Die Nacht verläuft ruhig (auch wenn am nächsten Morgen manch einer etwas von Seegang erzählt), so dass ich – wie kann es auch anders ein – zum Sonnenaufgang um kurz nach 6.00 Uhr wach bin. Ich halte diesen schnell auf zwei, drei Fotos fest und  lege mich dann noch mal für ein gutes Stündchen hin – erreichen wir Castries auf St. Lucia doch erst gegen 9.00 Uhr.

Und so bleibt auch noch ausreichend Zeit für die Dinge, die morgens sein müssen – der Sprung durch die Nasszelle und das Frühstück. Dabei verzichte ich heute allerdings auf das Rossini, da das dann doch einfach zu viel Zeit in Anspruch nimmt, so dass ich im Marktrestaurant eine Kleinigkeit esse. Dort gibt es inzwischen auch frische Omelettes mit Wunschfüllung – wusste ich gar nicht. Oder ich hab’s halt nur nie mitgekriegt. Wie auch immer – der Spiegeleimann macht also auch so was. Merken wir uns mal. Nach wie vor ein absolutes No-Go ist allerdings das, was uns da als Orangensaft präsentiert wird – Wasser mit ein wenig Farbstoff halt. Sorry AIDA, aber das geht gar nicht (und mit dieser Meinung stehe ich nicht allein da). Der Rest ist wie immer absolute Spitze …

Inzwischen ist es 9.15 Uhr und wir sammeln uns im Theater zu unserem heutigen Ausflug. Ursprünglich hatte ich unter MyAIDA den Hubschrauberrundflug gebucht, da der überall hoch gelobt wurde und man hier wirklich eine tolle Karibikinsel von oben sehen könnte. Leider hat AIDA diesen zwei Wochen vor der Reise storniert (vielleicht ist der Hubschrauber abgestürzt?), so dass ich nach einer Alternative schauen musste.

Und die habe ich gefunden – STL04 heißt mein heutiger Ganztagesausflug: „Per Bus und Katamaran in den Süden“. Die Beschreibung verspricht eine Mischung aus Kultur, Natur, Sonne, Sand und Meer – und das hört sich ja mal nicht so schlecht an.

Ich treffe mich also mit geschätzt 100-150 Mitreisenden, stelle fest, dass hier gilt, was immer gilt: Flip-Flops sind keine festen Schuhe und eine Bordkarte reicht für eine vierköpfige Familie nicht aus. Und 9.15 Uhr heißt nicht 9.20 Uhr. Aber was soll’s – das schreibe ich gefühlt ja bei jedem Ausflug … warum sollte es hier anders sein.

Und im Prinzip ist das ja auch nicht schlimm, wir haben ja Urlaub. Also geht’s mit leichter Verspätung (die aber sicherlich eh eingerechnet ist) los in Richtung unserer wartenden Minibusse, in denen wir den heutigen Vormittag verbringen. Und da gleich mal ein Tipp für diejenigen, die den Ausflug nach mir buchen: setzt Euch auf die rechte Seite im Bus – da sieht man mehr als auf der linken Seite. Insbesondere bei den kleinen Stopps zwischendurch zum „Mache jetzt Foto!“, bei denen wir allerdings nicht aussteigen können, ist das hilfreich (bzw. wäre für mich hilfreich gewesen).

Unser erstes Ziel ist die Marigot Bay, bekannt aus verschiedenen Filmen wie James Bond und Dr. Dolittle. Eine kleine Bucht, die wir aus entsprechender Höhe gut fotografieren können – und die auch genau das vermittelt, was man so in der Karibik erwarten würde. Grüne Tropenwälder, türkisfarbenes Meer, bunte Häuser – die ganze Farbenpracht der Karibik eben.

