Endlich geht es los. Naja, fast zumindest. Die erste Teilstrecke meiner Anreise, die Fahrt nach Köln steht für heute an. Um 12.37 Uhr geht mein Zug vom ICE-Bahnhof am Frankfurter Flughafen, so dass mich Tanja freundlicherweise eine Stunde vorher zu Hause abholt und zum Bahnhof fährt. Mit dem Umbau des Bahnhofsgebäudes am Flughafen und die Integration in das Squaire (so heißt das Gebäude heute) gibt es dort auch einige Kiss-and-Ride-Parkplätze (darf man übrigens auch nutzen, wenn man das mit dem „kiss“ weglässt), so dass der Weg vom Auto bis zum Zug nur noch wenige Meter beträgt. Also alles sehr gechillt.
Und erwartungsgemäß zu früh. Bis zur Abfahrt meines Zuges dauert es noch rund eine halbe Stunde, so dass ich den Weg zum Gleis nach etwa der Hälfte unterbreche, um in die Bahn Lounge zu wechseln. Dank Comfort-Status (es lohnt sich also doch, ab und zu mal geschäftlich Bahn zu fahren) kann ich so die Wartezeit zumindest mit einem Cappu auf Kosten der Bahn überbrücken.
Auf den Monitoren verfolge ich derweil das Geschehen im Bahnhof und stelle erstaunt fest, dass praktisch kein Zug fehlerfrei verkehrt. Dem einen fehlt der Wagen 6, bei zwei anderen ist die Wagenreihenfolge vertauscht (eines der aus meiner Sicht ungelösten Rätsel des Bahnverkehrs – es kann doch eigentlich nicht so schwer sein, die Dinger richtigrum zusammen zu bauen) und beim nächsten gibt es „keinen gastronomischen Service“. Naja, eigentlich gibt es den ja auch nicht, wenn es ihn gibt – zumindest ist mir in der Bahn noch kein gastronomisches Highlight bewusst aufgefallen … lediglich das warme Käse-Schinken-Sandwich ist ganz lecker.
Und mein Zug? Nun, der scheint fehlerfrei zu verkehren – zumindest ist dem Monitor nicht zu entnehmen, dass irgendwas nicht stimmt. Also gehe ich mal frohen Mutes in Richtung Gleis 7 – und stelle fest, dass mein Zug offensichtlich 12 Minuten früher fährt als ich mir das aufgeschrieben habe (zumindest steht das so auf der „Wagenstandsanzeige“). Das wäre jetzt natürlich doof, da er dann schon weg wäre …
Ist er aber nicht … die Abfahrtstafel zeigt ihn so an wie er in meinem Kalender steht. Scheint also einfach nur Bestandteil des üblichen „Bahn-Durcheinanders“ zu sein. Und siehe da – pünktlich um 12.37 Uhr fährt er in den Bahnhof ein. Wagen 29 steht auch fast da, wo er zu erwarten gewesen wäre, mein Platz ist frei und die angezeigte Reservierung stimmt. Also alles gut – jetzt kann es also losgehen in Richtung Köln.
Dort findet an diesem Wochenende der CSD statt, was sich auch im Zug ein bisschen bemerkbar macht. Trotz Klimaanlage … 😉 Ist aber ein nettes Publikum, so dass die Fahrt nach Köln echt witzig wird. Schade, dass ich am Flughafen schon raus muss (das ist der einzige ICE, der die beiden Flughäfen ohne Umsteigen mit einander verbindet) …
Und hier geht’s erst mal nicht weiter. Das Leonardo Hotel soll zwar nur 300 m entfernt sein, ist aber weder zu sehen noch ist es ausgeschildert. Schlecht. Also bemühe ich mal das iPhone in dieser Sache – und siehe da, es ist am anderen Ende des Flughafengeländes. Und zwar Luftlinie in der Tat nur 300 m entfernt, der Fußweg beträgt aber 1,1 km. Und das ist mir jetzt mit Reisetasche und Rucksack dann doch zu viel.
Also schnappe ich mir das erste Taxi, nenne dem Fahrer meinen Fahrtwunsch und erfahre, dass ich wieder aussteige. Denn Fahrten dieser Entfernung macht absprachegemäß in Köln immer das letzte Taxi … und das ruft er mir jetzt. Eine Minute später sitze ich daher bei „Hennes“ im Auto und bin fünf Minuten und fünf Euro später auch schon wieder draußen – ist halt in der Tat nur ein guter Kilometer bis zum Hotel.
