Noch zwei Tage bis Weihnachten – das ist dann immer die Zeit, wo es mich in die Ferne zieht. Nicht unbedingt wegen Weihnachten sondern vielmehr wegen der Wärme. Und der geringen Anzahl an Urlaubstagen, die man für eine zweiwöchige Reise über Weihnachten und Silvester benötigt – das ist halt ziemlich effektiv.


Und so kam es, dass ich auch in diesem Jahr wieder eine Kreuzfahrt gebucht habe – und nach vier Jahren ist es durchaus auch mal wieder an der Zeit, der östlichen Seite unseres Globus einen Besuch abzustatten: Südostasien. Glücklicherweise hat AIDA in diesem Jahr auf dieser Route mit der AIDAaura wieder eines der kleineren Schiffe eingesetzt (die ich für solche Fahrten den größeren Schiffen der Sphinx-Klasse vorziehe) und nachdem einige meiner AIDA-Freunde eine ähnliche Idee hatten, stand dem Plan „Weihnachten in Asien“ nichts mehr im Wege.

Um unliebsame Überraschungen mit Variokabinen zu vermeiden (die auf den kleineren Schiffen mit ein bisschen Pech durchaus auftreten können), habe ich mich für eine Premium-Buchung entschieden und freue mich jetzt auf eine Außenkabine auf Deck 6 (die ich sehr gern buche, da man aus diesen Kabinen sehr schnell auf dem Freideck ist, um bei Bedarf zu fotografieren). Den Nachteil dieser Kabinen, bei geöffneter Jalousie und eingeschalteter Beleuchtung abends in der Kabine beobachtet werden zu können, kann ich dabei durchaus in Kauf nehmen (da gibt’s eh nicht viel zu sehen), so dass einem tollen Urlaub nichts im Wege steht.

Mal abgesehen von der Anreise. Denn Asien liegt halt mal nicht um die Ecke, so dass zuvor noch ein gut zehnstündiger Flug zu absolvieren ist. Nicht dass das jetzt besonders schlimm wäre – aber Flugzeuge sind nun mal nicht die bequemsten Verkehrsmittel, so dass sich zehn Stunden dann doch schon in die Länge ziehen. Man könnte das Ganze zwar ein bisschen abschwächen, wenn man sich den Luxus gönnt, die Premium Economy oder gar die Comfort Class  zu buchen – doch leider setzt AIDA auf der Strecke nach Asien wohl i.w. auf Linienflüge – und da gibt es meistens weder das eine noch das andere. Es gibt dafür dann zwar Business (oder sogar First) – aber für die dafür aufgerufenen Aufpreise kann man ja durchaus eine weitere Kreuzfahrt machen (der Aufpreis für die Business Class sollte 2.500 € betragen – wohlgemerkt der Aufpreis auf den sowieso schon nicht ganz so günstigen Flug in Eco).  Und von daher bleibt es dieses Mal bei Eco.

Aber wo Schatten ist, ist ja auch Licht … und so habe ich zumindest das Glück, den Flug mit Thai Airways machen zu können – und das ist gegenüber Lufthansa ja immerhin schon ein bisschen besser. Zumal der Flug auch noch ein Direktflug von Frankfurt nach Bangkok ist – und die eingesetzte Maschine eine A380. Also von daher hätte es wie immer auch schlimmer kommen können … und dass ich hier auf hohem Niveau jammere, habt Ihr ja sicher auch schon gemerkt … 😉

Also dann – los geht’s. Mein Flieger geht um 14.10 Uhr, der Check-In beginnt ab vier Stunden vorher. Ich nutze daher wieder mal meinen „privaten Taxiservice“ (Danke, Tanja!), lasse mich um 9.30 Uhr zu Hause abholen und bin dann kurz vor 10.00 Uhr vor dem Terminal – der Urlaub kann beginnen.

Üblicherweise berichte ich bei den Weihnachtsreisen ja gern mal von Schnee- und Eischaos, ausgefallenen Fliegern, Verspätungen und ähnlichem – aber da macht mir die globale Klimaerwärmung in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung: rund 8°C sind für Weihnachten in unseren Gefilden ja dann doch eher etwas zu warm. Von daher ist also alles im grünen Bereich – wenn die Maschine jetzt nicht gerade kaputt ist, sollte einem pünktlichen Start in den Urlaub nichts im Wege stehen.

