Es ist mal wieder soweit – AIDA ruft. Nachdem ich vor gut zehn Wochen in La Romana von der AIDAvita abgestiegen bin (die hatte ich aus Manaus dorthin überführt), steige ich genau dort wieder auf – dieses Mal allerdings auf die AIDAaura. Und dieses Mal steht eine Überführung nach Europa an – in 15 Tagen wollen wir in Mallorca sein.

Und da zwischen der Karibik und Europa der Atlantik liegt, ist das eine Transatlantik-Reise, also eine Reise, die jeder Kreuzfahrer irgendwann einmal gemacht haben sollte. Und auch wenn viele meinen, nur die nördliche Route, wie sie die QM2 regelmäßig fährt, wäre eine „richtige“ Atlantiküberquerung – ich sehe das pragmatischer: ich bin auf der einen Seite des Atlantik und danach auf der anderen … und wenn das dann keine Atlantiküberquerung ist, was dann?

Also, lassen wir die Reise beginnen. Und wie immer geht’s am Frankfurter Flughafen los. Also eigentlich ja schon bei mir zu Hause – aber die 20 Minuten Taxifahrt zum Flughafen sind jetzt nicht so spektakulär als dass man dazu mehr schreiben müsste als ich es jetzt schon getan habe. Von daher beginnen wir beim Aussteigen aus dem Taxi am Terminal 1, Abflugbereich C. Hier sind die Schalter der Condor, die man auch schon von weitem sieht. Also eigentlich sieht man nicht die Schalter, sondern eher die Menschenmassen, die davor stehen. Obwohl es noch nicht einmal 5.30 Uhr ist, scheinen heute doch schon einige recht früh in den Urlaub zu starten. OK, wir haben Ferienbeginn in Hessen und wir haben Temperaturen in der Nähe des Gefrierpunktes (und die Annäherung erfolgt von unten) – beides Gründe für ein deutliches „Und tschüss – ich bin dann mal weg!“.

Und so sehe ich das auch. Glücklicherweise habe ich noch einen Platz in der Comfort Class bekommen können, so dass mein Reisebeginn etwas entspannter verläuft: der Check-In-Schalter ist praktisch leer, so dass meine Tasche wenige Minuten später schon auf dem Weg zum Flieger ist. Meine Bordkarte ist im Rucksack und das Boarding soll in etwa einer Stunde beginnen. Also könnte man noch auf einen Abstecher in die Lufthansa Lounge (der allerdings recht kurz ausfallen müsste, da die Lounge nicht wirklich neben dem Gate liegt) oder ich nehme den 20 € Gutschein für den Bordverkauf in Anspruch und frühstücke noch eine Kleinigkeit bei McD. Und das scheint mir sinnvoller, so dass ich mich auf den Weg in den Keller des Flughafens mache.

Mit Übergepäck hatte ich glücklicherweise nicht zu kämpfen, sind bei der Comfort Class doch 30 kg Freigepäck enthalten – allerdings gleich ein Warnhinweis für Nachahmer … der Rückflug von Mallorca findet mit Air Berlin in Eco statt: und da sind dann nur noch 23 kg erlaubt. Wer das nicht berücksichtigt, dürfte mit 7 kg Übergepäck (+ Urlaubseinkäufe) beim Check-In vor dem Rückflug richtig Spaß haben … 😉

Inzwischen sitze ich schon bei McDonalds, habe meine zwei Egg McMuffin und eine Latte auf dem Tablett und frage mich, warum hier eigentlich niemand von EasyOrder Gebrauch macht. Kennt Ihr nicht? Nun, habe ich bislang auch nur hier gesehen, ist aber genial. Vor dem Thekenbereich stehen mehrere Bestellterminals, an denen ich per Touchscreen meine Bestellung aufgeben kann, bezahlt wird mit ec- oder Kreditkarte. Am Ende des Bestellvorgangs gibt es ein Ticket – und damit geht man an die Theke in den Ausgabebereich. Und meistens ist die Bestellung dann schon auf dem Tablett … also absolut easy.

