Es ist gerade mal halb sieben als ich aufwache – bzw. genau genommen halb sechs, da ich die Uhr meines iPhone noch nicht umgestellt habe. Die Sonne geht gerade am Horizont auf (und da wir von Ost nach West fahren, kann ich das direkt aus dem Bett verfolgen) – und sie hat schon eine unheimliche Kraft, denn sogar im Bett merke ich, wie mir warm wird.

Und da ich eigentlich nicht mehr so richtig müde bin, nutze ich die Lage meiner Kabine einfach mal schamlos aus und verlagere mich vom Bett in die Hängematte, um bei den ersten Sonnenstrahlen noch ein bisschen weiter zu dösen. Und das hat schon was …

So gegen 7.00 Uhr habe ich erst mal genug Sonne getankt und wechsele erneut meine Position – dieses Mal aber nicht von der rechten auf die linke Seite sondern aus der Kabine in den Sportpool: das morgendliche Schwimmprogramm steht an. Aktuell bin ich sogar allein im Pool – Samstag scheint der Tag zu sein, an dem alle mal ausschlafen. Die Sonne lugt auch hier inzwischen über die Reling, so dass ich meine Bahnen zunehmend im Sonnenschein ziehen kann.

Aber noch etwas merke ich – und zwar, dass wir fahren. Was mir weder auf der Kabine noch beim Laufen aufgefallen ist, macht sich hier deutlich bemerkbar – so ein Schiff bewegt sich selbst bei ruhiger See immer ein bisschen. Nicht genug, um es zu spüren, aber stark genug, um das Wasser im Pool in Bewegung zu versetzen. Und so kommt es, dass ich ständig gegen Wellen anschwimmen muss, wenn sich das Wasser im Pool von der einen auf die andere Seite bewegt. Das ist heute so ein bisschen wie schwimmen im Meer – und durch das salzige Wasser wird dieser Eindruck noch verstärkt. Und auch wenn ich heute nicht viel ausweichen muss und daher „nur“ meinen Kilometer geschwommen bin, ist durch das Auf und Ab bzw. das Hin und Her sicherlich die eine oder andere Extrakalorie gepurzelt.

Schadet aber nichts – durch das gute und reichliche Essen hier an Bord ist das auch dringend nötig. Irgendwie klappt das mit dem Abnehmen (oder zumindest dem Nicht-Zunehmen) hier nicht so wie angedacht. Mal schauen, ob das nächste Woche auf der Cara dann besser wird …

Hier geht es jedoch erst mal mit dem Standardprogramm weiter: noch eine halbe Stunde in den Whirlpool, dann ein Saft an der Überschaubar und nach dem Abstecher in die Kabine und ins Bad geht es dann heute noch mal in den Anckelmannsplatz zum Frühstück – das will ich ja zumindest noch einmal an einem Nicht-Wechseltag getestet haben.

Wie bei meinem ersten Besuch vor knapp einer Woche ist es hier zwar gut besucht, aber nicht randvoll – will heißen, dass es problemlos ist, einen freien Tisch zu finden. An welchem Automaten es den Cappu gibt, weiß ich inzwischen ja auch und so sitze ich erst einmal gemütlich an meinem Tisch und lasse das Treiben auf mich wirken. Und auch wenn hier viel los ist, liegt aufgrund des großzügigen Raumangebots doch eine gewissen Ruhe über allem – zumindest wirkt das ganze entspannter als zu den Stoßzeiten in den AIDA-Restaurants.

Ich beschließe, zu meinem Cappu auch noch etwas zu essen und gehe mal zur Omelette-Station (die ersetzt beim Frühstück den Wok). Hier stelle ich meine Wunschzutaten auf einem Teller zusammen, gebe diesen ab, erhalte einen Pager und kann mich dann zunächst mal anderen Dingen widmen. Das wäre dann beispielsweise der Lachs (mit Meerrettich) sowie Joghurt und Obst.

Und noch während ich den Lachs (zu dem ich mir aus der Backstube ein frisches Körnerbrötchen geholt habe) genieße, vibriert es in meiner Hose … also eher gesagt in der Hosentasche – Zeit für mein Omelette. Das steht auch schon bereit und noch bevor ich dem Koch den Pager reichen kann, erkennt mich dieser wieder und reicht mir das richtige Omelette. Nicht schlecht …

Eine knappe halbe Stunde später bin ich gut gesättigt und mache mich noch mal auf den Weg auf das Pooldeck. Hier checke ich jetzt erneut die Liegensituation – an einem so sonnigen Schiffstag gegen 9.30 Uhr wäre auf AIDA hier jetzt wohl keine freie Liege mehr zu bekommen. Und das, was ich schon mal festgestellt habe, trifft auch heute zu: viele der Liegen sind besetzt, auf einigen bewacht ein blaues Handtuch in Verbindung mit Sonnenbrille oder Roman die Liege – aber rund ein Drittel der Liegen sind über das Schiff verteilt sicherlich noch unbelegt. Von daher gibt es nun mal auch keinen Grund, schon vor dem Frühstück die Frotteeware auf den Liegen zu verteilen – und vermutlich machen es deshalb auch nur relativ wenige …