Ich mache mich also auf den Weg zum Check-In, komme dort rund zehn Minuten vor Schalteröffnung an und stelle fest, dass noch etwa zehn andere Passagiere auch den frühen Check-In nutzen wollen und bereits vor mir in der Schlange stehen.

Und wenn Ihr Euch jetzt fragt, warum ich über vier Stunden vor Abflug zum Flughafen fahre, obwohl ich den von zu Hause ja fast fußläufig erreichen kann – nun, da steckt natürlich ein Plan dahinter. Bei einer Testbuchung zu Hause habe ich nämlich festgestellt, dass es in der Business Class noch einige freie Plätze gibt, die Economy aber vollständig ausgebucht ist. Und das ist eigentliche eine gute Voraussetzung, um beim Check-In zu einem günstigen Standby-Upgrade zu kommen. Allerdings gilt hierfür: „first come, first serve“ – auf Deutsch „Früher Vogel fängt den Wurm.“

Wenige Minuten später ist es dann soweit – ich stehe am Check-In. Meine beiden Taschen bringen 30,5 kg auf die Waage (immerhin hat AIDA die Flüge mit 30 kg Freigepäck eingekauft – sehr löblich!), obwohl meine Kofferwaage zu Hause nur 27 kg angezeigt hat. Aber gut, passt ja – und bei Thai diskutiert man bei immerhin nicht über die 0,5 kg zu viel (auch das kenne ich ja – insbesondere bei Condor und Air Berlin – ganz anders).

Jetzt gilt’s: „Besteht die Möglichkeit, auf eine Business-Upgrade?“. „Moment, da muss ich mal schauen, ob das Ihre Buchungsklasse zulassen würde.“ Und eigentlich habe ich an dieser Stelle die Hoffnung begraben – bucht doch AIDA i.d.R. die günstigsten Gruppentarife, die man buchen kann. Und die sind dann vermutlich eher nicht Upgrade-geeignet. Auf der anderen Seite hat AIDA beim Gepäck ja auch was draufgelegt – vielleicht klappt’s ja doch. Und siehe da – es würde gehen. Wenn es denn einen freien Platz in Business gäbe. Und da am Schalter neben mir genau das gleiche Gespräch läuft (da war also jemand noch mal fünf Minuten früher da), kann man das erst klären, wenn das dort erledigt ist. Die Minuten verrinnen, die Hälfte der Schalter ist durch uns blockiert, die Leute in der Warteschlange beginnen vermutlich schon damit, uns nicht mehr zu mögen (wobei ich nicht weiß, ob sie uns vorher gemocht haben) und dann die freudige Nachricht: „Wir können Sie gern upgraden!“. Hauptgewinn.

OK, Hauptgewinn ist relativ. Ganz umsonst ist das natürlich auch nicht – aber ich entscheide spontan, dass mir das die Business im A380 von Thai Wert ist … und habe nun die Bordkarte für meinen Sitzplatz auf dem Upper Deck.

Jetzt kann der Urlaub beginnen. Ich nehme meine Bordkarte und mache mich auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Wer weiß wie lange das dauert – immerhin sind in ganz Deutschland jetzt Weihnachtsferien … und so wie es hier aussieht, ist auch ganz Deutschland unterwegs. Da ist schon viel Gewusel auf dem Airport – lange Schlangen an jedem Schalter, hin- und herrennende Kinder, die von hin- und herrennenden Müttern verfolgt werden und irritierte Väter, die hin- und herrennende Kinder und Mütter suchen. Deutschland macht Urlaub.

Und trotzdem geht es einigermaßen zügig – klar, ich habe ja auch genügend Puffer. Käme ich jetzt auf den letzten Drücker, würde es sicher deutlich langsamer gehen. Murphy halt. Zunächst gilt es dabei die Grenzkontrollstelle zu überwinden – aber das ist die einfachste Hürde. Kurz den Pass gescannt und schon lässt mich der Beamte passieren. OK, was sollte auch dagegen sprechen, mich loszuwerden. Mal schauen, ob die Einreise in Bangkok dann genauso schnell geht.