Warum das hier keiner nutzt, obwohl die Schlange an der Kasse jetzt schon so lange ist, dass die letzten direkt neben den Bestellterminals stehen – keine Ahnung … Nun, wie auch immer – gibt es wenigstens keine Schlange an den Bestellterminals. 😉

Gegen 6 Uhr mache ich mich dann gestärkt auf den Weg nach C06; die Ausweiskontrolle ist wie immer problemlos, lediglich die lange Warteschlange vor dem Gate ist irritierend. Da C06 eines der Gates ist, bei denen die Sicherheitskontrolle integriert ist, geht es hier auch erst weiter, wenn die Condor-Crew und das Sicherheitspersonal eingetroffen ist. Und eine separate Kontrolle für Business ist dadurch auch nicht vorgesehen – das kann also dauern.

Ich entschließe mich also dazu, mal an der Schlange vorbei nach vorn zu gehen – vielleicht kann man sich da ja wenigstens irgendwo hinsetzen. Und sieh’ an – genau so ist es. Hier gibt es ein paar Sessel (also so eine Sitzbank an der Wand halt), und das ist ja schon mal deutlich bequemer. Und da die Schlange hier vorn sowieso eher chaotisch organisiert ist und viele der Wartenden auch auf der Sitzbank sitzen, sollte es auch kein Problem sein, sich hier nach dem Öffnen des Gates einzureihen.

Und es so kommt es auch … das Gate wird geöffnet, die Sitzenden reihen sich vorn in der Schlange ein und alles ist gut. Aber nicht, dass in Zukunft keiner mehr hinten in der Schlange stehen will – dann klappt das so nicht mehr. Also bitte nicht nachmachen …

Zehn  Minuten später bin ich durch den Sicherheitscheck. Es piepst nicht, ich kann meine Schuhe anbehalten und muss auch sonst nichts ausziehen, werde nicht der Quote geschuldet herausgepiepst und selbst meine Sonnenmilch in der 50 ml Tube (habt Ihr mal versucht, so was zu kaufen … ist echt nicht einfach) wird – da sie vorschriftsmäßig im durchsichtigen Zipperbeutel ist – durchgewunken.

Aber gut – kann ja auch mal was gut gehen. Ich gehe also weiter in den Warteraum, setze mich irgendwo an die Wand und beginne damit, meine Mitreisenden ein bisschen zu beobachten. Immerhin ist das ein AIDA-Charterflug, von daher werde ich alle auch auf dem Schiff wiedersehen. Da kann man ja mal schauen, mit wem man es die nächsten zwei Wochen so zu tun bekommt …

Da wäre beispielsweise das Ehepaar, bei dem er offensichtlich nicht unbedingt das Sagen hat. Zumindest werden seine Sitzplatzvorschläge alle im Keim erstickt: „Hier?“ –  „Nein, das ist zu weit vom Ausgang weg.“  – „Da?“ – „Nein, da ist es zu voll. Wir gehen da hin.“ Na, da hab’ ich ja schon eine Vorstellung wie das dann am Buffet wird …

Eine Familie mit etwa zehnjähriger Tochter macht gleich mal die Urlaubseinweisung für den Nachwuchs: „Und auf dem Schiff bleibst Du immer schön in unserer Nähe – nicht, dass Du verloren gehst.“ – Genau so stellen sich Kinder ihren Urlaub auf AIDA ja auch vor …

Ein anderes Kind scheint die Chance auf Familienurlaub nutzen zu wollen und will seinem Vater zeigen, wie toll das Spiel auf dem iPad ist … doch der scheint andere Pläne zu haben: „Nicht jetzt, Papa hat Urlaub.“ Hm, setzen, sechs!

Und da ist da noch die Kleingruppe aus dem Rheinischen … es ist jetzt gerade mal 6 Uhr, aber die Jungs und Mädels sind fit wie ein Turnschuh – und lassen natürlich auch den ganzen Wartesaal daran teilhaben: „AIDA – da simmer dabei!“. Na dann …

Und von daher wird es auch Zeit, dass es langsam los geht. Und kaum gedacht, nimmt die Condor-Dame am Counter auch schon den Hörer in die Hand, um uns zu begrüßen. Aber allein das Knacken der Lautsprecher reicht aus, dass etwa 40% der Wartenden von ihren Sitzen schießen, um sich vor dem Ausgang zu postieren. Unglaublich wie viele Leute offensichtlich keinen reservierten Sitzplatz haben … 😉

Das ist ja etwas, was ich nie verstehen werde – warum wollen so viele Leute so schnell in den Flieger, in dem sie die nächsten zehn Stunden eingepfercht in Sitzreihen mit einem Bewegungsspielraum wie er für eine Legehenne nach EU-Vorschriften wahrscheinlich unzulässig wäre, drängeln. Man hat noch nie von einem Flieger gehört, der während des Boardings die Türen geschlossen hat, um früher wegzufliegen.