Ein weiterer kurzer Aufenthalt findet dann im Fischerdorf Anse La Raye statt – auch hier finden sich unzählige Fotomotive … und natürlich ein paar Souvenirstände, ganz zufällig dort, wo unsere Busse stehen bleiben. Unterwegs dorthin sehen wir noch Bananenplantagen (die werden jetzt hier anstelle von Zuckerrohr angebaut, da dies weniger aufwändig und ertragreicher ist) und erfahren ein bisschen was dazu, wie so eine Banane eigentlich wächst (und warum sie am Ende krumm ist).

Und überall am Straßenrand sieht man freundliche Menschen, die ihrer Hauptbeschäftigung nachgehen. Und das scheint hier „warten“ zu sein. Entweder sitzen sie irgendwo oder sie stehen an irgendwas gelehnt – aber sie machen augenscheinlich nichts. Worauf da gewartet wird ist allerdings auch nicht herauszufinden …

Aber wie auch immer – lassen wir sie warten und fahren weiter zum nächsten Aussichtspunkt. Dieses Mal sehen wir die Wahrzeichen von St. Lucia, die Deux Pitons – zwei vulkanische Berge, die im Süden der Insel weithin sichtbar in den Himmel ragen. Ursprünglich war ja mein Plan, diese aus der Luft zu sehen – aber zugegeben, auch von hier ist der Anblick traumhaft.

Und weiter geht’s im Programm – wir fahren zu einer Plantage, auf der wir zum einen später unser Mittagessen einnehmen, zum anderen aber im Vorfeld die eine oder andere interessante Vorführung zu sehen bekommen. Die Bearbeitung der Kokosnüsse ist ebenso Bestandteil wie die Kakaoherstellung – und da passiert praktisch alles per Hand (bzw. bei den Kakaobohnen auch mit den Füßen). Maschinelle Unterstützung findet praktisch nicht statt, wenn man mal von dem Maultier absieht, dass die Zuckerrohrmühle antreibt.

Wichtiger ist aber zumindest für mich jetzt mal das Mittagessen. So langsam aber sicher kommt hier Hunger auf – und da kommt das kreolische Buffet mit landestypischen Speisen gerade Recht. Wie immer gibt es auch hier natürlich genügend Leute, die der Ansicht sind, ein Schnitzel mit Pommes wäre eigentlich passender – ich freue mich immer, wenn ich etwas probieren darf, was ich noch nicht kenne. Und davon gibt’s hier genug – sei es Hühnchen oder auch Fisch. Klar, natürlich kenne ich Hühnchen und Fisch – aber die Zubereitung macht den Unterschied. Und das ist wirklich lecker hier – auch wenn ich jetzt weiß, dass der Hinweis „Be careful, it’s spicy“ auch wirklich so gemeint ist. J

Frisch gestärkt beginnt nun der zweite Teil des Tages. Ein letztes Ziel haben wir noch mit dem Bus vor uns – die Schwefelquellen. Dazu muss man wissen, dass es sich hierbei um einen Vulkan handelt, dessen Krater befahren werden kann (also eine Art „Drive-In-Vulkan“). Und hier befinden sich unter der Erde Schwefelvorkommen, dessen Geruch mit dem heißen Dampf des Vulkans durch verschiede Löcher im Krater nach oben gelangt. Und der Geruch ist schon beißend – erinnert mich so ein bisschen an mein 7. Schuljahr, als wir unseren Klassenlehrer regelmäßig ähnlichen Gerüchen mit Stinkbomben aussetzten.

Hier ist man allerdings sehr froh darüber, dass der Dampf aus der Erde kommt – so lange der heiße Dampf kontrolliert nach oben gelangt, ist offensichtlich nicht von einem erneuten Ausbruch auszugehen. Und das sind ja schon mal good news.

Inzwischen sind wir übrigens schon wieder unterwegs – dieses Mal geht es ans Meer. Hier wartet nämlich die Carnival III auf uns – ein kleiner Motorkatamaran, auf dem wir jetzt den Nachmittag verbringen. Gemütlich geht es die Küste entlang, so dass wir die Sehenswürdigkeiten des Vormittags noch einmal zu Gesicht bekommen – dieses Mal allerdings von der Meeresseite aus. Die Deux Pitons sind von hier fast noch eindrucksvoller und auch die Marigot Bay (das ist die von Dr. Dolittle) ist einfach nur traumhaft schön – da hätte ich den Film auch gedreht.

