa arbeiten – bleibe dann aber final doch an meiner Spotify-Playlist hängen.

Als kommunikativer Mensch finde ich es übrigens gut, dass das Internet inzwischen auch in der Luft angekommen ist. „FlyNet“ nennt das die Lufthansa – und bietet damit jedem Passagier die Möglichkeit, mit seinen Endgeräten mittels WLAN das Internet zu nutzen. Technisch läuft das übrigens als Hotspot der Telekom – vertraglich ist FlyNet aber leider nicht Bestandteil der Hotspot-Flatrate, die ich habe. Und so würden da pro zehn Minuten 1,49 € anfallen.

Und das wären bei einem knapp zehnstündigen Flug fast 90 € … nicht gut. Aber auch nicht nötig. Denn es gibt drei verschiedene Zeitpakete, die man buchen kann: 1 Stunde für 9 €, 4 Stunden für 14 € oder 24 Stunden für 17 €. Wichtig ist nur, dass man bei der Buchung nicht die Anmeldedaten nimmt, die man für die Hotspot-Flatrate nutzt – dann geht das mit den Paketen nämlich nicht. Vielmehr werden dann die 1,49 € pro zehn Minuten berechnet.

Man muss also in der Tat einen neuen Hotspot-Zugang anlegen, hierfür eine andere E-Mailadresse nehmen und dann darüber das Paket buchen. Bezahlt werden kann dann über die Mobilfunkrechnung, mit Kreditkarte oder mittels PayPal. Und dann kann man sich in den 24 Stunden in jedem FlyNet-Flugzeug der Lufthansa (also z.B. auch bei einem Weiterflug in einer anderen Maschine) jederzeit an- und abmelden. Und das ganze natürlich auch auf verschiedenen Endgeräten nutzen – nur halt nicht gleichzeitig.

Ach ja, man könnte die Zeittarife auch mittels Meilen zahlen – der Tagespass kostet dann 5.500 Meilen. Und das ist dann ein Beispiel, wie man seine Meilen auch aus dem Fenster werfen kann … 😉 Richtig eingelöst sind die Meilen nämlich ein Vielfaches davon Wert. Und „richtig eingelöst“ bedeutet eigentlich immer, einen Langstreckenflug in Business oder First zu buchen. Denn es macht schon einen Unterschied, ob ich First Class in die USA reise oder für die gleiche Meilenzahl gerade einmal 15,5 Tagespakete für FlyNet bekomme – beides „kostet“ nämlich rund 85.000 Meilen.

Doch kommen wir mal zur Verpflegung … die kommt jetzt nämlich angerollt. Den Anfang macht dabei ein Gläschen Champagner, begleitet von Kaviar mit den traditionellen Beilagen.

Weiter geht es danach mit dem Vorspeisenbuffet:

Anisgebeizter Lachs, Kokosschaum und Spargel
Cecina de Vacuno, luftgetrocknetes Rindfleisch, Schwarzwurzel-Grapefruitsalat und Spinatcrème
Joghurtmousse, Spargelpüree, Erbsen und Minze
Junge Blattsalate, gebratene Austernpilze, Kürbis und Kirschtomate, dazu Himbeer-Vinaigrette- oder Kräuter-Senf-Dressing

Beim Hauptgang stehen dann vier Gerichte zur Auswahl:

Gänsebraten, Rotkohl und Kartoffelklöße mit Kräuterschmelze
Schwarzer Heilbutt mit Brokkoli-Couscous, Nordseekrabben, Kichererbsenpüree
und milder Knoblauchmayonnaise
Geschmorte Rinderbäckchen mit Süßkartoffeln und Amarant
Zitronen-Nudellasagne mit Tomatensugo geschmort, Ricotta und Spinat

Den Abschluss findet das Essen dann mit Käse und Dessert:

Holzhofer Rezent, Chablis, Quadrello di Bufala, Bavaria blu und Banon
mit Weintrauben, frischen Feigen, gerösteten Pinienkernen und Backobst-Chutney
Brique au chocolat, warmer Schokoladenziegel mit Gewürzananas
und Maracuja-Oliveneis
Getrocknete Mandelmilch mit Grapefruit-Eis von grünem Tee und Süßholz

Und so vergeht der zehnstündige Flug eigentlich wie im Flug (Wortspiel!) … Ich stelle noch fest, dass die Waschräume in Flugzeugen nicht immer so klein sein müssen, dass man da am besten gleich rückwärts reingeht – wobei die hier auch nicht unbedingt riesig sind (da haben die Fluggesellschaften aus den arabischen Ländern wohl die Nase vorn). Aber immerhin haben sie ein Fenster und somit Tageslicht … ist halt nur doof, wenn dann ein Vogel im falschen Moment reinschaut 😉

