Heute fahren wir nach Europa … naja, ein bisschen zumindest. Wir legen an der Insel Île Royale an, die zu Frankreich gehört – und setzen unseren Fuß daher auf europäischen Boden, mitten in der Karibik. So ist das Zahlungsmittel hier auch der Euro – einziger Nachteil: es gibt eigentlich nichts, wo man etwas bezahlen könnte …

Doch lassen wir den Tag von vorn beginnen. Gegen 8.00 Uhr ist die Fahrt des ersten Tenderbootes geplant – und da möchte ich drin sitzen. Das bedeutet, rückwärts gerechnet, spätestens um 6.30 Uhr aufzustehen. Gut, dass ich gegen die Zeit sowieso wach werde – da muss ich dieses Mal dann halt nur aufstehen.

Und das tue ich auch, mache den obligatorischen Gang in und durch die Nasszelle und gehe danach ins Marktrestaurant zum Frühstück. Gegen 7.30 Uhr meldet sich unser Kapitän zu Wort, teilt mit, dass wir jetzt vor Anker liegen und dass aktuell die Boote für das Tendern vorbereitet werden. Das passt gut, bin ich doch gerade schon beim Joghurt – und damit am Ende des Frühstücks – angelangt.

Ich trinke noch in Ruhe meinen Kaffee aus und mache mich dann auf den Weg auf Deck 3 zum Ausgang. Zwischendurch lege ich noch einen kurzen Toilettenstopp ein (besser gesagt, ich will ihn einlegen, werde allerdings aufgrund der Ziel- und Orientierungslosigkeit meines Vorgängers auf der Toilette davon abgehalten). Und so ersetze ich den Toilettenstopp mit einer Stippvisite an der Rezeption, wo ich empfehle, diese Toilette gelegentlich mal einer Reinigung zu unterziehen bevor ich mich in die Schlange auf Deck 3 stelle.

Die Idee mit dem ersten Tender haben noch einige andere, aber ich stehe weit genug vorn, um das erste Boot sicher erreichen zu können. Hier treffe ich dann auch auf Christel, Hanne, Helga, Guido und Michael, die wie ich den Plan haben, die Insel mehr oder weniger als erste zu „erobern“. Und den Passagieren auf den nachfolgenden Reisen sei empfohlen, das auch so zu handhaben – denn: die Insel ist jetzt nicht sonderlich groß und spätestens wenn eine hohe dreistellige Zahl an AIDA-Touristen hier eingefallen ist, ist das mit der Idylle erledigt.

Und so kommt es, dass ich bei dieser Reise der erste AIDA-Gast bin, der seinen Fuß auf die Insel setzt – so war der Plan. Und da meine Begleiter zeitnah folgen, können wir die Gunst der Stunde nutzen und uns an die Spitze der Bewegung setzen. Womit wir alle Vorteile nutzen können, die man als erster halt nun mal hat: es läuft einem nicht ständig jemand vor die Kamera und auch die Tiere auf der Insel fühlen sich noch nicht so richtig gestört und lassen sich vor Einsetzen des Fluchtinstinkts fotografieren.

Aber vielleicht noch mal kurz zur Insel: die Île Royale ist eine der drei Inseln, die zur Inselgruppe „Îles du Salut“ gehören; sie ist die größte und liegt etwa 15 km vor der Nordostküste Südamerikas. Die Inseln sind heute unbewohnt; bis 1946 dienten sie den Franzosen als Sträflingskolonie – aufgrund der starken Strömung und einem nicht unerheblichen Haibestand galten sie – analog Alcatraz – als ausbruchsicher. Henri Charriere, einer der Sträflinge, beschreibt in seinem autobiographischen Buch „Papillon“ jedoch das Gegenteil …

Die Insel selbst ist ein Naturparadies, das mit den Resten der Gefängnisgebäude durchzogen ist. Außerdem gibt es hier einen Beobachtungspunkt für den auf dem Festland liegenden Weltraumbahnhof Kourou, von dem die Ariane-Trägerraketen der Europäer ins All geschossen werden (und genau wegen eines solchen Starts konnte die Île Royale auf der letzten Reise nicht angelaufen werden).

