Den Wecker hätte ich überhaupt nicht gebraucht – bin ich doch auch so um 6.30 Uhr wach gewesen. Aber das ist nicht wirklich schlimm, so kann ich die Zeit bis zur Abfahrt ja durchaus sinnvoll nutzen – denn immerhin sind wir wieder kurz vor Deutschland, so dass jetzt wieder ein vernünftiger Internetzugang zur Verfügung steht.
Ich entscheide mich daher aufzustehen, ein letztes Mal die Badinstallationen zu nutzen und dann die Mails des letzten Tages durchzugehen, bis ich gegen 7.15 Uhr zum Frühstück ins Marktrestaurant gehe. Hier gibt’s dann noch mal ein tolles Omelette (mit einem Teller, der jeden Tag ein bisschen anders – und aufwändiger – dekoriert wird) – das sieht sogar so gut aus, dass ich am Tisch gefragt werde, was das denn kosten würde … 😉
Das Schiff ist inzwischen für alle diejenigen freigegeben, die ihr Gepäck selbst mit von Bord nehmen, so dass ich bereits jetzt zum Bahnhof gehen könnte – da mein Zug aber erst um 10.38 Uhr fährt, macht das noch nicht so viel Sinn, so dass ich mich entscheide, bis 9.00 Uhr meinen Koffer in der Kabine zu lassen (spätestens dann muss die Kabine ja verlassen werden) und die Zeit in der AIDA Bar für das Hochladen der Fotos zu nutzen (hier oben steht LTE zur Verfügung, so dass ich das auch bei den anstehenden runden 200 MB angehen kann).
Um kurz vor neun sind dann die Hälfte der Bilder auf dem Server, in Alben sortiert und mit Titeln und Schlagworten versehen – und den Rest mache ich dann gleich am Bahnhof. Ich gehe also letztmals in meine Kabine, hole meinen Koffer (und hoffe, dass ich nichts vergessen habe) und gehe das letzte Mal für diese Reise von Bord …
Jetzt muss ich noch durch das Terminal am Ostseekai, den Zoll passieren und dann mit dem Shuttle zum Bahnhof. Das mit dem Zoll geht schnell (der ist nämlich gerade nicht da) und auch der Bus steht praktisch abfahrbereit vor dem Terminal – es muss nur noch mein Koffer eingeladen werden und dann geht’s los. Das Ticket für den Shuttle hatte ich ja bereits zu Hause über MyAIDA gebucht (hätte man aber auch gestern noch an Bord für 3 € kaufen können) – und da der Ostseekai ja ein Stückchen vom Hauptbahnhof entfernt ist, macht das auch durchaus Sinn mit dem Shuttle.
Rund zehn Minuten später stehen wir dann schon vorm Bahnhof – es ist jetzt 9.20 Uhr, so dass noch über eine Stunde Zeit bis zur Abfahrt meines ICE bleiben. Die würde ich jetzt gern in der Lounge der Bahn verbringen – da könnte ich dann auch gleich die restlichen Bilder hochladen. Leider gibt es so etwas in Kiel nicht: „Das lohnt sich hier nicht.“, wie ich am Informationsschalter erfahre. Nun, für mich hätte sich das durchaus gelohnt …
Also braucht es einen Plan B. Und da fällt mir der McDonalds ein, den ich ja schon bei der Hinfahrt bemüht habe. Der öffnet zwar erst in zehn Minuten, aber das ist nicht so schlimm, da vor der Tür fest installierte Tische und Barhocker stehen – und somit geht es jetzt gleich weiter mit den Fotos.
Ich trinke dann noch anstandshalber einen Cappu (und lasse mir dann gleich noch die kostenlose Toilettenmünze dazu geben) und schaffe es, bis zur Abfahrt alle Bilder auf dem Server zu haben. Lediglich bei einigen Fotos fehlen noch die Titel und die Schlagworte – aber das kann dann ja gleich im Zug passieren.
Der fährt übrigens ab Gleis 3 – und gerade heute wäre es mal schön gewesen, wenn die Wagen falsch herum angehängt worden wären. Die Wagen der 1. Klasse sind nämlich am Zugende – und das ist weit draußen … ich stelle also fest, dass es nicht reicht, pünktlich am Gleis zu sein – nein, man muss auch noch genug Zeit haben, um bis ans Ende des Zugs zu laufen.