Inzwischen habe ich mich übrigens den anderen Mitpassagieren angeschlossen und trage meinen Pyjama in Einheitsbraun-/grau – aber das ist beim Schlafen dann halt doch bequemer als Jeans und T-Shirt. Und mit meiner üblichen Nachtbekleidung mag ich hier dann doch eher niemanden konfrontieren 😉

Eigentlich schade, dass das kein Nachtflug ist – dann wäre das richtig sinnvoll gewesen mit dem Bett. So ist das halt eher eine Art Mittagsschläfchen, das ich hier mache … aber da der Tag heute ja dreißig Stunden hat, schadet das natürlich auch nicht. Zumal das Bett echt bequem ist – das ist noch nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit einem Lie-Flat-Sitz in der Businessclass … geschweige denn mit dem Eco-Gestühl. Aber gut, irgendwo muss ja der Preis, der normalerweise um ein Vielfaches über dem Eco-Preis liegt, auch seine Rechtfertigung finden …

Beendet wird das Nickerchen übrigens mit dem zweiten Service („Winterzauber“), der rund 1 ½ Stunden vor der Landung noch zu einem kleinen Dinner einlädt.

Ohne das jetzt im Detail aufzuzählen: es gibt hier u.a. so leckere Kleinigkeiten wie Wachtelpralinen, Jakobsmuscheln, Riesengarnelen, Kürbiscrèmesuppe, Medaillons vom Hummer, Mousse von der Williams Christ Birne und zum Abschluss ein paar Kekse („Die Kollegin hat gestern gebacken.“) 😉

Und damit nähert sich dann mein erster Urlaubstag (so kann man den Flug durchaus bezeichnen) dem Ende … wir nähern uns langsam Orlando, auf dem Bildschirm kann ich sehen, dass wir inzwischen schon nicht mehr über dem Atlantik sind. Ein Blick aus dem Fenster bestätigt das – in der Ferne ist deutlich die riesige Halle auf dem Gelände von Cape Canaveral zu erkennen.

Wir fliegen noch einmal im Kreis um Orlando und setzen dann auf der Landebahn auf. Vom unteren Deck erklingt der nicht totzukriegende Applaus (hab ich in der Bahn übrigens noch nie erlebt, wenn wir in einen Bahnhof einfahren), der uns noch ein Stück auf dem langen Weg quer über den Flughafen bis zu unserer Parkposition begleitet. Und auch wenn ich dachte, dass die Wege in Frankfurt lang sind – hier sind sie auch nicht wirklich kürzer.

Aber irgendwann haben auch wir unsere „endgültige Parkposition“ erreicht, so dass wir uns auf den Weg nach unten machen. Der Platz vor dem Ausgang wird freigehalten und so können wir nach dem Öffnen der Tür den Flieger als erste verlassen. Ein Schild mit unseren Namen in der Hand einer blaugekleideten Lufthansa-Dame erwartet uns („Meet&Greet“ nennt sich das wohl) , so dass unser Weg in Richtung der Immigration zügig beginnt. Und auch wenn sie nicht so aussieht, sie hat einen flotten Schritt drauf …

Aber so sind wir halt auch als erste in der Halle. Es sind nur wenige Schalter geöffnet, die sind aber leer – und so kann ich ohne Wartezeit direkt bei einem Officer vorstellig werden. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat man hier immer ein schlechtes Gewissen … so stelle ich mir das auch bei der Beichte vor. Wobei da ja meistens nur ein paar Ave Maria rauskommen, hier hingegen kann der Urlaub auch umgehend beendet sein (sei es mit der sofortigen Rückreise oder mit einem unfreiwilligen Aufenthalt in einer staatlichen Einrichtung).

Aber ich habe Glück – weder mein biometrischer Reisepass, noch die Abdrücke meiner Finger oder mein digitales Foto geben offensichtlich Anlass zur Sorge. Und auch die Berufsangabe führt nicht direkt zum Ausschluss 😉 Und so bekomme ich die begehrten Stempel im Pass (erstaunlicherweise direkt auf einer Seite, auf der schon Stempel mit arabischen Schriftzeichen sind) – drei Monate darf ich jetzt hierbleiben.