Mir selbst ist das jedoch egal – steht „meine“ Liege doch schon auf „meiner“ Veranda in der Sonne – und die musste ich gar nicht reservieren. Und so gehe ich zunächst noch mal ein Stündchen mit meinem Buch auf die Veranda, wobei ich feststelle, dass ich zwischenzeitlich sowohl Schatten- als auch Sonnenplätze zur Auswahl habe … wobei der sonnige Bereich sicherlich im Laufe des Tages immer kleiner werden und am Nachmittag ganz verschwunden sein wird. Aber solange wir unseren Kurs beibehalten, muss ich wohl damit leben, dass die Sonne im Osten auf- und im Westen wieder untergeht …

Bis dahin widme ich mich an meinem letzten Urlaubstag aber noch mal ein bisschen der Literatur – das wird heute ein echter Lesetag. Und das ist schon echt genial, wenn man da so auf seiner Liege liegt und den freien Blick auf den weiten Ozean durch die Glasscheibe seines Balkons mit direktem Blick auf die Heckwelle genießt – ich bin mit meiner Kabinenwahl hier echt zufrieden.

Und so unterbreche ich meinen Lesefluss auch nur für einen Snack zum Mittagessen – ein frisch belegtes Sandwich aus der Backstube und ein kleiner Cheeseburger vom Grill an der Außenalsterbar, das muss reichen. Auf dem Rückweg in meine Kabine nehme ich noch ein schönes Hefeweizen mit und mache es mir damit wieder auf dem Balkon, jetzt aber im Schatten, gemütlich.

Meine kurze Abwesenheit hat auch gleich der Kabinensteward genutzt, um mal schnell durchzufegen und das Bett aufzuschütteln – das klappt hier echt gut mit den Schildern an der Tür …

Und so verbringe ich auch den Rest des Tages unter wolkenlosem Himmel, wenn jetzt auch naturbedingt eher im Schatten, da die Sonne auf ihrem Weg nach Westen jetzt eher die Bewohner der weiter vorne liegenden Kabinen erfreut. Aber das macht nichts – irgendwann verbrennt sonst auch mir der Pelz – und der ist ja durchaus schon einiges gewöhnt.

Zum Abendessen wollte ich eigentlich ins Atlantik gehen, aber irgendwie ist mir auch heute wieder nicht nach langem Restaurantaufenthalt und so gehe ich noch mal in den Anckelmannsplatz – außerdem will ich mal checken, ob es hier am letzten Abend auch so etwas wie ein Farewell Dinner gibt.

Und die Frage ist schnell beantwortet – gibt es nicht. Die Speisenauswahl ist so wie an allen anderen Tagen auch (also nicht so, dass es immer das gleiche gibt – da ist schon jeden Tag was anderes in der Auslage am Buffet, allerdings halt auch nichts wirklich Besonderes). Aber das finde ich jetzt nicht wirklich schlimm, geschmacklich ist das ja alles gut, was es hier so gibt (also schon mal ganz anders als bei meiner ersten Erfahrung mit Mein Schiff).

Freie Tische gibt es auch genügend – das „Ich finde keinen Tisch“-Problem ist hier also nicht wirklich vorhanden. Und noch etwas fällt auf – es sind im wesentlichen Vierertische, die hier stehen (von wenigen Ausnahmen abgesehen). Das Konzept zielt also offensichtlich nicht darauf ab, viele Leute gemeinsam an 6er-, 8er- oder gar 10er-Tische zu setzen sondern jeden individuell zu platzieren. Und für diejenigen, die allein sitzen (wollen), gibt es dann ja die langen Tische mit Blick aufs Meer.

Und an so einem sitze ich heute Abend und bekomme somit unfreiwillig mit, was an den Tischen um mich herum so gesprochen wird. Da wäre zum Beispiel die rüstige Rentnerin mit ihrer Teenager-Enkelin. „Schau noch mal aus dem Fenster – ab morgen siehst Du das nicht mehr.“ Also so ein typisches Thema, das für Teenager von Interesse ist: „Ich seh‘ da nur Wasser …“ Was die Oma dazu nutzt, um ihrer Enkelin zu erklären, „dass ich Dich nicht mehr mitnehme, wenn Dir das alles nicht gefällt.“ Mal davon abgesehen, dass das eine sehr freie Interpretation der Enkelinnenaussage ist, scheint die ihre Großmutter aber gut zu kennen: „Oma, solange ich noch nicht 15 bin und es für Dich billiger ist, mich mitzunehmen als Deinen Alleinreisezuschlag zu zahlen, wirst Du mich ganz sicher noch mitnehmen …“

