Nach dem Aufwachen (also dem letzten Aufwachen so gegen 8.00 Uhr ) werfe ich einen Blick aus dem Fenster und sehe – nichts. Naja, „nichts“ stimmt nicht ganz – ich sehe schon noch den Pfosten vor meinem Fenster. Aber das ist es dann auch … der Blick über die Reling ist wie der Blick an eine weiße Wand. Wir haben Nebel – und so soll es heute auch erst einmal bleiben. Das ist wohl dem Temperaturunterschied zwischen Wasser- und Lufttemperatur (9°C) geschuldet – das könnte aber ein Physiker sicherlich besser erklären.

Von daher entscheide ich mich heute mal wieder für ein Frühstück im Rossini – ich habe ja sonst nichts vor … von der Einladung aufs Volleyballfeld mal abgesehen. Und so finde ich mich wenig später an einem schönen Tisch im Rossini wieder, vor mir steht eine Latte (die kommt inzwischen automatisch) und auch die Bestellung für mein Omelette ist schon in der Küche.

So stelle ich mir das vor … keine Ahnung, was da am ersten Tag los war – haken wir es mal ab unter „Stress nach dem Passagierwechsel“. Heute klappt jedenfalls alles so wie man sich das vorstellt – und so steht einem gemütlichen Frühstück nichts im Wege.

Auch der Zeitungsdownload klappt noch mal problemlos – für morgen muss ich mir dann was Neues überlegen, da meine Internetflatrate auf dem Schiff heute Abend gegen 19.00 Uhr endet. Und meine über Keepgo gebuchte Flatrate für Norwegen erst übermorgen in Spitzbergen beginnt. Den morgigen Seetag muss ich dann also irgendwie überbrücken …

Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit – und so schaue ich jetzt erst mal im Theater vorbei. Dort werden die Ausflüge auf Spitzbergen vorgestellt. Und das ist ja dann noch mal eine Gelegenheit, zu schauen, ob der gewählte Ausflug der richtige ist oder ob es nicht noch etwas Besseres gibt.

Zu Hause gebucht habe ich – allerdings mehr so aus der Not heraus, weil ich nichts wirklich Gutes gefunden habe – einen Ausflug zum Camp Barentz. Da wären dann zumindest Huskys zu streicheln. ;-J

Aber schnell stelle ich fest, dass das irgendwie auch nicht so der Brüller ist. Und dummerweise sind die anderen Ausflüge (vom Stadtspaziergang mal abgesehen) wieder mal alle ausgebucht. Wenn Du da nicht vor der Reise in MyAIDA zuschlägst, hast Du da echt keine Chance mehr. Von daher finde ich mich damit ab, dass ich wohl auf eigene Faust mal durch Spitzbergen laufen werde (und vielleicht findet sich ja kurzfristig noch was an der Touristeninfo) – bis einer der Biker auf die Bühne kommt.

Und er berichtet von noch drei freien Plätzen auf der Bikingtour durch Spitzbergen („Die Arktis per Bike entdecken“). Und das scheint dann ja doch eine Alternative zu sein – es ist keine Aktivtour mit hunderten von Höhenmetern und somit sollte die dann ja auch für einen sportlichen Laien wie mich zu schaffen sein.

Ich gehe also gleich zum Bikingschalter – und jetzt sind nur noch zwei Plätze frei. Denn einer ist jetzt mir. Jetzt hoffe ich nur, dass das Wetter mitspielt und wir nicht bei Eiseskälte durch den Regen fahren müssen – da hätte ich ja nun gar keinen Bock drauf. Aber gut, jetzt ist es nicht mehr zu ändern – warten wir’s ab.

Ich hole daher mein Ausflugsticket für den ursprünglich gebuchten Ausflug aus der Kabine und gehe an die Ausflugschalter, um ihn zu stornieren. Da finde ich allerdings eine lange Schlange vor – die Präsentation im Theater ist vorbei und jeder versucht doch noch, irgendwo einen Platz zu ergattern.

Nun, ich hätte ja nun einen – und gehe davon aus, dass ich mich damit einfach an der Schlange vorbei nach vorn stellen kann … ich muss ja nur das Ticket zurückgeben. Denkste – die Dame, die als nächstes an der Reihe ist, lässt nicht mit sich reden. Jetzt wäre sie dran – und da könnte ja jeder kommen. Also gut, der Herr hinter ihr versteht mein Anliegen und lässt mich vor. Und manchmal schreibt das Leben halt die schönsten Geschichten: die Dame will ins Camp Barentz. Kann sie aber nicht – es gibt keine freien Plätze mehr. Verärgert geht sie von dannen – hört mich aber noch sagen, dass ich einen Platz für das Camp Barentz stornieren will. Sie dreht auf dem Absatz um, kommt zurück und bekommt von dem netten Herrn hinter mir unmissverständlich mitgeteilt, dass das hier der Reihe nach geht und sie sich gefälligst hinten anstellen soll … und jetzt fährt halt der freundliche Herr ins Camp Barentz. Find‘ ich gut!

Ich schnappe mir nun meinen Kindle und gehe in den Saunabereich. Dort ist es erstaunlicherweise recht leer (hätte ich bei diesen Temperaturen eigentlich anders erwartet) und verbringe da den Rest des Tages bis zu unserem Termin auf dem Volleyballfeld. Nur unterbrochen durch einen Teller Gulaschsuppe auf dem Pooldeck – das ist nämlich der heutige Poolbrunch.