Ich entscheide daher spontan als letzter in den Flieger zu steigen – und setze das auch gnadenlos um. Und siehe da – das funktioniert tatsächlich. Sogar mein Platz ist noch frei. Man nimmt mir die Winterjacke ab (also natürlich nur um sie wegzuhängen), reicht mir einen Prosecco (genau das richtige um diese Uhrzeit), ich richte mich, soweit es das kleine Gepäcknetz an der Wand zulässt, häuslich ein und beginne, mich auf den bevorstehenden Urlaub zu freuen – insbesondere die Aussicht, beim Ausstieg Sonnenschein und 30°C vorzufinden und damit den Winter endgültig zu verabschieden, lässt meine Stimmung ansteigen.

Bereits wenige Minuten später geht es dann auch schon los: um 7.40 Uhr heben wir in Richtung Dom. Rep. ab; dort ist es jetzt 2.40 Uhr – also eigentlich Zeit, um die Nacht fortzusetzen. Und auch wenn ich meine Uhr schon längst zurückgestellt habe, scheint man bei Condor eher noch in der Frankfurter Zeit zu denken: es gibt nämlich erst einmal ein umfangreiches Frühstück. Also gut – widmen wir uns Wurst, Schinken, Käse, Marmelade, Quark, einem Stückchen Tortilla, etwas Obst und zwei Tassen Kaffee. Schlafen kann man danach ja immer noch.

Kann man nicht. Zumindest ich nicht … mein Biorythmus ist auch noch in Frankfurt, also muss das iPad herhalten. Das habe ich vor dem Urlaub noch mit einigen Filmen gefüttert, so dass die nächsten Stunden eher so einem Kinoabend gleichen. Die Bordunterhaltung bei Condor ist ja eher zu vernachlässigen (mit Ausnahme des einen Fliegers, den sie mit WLAN ausgestattet haben und darüber über eine spezielle App die Technikbesitzer an Bord mit einem umfangreichen Entertainment-Angebot erfreuen – aber der wird leider erst in zwei Stunden auf den Weg nach La Romana geschickt), also muss man da schon selbst vorsorgen.

Und bis zum Mittagessen (das nach Ziel-Zeit eher ein verspätetes Frühstück darstellt) kann man ja auch noch ein bisschen lesen … meine Bibliothek ist auf dem Kindle dabei, so dass ich die freie Auswahl habe (das ist übrigens eines der ganz großen Argumente für einen E-Book-Reader) und damit immerhin schon mal 2/3 des Fluges vorbei sind.

Die nächsten knapp zwei Stunden sind dann dem Essen geschuldet. Vorweg ein Campari Orange als Aperitif, dann die gemischten Vorspeisen und als Hauptgang ein Rinderfilet, begleitet von einem südafrikanischen Rotwein – da kann man sagen was man will: Catering im Flieger kann auch schlechter aussehen. Den Abschluss bilden dann noch irgendetwas Cremiges auf Schokoladenbasis, ein weiterer Kaffee und ein Willi als Digestif. Das mit dem Alkohol muss ich auf dem Schiff unbedingt wieder einschränken …

Anschließend findet der obligatorische Bordverkauf statt: „Wir wünschen Ihnen viel Freude und Spaß beim Einkaufen.“ Naja, irgendwie muss ich ja meinen Gutschein für den Nichtbesuch der Lounge loswerden – also einfach mal wahllos ein paar Naschereien kaufen? Naja, war eigentlich der Plan – aber dann haben die doch tatsächlich eine Uhr von Skagen, die mir schon immer irgendwie gefallen hat. Und zusammen mit Duty-Free-Preis und Gutschein macht das richtig Sinn … und so schnell kommt man zu einer neuen Uhr.

