Dafür klappt das mit dem Sonnenaufgang wieder einwandfrei. Avisiert für 5.15 Uhr wache ich um 5.13 Uhr auf … irgendwie ist das schon gespenstisch. Aber gut, ein Blick aus dem Fenster zeigt, dass wir auf dem Meer sind (OK, nichts anderes ist zu erwarten gewesen) und ich mich also durchaus noch mal umdrehen kann.

Das mache ich auf, bis ich dann gegen 8.00 Uhr final wach werde. Ich entschließe mich noch, eine halbe Stunde ins ARD-Morgenmagazin zu schauen, finde das irgendwie alles furchtbar, was auf der Welt so passiert (egal ob Ägypten, Israel, die Ukraine – alles Ziele, die ich vor zwei, drei Jahren mit AIDA noch bereist habe und die heute mehr oder weniger Kriegs- oder zumindest Krisengebiete sind) und lasse mich nur vom Wetterbericht für unsere Rückkunft am Wochenende etwas aufmuntern. Das sieht ja eigentlich ganz erfreulich aus.

Was man vom heutigen Seetag nicht sagen kann: „bedeckt bis regnerisch, leichter Wind, 20°C“, so die Wettervorhersage in der AIDA Heute. Die Temperatur wäre ja noch in Ordnung, aber regnerisch ist nicht das Zauberwort für einen Seetag auf der Cara. Schade eigentlich …

Ich entscheide mich also zunächst für ein Frühstück im Marktrestaurant, treffe dort auf Gabi und Daniela und stelle während des Frühstücks beim Blick aus dem Fenster fest, dass da doch relativ viel blauer Himmel zu sehen ist – und das passt ja nun nicht zu „regnerisch“. Vielleicht sollte ich doch mal draußen nach dem Wetter schauen und nicht nur in der Bordzeitung.

Eine kurze Stippvisite auf dem Außendeck beim Weg in meine Kabine bestätigt den blauen Himmel und die vorhergesagte Temperatur. Sogar Sonnenstrahlen sind zu erkennen. Nun, das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Ich schnappe den Kindle, eine Wasserflasche und meine Badeschlappen und mache mich auf den Weg auf Deck 10.

Und sieh mal einer an: erstmals auf dieser Reise sind nicht nur auf dem Pooldeck einige Liegen aufgebaut sondern auch auf dem FKK-Deck (bislang musste man die immer selbständig aus dem Liegenpaket auspacken). Und da liegt der Harald jetzt – umringt von vielen anderen Sonnenanbetern – in der Sonne, die – Dank ganz wenig Wind – sogar fast zu heiß ist.

Wolken sind nur vereinzelt zu sehen – und selbst wenn mal eine für fünf Minuten vor der Sonne vorbeischwebt, ist die Abkühlung zwischendurch eher angenehm als dass man frieren würde. Genial – kann es einen schönen Abschluss für einen tollen Urlaub auf der Cara geben?

Ich ignoriere daher auch das Besteckklappern auf dem Außenbereich des Calypso ein Deck unter uns (da muss man jetzt nur beim Aufstehen aufpassen – sonst lenkt man die Leute unten ungewollt vom Essen ab) – das Mittagessen fällt heute wieder aus. Zum einen müsste ich sonst hier weg, zum anderen ist das wahrscheinlich auch gesünder.

Und so verlasse ich erst gegen 14.00 Uhr das Deck als sich eine größere Wolke vor die Sonne schiebt und so für eine längere Phase der Abkühlung sorgt. Bevor ich jetzt noch schnell dusche, gehe ich noch eine Viertelstunde in die Dampfsauna – und bin etwas verwirrt, als ich da wieder rauskomme. Sowohl das FKK-Deck als auch das Außendeck vor dem Saunabereich ist leer.

OK, hat bestimmt angefangen zu regnen, denke ich noch so bei mir. Hat es aber nicht, wie ein kurzer Kontrollblick auch den Boden zeigt. Aber da fällt noch mehr auf – die Liegen sind auch weg. Fein säuberlich sind die wieder zu Paketen zusammengebunden … und das passiert normalerweise ja erst abends.

Also irgendwas ist faul hier – ich weiß nur noch nicht was. Und bevor ich dazu kommen, jemanden zu fragen, beantwortet unser Kapitän die noch nicht gestellte Frage: „Vielen Dank, dass sie so schnell die Außendecks geräumt haben. Wie wir von der dänischen Küstenwache erfahren haben, wird der Hubschrauber in etwa zehn Minuten hier sein.“

Und auf einmal macht das alles Sinn … wenn ein Hubschrauber zum Schiff kommt, darf nichts mehr draußen sein, was wegfliegen könnte – das tut es nämlich sonst auch. Und einzelne Liegen, die nicht festgebunden sind, zählen da durchaus dazu. Bleibt jetzt nur noch die Frage, warum ein dänischer Hubschrauber zu uns kommt – wobei da eigentlich nur ein Szenario denkbar ist: ein medizinischer Notfall.

