Rechtzeitig zum Sonnenaufgang gegen 8.00 Uhr wache ich auf; der Seegang scheint sich beruhigt zu haben (mein Hase steht nämlich im Regal) und der Blick aus dem Fenster verheißt zumindest in Teilen blauen Himmel. Naja, warten wir mal ab, was sich daraus später dann ergibt – ein kurzer Test auf dem Balkon ist zumindest um die Zeit noch als eher kühl zu bezeichnen.
Ich richte mich daher kurz im Bad bevor ich mich auf den Weg zum Frühstück ins Marktrestaurant mache. Auf das Rossini verspüre ich auch heute irgendwie keine Lust (das werde ich dann morgen vor der Abreise nochmal in Angriff nehmen) – lediglich die Latte nach dem Frühstück in der AIDA Bar wird langsam zur Tradition.
Dort treffe ich übrigens auf ein Ehepaar, die ich eben bereits im Marktrestaurant gesehen habe – und beide haben einen Cappu und einen O-Saft vor sich. Wir kommen ins Gespräch – und siehe da: die machen es mit dem Frühstück im Rossini genauso wie ich … scheint also nicht nur eine Einzelwahrnehmung zu sein.
Bis das Wetter zum Sonnenbaden einlädt (wenn es das denn überhaupt tut), schreibe ich also ein bisschen an diesem Bericht, beginne damit, die Fotos zu bearbeiten und arbeite die letzten Restmails meines Urlaubs auf – so geht der Start zu Hause dann deutlich schneller. Außerdem kann man hier seine Mitreisenden gut beobachten – und das mache ich ja nun auch sehr gern 😉
So sitzen in der Sitzgruppe neben mir zwei Rentnerehepaare (zumindest sehen sie so aus). Und einen Teil der Unterhaltung kann ich live mitschreiben: „Habt Ihr auch schon Eure Handtücher raus?“ – „Ja sicher. Gleich um sieben – wir liegen wie immer rechts im Schatten. Und für alle Fälle habe ich auch noch zwei Liegen vorn an der Theke, Du weißt schon, bei dem kleinen Pool …“
Da sitzen jetzt um halb elf also zwei Leute in der AIDA Bar, die seit 3 ½ Stunden vier Liegen auf dem Pooldeck mit ihren Handtüchern reserviert haben. Und die tun auch noch so, als ob das vollkommen normal wäre – wobei, wenn man „normal“ mit „die meisten machen das so“ übersetzt, ist es ja vielleicht sogar „normal“. Da wären wirklich mal knallharte Maßnahmen von AIDA fällig. Die Liegen mit Uhrzeit kennzeichnen und radikal nach zwanzig Minuten abräumen, wobei die Handtücher gleich zurückgehen. Das kostet dann jedes Mal den Pfand von 15 €. Mal schauen, wie lange sich das Damen und Herren leisten können …
Aber ich will mich ja nicht aufregen – zum einen will ich da ja sowieso nicht liegen, zum anderen ist es mit 12°C eh noch zu kalt für draußen … zumal dazu ja auch noch ein kühler Wind weht.
Ich entscheide mich also dazu, einen kurzen Abstecher aufs Pooldeck zu machen und eine Kleinigkeit beim Poolgrill zum Mittag zu essen. Hier wird frisch gegrillt, so dass ein kleines Steak und ein Garnelenspieß den Weg in den Harald finden bevor ich mich dann mal in Richtung Saunabereich auf den Weg mache – vielleicht findet sich da nach dem Schwitzen ja ein kleines Plätzchen zum Lesen.
Und der findet sich tatsächlich – und auch eine interessante Gesprächspartnerin ist schnell gefunden. Von ihr erfahre ich, dass sie zukünftig nicht mehr in den Ferien reisen wollen, da die Preise außerhalb doch deutlich günstiger wären – und da könnte man dann ja fürs gleiche Geld eine Reise mehr im Jahr machen. Fand ich eine interessante Aussage, insbesondere weil neben ihr noch ihr Sohn liegt, der sicherlich nicht außerhalb der Ferien mitfahren kann. Meine diesbezügliche Frage ist auch schnell beantwortet: „Nein, das geht dann nicht mehr. Dann muss er halt zu Oma. Aber da er jetzt eh’ 16 wird, kann er sowieso nicht mehr umsonst mitfahren.“ Ist doch immer wieder schön zu sehen, wenn Eltern ihre Kinder mögen …
Ich kann es irgendwie immer noch nicht glauben – aber sie scheint das ernst zu meinen. Ich widme mich wieder meinem Buch … für so ein Gespräch fehlen mir jetzt irgendwie auch die Argumente.
Inzwischen hat die Sonne übrigens die Oberhand gewonnen und auch der Wind ist abgeflaut, so dass man es in der Sonne durchaus wieder aushalten kann. Ich schätze die Lufttemperatur mal so auf 17°C – also ausreichend für ein letztes Sonnenbad an Deck.
