7.15 Uhr – die Sonne scheint noch nicht, der Kapitän schläft trotzdem nicht mehr. Und das lässt er uns wissen, in dem er uns über die Lautsprecheranlage des Schiffs lautstark begrüßt und uns einen schönen Tag wünscht. Seit etwa 4 Uhr sind wir jetzt nämlich auf dem Saigon River unterwegs und machen daher so etwas wie eine Flusskreuzfahrt mit Ziel Ho-Chi-Minh-City – und immer dann, wenn es etwas Interessantes zu sehen gibt, lässt uns unser Kapitän daran teilhaben. Zugegeben, die Kabinenlautsprecher hat er nicht eingeschaltet – aber wenn Du einen Lautsprecher direkt vor der Kabinentür hast, macht das keinen wirklichen Unterschied.


Also gut, ich bin jetzt wach. Kann ich also auch aufstehen. Mache ich auch, gehe kurz ins Bad und erschreckt wieder raus und mache mich auf den Weg zum Frühstück.

Auch heute steht mir der Kopf irgendwie nicht nach Rossini, so dass ich wieder im Marktrestaurant aufschlage, bevor ich den Vormittag dann in der Sonne verbringe. Die meisten der Passagiere haben den Tag schon früh mit einem Landausflug begonnen bzw. sind irgendwie auf eigene Faust nach Ho-Chi-Minh-City gefahren (unser Liegeplatz an einer Industrieanlage ist etwa 20 km und damit je nach Verkehr zwischen 30 und 40 Minuten vom Stadtzentrum entfernt), so dass es auf dem Schiff entsprechend leer ist.

Und während Birga, Jakob und Luzia ebenfalls schon auf einem Bootsausflug zum Mekong-Delta unterwegs sind und Dennis erst am Nachmittag mit den Teens zum Kajak-Fahren aufbricht, haben Arndt, Niklas und ich noch bis 12.00 Uhr Zeit – dann beginnt nämlich auch unsere zweistündige Bootstour auf dem Saigon River.

Zeit, die sich zumindest anfangs noch in der Sonne auf dem leeren FKK-Deck nutzen lässt – aber irgendwann kommt dann der Punkt, wo es bei über 30°C im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit nahe der 100%-Marke einfach nicht mehr auszuhalten ist und nur noch die Flucht in den Schatten hilft. Einerseits ist es ja schön, dass wir mal wieder etwas von der Sonne zu Gesicht bekommen, andererseits ist dieses Klima halt schon extrem belastend. Hoffentlich haben wir nachher auf dem Boot wenigstens etwas Schatten.

Doch soweit ist es ja noch nicht … ich nutze die Zeit bis dahin daher mit eine bisschen Lesen und fülle meinen Flüssigkeitshaushalt auf – schütte also oben soviel Wasser rein wie parallel aus den Poren rauskommt. Und das ist einiges. Da kommt so ein Baumwoll-T-Shirt auch schnell mal an seine Grenzen.

Das ist in der Tat auch der einzige Nachteil an diesem Reisegebiet. Wenn man Pech hat, muss man mit so einem Klima die kompletten 14 Tage leben – das ist schon nicht zu unterschätzen. Wobei wir in diesem Jahr damit Glück haben, so richtig intensiv ist das eigentlich erst seit Singapur.

Aber wie auch immer – es ist jetzt 12.00 Uhr. Eine überschaubare Gruppe von rund zwanzig Personen trifft sich an der AIDA-Bar zu „HCM 14A: Bootstour auf dem Mekong“. Und wer sich jetzt über das „A“ wundert –  das ist die zweite Tour, die aufgrund der Nachfrage zusätzlich eingeschoben wurde. Die Ursprungstour am Vormittag war nämlich recht schnell ausgebucht. Glück für uns – der Ausflug fängt daher nicht so früh an.

Die Ausflugsbeschreibung liest sich überschaubar: „Kurzer Spaziergang zur Anlegestelle und Umstieg in das Ausflugsboot; ca. 1 h 45 per Boot über den Mekong und seine Seitenarme; zu Fuß von der Anlegestelle zurück zum Schiff“. Und genauso überschaubar ist er auch. Die einzige „Aufregung“ bietet die Gangway von der Kaimauer zum Ausflugsboot – aufgrund des niedrigen Wasserstandes führt diese relativ steil ins Wasser nach unten – da ist Festhalten angesagt. Danach ist aber alles easy.

Auf dem Boot sind Sitzbänke aus Rattan aufgestellt, auf denen jeweils zwei Schwimmwesten liegen. Gut, ein bisschen Sicherheit schadet ja nicht. Aber mit „ein bisschen“ Sicherheit ist es hier nicht getan – die erwarten hier tatsächlich, dass wir die Westen auch anziehen. Super – ich kann mir gerade nichts Schöneres vorstellen als bei über 30°C eine Plastikschwimmweste über zu ziehen. Hilft aber nix, die meinen das ernst.