Während ich auf mein Essen aus dem Wok warte, setzt sich eine Frau zu ihrem Mann an den Tisch. Er ist wohl schon vorgegangen und hat schon mal ein Süppchen für sich geholt. „Trinkst Du nichts?“, fragt sie erstaunt. Und er: „Doch, Du kannst mir mal ein Bierchen holen.“ Offensichtlich ist man schon lange verheiratet, denn genau das passiert jetzt …

Mein Abschiedseis nehme ich dann wie immer mit ins Freie – und genieße dabei an der Außenalsterbar meinen Ramazotti „with ice and lemon“. Und während ich mit meinem Eisbecher auf der Suche nach einem Mülleimer bin (die sind in der Tat noch überschaubar verteilt), ergreift ein zufällig vorbeikommender Offizier (2 ½ silberne Streifen) den leeren Becher: „Ich entsorge das für Sie.“

Und spätestens jetzt ist klar, was hier mit „Wohlfühlschiff“ gemeint ist …

Auf dem Weg in meine Kabine steigt dann noch ein Paar in den Aufzug. Sie drückt auf „5“. Er fragt: „Wohin fahren wir?“ Und sie: „Auf 5.“ Woraufhin er nachfasst: „Und was ist da?“ und sie weiß dazu: „Weiß ich nicht.“ Na dann … er fragt auch nicht weiter nach – ist ihm wohl zu dumm 😉

Ich habe jetzt natürlich das Drücken verpasst und bin auch auf Deck 5 gelandet – aber das macht nix. Wenn man von dort die Treppe runterläuft, ist man ja auf 4 – und da ist die TUI Bar. Und dort gönne ich mir noch einen Cappuccino – und bin überrascht. Denn: der wird mit einem Schokotäfelchen mit „Mein Schiff“-Aufdruck auf dem Cappu geliefert – sieht echt edel aus.

Ich nehme dann noch ein Gläschen Hefeweizen mit und entschwinde nun aber final auf meine Kabine. Kurz habe ich darüber nachgedacht, um 21.00 Uhr das überflüssigste Fußballspiel der Welt, nämlich das Spiel um Platz 3 der WM zwischen den Niederlanden und Brasilien in der Sportarena anzuschauen, habe mich aber dazu entschieden, das auf meiner Kabine parallel zum Bildersortieren anzusehen – so wichtig ist das ja nun wirklich nicht.

Auf meiner Kabine angekommen, stellt sich nun noch die Frage, ob es Sinn macht, die Tasche heute schon zu packen und sie vor die Tür zu stellen, damit sie morgen früh im Hafenterminal steht – oder ob es bequemer ist, das morgen früh zu tun und sie selbst mit von Bord zu nehmen.

Und wie immer siegt die Faulheit – nämlich die Faulheit zu überlegen, was da noch draußen bleiben muss und wie ich das dann morgen früh runterbringe. Von daher mache ich heute in dieser Sache nichts mehr außer meinen Wecker 15 Minuten früher zu stellen – länger dauert das ja nicht, die paar Sachen einzupacken (ich nehme einfach alles mit, wo nicht TUI draufsteht) 😉

Mein Poolhandtuch habe ich bereits vorhin gegen die Handtuchkarte getauscht – ich nehme an, dass die dann morgen beim Verlassen des Schiffs irgendeiner haben will. Mal sehen – geschrieben hat dazu niemand was.

Und dann muss ich mich also doch langsam damit abfinden, dass diese Woche wieder mal viel zu schnell vorbeiging. Ich könnte durchaus noch ein paar Tage hierbleiben – aber gut, da ja bereits am kommenden Mittwoch die nächste Kreuzfahrt ansteht, ist das zu verkraften. Auch wenn ich zwischendurch noch mal einen Tag arbeiten gehe – aber irgendwie muss das ja auch alles bezahlt werden. Ach ja, und bevor da falsche Schlüsse gezogen werden – der eine Tag reicht dafür nicht aus … 😉

Inzwischen wissen wir übrigens auch, dass die Brasilianer im eigenen Land nur den vierten Platz bei der WM belegt haben (und deren Spielweise eigentlich noch nicht einmal das rechtfertigt) und unsere Nachbarn mit den Wohnwagen zumindest mal einen Platz schlechter sind als wir … wobei der Plan für morgen ja dann eigentlich doch auf Sieg ausgerichtet ist. Aber schau’n mer mal …

Jetzt geht es zumindest erst mal ins Bett, bevor es dann morgen früh wieder heißt: Welcome to Malta!“

Weiter mit Tag 8: Valetta (Malta)