Die nächste Hürde ist der Sicherheitscheck. Dank Business-Ticket geht es hier aber erfreulich schnell voran, die lange Schlange rechts von mir darf ich glücklicherweise ignorieren. Und so kommt es, dass ich bereits fünf Minuten später mein Handgepäck aufs Band lege, mich meiner Metalle entledige und – oh Wunder – ohne Piepsen und Gefummel durch die Schleuse gehe. Das kenne ich so ja nun gar nicht … naja, wird wohl kaputt sein, das Ding. Auch meinen Rucksack will sich niemand genauer ansehen und selbst mein Foto, der ja praktisch immer in Verdacht stand, Sprengstoff zu enthalten, zieht heute keine Aufmerksamkeit auf sich. Oder hängt das vielleicht doch mit Business zusammen – im Flieger gibt’s in der Business ja auch richtige Messer … liegt wohl daran, dass Terroristen wahrscheinlich nur Economy fliegen …

Wie auch immer – ich find’s gut. Und so mache ich mich auf den Weg zu meinem Gate – nach B46. Wer den Flughafen Frankfurt ein bisschen kennt, weiß, dass jetzt ein längerer Spaziergang vor mir liegt – B46 ist ziemlich weit draußen (ist das eigentlich noch Frankfurt?). Aber gut, da soll ja auch gleich ein A380 andocken – und der ist ja nun auch eher größer. Außerdem liegt die Business Lounge der Lufthansa (die Thai mit benutzt) an B44 – von daher ist zumindest der Weg von dort zum Boarding nur ein Katzensprung.

Ich ziehe also die Wanderschuhe an (natürlich nur virtuell) und laufe los. Und siehe da – am Ende des Ganges findet sich dann die ersehnte Lounge. Der Türsteher muss nur noch den beiden Jungs vor mir verklickern, dass für sie „Du komms hier ned rein“ gilt (hatten wohl kein passendes Ticket) und dann kann ich passieren. Und während die Business-Lounge für Kurzstreckenflüge ja eher einer Bahnhofshalle gleicht, ist die hier bekanntermaßen deutlich besser. Zeit habe ich ja noch genug (eigentlich hätte ich nach dem Check-In auch noch mal heimfahren können), so dass ich die Zeit bis zum Abflug mit ein bisschen Lesen, einem traditionellen „Lufthansa-Business-Class-Lounge-Hot-Dog“, zwei Stückchen Stollen, einer Latte und diversen Kaltgetränken verbringe. Und natürlich mit dieser Berichterstattung.

Nach rund zwei Stunden mache ich mich dann auf den Weg zum Gate. Hier werde ich schon aufgerufen, da ich noch den Kreditkartenbeleg für das Upgrade unterschreiben muss (keine Ahnung, warum die das nicht gleich beim Check-In machen) – und kurz darauf geht es auch schon los: das Boarding beginnt. Und auch hier bringt Business (oder „Royal Silk“ wie Thai das nennt) den Vorteil, dass die Schlange zum Flieger deutlich kürzer ist – geht es doch durch einen anderen Finger an Bord. Das obere Deck besteht – mit Ausnahme einiger weniger Economy-Sitze im Heck – nämlich ausschließlich aus First Class (12 Plätze) und Business Class (60 Plätze) – das untere Deck dafür nur aus Economy Plätzen (435 Plätze).

Und zugegeben, der Unterschied ist schon nicht nur marginal. Während bei Economy die Bestuhlung 3-4-3 beträgt (also zehn Plätze je Reihe) sind es bei Business mit 1-2-1 nur vier. Und das merkt man durchaus. Dazu kommt die „flat lie“-Sitze, d.h. sie lassen sich auf einer Länge von 1.88 m komplett waagerecht ausrichten – da kann man dann durchaus auch schlafen. Die üblichen Business-Annehmlichkeiten wie großer persönlicher Bildschirm (38 cm), Steckdosen, USB-Anschlüsse, Kissen, Decke, Schlafbrille, Zahnputzset, Socken usw. will ich eigentlich gar nicht erwähnen. Und auch der Service ist so wie man ihn sich wünscht … da könnte sich unser nationaler Carrier gern mal eine Scheibe abschneiden. Und so freue ich mich sogar auf einen zehnstündigen Flug … und denke mit Grauen daran, dass der Rückflug ziemlich sicher in Economy stattfinden wird.

