Nach einer seegangslosen Nacht, die ich wie immer mit dem Sonnenaufgang beende, erreichen wir morgens Port of Spain auf Trinidad. Der Himmel ist blau, die Wolken sind an einer Hand abzuzählen, die Temperatur pendelt sich etwa an der 30°-Marke ein – wie kann ein Silvestertag in der Karibik besser beginnen?

Und in der Tat – wieder ist ein Jahr vergangen. Und wieder schneller als das letzte und das davor … wenn das so weitergeht, gibt’s bald nur noch Silvestertage … 😉

Jetzt geht es aber erst einmal raus. Und zwar aus dem Bett. Dann rein ins Bad, den Rucksack für den Ausflug (der glücklicherweise erst kurz vor 10 Uhr startet) gepackt und ab ins Rossini zum gemütlichen Frühstück.

Um 9.45 Uhr treffen wir uns dann zu unseren Ausflug „TRI13: Abenteuer im Jeep“ am Ausflugs–counter. Auch heute sind alle rechtzeitig da (das wird jetzt doch wohl nicht einreißen?), so dass wir pünktlich das Schiff verlassen und, vorbei an einer Steelband (das sind Musiker, die mit einer Art metallischer Salatschüsseln Musik machen), die für uns bereitstehenden Busse erreichen.

Warum wir da jetzt in Busse steigen, wo wir doch einen Jeepausflug gebucht haben, erschließt sich uns nicht wirklich, lässt sich aber ggf. mit „wir sind in der Karibik“ erklären. Die Busse bringen uns nämlich zu einer rund 20 Minuten entfernten Tankstelle, an denen dann mehrere Jeeps auf uns warten.

Hier steigen wir um und nachdem jeder einen Platz gefunden hat (und das ist nicht ganz so trivial, da die Jeeps platzmäßig genau abgezählt sind und der zur Verfügung stehende Platz auf den Sitzbänken nicht unbedingt mit der benötigten Breite von Leute korrespondiert, die schon seit 1 ½ Wochen auf Kreuzfahrt sind), geht es dann auch schon los.

Die Tour ist zwar keine Offroad-Tour, die Steigung setzt aber zwingend die Verwendung von Allradfahrzeugen voraus – geschätzte bis zu 40% Steigung sind, zumindest motorisiert, anders nicht zu überwinden. Und da wir zum höchstgelegenen Dorf der ganzen Karibik wollen, müssen wir da durch.

Wir fahren entlang des Paramin Berghanges Serpentine um Serpentine nach oben, machen einen kurzen Zwischenstopp an der Kirche „Lady of Guadaloupe“ und erreichen dann nach einer guten halben Stunde den Aussichtspunkt auf dem La Vige Berg. Von hier aus hat man einen sensationellen Ausblick auf Venezuela, Tobago und Grenada … oder besser gesagt: soll man haben, wenn die Wolken nicht da sind wo sie jetzt gerade sind – nämlich zwischen uns und unserem Ausblick. Das erinnert mich irgendwie an den Jeepausflug im Oman – auch da sind wir zu einem Aussichtspunkt gefahren und just bei unserer Ankunft hat auch dort einer den Wolkenvorhang zugezogen.

Aber es hilft ja nichts – wir sind jetzt hier und müssen mit dem leben, was wir sehen (auch wenn es nichts ist). Kümmern wir uns also zumindest um den kulinarischen Teil unserer Tour. „Snackpause“ steht in der Ausflugsbeschreibung. Und so ist es auch: Wasser, O-Saft, Rumpunsch werden gereicht, dazu trinidad’sche (sagt man das so?) Spezialitäten. Zum einen Hackfleisch in einer Maishülle, in Bananenblättern verpackt und gebacken (scharf gewürzt und seeeehr lecker), zum anderen verschiedene süße Snacks, von denen ich allerdings nur noch weiß, das überall Kokosnussbestandteile enthalten sind. Nichts destotrotz (oder vielleicht auch deswegen) schmecken auch die richtig gut.

Von hier aus – die Wolken sind übrigens immer noch da – geht es dann wieder zurück nach unten, wobei wir noch einen etwa 1-stündigen Badestopp am Strand der Maracas Bay bei. Und das hier ist dann Karibikfeeling pur: Palmen, weißer Sandstrand, angenehm warmes Meerwasser – so kann man Silvester durchaus auch verbringen. Dazu kommen durchaus anspruchsvolle Wellen (so zwischen 2,50 und 3,00 m hoch) – was will man mehr (OK, mehr Zeit wäre gut).

Denn: kaum hat man sich so richtig heimisch gefühlt am Strand, geht es auch schon wieder zurück zum Schiff. Gut, dass ich morgen auf Martinique einen Schnorchelausflug gebucht habe – da geht es hoffentlich nahtlos weiter …

Der Weg zum Schiff verläuft in umgekehrter Richtung – wir fahren mit den Jeeps zur Tankstelle, steigen dort in die bereitstehenden Busse um sind rund 45 Minuten später wieder zurück an der Vita. Die Steelband spielt immer noch (das unterstreicht das „Karibik-Feeling“) und begrüßt uns mit karibischen Klängen am Hafen.