Dort ist bereits alles für meinen Aufenthalt vorbereitet – eine Unterschrift auf dem Anmeldeformular und gut ist. Selbst die Zugangsdaten für das (eigentlich kostenpflichtige) WLAN liegen schon bereit (für Leonardo Club Mitglieder ist das allerdings kostenfrei). So mag ich das …. Ich mache mich noch kurz schlau, ob es heute Abend so etwas wie ein „Public Viewing“ im Hotel gibt und werde an die Bar verwiesen – hier würden die Spiele übertragen werden. Na fein, dann kann ich das gleich mit einem Snack zum Abendessen verbinden.
Bis es soweit ist, gehe ich aber erst mal kurz auf mein Zimmer. Im fünften Stock, nach hinten raus (und damit ruhig) gelegen, findet sich meine Unterkunft für die nächste Nacht. Ein bequemes King-Size-Bett lädt zum Verweilen ein … und in der Tat, mein Versuch, den Focus der letzten Woche endlich mal zu lesen, scheitert kläglich. Als ich eine gute Stunde später wieder aufwache, ist er noch auf Seite 9 aufgeschlagen – da bin ich offensichtlich nicht ganz fertig geworden …
Aber egal – es ist ja rechtzeitig bis zum Fußball … also gehe ich kurz vor 18.00 Uhr in die Hotelbar, ergattere noch einen schönen Platz an der Theke, ordere erst einmal ein Kölsch (leider nur Sion) und schaue im Kreise anderer Interessierter die Partie Argentinien gegen Belgien.
Und auch wenn mein Tipp im Vorfeld (1:1) nicht ganz erreicht wird, ist es ja zumindest ein interessantes Spiel. Und bis kurz vor sieben ist auch alles in Ordnung – dann fällt allerdings eine englische Reisegruppe in der Bar ein, die sich offensichtlich zum Dinner verabredet und wohl entschieden hat, im Vorfeld noch einen Schoppen zu trinken. Und sich dabei zu unterhalten. Und zwar nicht über Fußball. In Englisch. Und – vor allem – lauter als Bela Rety. Und auch wenn der in der Regel nichts sonderlich Intelligentes oder gar Aufregendes sagt, ist das ziemlich störend.
Und so bin ich (und mit mir auch alle anderen in der Bar) heilfroh, als die Reiseleiterin quer durch die Bar ruft:“ Dinner is served!“ und rund 30 Engländer schlagartig die Location wechseln.
Parallel dazu kommt übrigens auch mein Cheeseburger (220 g Rindfleisch) – und das wird auch Zeit, ist das letzte Essen doch das Frühstück gewesen. Der sieht übrigens so lecker aus, dass auch der Typ am Tisch neben mir so einen haben will. Und das tut er dem Kellner kund, indem er auf meinen Burger zeigt und mitteilt: „Ich hätte gern das, was der Herr dort hat.“
Und was jetzt kommt, ist kein Witz (auch wenn es den schon jahrelang gibt) – der Kellner antwortet staubtrocken: „Gern, ich weiß aber nicht, ob er ihn hergibt.“ Nur zur Ergänzung: ich habe ihn nicht hergegeben … 😉
So, der Burger ist gegessen, Argentinien hat gewonnen (und ich damit keine Punkte bei unserer Tipprunde gesammelt) und ich weiß, dass mein iPhone (und die Weckfunktion des Hoteltelefons) um 3.00 Uhr zum Aufstehen blasen – und von daher beschließe ich, das zweite Spiel im Bett anzusehen (und dabei idealerweise einzuschlafen).
Nun, wer das Spiel der Holländer gegen Costa Rica auch gesehen hat, weiß, dass das keinen Anlass zum Einschlafen gegeben hat. Und so wird es dann mit Verlängerung und Elfmeterschießen doch wieder fast 1.00 Uhr bis ich im Reich der Träume versinke (und gefühlt nach wenigen Minuten wieder aus dem Schlaf gerissen werde).
Aber in der Tat ist es tatsächlich 3.00 Uhr – und somit Zeit für einen neuen Tag …