Bevor ich hier falsch verstanden werde – man kann das durchaus auch in Economy überleben (zumindest sind alle wieder ausgestiegen, die auch eingestiegen sind). Und bei Thai auch noch einigermaßen gut … aber einen Unterschied gibt es dann halt doch – und darüber freue ich mich einfach.

Während ich mich jetzt häuslich einrichte, treffe ich auf eine Arbeitskollegin, die mit ihrer Familie die gleiche AIDA-Reise macht – wir hatten das vor einigen Monaten im AIDA-Fans-Forum (wasserurlaub.info) festgestellt und uns im Vorfeld schon ab und an zur Reise unterhalten. Und wir wussten auch, dass wir gemeinsam in diesem Flieger sitzen werden – dass die vier allerdings die Reihe vor mir belegen, ist bei über 500 Fluggästen dann natürlich doch schon ein Zufall … aber ein sehr schöner.

Über den Flug gibt es nicht wirklich etwas Spektakuläres zu berichten. Wir sind gestartet, rund zehn Stunden geflogen und dann wieder gelandet. Klingt zwar ziemlich trivial, ist aber für mich dennoch immer wieder ein Wunder (auch wenn es physikalisch erklärbar ist), dass tonnenweise Stahl, in den man über 500 Menschen einsperrt, in über 11 km Höhe rund ¼ der Erde umrunden kann ohne dass danach irgendetwas kaputt ist.

Und so ist es (glücklicherweise) auch dieses Mal. Abwechslung an Bord bieten dann ja immer wieder die Essen-und-Trinken-Sessions, von denen wir zwei auf der Reise haben: zunächst ein Abendessen (nach thailändischer Zeit sind wir um 20.10 Uhr abgeflogen) und kurz vor der Landung (nach Ortszeit gegen 6.30 Uhr) dann ein Frühstück.

Das Abendessen schmeckt vorzüglich – und deshalb lasse ich Euch daran teilhaben:

Hühnchen Satay
serviert mit Erdnuss Sauce, Vinaigrette

Kräuter-Kalbsfilet, Goldenes Lachsmedaillon
Crème Fraîche, Fenchel-Mango-Salat

Gemischter Blattsalat mit italienischem Dressing

Gegrilltes Rinderfilet, dazu Portwein Sauce
Glasierte Rote Beete, Kartoffel-Meerrettich-Püree
oder
Lachs Steak gegrillt, Sauce Hollandaise
Fettuccine Nudeln mit grünem Pesto
Gedünstete gelbe Zucchini und Karotten
oder
Massaman Curry mit Schweinefleisch
Gedämpfter Thai Hom Mali Reis, gebratenes Gemüse
oder
Hühnchen Medaillon, Pizzaiola Sauce
Butternudeln, Brokkoli

Brotauswahl, Butter, Käseauswahl, frische Früchte

Aprikosen Streuselkuchen

Tee, Kaffee, Espresso, Cappuccino

Ich nehme übrigens das Rind – das wird aber regelmäßige Leser meiner Berichte nicht wirklich überraschen. 😉 Ach ja, dazu genehmige ich mir einen 2004er Château Peyrabon …

Der Flug ist sehr ruhig, lediglich einmal haben die Anschnallzeichen für etwa zehn Minuten ihre Funktion unter Beweis stellen können – da kann bei zehn Stunden Flug mehr drin sein. Also alles gut, als wir pünktlich in Bangkok landen. Der erste Teil der Anreise ist erledigt, jetzt beginnt wieder die Hoffnung, dass die beiden Taschen den Weg mit mir im Flieger genommen haben und nicht noch in Frankfurt im Kreis fahren oder gar irgendwo anders auf dieser Welt auf ihren Besitzer warten.

