Um kurz nach fünf Uhr ist die Nacht zu Ende. Zumindest erst einmal. Draußen ist es taghell, war doch der Sonnenaufgang schon vor rund 1 ½ Stunden. Und das wird in den nächsten Tagen ja noch extremer – ab dem 23. Juli, wenn wir uns dann nördlich des Polarkreises befinden, soll sie dann gar nicht mehr untergehen …

Ich entscheide mich aber erst einmal fürs Weiterschlafen – das ist mir dann doch etwas zu früh (auch wenn es zu Hause ja bereits kurz nach 7.00 Uhr ist). Und das ist dann auch so die Zeit, zu der ich dann erneut aufwache. Passt schon eher.

Ich mache mich ein bisschen frisch und entscheide mich heute spontan für ein Frühstück im Calypso – das Rossini öffnet ja erst in rund einer halben Stunde. Auf dem Weg nach oben schaue ich noch mal kurz auf das Freideck und stelle fest, dass es gar nicht so kalt ist wie vermutet. Es sind zwar nur 13 Grad – aber es ist jetzt nicht so, dass ich im T-Shirt sofort friere. Eigentlich sehr angenehm.

Seegang haben wir übrigens so gut wie keinen (die Wellenhöhe dürfte so bei einem knappen Meter liegen), allerdings ist es ziemlich bewölkt und ein bisschen nebelig. Für ein Sonnenbad ist der Tag dann wohl eher nicht so geeignet – aber gut, dass hat auf dieser Route ja auch niemand ernsthaft erwartet. Zumindest bewahrheitet sich, dass sich schlechtes Wetter auf zwei Routen hintereinander in der Regel nicht wiederholt – unsere Vorgänger vor gut zwei Wochen haben hier ja offensichtlich einen echten Kampf gegen die Wellen geführt … dagegen ist das hier bis jetzt eine echt gemütliche Kreuzfahrt.

Im Calypso erwartet mich dann das altbekannte AIDA-Frühstücksbuffet. Ich bekomme an meinem Tisch sofort einen Kaffee und kann mich dann durch Spiegeleiger mit Speck sowie Wurst, Schinken, Käse, Lachs, ein bisschen Obst und drei Pancakes kämpfen. Und – Überraschung – der Orangensaft stammt jetzt aus einem Automaten, auf dem „Nestlé Vitality“ steht. Und schmeckt. Zugegeben, noch nicht wie frisch gepresst – aber immerhin so, dass man erkennen kann, dass da mehr Orangen als Wasser drin sind. Sollte da etwa jemand mein Flehen erhört haben? 😉

Wie dem auch sei – das Frühstück hier ist heute wieder mal echt lecker gewesen und die große Auswahl steht da natürlich in Konkurrenz zur Latte und dem Minutensteak im Rossini. Ich glaube, der goldene Mittelweg ist da das beste – ich werde dann je nach Lust und Laune mal hier oder mal da frühstücken …

Anders als das Paar, die sich an meinem Tisch zu mir gesellen. Im Laufe des Gesprächs stellt sich nämlich heraus, dass die beiden mitbekommen haben, dass es für die Clubmitglieder der Stufe „Grün“ die Möglichkeit gibt, kostenlos das „Gourmet-Frühstück“ im Rossini zu genießen. Und das finden die beiden gar nicht gut. „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ und „halten sich wohl für was Besseres …“ sind nur zwei der Aussagen, die die beiden dazu treffen. Sogar beschweren wollen sie sich – immerhin wären sie jetzt ja auch schon das vierte Mal unterwegs …

Spannend wird es erst, als ich dann mal zu Wort kommen darf: „Was halten Sie denn davon, junger Mann?“ Nun, auf Konfrontationskurs gehen oder nicht – das ist hier die Frage. Sagen wir mal so – ich sage meine Meinung dann durch die Blume: „Ich glaube, morgen früh gehe ich wieder ins Rossini zum Frühstück …“ J

Glücklicherweise bin ich mit meinem Frühstück durch – da kann ich mich auch gleich verabschieden und das Weite suchen … bevor ich jetzt noch persönlich dafür haftbar gemacht werde, dass es das Frühstück im Rossini überhaupt gibt.

Meine nächsten Termin habe ich heute erst um 10.00 Uhr: die Ausflugspräsentation von Isafjördur auf Island steht an. Und bis dahin schlendere ich noch ein bisschen um Deck 6, genieße die frische Seeluft und schaue danach Dank Internet mal, was es so Neues gibt auf dieser Welt. Und das ist aktuell ja nicht gerade wenig …

Das Theater ist voll – die Präsentation der Ausflüge stößt offensichtlich auf viel Interesse. Doch das reduziert sich schlagartig, als wir zu Beginn gleich erfahren, dass das jetzt weniger eine Präsentation der Ausflüge ist, die man buchen kann sondern viel mehr der Ausflüge, die man hätte buchen können. Denn: alle Ausflüge in Isafjördur sind restlos ausgebucht.

