Heute ist unser erster Landtag nach unserer Abreise in Malta. Und wie immer wache ich pünktlich mit dem Sonnenaufgang auf. Doch was ist das? Der Blick aus dem Fenster zeigt Bewölkung … haben wir heute nicht knapp 30°C und Sonne erwartet?

Ich will kurz den Wetterbericht checken, muss dazu aber erst einen Tages-Pass der Telekom erwerben – dafür gibt es dann 50 MB für 2,95 €. Und das ist eigentlich relativ fair. Ich schicke die entsprechende SMS, erhalte die Bestätigung und sehe Bewölkung. Hm, scheint zumindest deckungsgleich mit dem Wetter hier zu sein. Und trotzdem ist das doof, da ich heute Nachmittag ja einen Strandausflug gebucht habe – den würde ich ja nicht unter Wolken verbringen wollen.

Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit und „Weather Pro“ sieht die Regenwahrscheinlichkeit von jetzt 35% im Laufe des Tages auch rückläufig bis auf etwa 5%. Wird also schon werden.

Von daher beginne ich den Tag heute mal mit dem Frühstück – im Sportpool wäre zwar viel Platz, aber das hängt damit zusammen, dass es gerade zu regnen angefangen hat (da hilft es auch nichts, wenn die Regenwahrscheinlichkeit nur bei 35% liegt; denn auch wenn es nicht wahrscheinlich ist – es regnet halt trotzdem).

Ich entscheide mich wieder für den mediterranen Teil des Atlantik, kann den gleichen Tisch wie gestern haben, bekomme meinen Cappu automatisch und auch der Meerrettich zum Lachs kommt heute gleich mit.

Neben einem Omelette mit allem gibt es heute noch ein Minutensteak und zum Abschluss wieder einen dieser Männerobst-Teller. Und natürlich den frisch gepressten O-Saft für 2,90 €. Dazu die WELT Kompakt auf dem iPad – so lässt es sich in den Tag starten.

Und da das Wetter inzwischen auf Komplettbewölkung und Dauerregen umgeschaltet hat, widme ich mich in meiner Kabine mal meinen bisherigen Fotos. Und stelle fest, dass da noch vieles fehlt, was es in diesem Schiff so zu sehen und fotografieren gibt. Das muss ich dann morgen früh mal machen, wenn alle in Kotor auf Ausflügen sind (meine Panoramafahrt beginnt erst um 11.45 Uhr, da bleibt vorher noch etwas Zeit).

Die restliche Zeit bis zum Mittagessen verbringe ich dann ganz gechillt in der Sauna und im Ruheraum – der Außenbereich ist mir heute eindeutig zu nass … auch wenn die Temperaturen das Tagesziel von rund 27°C bereits erreicht haben. Und ein paar Bücher habe ich ja auf dem Kindle dabei … kann also nichts schiefgehen.

Geht dann aber doch … ich unterbreche meinen Lesefluss für einen Cheeseburger mit Pommes an der Außenalsterbar und muss dabei feststellen, dass das Wetter doch noch extrem wechselhaft ist. Mal scheint ein bisschen die Sonne, dann kommt sofort wieder eine Wolke und ich sitze im Regen. Wenn das nicht in der nächsten Stunde aufhört, wird das ein ziemlich feuchter Ausflug ans Meer L

Und es hört nicht auf. Nach wie vor sind viele Wolken am Himmel und die Sonnenphasen sind nur überschaubar. Auch der eine oder andere Regentropfen ist immer mal dabei. Ich muss also eine Entscheidung treffen: Ausflug oder nicht Ausflug – das ist hier die Frage. Finanziell betrachtet bleibt es sich gleich: der Ausflug ist bezahlt und erstattet wird nichts. Von daher ist die Frage also eigentlich nur, ob ich an Bord im Trockenen bleibe (und wenn die Sonne doch noch dauerhaft rauskommt, mich ein bisschen ärgere) oder ob ich mit an den Strand fahre (und wenn die Sonne dann doch nicht rauskommt, mich ein bisschen ärgere).

Ich entscheide mich für ersteres: wenn es regnet, werde ich hier wenigstens nicht nass. Und wenn die Sonne scheint, kann ich mich ja auch hier in die Sonne legen. Anders am Strand: wenn es da regnet, werde ich sicher nass. Ich gehe also zum Treffpunkt und sage meine Teilnahme ab. Ich bekomme noch die Info, dass ich die Ausflugskosten mit einem ärztlichen Attest erstattet bekäme. Klar, ich könnte jetzt natürlich auch Kopfschmerzen haben – aber dafür bin ich dann doch zu ehrlich.