Schau’n mer mal …

Zunächst steht aber auch hier die Passkontrolle an. Und wie immer wird das dann doch recht gründlich gemacht, so dass hier einige Wartezeit vor uns liegt. Wobei „vor uns“ nicht ganz richtig ist … wir sind relativ früh aus dem Flieger draußen und damit auch relativ früh an den Kontrollstationen. Und damit sind wir zehn Minuten später auch schon wieder durch … um eine Einreisekarte (die wir im Flieger ausgefüllt haben) ärmer, um eine Ausreisekarte (die jetzt in den Pass getackert ist) reicher. Und auch der Pass hat eine Seite verloren – da sind jetzt thailändische Stempel drauf.

Leider nützt mir die schnelle Abfertigung aber nicht so viel. Denn auch wenn meine beiden Taschen relativ früh ankommen und ich somit – nach unbeschadetem Passieren der Zollkontrolle – als einer der ersten unter dem AIDA-Schild stehe, dass in der Hand eines jungen Thai-Mädels auf das Ziel meiner Reise verweist, wartet sie bis unter diesem Schild noch mehr Leute stehen, die auch aufs Schiff wollen … und das dauert halt ein bisschen.

Und zwar allein schon deshalb, weil viele die zwei Tage Bangkok für Sightseeing nutzen, ohne zuvor aufs Schiff zu gehen – sei es mit einem individuell gebuchten Hotel und einem privaten Führer oder mittels eines der vier AIDA-Ausflüge, die neben touristischen Zielen auch eine Hotelübernachtung in einem 4- oder 5-Sterne-Hotel beinhalten.

Ich habe mich – da ich die „Must-have-seens“ in Bangkok bereits vor vier Jahren gesehen habe – dazu entschieden, direkt zum Schiff zu fahren und dort die ersten beiden Tage ruhig angehen zu lassen. Und da der morgige Tag ja Heiligabend ist, habe ich einem ruhigen Urlaubsbeginn den Vorzug gegeben. Ganz im Gegensatz zu meinen Mitreisenden – sowohl meine Kollegin mit ihrer Familie als auch meine „alten“ AIDA-Bekanntschaften Birga, Arndt, Niklas und Dennis sowie Luzia und Jakob haben Sightseeing auf der Tagesordnung und sind somit nach ihren jeweiligen Landungen gleich in Bangkok unterwegs. Wir werden uns dann wohl rechtzeitig zum Absingen von „Stille Nacht, heilige Nacht“ an Bord treffen … 😉

Inzwischen ist der Platz unter dem Schild übrigens gut gefüllt, so dass uns die Thai-Dame an einen Kollegen weiterreicht, der uns wiederum einem thailändischen Busfahrer übergibt. Dieser führt uns allerdings nicht zu einem Bus sondern zu einer Art LKW – und deutet auf die Ladefläche. Ich bin verwirrt – das hatten wir so noch nicht … bis jetzt sind die Transfers eigentlich immer in Bussen durchgeführt worden – selbst in Indien. 150 km auf der Ladefläche eines LKW scheint mir nun doch nicht so ganz dem Standard von AIDA zu entsprechen (auch wenn es immer wieder Leute gibt, die meinen erkannt zu haben, dass dieser aktuell sinken würde).

Und von daher freut es mich jetzt doch, dass der Busfahrer tatsächlich ein solcher ist und mit dem Handzeichen nur andeuten wollte, dass unsere Koffer die Reise getrennt von uns antreten – nämlich in besagtem LKW. Also alles gut J

Ich übergebe meine Taschen also den LKW-Beladern in der Hoffnung, diese dann im Laufe des Nachmittag vor meiner Kabine wieder zu finden. Aber das hat jetzt schon 29x geklappt – das wird auch dieses Mal klappen … hoffe ich. Ich nehme noch meine „Sonnendecktasche“ aus meiner Reisetasche (das ist eine kleine Stofftasche, die ich für den ersten Tag an Bord mit Handtuch, Wäscheklammern, Badehose, Flip-Flops, Lesematerial und Sonnenmilch vorbereite und oben in die Reisetasche lege), um direkt an Bord mit dem Urlaub beginnen zu können ohne auf die Auslieferung der Koffer warten zu müssen.