Ein Blick darauf verrät übrigens, dass wir bereits zehn Stunden hinter uns haben und somit die letzte Stunde angebrochen ist. Auf das Einschalten der Anschnallzeichen für den Landeanflug kann unser Kapitän dabei übrigens verzichten, die sind – bis auf die erste halbe Stunde – gar nicht erst aus gewesen: während des ganzen Fluges merken wir immer wieder mal, dass auch Luft Widerstand leisten kann. Das klingt jetzt viel schlimmer als es wirklich ist – aber ein ruhiger Flug geht anders (ein richtig turbulenter allerdings auch!).

Wie dem auch sei – 10 Stunden und 45 Minuten nach dem Start haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Wir haben La Romana, das Ende meiner letzten und den Beginn dieser Reise erreicht. Die Türen öffnen sich, die Sonne scheint herein und brennt – wie wir nach dem Aussteigen gleich sehen – ganz ordentlich. 28°C werden laut Bordinformationssystem gemessen – das ist halt doch was anderes als die -3°C heute Morgen in Frankfurt.

Ach ja, beim Aussteigen gilt übrigens eine andere Regel als beim Einsteigen: hier ist es jetzt durchaus sinnvoll, bei den ersten zu sein. Zum einen reichen elf Stunden im Flieger, zum anderen scheint draußen die Sonne und – vor allem – je früher man aus dem Flieger kommt, desto früher kommt man potenziell auch aufs Schiff. Und das ist dann schon ein Ansporn.

Glücklicherweise klappt das mit dem frühen Aussteigen ganz gut, wenn man auf 1H gesessen hat, so dass ich als einer der ersten Passagiere dominikanischen Boden berühre. Hier stehen auch schon die bekannten AIDA-Hinweis-Schilder (also besser gesagt, Servicemitarbeiter mit Schildern), die uns über das Rollfeld zu einem Nebenausgang des Flughafens begleiten. Und hier finden wir auch schon die Shuttlebusse, die uns direkt zum Schiff bringen – und da es nur rund zehn Minuten bis zum Hafen sind, kann der Urlaub in der Tat gleich losgehen.

Wem jetzt übrigens aufgefallen ist, dass ich nicht über die Passkontrolle berichte – das stimmt. Die gibt es nämlich nicht – oder man nimmt uns davon aus. Der Nebenausgang ist zwar mit einem Polizist gesichert, der findet sein Smartphone aber deutlich spannender als uns … und von daher reisen wir jetzt unkontrolliert ein.

Und auch von der üblichen Warterei am Gepäckband kann ich nicht berichten – die gibt es nämlich auch nicht.  Irgendwo im Kleingedruckte der Reiseunterlagen habe ich das noch zufällig gesehen (zugegeben, so richtig lese ich die eigentlich nicht mehr durch) – in La Romana muss man sich nicht um sein Gepäck kümmern. AIDA holt das am Gepäckband ab, transportiert es zum Schiff und stellt es dann irgendwann vor die Kabine – da kann man sich auch dran gewöhnen (zumindest wenn man es rechtzeitig weiß und sich daher darauf einstellt, dass auch die „Bordgrundausstattung“ (Wechsel-T-Shirt, Badehose, Sonnenmilch und Badeschlappen) ins Handgepäck muss, da man seine Sachen ja erst einige Stunden nach dem Erreichen des Schiffs erhält).

Punkt 14 Uhr kommen wir am Hafen an. Keine Schlangen vor den Check-In-Schaltern (wobei das bei den Clubschaltern sowieso eher selten vorkommt), freundliches AIDA-Personal dahinter. Was soll da noch schiefgehen. Genau, nichts. Ich treffe Tobi vom Clubteam hinter dem Schalter (ich sage dazu nur „Peachy number“ und verweise auf das Bingo anlässlich der  Weihnachtsreise 2011 in Südamerika), checke (als Erster überhaupt auf dieser Reise) ein und mache mich auf den Weg zu meiner Kabine – denn die sind just in diesem Moment auch freigegeben worden. Ein Traumurlaub kann beginnen.

Und der beginnt mit einem Fehler. Irgendwie gelingt es mir nämlich, das Fototeam zu übersehen – und damit fehlt mein Willkommensfoto. Nicht gut – das wäre ein ziemlich leerer Rahmen zu Hause an meiner „AIDA-Wand“. Also bringe ich meinen Rucksack auf die Kabine und mache mich dann auf den Weg zurück zum Hafenterminal. Hier mische ich mich noch einmal unter die Neuankömmlinge und lache in die Kamera – na also, geht doch.