Konsequenterweise ist den AIDA-Hafeninfos unter den Rubriken Taxis, Busse, Mietwagen, Touristen-Informationen, Banken, Geldautomaten dann auch nur ein „Gibt es hier nicht“ zu entnehmen. Lediglich ein Restaurant ist auf der Insel zu finden – und das nimmt, wenn es denn geöffnet hat, den Euro als gültiges Zahlungsmittel.

Aber kaum jemand wird wegen des Restaurants auf die Insel fahren – hier ist die Natur das Ziel. Und davon gibt es wirklich genug hier. Mit einer Mischung aus brasilianischem Regenwald und karibischer Palmenlandschaft lädt die Insel zu einem gut einstündigen Rundgang ein – selbst mit viel Trödelei und unter Ausnutzung aller sich bietenden Fotomotive (und die gibt es massig hier) braucht man nicht mehr als zwei Stunden, um zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Wir halten uns nach dem Ausstieg aus dem Tenderboot rechts (wobei das eigentlich egal ist, verlaufen wird man sich nicht können), kommen an der einzigen offiziellen Badestelle vorbei (vor deren Benutzung aber vereinzelt auch gewarnt wird) bevor wir nach etwa 20 Minuten das Restaurant erreichen, das neben den ehemaligen Gefängnisbaracken errichtet wurde. Und sogar an eine Telefonzelle hat man gedacht – von der ein Gespräch nach Paris beispielsweise übrigens ein Inlandsgespräch darstellt.

Auf unserem Weg hierher sind uns inzwischen schon Agutis (so eine Art Riesenhamster) über den Weg gelaufen, die hier lebenden Affen haben sich bislang allerdings zurückgehalten. Und auch von den Papageien, die auf der Insel ihre Heimat haben sollen, fehlt noch jede Spur.

Bis wir sie zufällig in einem Waldstück (OK, eigentlich ist die ganze Insel ja ein großes Waldstück) sehen … ein Affe beobachtet uns aus sicherer Entfernung. Wir machen uns auf den Weg dorthin, was den Affen zwar zur Flucht bewegt, diese setzt er allerdings nicht nur horizontal sondern auch vertikal um, so dass wir ihn – und noch einige mehr – in angemessener Entfernung in den Bäumen vorfinden. Klick, ist im Kasten (bzw. auf der Speicherkarte).

Wir setzen unseren Weg, jetzt wieder hinunter von der Anhöhe, auf der die Gebäude stehen, fort und erreichen rund eine gute halbe Stunde später die andere Seite der Insel, nicht ohne unterwegs nochmals Agutis und Affen gesehen zu haben.

Dummerweise sind inzwischen noch mehrere Tenderboote auf der Insel angekommen, so dass sich die Population der Gattung „AIDA“ mehr und mehr auf der Insel ausbreitet – und das erleichtert nicht wirklich das Auffinden von Tieren jedweder Art. Insbesondere dann nicht, wenn jemand einen Affen sieht und darauf mit dem lauten Aufschrei „Da, ein Affe“ darauf aufmerksam macht – denn erstaunlicherweise sind die Tiere nicht taub … 🙁

Und somit hat sich das Fotothema, zumindest von sich bewegenden Objekten, jetzt mehr oder weniger erledigt – die Entscheidung, den ersten Tender zu nehmen ist also goldrichtig gewesen.

Unabhängig davon haben wir bislang noch nicht die Aras gesehen und auch die Reste der Gefängniszellen sind uns irgendwie durchgerutscht. Also gehen wir noch einmal nach oben zum Restaurant (dieses Mal allerdings von der anderen Seite der Insel) – und hier finden wir sie dann auch: zum einen die Papageien, zwei rote und ein blauer, die sich in einer abgeschiedenen Ecke aufhalten (aber problemlos für Fotos posieren) und die Überreste der wenigen Gefängniszellen auf der Insel.

