Mangels Sonnenaufgang erwache ich natürlich erst wieder viel zu spät … als wir schon längst in Tromsø festgemacht haben. Verpasst habe ich aber offensichtlich nichts, außer Nebel und Regen ist vor der Tür nichts wesentliches festzustellen.

Einen Ausflug hatte ich ja auch nicht gebucht, da ich bei meinem Hurtigrutenbesuch vor sechs Jahren die wesentlichen Highlights von Tromsø bereits besichtigt habe und von daher heute eigentlich nur noch mal raus gegangen wäre, um mich ein bisschen zu bewegen.

Aber nicht bei diesem Wetter … und so starte ich erst einmal mit einem Frühstück, nachdem die Masse zu den Ausflugsbussen geströmt ist und genieße die Ruhe auf dem Schiff. Zeitlich bedingt wähle ich wieder das Calypso, da das nicht um 10.00 Uhr die Pforten schließt, so dass ich in Ruhe frühstücken kann. Und da hier im Hafen auch der Internetzugang über das norwegische Netz gut funktioniert, gibt es dazu dann auch die WELT Kompakt auf dem iPad zum Lesen (ich muss daran denken, mein Abo bei amazon zu kündigen, da übermorgen der kostenlose 14-tägige Testzeitraum ausläuft).

Und während ich inzwischen satt bin, Omelette, Brötchen und Obst im Harald sind, wechsle ich in die AIDA Bar, um dort in Ruhe die Zeitung zu lesen. Und werde überrascht: die Restaurantleiterin des Rossini sieht mich, erkennt mich und offeriert sofort eine Latte Macchiato. Wow – so stelle ich mir das vor …

Ein Blick aus dem Fenster bestätigt inzwischen den ersten Eindruck vom Wetter (der ja auch der Vorhersage entspricht) – Regen und Nebel über Tromsø. Und so entscheide ich jetzt spontan, dass ich keinen Spaziergang mache sondern den Tag heute einfach zum Seetag erkläre.

Ursprünglich war ja der Plan, zum Polaria zu laufen – das ist ein Informationszentrum zur Polarzone mit Aquarium. Eigentlich nett gemacht und informativ – aber keinen Regenspaziergang wert. Und das zweite Highlight wäre dann die Eismeerkathedrale gewesen – und die wäre sogar einen Spaziergang im Regen wert (wobei man dort natürlich auch mit dem Taxi oder dem Bus hinfahren könnte). Aber das macht natürlich nur dann Sinn, wenn man sie noch nicht gesehen hat … und somit scheidet das für mich heute auch aus.

Stattdessen hole ich mir die Bewegung im Schiff. Genauer gesagt auf Deck 9 im Fitnessbereich. Da ist es heute natürlich auch schön leer – lediglich eine Dame quält ein Laufband (oder andersrum). Und jetzt komme ich halt noch dazu und schaue mal, wie die Crosstrainer hier so funktionieren. Eine halbe Stunde bzw. 3,5 km laufe ich im Kreis … nicht überragend, aber immerhin besser als nichts.

Und gehe danach noch in die Ecke mit den Geräten, um mich noch ein halbes Stündchen dem Krafttraining zu widmen. Ich will ja nächste Woche im Studio nicht bei Null anfangen müssen. Wobei ich ziemlich erstaunt bin, so schlecht sieht das ja gar nicht aus … Das gleiche mache ich dann noch an den beiden kommenden Seetagen – dann sollte es zu Hause schon wieder passen.

Durchgeschwitzt ist jetzt aber erst einmal Entspannung angesagt. Also zunächst eine Aufwärmrunde in der Sauna und dann in den Whirlpool – da ist so ein bisschen Regen ja nicht wirklich störend. Dummerweise ist der – warum auch immer – gesperrt. Ärgerlich.