Aber so lange will ich das ja gar nicht – 2 ½ Wochen reichen erst einmal. Ich folge daher den Schildern zur Gepäckausgabe – hoffend, dass meine beiden Koffer in Frankfurt den richtigen Weg aus dem Taxikofferraum gefunden haben. Und siehe da – am Gepäckband wartet bereits die blau gekleidete Dame. Sie hat sich direkt den Platz am Anfang des Bandes reserviert und verteidigt diesen gegen die heraneilenden Mitreisenden (die irgendwie alle da stehen wollen).

Und dann läuft das Band an … und die Dame, der man den schnellen Schritt schon nicht zugetraut hatte, wuchtet unsere Koffer (die allesamt als erste ankommen) behändig vom Band. So schnell können wir sie gar nicht einsammeln … Und erstmals in der Geschichte der Luftfahrt sind meine Koffer die allerersten, die auf einem Gepäckband liegen – meistens schließt meine Reisetasche ja die Gepäckausgabe ab 😉

Ich hab’s aber glaube ich schon mal erwähnt – ein First Class Flug heißt nicht nur so … 😉 Wenn der jetzt preislich noch so attraktiv wäre, dass man nicht immer überlegen müsste, ob man sich jetzt ein kleines Auto kauft oder in die USA fliegt, könnte man das öfter machen. Oder halt weiterhin der „Meilenjunkie“ sein … ich glaube, ich intensiviere das noch ein bisschen, da geht bestimmt irgendwo noch was …

Bleibt noch die Zollkontrolle. Obwohl ich ja rein will und nicht raus. Aber auch da ist man hier gnadenlos. Und während bei meinem letzten Besuch noch ein deutscher Schäferhund über meine Tasche hergefallen ist, genügt heute scheinbar ein kurzer Blick auf meine Koffer, um mir einen schönen Aufenthalt zu wünschen. Nun, DAS war ja in der Tat mal einfach …

Zumindest einfacher als der Weg nach draußen. Der ist nämlich nicht hier sondern weit weg in einem anderen Terminal. Und so führt der Weg in Richtung der EXIT-Schilder erstmal zu so einer führerlosen Bahn, die uns in Richtung des Ausgangs bringt. Die Beschilderung ist dabei leider nicht so aussagekräftig wie man sich das wünschen würde – allerdings genügt hier ein fragender Blick in alle Richtungen, um von einem zufällig anwesenden Gebäudereiniger zu erfahren, wo ich einsteigen muss. In Bezug auf Service ist man hier halt doch deutlich weiter als bei uns zu Hause.

Ich steige also kurzerhand in den nächsten Zug ein und an der nächsten Station wieder aus. Und suche nach den Schilder zu „Ground Transportation“ im „Level 1“. Die finde ich zwar nicht, dafür aber einen Aufzug, der mich von Level 3 auf Level 1 bringt. Das ist ja auch schon mal was … dann bin ich zumindest schon mal auf der richtigen Höhe.

Und nicht nur das: beim Öffnen der Aufzugstüren blicke ich direkt auf den Wegweiser zu „Ground Transportation“ und damit in Richtung des „Maers-Schalters“, an dem ich meinen Voucher für den Shuttlebus, den ich von Viator erhalten habe, in ein Ticket umtauschen kann.

Das ist ja einfach … kurz darauf stehe ich, bewaffnet mit einem Ticket für die Hin- und Rückfahrt vor dem Gebäude und sehe nur wenige Meter entfernt auch schon den Shuttlebus. Als ob der auf mich gewartet hätte … Nach einem kurzen Austausch über das Fahrtziel (obwohl das ja auf dem Ticket steht) geht es auch schon los. Und obwohl das ein „Shared Shuttle“ sein soll, d.h. außer mir eigentlich auch noch andere Fahrgäste zu in der Nähe liegenden Hotels gefahren werden sollen, bin ich allein im Bus. Nicht schlecht … eine Taxifahrt zum Sammeltransportpreis. Gefällt mir!

Jetzt wird es übrigens auch mal wieder Zeit, ins Internet zu gehen. Im Bereich der Immigration und der Zollkontrolle ist die Nutzung von Handys ja streng verboten (und da halten sich irgendwie auch alle dran), so dass ich jetzt meine Technik anwerfe. Wie immer bei Fernreisen nutze ich dafür ja die Dienste von Keepgo (http://www.keepgo.com), von denen ich bereits zu Hause eine SIM-Karte für die Nutzung in den USA erhalten habe. Gebucht habe ich die fünf Tage bis zum kommenden Sonntag – und damit habe ich 2,5 GB Datenvolumen frei (für rund 35 €).