Dazu muss man wissen, dass die Île Royale eigentlich nur der administrative Mittelpunkt der drei Gefängnisinseln war (die Gefangenen waren im wesentlichen auf der Île du Diable, der Teufelsinsel, untergebracht). Hier lebten die Wärter, es gab ein Krankenhaus, eine Kirche – aber auch einen Exekutionsplatz. Und so kam es, dass Gefangene nur auf die Île Royale kamen, wenn sie entweder krank waren oder ihre Hinrichtung geplant war. Folglich hat man sich bei der Gestaltung der Zellen auch nicht so richtig viel Mühe gegeben – diese sind nicht viel größer gewesen als das Bett selbst und die Inneneinrichtung bestand – neben dem Bett – wohl nur aus einem Eimer.

Und damit sind wir durch: wir haben gesehen was es zu sehen gibt, und haben – aus heutiger Sicht – eine Art Paradies besucht. Der Landgang hat sich also in jedem Fall gelohnt, auch wenn AIDA hier keine Ausflüge anbietet (wohin auch) 😉

Wir gehen daher jetzt zurück zur Pier, werden noch von einer Wasserschildkröte zu einem weiteren Foto animiert und nehmen dann den nächsten Tender zurück an Bord. Pünktlich vor Schließung des Calypso (also kurz vor elf) kommen wir noch zu einem Kaffee und etwas Obst (das Frühstück ist jetzt ja doch schon 3 ½ Stunden her) bevor ich mich erst einmal unter die Dusche stelle, um dann in der AIDA Bar meine Fotos zu sichten.

Das Mittagessen lasse ich dafür dann ausfallen, denn um 13.15 Uhr steht schon der nächste Termin an: unser Clubdirektor Arne hat zum Treffen der grünen Clubmitglieder (von denen 52 auf dieser Reise dabei sind) in die Waikiki Teens Lounge geladen.

Hier sammeln wir uns allerdings nur für den weiteren Weg – der führt nämlich mal wieder in den „Crew Only“ Bereich, u.zw. auf den Balkon hinter der Brücke, auf dem wir schon von den Führungskräften des Schiffs an Stehtischen erwartet werden. Piña Colada satt, Sekt und leckere Häppchen sowie selbstgemachte Schokocrossies warten auf uns, um uns die nächsten beiden Stunden beim Ablegen von der Île Royale und auf unserer weiteren Fahrt in die Karibik mit interessanten Gesprächen zu unterhalten. Und nachdem wir wieder unsere Fahrtroute erreicht haben, gesellt sich dann auch unser Kapitän zu uns.

Natürlich gibt es wieder viele spannende Neuigkeiten zu den neuen Schiffen und den geplanten Routen ab 2014 – aber leider konnten wir niemanden dazu überreden, uns diese auch zu verraten. Die halten hier echt dicht, die Jungs und Mädels … 😉

Dafür erfahren wir so ein bisschen was über die Logistik und die Auflagen der Brasilianer, die letztendlich auch mit ein Grund dafür sind, dass die Amazonas-Route zunächst einmal eingestellt wird. Beispiel gefällig? Nun, normalerweise werden unsere Reisepässe, die beim Check-In eingesammelt wurden, während der Fahrt nach Belém von einem brasilianischen Zollmitarbeiter auf dem Schiff kontrolliert und gestempelt. Da es sich dabei aber gerade um die Weihnachtszeit gehandelt hat, konnte man beim brasilianischen Zoll wohl niemanden auftreiben, der das gemacht hätte. Was ist also passiert? Nun, unsere Pässe wurden von Santarém aus mittels Flugzeug nach Rio de Janeiro geflogen, dort in irgend einem Büro gestempelt und dann auf dem gleichen Weg zum Schiff nach Belém transportiert … Weitere Themen sind Arbeitserlaubnis, Einfuhr von Lebensmitteln, Beschäftigung brasilianischer Mitarbeiter und vieles mehr …