Und so beginnt nun Teil 2 der Anreise: rund 1 ½ bis 2 Stunden Busfahrt von Bangkok nach Laem Chabang, einem rund 150 km entfernten Industriehafen im Osten Thailands, in dem die AIDAaura auf uns wartet. Wir werden dabei von einer Reiseleiterin begleitet, die uns das eine oder andere vorstellt, was wir unterwegs sehen. Zwar nur auf Englisch – aber dennoch für die meisten Reisenden zu verstehen. Obwohl ich sagen muss, dass das mit dem Verstehen leichter wäre, wenn die Damen neben mir, die des Englischen nicht mächtig sind, während der Ansagen still sein würden. Beide ziehen es aber vor, mit dem Hinweis „Wir verstehen das sowieso nicht“ ihre Gespräche einfach fortzusetzen – mit dem Ergebnis, dass die Leute davor, dahinter und daneben nun auch nichts mehr verstehen – zumindest nicht das, was die Reiseleiterin zu erzählen hatte. Dafür kennen wir die Krankengeschichte der Damen jetzt besser als das eine Gesundheitskarte je speichern könnte …

Aber auch ohne Erklärungen ist das eine oder andere zu verstehen, was draußen so zu sehen ist. Zum einen ist unmissverständlich zu erkennen, dass der König eine herausragende Stellung in Thailand hat. An jeder möglichen und unmöglichen Stelle wird ihm gedacht – mit Plakatwänden, Aufstellern im Kreisverkehr, an Hauswänden – eigentlich immer und überall.

Zum anderen fällt mir auf, dass Verkäufer mit viel Mühe und Aufwand ihre Waren präsentieren. Auch wenn die Geschäfte teilweise so aussehen als ob sie schon seit Jahren geschlossen wären, werden die Waren davor in einer unglaublichen Art und Weise präsentiert. Ein Felgenhändler hat diese in einer Art Wand aus aufgestapelten Autoreifen ausgestellt; ein Hersteller von Kränen und Baggern hat diese auf dem Hof so aufgestellt, dass sie eine Art Spalier ergeben, durch das man das Werksgelände betritt. Auch wenn man sich das so vielleicht schwer vorstellen kann – das sieht schon sehr eindrucksvoll aus.

Eindrucksvoll sind übrigens auch die Straßen – die werden mit zunehmender Entfernung von Bangkok nämlich zunehmend schlechter. Während in Bangkok noch von Straßen gesprochen werden kann, würde ich kurz vor dem Hafen von Laem Chabang eher von einer Art Feldweg mit Asphalteinlagerungen sprechen. Das letzte Stück ist unruhiger als die zehn Minuten Ruckelei im Flieger waren …

Aber wir sind ja fast am Ziel: in der Ferne kann man schon den Schornstein der Aura sehen – gleich geht der Urlaub los … J

Und so ist es auch: fünf Minuten später stehen wir vor dem „Terminal“, der Clubschalter ist frei, der Pass wird eingescannt, die Kreditkarte eingelesen und die Bordkarte (für Clubmitglieder inzwischen in goldfarbener Ausführung)  ausgehändigt. Und dann heißt es – nach einem kurzen (und sinnlosen) Security Check durch die Hafenbehörden (das Ding piepst zwar, das stört aber keinen) und dem obligatorischen Welcome-Foto: „Willkommen zu Hause!“ – inzwischen übrigens zum 30. Mal. Das hätte ich mir im Mai 2005, als ich eine Woche im Mittelmeer auf der Vita unterwegs war, auch niemals träumen lassen – aber inzwischen stimmt das mit dem „Willkommen zu Hause“ in der Tat ein bisschen …

Mein Weg führt mich dabei gleich ins Marktrestaurant – ein kleines Frühstück steht an. Nicht viel, aber zumindest mal noch einen Kaffee und ein paar kleine Pancakes sind schon noch drin. Es ist jetzt etwa 9.30 Uhr – achtzehn Stunden Anreise von der Haustür bis zur Gangway liegen hinter mir. Da hab’ ich mir das verdient.