Geliefert wird eine praktische Karte im Kreditkartenformat, die Halterungen für eine Nano-SIM sowie eine Backup-SIM (wird benötigt, wenn die Hauptkarte defekt sein sollte) beinhaltet. Dazu kommen ein Adapter für das Micro-SIM- und das Standard-SIM-Format. Und abgerundet wird das ganze durch ein Wechseltool für Apple-Geräte. Echt genial das Ganze.

Und so wandert die SIM im Standardadapter gleich in meinen mobilen WLAN-Router, der mir direkt nach dem Einschalten mein eigenes WLAN anbietet. Der Router steckt dabei immer in meinen Rucksack – und damit habe ich mein persönliches WLAN immer bei mir. Zumindest so lange der Akku hält – aber fünf Stunden sind das in der Regel schon … und das langt in der Regel auch, zumal man normalerweise spätestens beim Mittagessen eine Steckdose findet, an der man nachtanken kann.

Ich informiere noch kurz die Welt in Facebook über meinen neuen Aufenthaltsort, schaue mal auf die Mails und stelle fest, dass wir schon da sind. Rund 20 Minuten hat die Fahrt gedauert, bis ich vor meinem Hotel, dem „Doubletree by Hilton Orlando at Seaworld“ aussteigen kann. Hier wechseln jetzt die ersten Dollar den Besitzer – das obligatorische Trinkgeld in den USA wird fällig.

Meine Koffer werden von einem Hotelmitarbeiter hinter mir her gerollt (Ihr ahnt es schon, ich hole die nächsten Dollarnoten aus der Hosentasche), während ich am HHonors-Schalter des Hotels einchecke. Das geht erstaunlich schnell, nach dem Vorzeigen der Karte erhalte ich meine Zimmerkarten, die Gutscheine für das Frühstück in den Hotelrestaurants, zwei Flaschen Wasser, einen „Begrüßungs-Brownie“ und eine Übersichtskarte über die Hotelanlage.

Die erste Zimmerkarte gebe ich gleich weiter an den Gepäckträger, der sich meiner Koffer annimmt und diese auf mein Zimmer bringt. So kann ich in der Zwischenzeit gleich beim Concierge vorstellig werden und meinen Shuttle in die Universal Studios für morgen früh reservieren (der ist für Hotelgäste zwar kostenfrei, muss aber im Vorfeld reserviert werden).

Leider muss ich hier noch fast dreißig Minuten warten – steht doch eine japanische Familie vor mir am Schalter, die zwar wissen, dass es in Orlando Themenparks gibt – aber weder eine Idee haben, welche sie besuchen wollen geschweige denn eine Ahnung haben, was sie dort erwartet und was das jeweils kostet. Und zumindest mich kostet das jetzt was – nämlich Zeit und Nerven. Wie kann man denn so unvorbereitet hier ankommen? Es gibt doch sicherlich auch in Japan Internet …

Mit einer schier unendlichen Geduld erklärt Sandy (so heißt die junge Dame hinter dem Schalter) die verschiedenen Optionen (Ja, Disney’s Magic Kingdom ist für kleine Kinder geeignet. Ja, Seaworld auch. Nein, das Kombiticket ist billiger als die Einzelkarten. Ja, das gilt auch in den Universal Studios. Ja, es ist auch billiger, wenn Sie nicht in die Universal Studios gehen. …) Unglaublich … aber irgendwann geschafft. Die Japaner gehen mit einer Handvoll Tickets und einer um knapp $500 leichteren Kreditkarte von dannen … und ich erhalte mein Ticket für den Shuttlebus morgen früh.

Ich bin zwar zunächst unsicher, ob das eine gute Idee ist – der fährt nämlich erst um 10.10 Uhr hier ab und der Park öffnet bereits um 9.00 Uhr. Und da mein Ursprungsplan ja war, zur Parköffnung da zu sein, überlege ich kurz ein Taxi zu nehmen. Aber das kann ich ja morgen früh noch entscheiden – mal schauen, was der Jetlag so macht und wann ich aufwache.