Also auf dem Rückweg in die Kabine mal an der Rezeption gefragt: „Davon wissen wir nichts.“ OK, hilft mir aber jetzt nicht weiter: „Vielleicht weiß ja jemand anderes was?“ Sie schaut leicht gequält, ruft aber trotzdem irgendwo an. Da weiß man aber auch nix. Also noch ein Versuch bei jemand anderem – und da weiß man immerhin, dass man den Pool gerade chlort. OK, wäre zwar nachvollziehbar, wobei ich hier aber eigentlich von einer kontinuierlichen Chlorbeimischung ausgegangen wäre …

Aber wie auch immer – jetzt weiß ich zwar warum ich nicht, aber noch nicht, wann ich wieder in den Pool kann. Und die Rezeption weiß es auch noch nicht – verspricht mir aber immerhin, einen Zettel an die Kabine zu hängen, wenn man es weiß. Damit brauche ich zumindest nicht alle 30 Minuten nachschauen gehen.

Von daher entscheide ich mich erst mal wieder für einen Aufenthalt an der AIDA Bar, um den Regentag wenigstens produktiv zu nutzen. Ich stelle ein paar Artikel auf generalalarm.de ein, schreibe weiter am aktuellen Reisebericht und tue auch mal wieder was Berufliches. Macht aber nichts, denn alles was jetzt erledigt ist, steht nächste Woche nicht mehr auf der Agenda.

Zurück auf meiner Kabine finde ich dann einen Zettel an der Tür – der Whirlpool steht „am späten Nachmittag“ wieder zur Verfügung. OK, ist zwar Interpretationssache, 16.30 Uhr könnte damit aber durchaus gemeint sein. Und dann könnte ich da noch mal rein, bevor es dann um 5 nach 5 zum Aufguss geht.

Nun, kann ich nicht – entweder ist noch nicht „später Nachmittag“ oder vielleicht auch schon „früher Abend“ – zumindest ist der Pool immer noch oder schon wieder gesperrt. Also gut, dann halt nur Aufguss. Und der ist heute mal richtig gut – mit Mandelduft (hatte ich auch noch nicht) wird uns hier ordentlich eingeheizt.

Und das passt ja gut zum Wetter vor dem Fenster – es regnet zwar nicht mehr, aber neblig und kühl ist es trotzdem noch. Von daher wird es Zeit, dass wir aus Tromsø auslaufen, um zu unserem nächsten Ziel, den Lofoten, bei hoffentlich besserem Wetter zu kommen.

Und meine Wetter App signalisiert in der Tat für morgen 16°C und Sonnenschein – da ist es ja fast schade, dass ich keinen Ausflug mehr buchen konnte. Aber vielleicht gibt es ja noch Restplätze? Da laufen ja genug Leute übers Schiff, die husten und niesen – vielleicht ist ja das eine oder andere Ticket zurückgegeben worden?

Ich schaue also mal bei den Scouts vorbei – und siehe da: es gibt tatsächlich noch einige Restplätze. Dummerweise nur bei dem Ganztagesausflug nach Å mit sieben Stunden Dauer. Und auch wenn sich das gut anhört, ist mir das doch eindeutig zu lang – zumal viel Zeit im Bus verbracht wird und für den Ausflug auch 130 € aufgerufen werden.

Von daher verzichte ich und finde mich mit einem weiteren „Seetag“ ab, da in Gravdal selbst wohl eher nichts los ist. Oder drücken wir es anders aus: „Gravdal“ heißt übersetzt „Grabtal“. Wenn das Wetter aber so kommt wie es avisiert ist, kann man den Tag ja auch einfach in der Sonne verbringen – das würde meinem Teint, der in den letzten zwei Wochen schon ein bisschen unter der fehlenden Sonne gelitten hat, sicherlich nicht schaden.

Aber noch ist ja heute … und von daher befasse ich mich mal mit dem Abendessen. Und das hat heute viele bekannte Namen – zumindest wenn man ab und zu mal bei IKEA vorbeischaut. Heute ist nämlich „Skandinavien“ das Thema im Marktrestaurant – und damit ist „Köttbullar“ genauso wie vertreten wie beispielsweise Elchschulter.