Und so verbringe ich den heutigen Tag abwechselnd in der Sauna, an der frischen Luft und mit Lesen, bis es dann um 4-nach-4 in die letzte Aufguss-Runde dieser Reise geht. Das wiederholt sich dann noch um 5-nach-5, wobei wir dort mit dem versprochenen Eisregen konfrontiert werden – ein schöner Abschluss für eine Kreuzfahrt.
In den Restaurants wartet derweil schon das Farewell-Dinner auf uns … wie immer sehr lecker (auch wenn ich mir wünschen würde, dass der kalte Hummer irgendwann mal warm serviert wird – dann esse ich ihn auch wieder).
Und dann beginnt auch schon der letzte Abend dieser Reise an Bord. Und der ist noch mal mit Highlights gespickt. Das Jackpot-Bingo wollte ich ursprünglich ja nicht besuchen (irgendwie finde ich es immer noch unfair, nur am letzten Abend mitzumachen und dann den von den anderen Mitspielern aufgebauten Jackpot zu knacken), da es dieses Mal aber im Theater (!) stattfindet und ich da sowieso hin muss, um für die anschließende Vorstellung von „Es war einmal …“ (das ist die, die gestern wegen Seegang abgesagt wurde) noch einen einigermaßen brauchbaren Platz zum Fotografieren zu finden, kann ich auch gleich mitmachen.
Und das machen heute viele, sehr viele. Ich schätze mal rund 300 (!) Passagiere – da sind die Chancen natürlich gering. Aber der Gewinn ist um so höher: mehr als 2.100 € (!) – nicht schlecht! Leider ist mir das Glück nicht hold, der Gewinn geht an einen anderen. Und so muss ich auch kein schlechtes Gewissen wegen des Jackpots haben. 😉
Bevor es jetzt mit dem Stück losgeht, werden noch die Highlights des Reisefilms gezeigt – strategisch kein schlechter Termin … die Leute müssen eh ins Theater, um einen guten Platz zu finden, da kann man auch gleich Werbung für den Film machen. Und wer sich darin entdeckt, wird ihn vermutlich auch kaufen. Da ist es doch schön, dass die „Grünen“ ihn nachher kostenlos auf dem Bett vorfinden … J
Bevor es dann aber endlich losgeht, ist es noch Zeit für die Verabschiedung. Kapitän Ziegler sowie Club Director und Entertainment Manager sagen „Tschüss …“ – aber nicht, ohne uns noch den Verbrauch der letzten beiden Wochen mit auf den Weg zu geben. Und auch ich will das nicht für mich behalten. Also …
Wir reden über knapp 13.000 Liter Tischwein und mehr als 9.000 Liter Bier – nur in den beiden Restaurants. Außerdem gingen mehr als 16 Tonnen Fleisch und mehr als 10 Tonnen Fisch, Krusten- und Schalentiere über die Theke. Aber es gab auch Obst: mehr als 25 Tonnen, davon allein 5 Tonnen Ananas. Als Beilagen wurden etwa 18 Tonnen Gemüse und Kartoffeln gereicht, insgesamt wurden 3.000 Liter Suppe gegessen und 320 verschiedene Nachspeisen kredenzt.
Neben den beiden Oster- und dem Karfreitagsmenü hat die knapp 90 Mann starke Küchencrew noch neun Poolbrunch auf die Beine gestellt (und davon sechs individuell für diese Reise zusammengestellt) und das Bergfest ausgerichtet. Und das ist dann in der Tat mal einen Applaus Wert.
Aber dann ist es endlich soweit – „Es war einmal …“ geht los. Es ist genauso gut wie ich es in Erinnerung habe – eine Mischung aus Musical, Theater, Tanz, Musik, … und ein unerwartetes Ende. Wer es noch nicht gesehen hat, sollte es sich für die nächsten AIDA-Reise unbedingt mal vornehmen – es lohnt sich.
Den Abschluss des Abends begehe ich dann in meiner Kabine – spätestens um 2.00 Uhr muss ja der Koffer vor der Tür stehen, damit er bis morgen früh im Hafenterminal landet. Aber vorher gibt es natürlich noch den Farewellsekt und die Lasershow auf dem Pooldeck – wobei die abschließende Poolparty temperaturbedingt in die drei Bars des Schiffs verlagert wird.
Und während mein Koffer auf seine Abholung wartet, beginnt für mich die letzte Nacht auf dem Schiff. Und das, was während der Atlantiküberquerung mehr oder weniger gefehlt hat, finden wir jetzt auf dem Mittelmeer: Seegang. Es schaukelt in alle Richtungen, mal ein bisschen mehr Rollen, mal ein bisschen mehr Stampfen … da wird der eine oder andere vermutlich eine unruhige Nacht haben. Ich stelle jedoch nur fest, dass ich dabei irgendwie gut schlafen kann …