Ich mache mich also auf den Weg ins Nebengebäude (den „Tower“), fahre in die 17. Etage und finde mein Zimmer (21707) am Ende des Ganges in unmittelbarer Nähe zum Getränkeautomaten und der obligatorischen Eismaschine. Das Zimmer ist recht groß, hat ein riesiges King-Size-Bett, eine Sitzgruppe und einen tollen Blick über Orlando. Wobei mich das Schild „Fire Department Access“ am Fenster ein wenig irritiert … wie die von außen hier hoch kommen wollen, ist mir ein Rätsel. Aber wie auch immer, es hat eine beruhigende Wirkung 😉

Wie bei den meisten amerikanischen Doubletree-Hotels ist das Hotel übrigens sauber und gepflegt, die Zimmer versprühen aber den Charme eines 70er-Jahre-Hauses. Über den Geschmack bei der Einrichtung kann man zwar streiten, mit „modern“ oder „Design“ hat das hier aber alles nichts zu tun. Wobei das nicht wirklich schlimm ist – man darf da halt nur nichts anderes erwarten.

Inzwischen ist es nach deutscher Zeit übrigens deutlich nach Mitternacht (OK, hier ist es Abendessenzeit) – aber trotzdem packe ich die Koffer noch so weit aus, dass ich die Sachen für die drei Tage in Orlando im Schrank verstauen und meinen Rucksack für den Parkbesuch morgen vorbereiten kann.

Ich mache dabei meine Elektronik wieder klar (gibt ja genügend Akkus, die man mal wieder laden kann) und schreibe auch gleich noch ein bisschen was zum heutigen Tag auf. Schließlich ist da ja doch einiges passiert – und vieles davon ist auch für mich neu gewesen …

Und während ich so schreibe, fällt mir siedend heiß ein, dass ich mein Ersatznetzteil für das MacBook zu Hause vergessen habe. Eigentlich wäre das ja nicht so schlimm – das gewinnt aber dann an Brisanz, wenn das Original seinen Geist aufgeben würde. Dann wären nämlich nur noch zehn Stunden Laufzeit drin – und das würde für diesen Reisebericht nicht wirklich reichen. Von allem anderen, was ich im Urlaub mit dem Rechner mache, mal ganz abgesehen.

Sch…, das ist trotz umfangreicher Planung und Routine irgendwie durchgerutscht. Und wie der Teufel es will, wird natürlich genau auf dieser Reise das Kabel brechen oder sonst etwas Unvorhergesehenes passieren. Es hilft also alles nichts, so ein Teil muss irgendwie noch her. Und wie immer, wenn ich irgendwas ganz schnell haben will, fällt mir als erstes amazon.de ein. Nur hilft das hier nichts – hier muss ich es schon mit amazon.com versuchen 😉

Glücklicherweise sind die Zugangsdaten ja weltweit identisch (ich bestelle auch ab und zu mal in England, da dort elektronische Dinge oftmals deutlich günstiger sind – warum auch immer), so dass ich mich problemlos einloggen kann. Das passende Netzteil ist auch schnell gefunden (und kostet mit $79 auch weniger als bei uns – da werden 79 € aufgerufen). „Delivery is guaranteed by Friday, December 19th.“ Na dann …

Doch halt – das Teil hat ja einen amerikanischen Stecker. Das ist zwar hier in Orlando problemlos – da fällt halt einfach der Adapter weg. Aber auf dem Schiff wird’s dann schon schwieriger – da rechne ich mal mit deutschen Steckdosen. Also schaue ich noch nach einem Adapter von einem US-Stecker auf eine deutsche Steckdose. Und werde fündig – $2,50 kostet so ein Teil … und selbst der Begriff „Schuko“ ist hier bekannt 😉

Für den Versand will amazon.com noch mal $7,99. Das wiederum schenke ich mir – ich werde einfach Prime Mitglied und lasse dann kostenlos verschicken. Das kann man hier nämlich auch 30 Tage kostenlos testen. Ich darf halt nur nicht vergessen, morgen wieder zu kündigen. 😉 Jetzt noch schnell das Hotel als neue Versandadresse hinterlegen (nicht, dass das versehentlich nach Hause geht), die Kreditkartendaten bestätigen (da das der erste Versand an die neue Adresse ist) und dann hoffen, dass das mit der Lieferung bis Freitag auch so klappt und man im Hotel versteht, dass ich das Paket haben will. Ich bin gespannt …

Und dann ist es endlich soweit … während in Deutschland die ersten Frühaufsteher schon wieder aus den Betten klettern, teste ich jetzt mal das Hotelbett … und kämpfe mit der Bettdecke, die hier irgendwie immer unter die Matratze geklemmt wird und den insgesamt sechs Kissen (von denen fünf gleich auf die Couch umziehen). Gute Nacht!

Donnerstag, 18. Dezember 2014: Universal Studios Florida