Da die Kabinen voraussichtlich erst nach dem Mittag freigegeben werden (bis eben sind da ja noch unsere Vorgänger drin gewesen) und uns somit nur die öffentlichen Bereiche zur Verfügung stehen, mache ich mich zunächst einmal auf den Weg zum FKK-Bereich – ein bisschen in die Sonne legen, kann ja nicht ganz falsch sein. Ich vermute zwar, dass der FKK-Bereich heute ein normales Sonnendeck ist (2009 wurde während der Liegezeiten in den Häfen darum gebeten, den Bereich nur bekleidet zu benutzen), aber der Bereich ist ja dennoch schön gelegen.

Aber siehe da – in den letzten vier Jahren scheint sich da etwas geändert zu haben (oder man sah den Bereich auf der Cara als nicht so blickgeschützt an) – zumindest ist der FKK-Bereich ganz normal als solcher zu benutzen. Umso besser – also ab in die Sonne. Und die brennt mit aller Macht … vielleicht bin ich das aufgrund unseres Wetters zu Hause auch nicht mehr so gewohnt – aber ewig kann man das hier nicht aushalten. Von daher bleibe ich so ein knappes Stündchen liegen bis die erste Schicht Sonnenmilch verdunstet (oder eingezogen) ist, um mich danach im Saunabereich unter der kalten Dusche abzukühlen.

Ich bleibe im Anschluss noch ein bisschen im Ruheraum liegen, versuche aber nicht einzuschlafen – sonst geht das mit dem Jetlag doch noch in die Hose. Müde genug bin ich ja eigentlich … und bevor es soweit ist, springe ich auf, dusche nochmal und mache mich dann auf den Weg zum Pooldeck an den Burger Grill. Der ist ja zwischenzeitlich auch auf den kleinen Schiffen etabliert, so dass es nachmittags von 12 – 18 Uhr dort immer frische Burger gibt. Diese werden als Bausatz angeboten, so dass ich mir meinen Bacon-Cheese-Burger selbst zusammen setze – lecker ist er aber trotzdem.

Zwischendurch geben fünf Mann der Besatzung noch eine artistische Einlage am Mast – der Weihnachtsbaum muss aufgestellt werden. Und wenn man den dann hinterher so stehen sieht, glaubt man kaum, dass da fünf Leute fast 1 ½ Stunden beschäftigt waren, den Baum mit einer Lichterkette zu versehen, ihn auf den Mast heraufzuziehen und ihn dann dort entsprechend festzubinden. Zum Schluss steht er aber gerade und bietet sich als Fotomotiv geradezu an – steht doch das restliche Jahr eher kein Baum am höchsten Punkt des Schiffes.

Inzwischen ist es fünf Uhr geworden, draußen beginnt die Abenddämmerung (die Sonne geht hier kurz vor 18.00 Uhr unter) – Zeit für einen letzten Saunagang (also eigentlich mein erster auf dieser Reise) bevor ich mich dann für das Welcome Dinner schick mache. Wobei „Schick machen“ jetzt meint, dass ich die Shorts mit einer Jeans ersetze und die Flip-Flops gegen ein Paar festere Schuhe tausche.

Ich wähle heute mal das Calypso Restaurant zum Abendessen (zumal es in beiden heute eh das gleiche gibt und besetze einen freien Achtertisch – mal schauen, wer sich so dazu setzt. Und siehe da, ich bin gerade auf dem Rückweg vom Buffet als sich ein älteres Ehepaar meinem Tisch nähert – kurz vorher drehen sie jedoch ab als sie mein halbvolles Glas auf dem Tisch stehen sehen: „Der ist schon besetzt.“ Ah ja … ich kann ja nach jeder Runde zum Buffet einen anderen Stuhl nehmen – dann sind wirklich mal alle acht besetzt gewesen.