Und so kommt es, dass sich das Theater parallel zu den vorgestellten Ausflügen leert – offensichtlich geht jeder, nachdem „sein“ Ausflug vorgestellt wurde. Und bei mir ist das der ISA03 – “ Vogelparadies Insel Vigur“. Ich bin ja mal gespannt, was uns da erwartet. Geysire und heiße Quellen sollte ich bis dahin ja schon in Reykjavik gesehen haben – da wären Papageientaucher dann ja mal eine echte Abwechslung.

Aber noch ist ja etwas Zeit bis dahin – und so entschließe ich mich, den heutigen Seetag ganz in Ruhe mit Lesen zu verbringen. Und das natürlich im Saunabereich, in den ich mich jetzt erst einmal verabschiede. Den Poolbrunch („Erbsensuppe“) lasse ich heute mal bewusst aus – aber vielleicht steige ich nach dem Mittagessen beim „Glühwein auf dem Pooldeck“ ja wieder ein.

Steige ich nicht … und ich lasse auch das Mittagessen ausfallen, das Frühstück war reichlich genug. Stattdessen verbringe ich dann jetzt erst einmal ein paar Stunden abwechselnd mit Schwitzen und Lesen, wobei man es – zumindest nach den Saunagängen – durchaus auch mal ein Weilchen draußen aushalten kann (erstmals sehe ich dabei übrigens jemand, der einen Schlafsack (!) mitgebracht hat). Das Thermometer zeigt aktuell 14°C – das ist für die Überfahrt von den Shetland Inseln nach Island ja mal gar nicht schlecht. Und auch wenn es den ganzen Tag über bewölkt ist, ist kein Regen in Sicht. Also, ich bin zufrieden mit dem Wetter.

In der Sauna kommt dann auch noch mal leichte Unruhe auf. Einer der Passagiere will einen bekannten Comedian erkannt haben. Und eine andere Dame ist sich auch sicher, dass „er“ es war. Wiederum andere wissen, dass das ja gar nicht sein kann (Warum eigentlich nicht? Dürfen Promis denn keinen Urlaub auf AIDA machen? Hatten wir auf der Mein Schiff 3 letzte Woche mit Karl Dall doch auch schon). Aber wie dem auch sei, das ganze kann aufgeklärt werden … ja, er ist es.

Ich hatte ihn heute Morgen schon kurz vor dem Fotoshop getroffen – und war mir eigentlich auch sicher, dass er es tatsächlich ist. Und spätestens als er kurz darauf seine Bordkarte in den Fotoautomaten geschoben hatte und mit „Guten Tag, Herr …“ begrüßt wurde (ich lasse den Namen hier mal offen, da ich nicht weiß, ob er der ganzen Welt erzählen will, dass er hier Urlaub macht), war alles klar. Jetzt stellt sich nur die Frage, ob er wirklich nur Urlaub macht oder ob sich AIDA ihn als Gastkünstler geleistet hat. Nun, wir werden sehen – jetzt lassen wir ihn erst mal in Ruhe Urlaub machen (wobei das zumindest in der Sauna wohl nicht mehr klappt – bin mal gespannt, mit was er da die gewünschten Autogrammkarten unterschreiben will …) 😉

Und das mit dem Gastkünstler ist auch schon geklärt. Dafür hat AIDA ja eine Homepage, auf der alle Gastkünstler des Jahres aufgeführt sind (nur für den Fall, dass die einer noch nicht kennt: http://www.aida.de/kreuzfahrt/reisen-mit-aida/startseite/shows/gastkuenstler.25276.html). Und von daher: ist er also nicht – auf dieser Reise haben wir nämlich den Comedian Thomas Nicolai an Bord. Mal schauen, was der so bringt, ist ja wohl schon ein paar Mal bei Stefan Raab in „TV Total“ aufgetreten.

Ich mache jetzt aber zunächst mal eine Pause und ziehe mich auf meinen Lieblingsplatz in der AIDA Bar zurück, um ein bisschen was vom heutigen Tag zu Papier zu bringen. Und einen weiteren Cocktailgutschein einzulösen – heute für einen „Hurricane“.

Und nachdem das Mittagessen vorhin ja ausgefallen ist und das Abendessen sich etwas nach hinten schiebt (um 18.00 Uhr findet das Clubtreffen statt), entscheide ich mich spontan zur Teilnahme an der Kaffee und Kuchen Schlacht um 15.30 Uhr im Calypso. Und das ist in der Tat unvorstellbar – als ob es tagelang nichts zu essen gegeben hätte … und die nächsten Tage auch nichts mehr geben wird. Da komme ich mir ja echt verloren vor mit meinem kleinen Stückchen Pistazientorte …

Die restliche Zeit bis zum Clubtreffen verbringe ich dann mit meinem Fotoalbum von der Mein Schiff 3 – die Bilder sind zwar schon alle auf generalalarm.de eingestellt, müssen aber noch mit den passenden Bildunterschriften versehen werden.