Von daher mache ich mich wieder auf den 300 m langen Weg zum Saunabereich, von wo aus ich zusehen kann, wie die Wolken sich verziehen und innerhalb einer Stunde strahlender Sonnenschein und blauer Himmel vorherrschen. Murphy halt … aber gut, dann halt Plan B. Ich gehe zurück zu meiner Kabine, rolle die Liege in die Sonne und nutze mal meine 30 qm Veranda zum Sonnenbad.

Kurz vor 18.00 Uhr starte ich dann das Abendprogramm – 300 m liegen bis zum Aufguss vor mir. Dieses Mal gehe ich rechtzeitig in die Sauna (bevor die nachher wieder „voll“ ist), verlasse mich dabei aber auf die Zeitangabe eines Mitreisenden. Und dummerweise ist es nicht fünf vor sechs (wie er mir sagte) sondern 15 vor sechs – mit dem Ergebnis, dass ich jetzt zwar einen Platz in der Sauna habe, ich bis zum Aufguss aber schon durchgeschwitzt bin … Super gelaufen.

Ich lasse den Aufguss also Aufguss sein, dusche kalt, weiß jetzt, was das Codewort auf der Mein Schiff für einen medizinischen Notfall ist (der spielt sich nämlich nebenan in der Damenumkleide ab, wie ich später erfahren werde – ist aber wohl gut ausgegangen) und habe eine nette Unterhaltung mit einem Kölner Reisebüroinhaber zum Thema „Kreuzfahrten“ auf dem Nicht-FKK-Sauna-Außenbereich.

Ja, und dann wird es Zeit – Zeit für den großen Fußballabend. Der geplante Einzug ins Finale der Fußball-WM steht vor der Tür. Und dafür gibt es hier zwei Public-Viewing-Optionen: entweder in der Sportarena auf der LCD-Großbildwand oder alternativ im Theater – und hier in Verbindung mit der „TUI Cruises Sportschau“ mit Reiner Calmund und Bernd Schneider.

Ich bin da echt hin und hergerissen – das Feeling ist in der Arena sicher besser. Aber Calli hat natürlich auch was … naja, mal sehen. Ich gehe jetzt erstmal eine Kleinigkeit essen – damit ich dann gestärkt ins Halbfinale gehen kann …

Und wo geht man hin, wenn’s schnell gehen soll? Richtig, in den Anckelmannsplatz. Ich stelle mir ein paar Vorspeisen und einen Salat zusammen und lasse mir dann im Wok mal ein bisschen Rind mit irgendwas Grünem zusammenkochen – noch ein scharfes Sößchen dazu und alles ist gut.

Das ist jetzt übrigens mal eine gute Gelegenheit, über den Dresscode an Bord zu sprechen. Grundsätzlich ist das hier ja wie bei AIDA – „sportlich leger“ heißt soviel wie „wie daheim“. Und das sieht natürlich bei jedem ein bisschen anders aus. Die einzige Regelung betrifft ja die Herren, die „zum Abendessen die lange Hose aus dem Koffer holen“ sollen. Und da klappt auch ganz gut – zumindest im Atlantik ist mir noch keine kurze Hose aufgefallen. Außer bei dem einen oder anderen Jugendlichen – die sehen sich in dieser Frage dann mal noch als Kind. Gehen nach dem Essen aber an die Bar und wollen ein Bier …

Aber das wollte ich jetzt ja gar nicht schreiben. Ich wollte auf den Dresscode im Anckelmannsplatz kommen – und da gibt es in der Tat dann doch einige Kurz-Behoste auch gesetzteren Alters. Nicht, dass ich das jetzt schlimm fände – und es scheint sich auch keiner dran zu stören … aber da ist es dann wieder ein bisschen wie auf der Oasis. Im Hauptrestaurant ist „formell“ angesagt und im Buffetrestaurant „leger“. Und das bedeutet dann für die meisten Amis Sporthose, Badeschlappen oder Baseketballschuhe und die obligatorische Basecap. Da geht’s uns hier mit ein paar behaarten Männerbeinen ja eigentlich noch ganz gut … 😉

Ach ja, heute ist der Dresscode übrigens ziemlich einheitlich: „Deutschland-Trikot“. Und zwar alle, die seit der WM 1954 so getragen wurden … Bezüglich der Namen siegt übrigens Müller deutlich vor Schweinsteiger. Ganz selten sieht man einen Özil – dafür inzwischen den einen oder anderen Neuer. Bin echt mal gespannt, was uns da heute erwartet – ich habe zwar für Deutschland getippt, so wirklich sicher bin ich da aber nicht.

Ich nehme zum Abschluss noch zwei Kugeln Eis im Becher (heute mal Amalfi-Orange und Kokosnuss) und mache mich auf den Weg ins Theater. In der Sportarena werden die Tribünenplätze langsam knapp – und eine Liege auf dem Spielfeld selbst ist mir zum Fußballgucken dann doch zu statisch. Außerdem will ich hören, was Calli uns zu sagen hat.