Und da Karibik ohne Schwimmen ja nun mal gar nicht geht, gibt’s auch noch einen Schwimmstopp in einer schönen Bucht – klarstes karibisches Meerwasser, türkisfarben schimmernd und eine Wassertemperatur, die nur knapp unter der Lufttemperatur liegt (heute sind es etwa 28°C), erwartet uns. Was kann es Schöneres geben: Karibik, Sonne, Strand und Meer, dazu einen Rumpunsch in der Hand – und zu Hause Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und einen schneeräumenden Nachbarn vor dem Haus? In Facebook würde es jetzt ein „Gefällt mir!“ geben.

Trotzdem geht auch dieser Ausflug einmal zu Ende – gegen 17.00 Uhr erreichen wir wieder unser Schiff, pardon die AIDAaura (die „Mein Schiff 1“ liegt uns gegenüber) und sind einhellig der Meinung, dass das ein genialer Ausflug war. Wie so oft macht es die Mischung – und in dieser Kombination ist wirklich alles dabei gewesen, was man sich so vorstellen kann. Ich würde den in jedem Fall wieder buchen.

Die „Mein Schiff 1“ ist übrigens auch der Gesprächsstoff in der Sauna beim 5-nach-5-Aufguss, den ich gerade noch so erreiche. Manch einer kennt die Schiffe und das Konzept schon (und ist davon durchaus angetan), andere kennen es nicht (und wollen es auch nicht kennenlernen) und wieder andere (so wie ich) kennen es, sind nicht so überzeugt gewesen, geben aber dem Neubau, der „Mein Schiff 3“, im kommenden Jahr eine neue Chance. Also schau’n mer mal – nächstes Jahr im Juli schreibe ich ein bisschen was dazu.

In jedem Fall nachteilig ist das Nichtvorhandensein eines FKK-Decks auf den Schiffen der TUI-Flotte. Offizielle Aussage dazu ist ja, dass dies die maltesischen Gesetze nicht zulassen würden … Ob das stimmt, kann ich leider nicht verifizieren – für die Saunabesucher auf der AIDA ist das aber i.w. ein echtes Negativkriterium – und ein Alleinstellungsmerkmal der AIDA-Schiffe. Wollen wir mal hoffen, dass der Japan-Neubau – trotz Patio-Deck – einen entsprechenden Bereich hat.

Das Abendessen gibt es heute im Marktrestaurant. „Orient Express“ ist das Thema – und auch wenn ich es immer wieder spannend finde, dass man Frankreich zum Orient zählt … das Essen ist wieder mal sehr lecker. Natürlich hätte man auch das Thema „California“ im Calypso wählen können – aber leider fehlt mir dazu ein zweiter Magen. Satt ist satt.

Den Bingoabend lasse ich heute sausen – mir war es gestern einfach zu voll, als dass das eine lustige Spielrunde gewesen wäre. Das Ganze ist viel zu hektisch abgelaufen – Spielfreude kam da nicht wirklich auf. Mal schauen, ob und wann ich mir das noch mal gebe …

Tja, und so kommt es, dass dieser Abend relativ früh endet, nachdem ich noch einen (OK, es sind zwei) Absacker an der Ocean Bar genossen habe – ich sitze noch ein bisschen auf meinem Balkon und lasse das Meer an mir vorbeirauschen. Die Temperaturen sind immer noch so, dass – trotz Fahrtwind – kein Kleidungszwang besteht und umhüllt vom Rauschen der Wellen und dem fahlen Licht des zunehmenden Mondes macht sich recht bald eine angenehme Müdigkeit breit, die mich dann auch final ins Bett zwingt.

Weiter mit Tag 4: St. George’s (Grenada)