Und genau das hat der Kapitän auch durchgesagt – allerdings nicht über den Lautsprecher in der Dampfsauna (gibt’s da überhaupt einen?). Und somit ist klar, dass in etwa zehn Minuten ein Hubschrauber über uns sein wird, um einen Patienten mittels Seilwinde vom Schiff abzuholen. Das deutet dann leider auf eine wirklich schwerwiegende Erkrankung oder Verletzung hin – wenn so ein Manöver irgendwie vermeidbar ist, vermeidet man das … schließlich das ja noch mal die pure Stresssituation für den Patienten.

Ich gehe also zurück in meine Kabine, stelle dabei fest, dass die Zugänge zu den Außendecks inzwischen alle geschlossen und auch die Treppenaufgänge mit Flatterband abgesperrt sind. Über Lautsprecher wird das „Deck Fire Team“ aufs Pooldeck zur Absicherung des Hubschraubereinsatzes alarmiert – scheint alles ziemlich generalstabsmäßig abzulaufen.

Lediglich das Außendeck auf Deck 6 scheint nicht gesperrt zu sein – vor meinem Fenster steht zumindest eine Menschentraube. Und auch beim Blick nach rechts und links sind nur Menschen zu sehen. Offensichtlich sind jetzt alle 1.200 Passagiere hier versammelt – sieht zumindest ähnlich aus wie bei der Seenotrettungsübung.

Hab‘ ich vielleicht doch noch was verpasst? Aber gerade, als ich mir darüber Gedanken machen will, löst sich die Versammlung vor meinem Fenster auf. Deck 6 wird jetzt – logischerweise – auch gesperrt. Denn auch hier besteht ja eine latente Gefahr für die Passagiere durch den Hubschrauber oder aufgewirbelte Gegenstände.

Ich verstehe sowieso nicht, was die da alle gewollt haben – mehr als einen anfliegenden Hubschrauber kann man da doch sowieso nicht sehen. Und alles andere passiert dann doch sowieso über dem Pooldeck. Und so entscheide ich mich, mir das Treiben dort mal näher anzusehen. Wie das geht, obwohl die oberen Decks alle abgesperrt sind?

Ganz einfach: ich schalte meinen Fernseher mal auf Kanal 15 ein. Das ist die Webcam des Pooldecks – und siehe da. Das ist so ein bisschen wie bei DSF: „mittendrin statt nur dabei“. Und so verfolge ich die Rettungsaktion, die von Deck 11 in der Nähe des vorderen Treppenhauses abläuft, live im TV.

Zunächst werden zwei Retter auf das Schiff abgeseilt (das geschieht allerdings an anderer Stelle), die dann den Patienten für den Transport zum Hubschrauber vorbereiten. Und nachdem der erste mit der Winch (das ist die Seilwinde am Hubschrauber) wieder zum Hubschrauber gezogen wurde, folgt als nächstes der Patient auf einer Trage bevor der zweite Retter als letztes den Rückweg zum Hubschrauber antritt.

Und nach wenigen Minuten ist dann auch alles vorbei – der Hubschrauber verlässt uns wieder und der Kapitän bedankt sich nochmals für die Unterstützung und das Verständnis und teilt mit, dass der Patient jetzt auf dem Weg in die Klinik ist. Und ich wünsche an dieser Stelle in jedem Fall mal gute Besserung! Hoffentlich geht alles gut.

Mir hat das Ganze aber wieder gezeigt, dass man hier mit Notfällen sehr professionell umgeht. Da ich vor zwei Jahren auf einer Reise auch schon mal als Ersthelfer in eine Reanimation eingebunden war (leider mit negativem Ausgang), konnte ich seinerzeit schon sehen, wie gut das Rettungswesen auf AIDA organisiert ist. Und das hat sich heute bestätigt: innerhalb weniger Minuten waren die beiden Sonnendecks geräumt, alle Tische, Stühle und Liegen weggeräumt und gesichert und die entsprechenden Sperrmaßnahmen vorgenommen worden. Und bereits fünf Minuten nach der Rettung mittels Hubschrauber stand bereits wieder alles an seinem Platz – und der Urlaub konnte weitergehen.

Ich konnte es ja live am Bildschirm verfolgen: wie die Ameisen sind die AIDA-Mitarbeiter auf dem Pooldeck ausgeschwärmt, um alles wieder in den Ausgangszustand zu versetzen. Echt super organisiert!