Der Eingang auf Deck 4 ist noch geschlossen, dafür ist der auf Deck 5 schon auf. Und von hier oben sieht man wahrscheinlich eh besser, da man dann auf einer Höhe mit der Leinwand ist. Ich finde noch einen Platz in der ersten Reihe und harre mal der Dinge, die da jetzt kommen.

Zunächst kommen noch ein paar Passagiere (ich weiß jetzt gar nicht, wieviele in das Theater reingehen – zum Schluss ist es aber voll) und dann Bernd Schneider und Reiner Calmund. Wir hören noch ein knappes halbes Stündchen WM-Analyse, wissen jetzt, dass wir wahrscheinlich einen kleinen Vorteil gegenüber Brasilien haben, dass es aber ein schweres Spiel wird.

OK, das wussten wir auch vorher … aber das aus so berufenem Mund noch mal bestätigt zu bekommen, hat ja auch was. Und wir wissen noch etwas mehr: nämlich dass es Zeit wird, dass bei Özil „mal der Wecker klingelt“, denn: „die WM hat angefangen ,,,“.

Im Publikum befindet sich übrigens noch mehr Prominenz: Karl Dall verbringt seinen Urlaub auf dem Schiff und ist heute beim Rudelgucken mit dabei … Sachen gibt’s.

Und dann geht’s los: die Brasilianer fangen stark an (etwa 2-3 Minuten) und lassen dann genauso stark nach (etwa 30 Minuten). Dafür drehen die Deutschen auf – und schießen ein Tor nach dem anderen. Heute gilt: „Jeder Schuss ein Treffer“ (bis auf den von Özil) und „Wer hat noch nicht, wer will noch mal?“ Einfach nur geil – und das im vollbesetzten Theater. Mehr Stimmung geht kaum noch. Und als dann die drei Tore innerhalb von drei Minuten fallen, bebt der Saal. Die meisten haben das 4:0 ja gar nicht mitbekommen, weil sie dachten, das wäre noch die Zeitlupe vom 3:0 … Einfach nur Wahnsinn.

Dann endlich Halbzeit. Alle rennen raus, alle haben Durst. Und da zeigt sich der Vorteil von „Premium Alles Inklusive“. An der Bar werden die Getränke einfach nur so über den Tresen gereicht – auf AIDA wären 75% durstig zurück ins Theater gegangen, weil die Abrechnung viel zu lange gedauert hätte. Ich weiß nicht, aber irgendwie fühle ich mich hier immer wohler …

Über die zweite Halbzeit gibt es dann eigentlich gar nicht mehr so viel zu sagen. Das eine oder andere Tor fällt noch, die Brasilianer kommen zu ihrem Ehrentreffer (hätte man sonst ja fast aus Anstand als Eigentor machen müssen) und Deutschland steht nach einem 7:1 über Brasilien im Finale der WM 2014. Da passt der Witz, den mein Nachbar zur Linken gerade streut genau dazu: „Treffen sich ein Holländer und ein Deutscher. Sagt der Holländer: wir spielen morgen gegen Argentinien. Antwortet der Deutsche: Was für ein Zufall – wir am Sonntag auch!“ (Anmerkung des Autors für diejenigen, die das erst in einigen Jahre lesen und die WM 2014 nicht mehr so parat haben: morgen ist das zweite Halbfinalspiel zwischen Holland und Argentinien. Und am Sonntag dann das Finale gegen uns …)

Doch zurück ins Theater. Das Spiel ist aus und Calli kommt wieder auf die Bühne. Er soll da jetzt das Spiel analysieren. Und das macht er ganz kurz: „Leute, was soll ich denn da noch analysieren und das Haar in der Suppe suchen? Lasst uns an die Bar gehen und uns einen saufen …!“ Spricht’s und verschwindet von der Bühne. Mal schauen, an welcher Bar wir ihn finden …

Ich mache noch mal einen Abstecher aufs Pooldeck – da läuft heute nämlich eine Poolparty. Und jetzt wird es da auch richtig voll … mal schauen, ob das mit dem Premium Alles Inklusive hier heute nicht ausartet – das ist ja immer so die Befürchtung, die ich habe, wenn’s nix kostet …

Ich trinke noch ein Hefeweizen, schaue auf dem Rückweg noch mal kurz im Tag & Nacht Bistro vorbei, fülle dann meine Wasserkaraffe für die Nacht und beschließe den Weg ins Bett zu finden – schließlich ist die Nacht morgen früh um 6.00 Uhr vorbei. Denn: die Einfahrt durch die Fjorde in den Hafen von Kotor muss wohl eine schönsten Hafeneinfahrten sein, die es so gibt – und die will ich dann ja nicht verpassen – zumal ich ja eigentlich ein ganz netten Blick vom Balkon haben müsste …

Weiter mit Tag 4: Kotor (Montenegro)