Und das schaffe ich dann nicht ganz – ich steige also kurz nach der Hälfte in den Zug und arbeite mich dann innendrin bis Wagen 14 vor. Dort finde ich meinen Platz 41 – und wenn der Zug jetzt nicht wieder kaputt geht oder im Restaurant ein Feuer ausbricht (wie vorgestern im ICE nach Amsterdam), sollte meiner Rückkunft am Nachmittag in Frankfurt eigentlich nichts mehr im Wege stehen.
Ich baue meine Technik auf, hoffe auf eine einigermaßen stabile Internetverbindung und kann damit jetzt das Projekt „Fotoalbum“ auf generalalarm.de beenden – die Bilder sind online und der Hinweis auf Facebook ist geschaltet. Mission completed.
In Hamburg kommt dann noch ein bisschen Unruhe auf im Zug – da hier noch mal sehr viele Leute zusteigen. Und alle haben AIDA-Banderolen am Koffer. So nach dem Motto: AIDA trifft AIDA. Während im Zug bislang eigentlich nur Gäste der Cara sitzen kommen jetzt noch die der Stella dazu, die heute in Hamburg ihren Wechseltag hat.
Und bis Kassel-Wilhemshöhe passiert dann auch nichts Aufregendes mehr – ich trinke noch einen Cappuccino, lese die WELT und werde dann von einer Frau, die hier zugestiegen ist, angesprochen: „Wenn Sie mich bitte auf diesen Platz lassen würden.“
„Bitte?“ – „Ich möchte mich da hinsetzen.“ OK, verstanden hatte ich das auch beim ersten Mal – aber halt nicht kapiert. „Und warum?“ – „Ja, was meinen Sie wohl? Weil das mein Platz ist!“ Das kam jetzt schon lauter, die Aufmerksamkeit der Reisenden in unserem Wagen ist uns sicher. Frei nach dem Motto: endlich passiert hier mal was.
Ich versuche der Dame zu erklären, dass das relativ unwahrscheinlich ist – es sei denn, die Bahn hätte den Platz zweimal vergeben. Und wenn ich auch schon viel erlebt habe bei der Bahn – das hatte ich bislang noch nicht.
„Hier mein Ticket – schauen Sie doch selbst.“ Und ich schaue. Und stelle fest, dass sie im Prinzip Recht hat. Sie hat tatsächlich diesen Platz reserviert. Dummerweise nicht in diesem Zug. Der fährt nämlich nach Zürich – und sie will nach München … 😉
Wir sind uns daher schnell einig, dass ich sitzen bleibe – und sie sich auf die Suche nach dem Zugbegleiter macht … vielleicht hat der ja eine Idee, ob und wo sich unsere Wege (also eher die der Züge) noch mal kreuzen … 😉
Der Rest der Fahrt ist dann unaufgeregt – es brennt nichts, es geht nichts kaputt. Ich lasse mir noch einen Salat mit Hähnchenbrust bringen – und komme mehr oder weniger pünktlich kurz vor 16.00 Uhr am Frankfurter Westbahnhof an (warum der nicht wie ursprünglich geplant zum Hauptbahnhof fährt, wissen die Götter). Da ich aber von hier eh mit dem Taxi nach Hause fahre, ist das eigentlich auch nebensächlich – die Strecke ist ja praktisch identisch.
Naja, fast. Denn am Westbahnhof scheinen so wenig Leute anzukommen, dass es vor Ort kein einziges Taxi gibt. Da hilft dann nur die Taxi-App … und so steht fünf Minuten später ein Taxi für mich bereit, mit dem ich dann das letzte Stück des Heimwegs antreten kann.
Tja, und so endet nach zweieinhalb Wochen eine der schönsten Reisen, die ich bislang mit AIDA unternommen habe – wir waren knapp 10.000 Kilometer unterwegs, haben die Shetland Inseln, Island, Spitzbergen, das Nordkap und Norwegen besucht, die Mitternachtssonne kennen gelernt, hatten mit ganz wenigen Ausnahmen traumhaftes Wetter und nur an einem Tag ein bisschen Seegang – was kann man sich mehr wünschen?
Und so beginnen jetzt wieder mal knapp drei Monate mit AIDA-Abstinenz bevor es dann von Mallorca bis auf die Kanaren geht … aber auch die Zeit wird irgendwie rumgehen … 🙂