Und dabei fallen mir dann doch die Unterschiede zwischen den MS3 und der Cara auf – klar, dazwischen liegen zwanzig Jahre. Und das sieht man – obwohl die Cara echt gut in Schuss ist. Von Kleinigkeiten (wie zum Beispiel den Duschen in der Sauna oder der Farbgestaltung, die heute halt – sagen wir mal vorsichtig – nicht mehr ganz dem Zeitgeist entspricht) abgesehen, ist das nach wie vor einfach nur ein geniales Schiff. Kurze Wege und sehr familiär – und für so eine Reise ziehe ich die Cara nach wie vor größeren Schiffen, egal von welcher Reederei, vor.

Jetzt aber weiter im Programm: um 18.00 Uhr sind die Clubmitglieder aller Farbstufen ab Rot im Theater zum Clubtreffen geladen. Und ich bin erstaunt – es sind schätzungsweise keine 100, die da auflaufen. Also eine sehr überschaubare Anzahl; da hätte ich bei dieser Reise mehr erwartet (bei der letzten Transamerika müssen es wohl knapp 500 (!) gewesen sein).

Und wie immer ist es nett. Ein Gläschen Sekt, ein paar Häppchen zur Vorspeise und einige Informationen, die ich jetzt nicht zwingend als neu bezeichnen würde (ja, die Jungfernfahrt wird jetzt in zwei Teilstrecken angeboten und ja, am Clubprogramm wird sich was ändern – die interessante Frage wäre jetzt aber gewesen, was genau sich ändern wird).

Dafür gibt es noch einen kurzen Show Act und das obligatorische „Familienfoto“ – und das ist es dann auch schon wieder gewesen.

Macht aber nix – zum einen haben wir ja morgen noch das kulinarische Highlight im Rossini, zum anderen ist es jetzt auch Zeit fürs Abendessen. Zusammen mit Arvi und Volker, die ich schon lange aus dem AIDA-Forum kenne und jetzt endlich auch mal persönlich kennenlerne, gehen wir ins Marktrestaurant – das Thema heute: „Bella Italia“.

Warum es parallel dazu im Calypso „Pasta“ geben muss (ist das nicht auch irgendwie Italia?) habe ich ja noch nie verstanden. Aber vermutlich muss man dann nur einmal Spaghetti kochen und kann die dann in beiden Restaurants in die Auslage legen.

Wobei das Essen natürlich trotzdem sehr lecker ist – aber klar, ist ja auch italienische Küche. Und die ist ja eh lecker. Allein wenn ich an das Carpaccio denke, an das Caprese oder an die mit Käse überbackenen Rigatoni könne ich gleich nochmal …

Aber wir wollen es ja nicht übertreiben – zumal das mit dem Sport heute doch irgendwie wieder untergangen ist. Obwohl, noch wäre ja Zeit …

Wenn ich jetzt nicht zur Happy Hour in die AIDA Bar müsste – und die zwei Splash sind dabei natürlich nur ein Abfallprodukt, im wesentlichen geht es mir natürlich darum, für Euch diesen Bericht zu schreiben. Und an der Bar schreibt es sich nun einfach mal besser … Und somit muss der Sport wohl doch wieder bis morgen warten. Aber da klappt es bestimmt.

Und gerade als ich den Deckel vom MacBook zuklappen will, passiert dann doch noch was: ein (Ehe)paar betritt die Bar (schätzungsweise so um die 50), beide ein iPhone (oder einen iPod Touch) in der Hosentasche und beide weiße Kabel vor dem Bauch, die in Richtung Ohren führen. Und da stecken doch tatsächlich Earphones drin. Nicht gelogen – die beiden sitzen jetzt nebeneinander an der AIDA Bar und hören Musik (oder bekommen ein Buch vorgelesen oder so). Schon schade, wenn man sich so gar nichts mehr zu sagen hat …

So, das musste mal gesagt werden … und jetzt klappe ich den Deckel wirklich zu, befasse mich noch mit den restlichen Erdnüssen, die auf meinem Tisch stehen und schaue dann mal im Theater vorbei, was da heute gegeben wird.

„Es war einmal …“, die etwas „verkehrte“ Erzählung bekannter Märchen, steht auf dem Programm. Sensationell gut, aber für mich nicht mehr wirklich spannend – habe ich das doch inzwischen bestimmt schon fünf Mal gesehen.

Und da morgen mit Reykjavik der erste der drei isländische Hafen auf dem Programm steht, ich da ja einen privaten Ausflug gebucht habe und ich voraussichtlich gegen 4.00 Uhr zum Sonnenaufgang aufwachen werde, gehe ich jetzt langsam ins Bett, lese noch ein bisschen und gebe mich dann meinen Träumen hin – die ruhige See (jetzt fahre ich schon die Nordmeerroute und selbst da gibt’s keinen Seegang) hindert zumindest nicht am Einschlafen. Nur die Seeluft fehlt – aber dazu hätte es halt eine (auf der Cara nicht gerade günstige) Balkonkabine gebraucht …

Weiter mit Tag 5: Reykjavik (Island)