Das einzige, was hier echt nervig ist, sind die Duschen. Da ist in der Tat mal eine Generalüberholung fällig – von den beiden Warmwasserduschen geht inzwischen nur noch eine (die andere ist mit einem Schild „KAPUT“ gekennzeichnet) – und die ist nur nutzbar, wenn keine der anderen Kaltwasserduschen im Einsatz ist. Offensichtlich ist diese Dusche nämlich die letzte am Kaltwasserstrang – denn jede andere aufgedrehte Dusche verwandelt diese dann in eine Heißwasserdusche … und zwar mit kochendem Wasser.

Dennoch bin ich pünktlich um 15.30 Uhr auf dem Volleyballfeld – und werde gemeinsam mit den anderen Mitreisenden der Clubstufe „Grün“ von unserem Reiseberater abgeholt. Es geht jetzt nämlich auf den Balkon des Kapitäns. Dort wartet auf uns bereits der Glühwein – ist es doch nach wie vor nicht wärmer geworden. Und auch die Sicht ist – sagen wir mal – weiterhin eingeschränkt: der Nebel verbindet Himmel und Meer zu einer nahtlosen Einheit. Die Sicht ist gleich Null.

Und das ist richtig schade – denn eigentlich sind wir nicht nur zum Glühweintrinken hier … eigentlich sollten wir hier die Passage der Insel „Jan Mayen“ hautnah verfolgen können. Und klar, die Insel und den zugehörigen Gletscher passieren wir – wir sehen halt nur nichts davon.

Schade eigentlich … aber nicht zu ändern. Von daher mache ich mich nach geraumer Zeit dann auf den Weg ins Calypso, um einen Muffin zu essen, nachdem das Mittagessen schon ausgefallen ist. Und kaum habe in den Muffin in der Hand, erfahre ich durch eine Durchsage, dass gerade jetzt der Nebel sich ein bisschen gelichtet hat und man einen Blick auf den Gletscher werfen könnte.

Ich mache mich also wieder auf den Weg auf Deck 10 – und werde von einigen Passagieren irritiert beobachtet als ich mich durch das „Crew Only“ Tor auf des Kapitän’s Balkon begebe. Einer sagt das sogar: „Hallo, da darf nur die Besatzung hin!“ – „Stimmt“, bestätige ich ihm. Nützt aber nichts – bis ich auf dem Balkon stehe, ist die Nebelwand schon wieder geschlossen …

Dann also nicht … ich gehe auf meine Kabine und überbrücke die Zeit bis zum Abendessen mit meinem Buch. Wobei ich dann beim Abendessen pünktlich erscheine – heute ist nämlich „Griechenland“ angesagt. Und wer mich kennt, weiß, dass das mein Lieblingsthemenabend ist.

Von daher stehe ich heute auch mal pünktlich um 18.00 Uhr vor dem Marktrestaurant und begehre Einlass. Und bin wieder mal begeistert: die Auswahl und Qualität der Speisen ist einfach nur Spitze. Und ich bin nach wie vor der Ansicht, dass die Themenabende auf den kleinen Schiffen essenstechnisch mehr Abwechslung bieten als die Buffetrestaurants auf den großen.

Und so gibt es jetzt erst einmal eine kleine Auswahl griechischer Vorspeisen, dann Gyros (sehr gut gewürzt) mit Krautsalat und Tzatziki, danach ein paar Biftekiröllchen (natürlich ebenfalls mit Tzatziki), ein bisschen Lamm und zum Abschluss noch einen Teller griechischen Bauernsalat (den habe ich nach den Vorspeisen vergessen). Dafür fällt dann heute aber das Dessert aus – es sei denn, man sieht den Ramazotti, den ich gleich an der AIDA Bar trinken werde, als Nachspeise an.

Ach ja, als ich heute wieder mal pünktlich zur Restaurantöffnung ins Marktrestaurant gegangen bin, habe ich auch wieder den „Biermann“ getroffen – so wird der Mitreisende von einigen Passagieren genannt, der jeden Tag Punkt 18.00 Uhr ins Marktrestaurant geht, dort auf direktem Weg den Zapfhahn ansteuert und dann – etwa eine halbe Stunde lang – um diesen herumläuft. Und zwar so, dass er bei jeder Runde ein neues Bier zapft, dass er dann auf seinem Weg trinkt. Bis halb sieben hat er dann meist so acht bis zehn davon geschafft – und dann verschwindet er wieder. Beim Essen habe ich ihn zumindest noch nie gesehen … aber gut, das bisschen, was man so ist, kann man ja auch trinken … 😉

In der AIDA Bar schreibe ich jetzt noch schnell meine Erlebnisse auf, trinke meinen Ramazotti zum Verdauen (und das ist heute auch unbedingt notwendig) und gehe dann gegen halb zehn mal wieder ins Theater: „In the Jungle“ wird gegeben – bekannte Lieder, die irgendwas mit dem Dschungel zu tun haben, werden heute zu Gehör gebracht … und das ist eigentlich (auch wenn ich das schon kenne) immer wieder ganz nett.

Tja – und obwohl es draußen taghell ist (und wie wir wissen, wird das ja auch für vier Tage so bleiben), entscheide ich mich dann für den Weg ins Bett. Irgendwie macht ja auch Nichtstun müde – und so lese ich noch ein bisschen bis ich mich meinen Träumen hingebe.

Weiter mit Tag 9: Seetag – auf dem Weg nach Spitzbergen