Jetzt geht es aber los … wir fahren direkt an der Aura vorbei und machen uns auf den Weg den Saigon Fluss entlang. Und wer sich jetzt erneut wundert, weil der Ausflug ja eigentlich „Bootsfahrt auf dem Mekong“ heißt – das ist ein simpler Druckfehler in der Ausflugsbroschüre 😉

Ist aber auch egal – die Flüsse sind sich ja beide sehr ähnlich und fließen dann am Mekong-Delta eh zusammen. Umgangssprachlich würde ich hier mal von einer braunen Dreckbrühe sprechen, in der so ziemlich alles schwimmt, was man an Land gerade nicht so gebrauchen konnte. Viel Natur natürlich (Äste, Wurzeln u.ä.), viel Müll (Plastikflaschen und Verpackungen), aber gern auch mal eine tote Ratte. Und natürlich alles das, was nicht an der Oberfläche treibt und daher nicht sichtbar ist – inklusive aller Arten von Krankheitserregern natürlich.

Aber wir haben ja keinen Schwimmausflug gebucht – von daher ist alles gut. Unsere Reiseleiterin, die in Hanoi deutsch gelernt hat (hört sich allerdings auch ein bisschen so an), beschreibt uns derweil das Leben an und auf dem Fluss. Wobei am Fluss eher die Fischer ihr Domizil aufgeschlagen haben (oftmals auch nur aus einem Hausboot bestehend) und auf dem Fluss eher Binnenschiffer unterwegs sind, die Lastkähne über den Fluss schieben oder ziehen. Beliebte Ladung ist dabei Material für die Zementherstellung oder aber auch Sand, der aus dem Flusslauf gebaggert wird.

Und wenn man sich das hier alles so anschaut, gewinnt man nicht unbedingt den Eindruck, man hätte es hier mit einem wahnsinnig reichen Land zu tun – die Verhältnisse erinnern so ein bisschen an die Amazonasregion in Brasilien. Sogar die Wasserfarbe ist gleich … 😉

Wir fahren etwa eine Stunde in die eine Richtung, drehen dann und fahren eine weitere Stunde in die andere Richtung – Spannung pur. 😉 Ich will aber keinen falschen Eindruck erwecken – man bekommt hier schon einen Eindruck über die Situation auf dem Land. Als Highlight würde ich den Ausflug allerdings nicht beschreiben – wer etwas mehr Zeit investieren will, ist da sicherlich mit dem 5-Stunden-Ausflug zum Mekong-Delta (1½ Stunden Busfahrt, 2 Stunden Bootsfahrt, teilweise in kajakähnlichen Booten, 1½ Stunden Rückfahrt) besser bedient – für diejenigen, die nur mal einen schnellen Überblick bekommen wollen und auch nicht unbedingt wenige Zentimeter über der Wasserlinie im Boot sitzen wollen, ist das hier aber sicherlich ein geeigneter Plan B.

Zurück am Schiff stellen wir fest, dass in den vergangenen zwei Stunden der Wasserspiegel doch schon deutlich gestiegen ist – zumindest nimmt die Steigung der Gangway langsam wieder Werte an, wie man sie erwarten würde … Zwischenzeitlich haben auch die ersten fliegenden Händler ihre Verkaufsstände aufgebaut, so dass man günstig T-Shirts, Rucksäcke, Flip-Flops und ähnliches kaufen kann. Sogar Markenware wie adidas, The NorthFace, Deuter, Nike oder Rolex ist dabei – und das auch noch so viel billiger wie bei uns … 😉

Wir ignorieren die Stände (zumal es dort zwar Teller von Vietnam gibt, das aber leider nicht drauf steht und diese als Mitbringsel daher ausfallen) und gehen – gut durchgeschwitzt – zurück aufs Schiff. Zunächst mal ist hier Zeit für einen Burger (ich glaube, was anderes habe ich die ganze Zeit nicht zu Mittag gegessen) – und dann trennen sich unsere Wege. Während Arndt mal schaut, was in der Kabine so los ist, verschlägt es Niklas und mich zunächst ins Dampfbad und dann in die Sonne bzw. den Ruheraum.

Wir machen danach noch den 5-nach-5-Aufguss mit bevor wir uns zum Abendessen bei spanischen Tapas, Tortillas und einer Paella im Marktrestaurant treffen. Das ist dann immer auch so der gemeinsame Anlaufpunkt nach unterschiedlichen Tagesprogrammen zum Austausch der Erlebnisse. Und für mich die Bestätigung, dass es kaum eine flexiblere Urlaubsform als eine Kreuzfahrt gibt. Alle machen gemeinsam die gleiche Reise und trotzdem hat jeder hinterher einen anderen Urlaub verlebt – ganz nach den jeweiligen individuellen Vorlieben.

Während im Anschluss dann das obligatorische „Mutter-Kind-Tanzen“ stattfindet runde ich das Abendessen noch mit einer Latte ab bevor ich im Anschluss mit einigen Bekannten noch einen Absacker in der Ocean Bar nehme – und zu spät sollte es heute ja auch nicht werden, da unser morgiger Ausflug nach Ho-Chi-Minh-City bereits um 7.30 Uhr beginnt.

Von daher schaue ich im Bett noch mal kurz in die (elektrische) Tageszeitung, bevor ich mich ins Reich der Träume begebe.

Weiter mit Tag 13: Ho-Chi-Minh-City (Vietnam)