Ich gehe jetzt jedoch erst mal schnell unter die Dusche und befreie mich vom Sand, bevor ich – nachdem das Mittagessen ja ausgefallen ist – im Calypso ein Stückchen Kuchen und einen Kaffee zu mir nehme. Und hier fällt mir ein Phänomen auf, dass ich zwar schon oft beobachtet habe, aber noch nie verstanden habe. Es hat etwas mit älteren Damen und Taschentüchern zu tun …

Aus irgendeinem Grund haben ältere Damen (ich verzichte jetzt mal bewusst auf die Definition, was älter ist) sehr oft ein zusammengeknülltes Taschentuch in der zu einer Faust geballten Hand. Und zwar ganz egal, wo sie sich befinden – sei es beim Essen, im Theater, an Deck oder wo auch immer. Und so richtig erschließt sich mir nicht der Sinn dieser Maßnahme – ältere Herren machen das üblicherweise nicht (und jüngere Menschen schon mal gar nicht). Ich glaube, ich muss da irgendwann mal jemanden fragen (hab ich bei meiner Oma leider versäumt, sie hatte das auch oft gemacht) …

Naja, mein Kuchen ist gegessen, die Steelband macht eine Pause (die man vom offenen Deck des Calypso wunderbar hören konnte) und ich mache mich mal langsam auf den Weg in Richtung Sauna – einen Aufguss sollte man dieses Jahr schon noch machen. 😉

Denn – auch wenn man das hier immer wieder vergisst – heute ist Silvester, der letzte Tag in 2012 … und morgen liegt dann wieder alles vor uns, was wir gerade hinter uns gelassen haben. Hoffen wir mal, dass es ein gutes Jahr wird …

Aber ich schweife ab und bin eh noch rund acht Stunden zu früh… also geht’s jetzt erst einmal in die Sauna. Hier nehme ich dann noch den 5-nach-5-Aufguss mit, lege mich noch ein halbes Stündchen in die Restsonne und mache mich dann langsam auf den Weg in meine Kabine. Hier lege ich mein „AIDA-Festtags-Outfit“ an, d.h. statt T-Shirt ziehe ich ein Freizeithemd an, und mache mich dann auf ins Rossini, wo ich mich gegen 19.00 Uhr mit Birga, Arndt, Niklas und Dennis zum „Silvester-Menü“ treffe. Acht Gänge warten heute auf uns:

Praline vom Rinderfilet auf süß-saurem Pilzsalat und Safran-Aioli
Auf der Haut gebratenes Doradenfilet mit Feige und Balsamico
Törtchen vom Hummer mit Auberginenkompott und Champagner-Velouté
Weißwein-Risotto aromatisiert mit Kokos und Chili, hierzu milder Curryschaum
Kalamansi-Sorbet
Tranchen vom rosa gebratenen Roastbeef auf rote Bete-Püree und Kartoffelterrine,
hierzu Ahorn-Balsamico-Jus
Gratinierte Ananas mit weißem Schokoladeneis
Mille Feuille von Vanille und Tonkabohne mit Mango

Nach dem siebten Gang legen wir dann – traditionell – eine Pause ein, müssen wir doch – ebenso traditionell – ins Theater zu „Diner for One“. Das Haus ist ausverkauft (will heißen, ich sitze irgendwo auf dem Boden), der Applaus am Ende gerechtfertigt: „Same Procedure as Every Year, James!“

Und jetzt geben sich auch die Ereignisse die Klinke in die Hand: um 22.00 Uhr ist bereits die Auslosung der Neujahrstombola. Die Lose werden zu einem Stückpreis von 25,00 € zu Gunsten der SOS-Kinderdörfer verkauft, Hauptpreis ist eine 7-tägige Kreuzfahrt auf der AIDAluna. Mein Los hat die Nummer 99, der Hauptpreis nicht – damit ist alles gesagt. 😉

Bis um Mitternacht bleibt jetzt noch etwas Zeit, die wir an der Ocean Bar verbringen, bevor es dann gegen 23.30 Uhr aufs Pooldeck geht … der Countdown läuft. Und obwohl das heute schon mein viertes Silvester auf AIDA ist, ist es doch eine Premiere – wir sind nämlich das erste Mal auf See und liegen nicht im Hafen. Und das macht das Ganze noch ein bisschen schöner …

Unser Kapitän hat das Schiff inzwischen so gedreht, dass es einigermaßen windstill ist, Sekt und Champagner sind ausgegeben, der auf Deck projizierte Countdown läuft … 3, 2, 1, Happy New Year!

Fünf Stunden nach dem Jahreswechsel in Deutschland haben auch wir 2013 erreicht – und ich erlebe mein erstes Feuerwerk auf dem Meer. In Bélem aufgestiegene Pyrotechniker verwöhnen uns mit einem tollen Feuerwerk vom Crewdeck aus – und glaubt mir, so ein Feuerwerk, mitten auf dem offenen Meer, das hat schon was …

Und dann geht die Party richtig los … das Pooldeck ist zum Bersten gefüllt, der DJ jongliert (virtuell) seine Discs und jung und alt feiern bis zum Abwinken … Ich winke dann so gegen halb zwei und mache mich auf den Weg in meine Kabine – morgen legen wir auf Martinique an, da geht es zum Schnorcheln … und da will ich einigermaßen fit sein.

Weiter mit Tag 12: Fort de France (Martinique)