Tja, und so kommt es, dass im Frühjahr 2013 dann erst mal Schluss ist mit dem Amazonas. Aber vielleicht wird das ja mit neuen Zielen ersetzt … Anregungen aus einer Blitzumfrage während des Treffens sind übrigens Süd-/Westafrika und die Westküste der USA – nur falls man bei AIDA gerade mal keine Idee für ein neues Zielgebiet haben sollte … wir wären in jedem Fall dabei. 😉

Da ich um 4-nach-4 den nächsten Termin habe, verabschiede ich mich jetzt so langsam aus diesem Kreis und mache mich auf den Weg in die Sauna. Ich entspanne noch ein bisschen, verdünne die Cocktails mit ein paar Bechern stillem Wasser, so dass ich dann nüchtern den Aufguss mit erleben kann. Den macht heute übrigens Chris („Beruf: Radfahrer“), wobei er gleich auf die heutige Abendveranstaltung in der Anytime Bar hinweist: dort ist nämlich Alpenglühn angesagt, eines der Highlights auf den AIDA-Reisen. Und wie macht er das? Nun ganz einfach: er macht den Aufguss in kariertem Hemd und Lederhose. Zugegeben, mir ist es schon warm genug, obwohl ich deutlich dünner bekleidet bin und nicht in der Sauna herumwedele … Respekt!

Den 5-nach-5-Aufguss macht dann leider nicht Horst (scheint also doch kein richtiger Seetag zu sein), aber gemacht wird er trotzdem. Und danach geht es dann auch fast schon weiter im Programm – heute ist nämlich mal wieder Rossini angesagt.

Gegen 19.00 Uhr treffe ich mich mit Birga, Arndt, Niklas und Dennis zum „Vor-Geburtstagsessen“; Niklas wird in wenigen Stunden nämlich 18 (bzw. wäre es schon, wenn wir in Deutschland und damit nicht fünf Stunden hinterher wären).

Hier werden wir heute mit einem Amuse Guele Menü („11 kleine Köstlichkeiten“) bewirtet. Zur Qualität gibt es nichts zu sagen, was ich im Zusammenhang mit dem Rossini nicht schon mal gesagt hätte … daher hier nur Speisenfolge:

Jakobsmuschelrondell mit geschmorter Grapefruit und Himbeer-Walnuss-Vinaigrette
Rose gegrillte Lammkrone mir Balsamico-Linsensalat und Basilikum-Vinaigrette
Schaumsüppchen von Apfel und Curry
Gebratene Riesengarnele an Petersilien-Risotto und grünem Spargel
Gegrilltes Zanderfilet mit Knoblauch-Spinat und beurre blanc
Sorbet von Apfel und Staudensellerie
Medaillons vom Kalbsrücken mit orientalischem Gewürz-Couscous und Schmandcreme
Gebratene Perlhuhnbrust auf glasierten Orangenfilets, Selleriepüree und Madeira Jus
Gebackene Krokette von Ricotta und Kartoffel mit Apfelchutney
Geeistes Melonensüppchen mit Wodka Granité
Lauwarmer Schokoladenbrownie mit Feigenkompott

Wenige Stunden später geht dann der Geburtstagscountdown los … wir nutzen das Alpenglühn in der Anytime Bar – und unabhängig von Niklas’ Geburtstag ist hier eine Stimmung wie ich sie schon lange nicht mehr beim Alpenglühn erlebt habe. Da gingen um Mitternacht definitiv nicht die Lichter aus – sondern nur die Unter-18-Jährigen ins Bett 😉

So gegen 2.00 Uhr (genau genommen muss ich sagen, als es das erste Mal 2.00 Uhr wurde – wir stellen heute die Uhren nämlich um 3.00 Uhr wieder mal eine Stunde zurück) mache ich mich dann auch auf den Weg ins Bett. Irgendwie bin ich jetzt doch müde (man wird halt doch älter) – oder vielleicht hat auch die Alkoholmischung des Tages (Piña Colada, Sekt, Sherry, Weißwein, Dessertwein, Corona) etwas dazu beigetragen – zumindest schlafe ich erst mal und freue mich über die zusätzliche Stunde …

Weiter mit Tag 10: Auf dem Weg nach Trinidad