Und in diesem Zusammenhang lernen wir auch gleich einen neuen Typ Mitreisenden kennen – den Typ „Kenn ich nicht, ess‘ ich nicht.“ Das ist nämlich genau seine Aussage als er vor dem Schild mit der Elchschulter über dem braunen Fleisch steht. Jo, kenn ich auch nicht – und deshalb nehme ich mir davon und nutze die Gelegenheit, es kennen zu lernen (und es gut zu finden). Er wird dann wohl über Schnitzel mit Bratkartoffeln in seinem restlichen Leben nicht mehr rauskommen …

Und eine andere Mitreisende bringt mich sogar dazu, den Tisch zu wechseln – und das passiert nur ganz selten. Aber sie schafft das – sitzt sie doch hustend und schniefend am Tisch. Naja, eigentlich ist das eher so ein Auf-der-Tischplatte-hängen … und sie erklärt das auch gleich: „Wissen, Sie, ich bin total erkältet und habe 38,5°C Fieber …“

So jemand wollte ich ja schon immer genau neben mir beim Abendessen haben … ich weiß ja so schon nicht, ob es mir gelingt, den umherfliegenden Viren auszuweichen – aber wenn ich hier sitzenbleibe, ist das Thema ganz sicher durch. Ich wünsche einen guten Appetit und gute Besserung – und verschwinde … weit weg.

Bis ich dann um 21.30 Uhr wieder im Theater auftauche. Das Ding ist randvoll – aber in der ersten Reihe sind noch freie Plätze. Warum auch immer … normalerweise ist das nur so, wenn die Gefahr besteht, dass die Leute auf der Bühne die Leute vor der Bühne ins Programm mit einbeziehen – dann sitze ich auch lieber auf Deck 9 ganz hinten. Aber bei einer Wildwest-Show …?

Ich nehme also Platz und harre der Dinge, die da kommen mögen. „Go West“ heißt das etwa einstündige Programm, das uns jetzt geboten werden wird. Ich kenne es noch nicht – und bin begeistert. Eine Westernparodie mit viel Comedy und guter Musik … OK, es schadet nicht wenn man „Der Schuh des Manitu“ und „Brokeback Mountain“ gesehen hat – zumal die Show auch mit der einen oder anderen homoerotischen Einlage versehen ist. Oder warum sonst schwenken die Indianer Regenbogenfahnen während das Lied „Go West“ läuft … ab und zu merkt man dann halt doch, dass da Corny Littmann beim AIDA Entertainment seine Finger im Spiel hat. J

Traurig finde ich es dann nur, wenn ein älterer Herr seiner Frau zuflüstert, dass „das ja nun ja nicht sein müsse, dass man den Kindern solche „Merkwürdigkeiten“ zeigt. Am Ende glauben die tatsächlich noch, dass das ganz normal wäre.“ Ob ihm mal einer sagen sollte, dass das ganz normal ist …?

Wie auch immer – da ist vermutlich nichts mehr zu retten … von daher rette ich mich am Ende der Show in die AIDA Bar und suche mir einen Platz dicht an der Bühne. Hier startet nämlich gleich „Crew meets Band“ – die legendäre Veranstaltung, bei der Crewmitglieder ihre gesanglichen Leistungen zum Besten geben. Und wie immer ist das eines der Highlights der Reise – und man fragt sich unweigerlich, warum die Leute nicht alle im Show Ensemble arbeiten …

Rund 1 ½ Stunden vergehen jetzt hier wie im Flug – bevor ich dann den Abflug ins Bett mache. Und heute ist es vor dem Fenster auch mal wieder dunkel. Naja, zumindest nicht taghell, also irgend so etwas dazwischen – laut „AIDA Heute“ hatten wir immerhin kurz vor Mitternacht einen Sonnenuntergang.

Aber wir haben gegen 3.00 Uhr morgen früh auch schon wieder einen Sonnenaufgang – so weit kann die Sonne in der Zwischenzeit ja nicht weg sein. Also schauen wir mal – vermutlich wache ich dazu dann ja wieder automatisch auf.

Weiter mit Tag 14: Gravdal/Lofoten (Norwegen)