Zurück auf dem Schiff inspiziere ich jetzt erst mal meine Kabine – eine Balkonkabine auf Deck 7 (OK, wo sonst). Die Varioverlosung hat dieses Mal die 7211 ausgeworfen. Nicht schlecht – zumal die günstiger ist als eine Meerblickkabine als Premiumbuchung gewesen wäre (die ich eigentlich auf den „kleinen Schiffen“ buche, um nicht noch einmal per Vario zufällig eine der vorderen Außenkabinen am Bug zu bekommen).

Die Kabine liegt auf Backbord und ist die zweite Balkonkabine von vorn (liegt direkt unter der Brücke). Wie die meisten Balkonkabinen handelt es sich um ein Doppelkabine mit zusammengestellten Betten in Fahrtrichtung (d.h. die Füße zeigen zum Bug, der Kopf nach achtern). Zusätzlich gibt es einen Schreibtisch, einen Flachbildschirm sowie einen kleinen Tisch mit zwei Sesseln. Die Nasszelle entspricht dem bekannten AIDA-Standard und der Balkon ist – wie alle Balkone auf den kleinen Schiffen – eher überschaubar groß (etwa 2,5 – 3 qm). Zwei Stühle sowie ein kleines Tischchen füllen den Platz mehr oder weniger komplett aus. Um abends aber noch mal ein bisschen an der frischen Luft zu sitzen oder – und das ist mir am wichtigsten – nachts die Schiebetür offen zu lassen, reicht es natürlich vollkommen aus.

So, jetzt aber genug der Worte – ich verschwinde zu meinem ersten Sonnenbad. Bewaffnet mit einer Flasche Wasser, der Sonnenmilch und meinem Kindle geht es hoch auf das FKK-Deck. Erwartungsgemäß ist da (noch) eher wenig los – ein paar Gäste, die auf ihre Abreise warten, nutzen die letzten Sonnenstunden und neue Gäste sind ja noch nicht viele an Bord.

Gewarnt vom letzten Mal nutze ich die Sonnenmilch dieses Mal gleich von Anfang an – und muss trotzdem später feststellen, dass ich mein Haupthaar doch etwas überschätzt habe. Daher Memo an mich: nächstes Mal gleich das AIDA-Cap aufsetzen.

Es ist jetzt kurz vor 15.00 Uhr – viel besser kann es zeitlich eigentlich nicht gehen. Um 4.00 Uhr bin ich heute früh aufgestanden, dann knapp 11 Stunden in die Dom. Rep. geflogen und liege gut eine Stunde nach der Landung bereits auf dem Schiff in der Nachmittagssonne. So langsam überkommt mich jetzt auch eine Müdigkeit, der ich jedoch eisern standhalte – ansonsten wäre der Jetlag nicht in den Griff zu bekommen.

Ich wechsele also zwischen Sonne und Saunabereich (für eine abkühlende Dusche zwischendurch), buche um 16.00 Uhr direkt nach Öffnung noch einen Fahrrad-Ausflug für Grenada am Biking Counter (da die Plätze dabei ja immer sehr begehrt sind und dieser Ausflug im Vorfeld online nicht buchbar war, ist das ein weiterer Vorteil, wenn man recht früh auf dem Schiff ist) und gebe mich anschließend weiter der karibischen Sonne hin.

Gegen 17.00 Uhr treffe ich dann auf alte Bekannte – also besser gesagt, sie treffen auf mich: „War ja klar, wo wir Dich finden …“: Paulo und Miguel sind mit der zweiten Condor-Maschine ab Frankfurt (die mit dem WLAN-Entertainment) eingetroffen. Und so langsam trudeln auch die anderen Maschinen ein: Düsseldorf ist da, München auch. Und damit verbunden werden nach und nach alle abreisenden Gäste zu ihren Shuttlebussen gerufen. Alle? Nein – die nach München reisenden Gäste bekommen eine Verlängerung. Zwar nicht auf dem Schiff (denn wir legen ja nachher noch ab), aber dafür in einem Hotel in der Dom. Rep. – der Flugkapitän ist wohl kurzfristig erkrankt und ein Ersatz erst am nächsten Morgen verfügbar. Da kann man sich eigentlich auch schlimmeres vorstellen als einen kostenlosen Abend in La Romana – zumal damit ja vermutlich auch noch mal 600 € von Air Berlin verbunden sind (Erkrankung eines Piloten ist m.W. keine höhere Gewalt).