Inzwischen hat sich der avisierte Regen dann doch noch blicken lassen: der blaue Himmel ist Geschichte – und das leere und nasse Pooldeck zeugt von einem kurzen, aber heftigen Schauer. Wobei das die meisten Passagiere nicht so sehr stört – jetzt ist doch eh Kaffee- und Kuchenzeit im Calypso. Und da hat man sich jetzt ja sowieso einiges zu erzählen. Hat doch jeder irgendwas gesehen, gehört oder meint, etwas gehört zu haben, was da genau vorgefallen ist … Aber so ist der Mensch nunmal …

Ich entscheide mich für etwas Salat und zwei kleine Stückchen Pizza, um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken und beginne dann schon mal, meine Reisetasche mit den Dingen zu packen, die ich hier nicht mehr brauche und auf die ich bis Dienstag verzichten kann – wird die doch heute Nacht bereits abgeholt, um dann von TEFRA zu mir nach Hause geliefert zu werden. Und alles andere geht dann morgen früh in den kleinen Koffer, den ich selbst mit von Bord nehme.

In meiner Kabine werde ich dann übrigens von einer kleinen Tüte überrascht. Siehe da, mein Ersatznetzteil ist wieder da – zusammen mit einer Dose belgischer Pralinen. Nette Geste … wäre zwar nicht notwendig gewesen, freut mich aber deshalb um so mehr …

Und nachdem dann die Tasche gepackt ist (hier geht das Packen ja sowieso immer deutlich schneller als zu Hause), geht es dann auch schon zum „Farewell Dinner“ ins Marktrestaurant. Hier bin ich mit Arvi, Volker, Gabi und Daniela zum Essen verabredet – und so lassen wir uns gemeinsam die Köstlichkeiten schmecken, die AIDA heute für uns aufbietet.

Und die lassen sich wirklich sehen – wobei es immer wieder schade ist, dass der Hummer beim Farewell Dinner nur kalt serviert wird. Warm wäre das ein richtig leckeres Essen … aber so? Aber gut, das ist Jammern auf hohem Niveau – es gibt ja genügend andere Leckereien, die man als Alternative essen kann. Und satt bin ich hier ja auch noch immer geworden … 😉

Tja, und damit nähert sich unser Urlaub so langsam aber sicher dem Ende. Bei der Rückkehr auf die Kabine liegen hier schon die beiden belgischen Pralinen als Nachthupferl parat – und auch die Reise-DVD, die es für die Clubmitglieder der Stufe „Grün“ ja kostenlos gibt, ist dabei. Und so bleibt dann nur noch die Farewell-Show im Theater und anschließend der Farewell-Sekt auf dem Pooldeck. Hm, vielleicht hätte ich doch noch eine Jacke draußen lassen sollen? Naja, mal abwarten – aktuell sind es ja noch 22°C …

Bis dahin nutze ich aber noch die Zeit und gönne mir noch ein kleines AIDA Souvenir. Zugegeben, eigentlich gehöre ich ja nicht ganz zur Zielgruppe der Panini-Sammelalben von AIDA – aber als Fanartikel gehört das halt schon in die Sammlung. Ich werde mich morgen im Zug dann mal damit befassen – mal schauen, wie groß die Ausbeute der passenden Bilder ist. Und zur Not gibt’s da sicher jemand im Internet, mit dem man tauschen kann …

Ich umrunde noch einmal Deck 6 (das ist ja das Schöne auf der Cara, dass man hier einmal rund ums ganze Schiff gehen kann) und erlebe dabei noch ein fantastischen Sonnenuntergang – der Himmel ist weitestgehend klar und nur einzelne Wölkchen um die Sonne geben den passenden Hintergrund für den Untergang ab. Wie im Bilderbuch … kitschig, aber ein toller Abschluss für eine tolle Reise.

Und dann muss ich aber auch schon los aufs Pooldeck – ich will doch den Farewell Sekt nicht verpassen und die letzte Gelegenheit, mich zu verabschieden … bis zu welcher Reise auch immer. Kalt ist es glücklicherweise nicht, wir haben immer noch 22°C, obwohl es jetzt schon nach 23 Uhr ist. Offensichtlich können wir uns jetzt also wieder an höhere Temperaturen gewöhnen …

Und somit geht dann auch der letzte Abend dieser Reise zu Ende. Ich packe noch meinen zweiten Koffer zu Ende (bis auf die Kleinigkeiten, die morgen früh noch rein müssen), stelle meine Reisetasche zur Abholung vor die Tür, programmiere das Telefon für 6.58 Uhr (um 7.00 Uhr ist der Computer dann vermutlich wieder überlastet, weil mindestens 500 Leute gleichzeitig geweckt werden wollen) und wünsche ein letztes Mal eine gute Nacht …

Weiter mit Tag 18: Kiel (Deutschland)