Aber irgendwie frage ich mich schon, was die beiden jetzt an dem Tisch wollten. Dazu setzen ja offensichtlich nicht – aber im Umkehrschluss ist dann ja auch zu erwarten, dass sie nicht wollen, dass sich jemand anderes dazu setzt … ob dann ein Achtertisch aber die richtige Wahl sei einmal dahingestellt. Ggf. ist aber auch die gewählte Urlaubsform nicht optimal …

Wie auch immer – mal schauen, wer als nächstes kommt. Dieses Mal ist ein Herr mittleren Alters, der von mir offensichtlich nicht abgeschreckt ist – zumindest setzt er sich nach kurzer Versicherung, dass noch Plätze frei sind, dazu. Und gleich danach kommt ein weiterer Mann auf den Tisch zugesteuert, Modell „jung und aufstrebend“, stellt scharfsinnig fest, dass an einem Achtertisch mehr als zwei Personen sitzen können und leistet uns Gesellschaft.

Der eine ist frisch geschieden und will Weihnachten nicht allein zu Hause verbringen. Und der andere hatte die Reise mit seinem Freund gebucht, der dann allerdings kurzfristig erkrankt ist. Und mangels Reiserücktrittsversicherung haben sie gemeinsam entschieden, dass er dann allein zu fahren hat – was ihm über Weihnachten eigentlich so gar nicht gepasst hat.  Und von daher passen die beiden schon ganz gut zusammen … Ich will dann auch nicht weiter stören, da uns der erste von beiden doch ausführlich an seiner Scheidung teilhaben lassen will … und so entscheide ich mich kurzfristig, das Dessert im Marktrestaurant einzunehmen …

Dort treffe ich jetzt auf ein Ehepaar, das noch verheiratet ist. Eigentlich ganz nett die beiden. Eigentlich. Bis sie anfängt, sich fürchterlich über AIDA aufzuregen. Und mitteilt, dass sie nicht mehr mit AIDA fahren wird. Nie mehr. Das wäre eine Unverschämtheit, was man sich hier bieten lassen müsse.  Ich versuche zunächst einmal vorsichtig herauszufinden, ob das irgendwas mit mir zu tun hat. Kann ja sein, man weiß ja nie. Aber dieses Mal bin ich unschuldig … der Fernseher ist das Problem. Ober besser die Programmauswahl – und zwar, die es eigentlich nicht gibt. Außer der Deutschen Welle ist hier nämlich nichts zu empfangen – und jeder, der in der Schule aufgepasst hat, versteht auch warum. Stichworte sind Erdkrümmung und Satellitenlaufbahn – Kabelfernsehen gibt es auf dem Schiff halt nun mal nicht. Aber auch das hat was mit Technik zu tun … Beides interessiert die Dame jedoch nicht – sie hat auf einem deutschen Schiff einen Urlaub gebucht – da könne man schon deutsches Fernsehen erwarten. Egal wo. So habe sie das auch dem „jungen Ding an der Rezeption“ gesagt – aber auch die habe ihr nicht helfen wollen … und deshalb wird AIDA von Ihr einen Brief erhalten, wenn sie wieder zu Hause ist. Und das nächste Mal fährt sie dann mit „Mein Schiff“. Ein Glück J

Aber immerhin – das Dessert ist gegessen (viel Zeit zum Reden hat mir die Dame auch nicht gelassen) und der Magen gefüllt  – Zeit also für ein bisschen Medizin. Und die findet sich jetzt an der Ocean Bar in Form eines Ramazotti. Die Temperatur ist immer noch sehr angenehm, es geht ein ganz leichtes Lüftchen … wenn die vielen Kräne in diesem thailändischen Hafen nicht wären, wäre es perfekt. So ist es nur super … jetzt merke ich wieder einmal, warum ich immer wieder Urlaub auf AIDA mache …

So, genug der Werbung (Nein, AIDA zahlt nicht dafür!). Denn: einmal werden wir noch wach – heißa dann ist Weihnachtstag (oder so ähnlich). Und so mache ich mich auf den Weg in meine Kabine,  schreibe noch diese Zeilen, bringe noch ein paar Weihnachtsgrüße über Facebook auf den Weg nach Hause und mache mich dann so gegen halb zwei auf den Weg ins Bett. Den Wecker stelle ich vorsorglich mal auf 9.00 Uhr – dann sollte das mit dem Jetlag ja eigentlich durch sein …

Weiter mit Tag 2: Bangkok (Thailand)