Aber wie dem auch sei – für uns geht es jetzt ja erst richtig los. Ich schaue mal nach meinem Gepäck – ggf. steht das ja schon vor der Kabine. Denn ein Unsicherheitsfaktor bleibt bei diesem Verfahren natürlich: wenn ich mein Gepäck selbst am Band abhole, weiß ich zumindest, dass es zusammen mit mir angekommen ist – und es maximal noch zwischen AIDA-Bus und Kabine verschwinden kann.  So aber muss ich der kompletten Transportstrecke vom Check-In in Frankfurt bis zu meiner Kabine vertrauen … aber alles wird gut: ich biege in meinen Kabinengang ein und sehe meine Tasche bereits vor der Kabine stehen.

In wenigen Minuten ist alles in den Schränken und Schubladen verstaut (irgendwie macht sich da auch eine entsprechende Routine breit), ich kann mir eine lange Hose anziehen (Ihr wisst ja, die einzige Kleidervorschrift an Bord: „Herren werden gebeten, abends in den Restaurants lange Hosen zu tragen“) und mache mich auf den Weg ins Marktrestaurant für ein kleines Abendessen. Nichts großartiges, eine Suppe, ein Vorspeisenteller und ein kleines Steak … naja, was man halt so isst beim „Welcome Dinner“.

Da ich auf der Kabine (einziger Wehrmutstropfen) kein WLAN-Netz vorfinde, muss ich meine Online-Aktivitäten tatsächlich auf die öffentlichen Bereiche konzentrieren. Ich gehe also an die Rezeption, lasse meinen Internetzugang mit Wunsch-PIN freischalten (die standardmäßige Absicherung mit Kabinennummer und Geburtsjahr ist mir nicht sicher genug – die Kombination ist ja recht schnell herausgefunden) und setze mich in die AIDA-Bar, um bei einem ersten Weizen mal zu schauen, was die letzten zwanzig Stunden so gebracht haben.

Und dann bleibt natürlich noch die obligatorische Pflichtveranstaltung – die Seenotrettungsübung. Und da die ja seit Costa Concordia jetzt immer vor dem Ablegen stattfindet, passiert das heute noch um 21.00 Uhr. Eigentlich ja nichts dramatisches, für Familien mit (kleinen) Kindern aber eine echte Herausforderung: die meisten sind ja auch schon fast 24 Stunden auf den Beinen – und das merkt man auch. Quengelnde Kinder sind dabei noch das harmloseste – andere schlafen entweder auf dem Arm oder mehr oder weniger im Stehen, andere hält es gar nicht mehr auf den Beinen und sie sitzen heulend auf dem Boden. Ich bin da in der Tat ziemlich hin- und hergerissen: einerseits macht es natürlich viel Sinn, dass vor dem Ablegen jeder weiß, was zu tun ist, wenn mal was schief geht – auf der anderen Seite glaube ich kaum, dass von den beteiligten Kindern und Eltern auch nur einer ansatzweise mitbekommen hat, was denn zu tun wäre … Ein Patentrezept dafür fällt mir da jetzt leider aber auch nicht ein …

Wie auch immer – eine halbe Stunde später ist es ja vorbei. Und während die einen sich auf den Weg aufs Pooldeck zum Welcome Sekt und zur Lasershow machen, verschwinden andere direkt im Bett. Und ganz wenige machen es wie ich: sie schauen sich das Auslaufen um 22.00 Uhr bei einem Absacker in der schönsten Bar des Schiffs – der Ocean Bar auf Deck 7 – an. So leer wie heute wird es dort aber sicher nie mehr sein …

Tja, und dann ist es auch für mich soweit – das Bett ruft. Ich verschwinde in meine Kabine, reiße die Balkontür auf und entschwinde relativ schnell in meine Träume – zwei Wochen Urlaub, drei karibische Inseln, die Überquerung des Atlantik und dann noch Madeira und Cadiz liegen vor uns …

Weiter mit Tag 2: Auf dem Weg nach St. Lucia