Der erste Seetag unserer Reise liegt vor uns (bzw. hat ja eigentlich gestern Abend schon mit dem Auslaufen aus Manaus begonnen). Und genau genommen ist es ja gar kein Seetag sondern eher ein „Flusstag“, sehen wir doch den Atlantik erst am kommenden Dienstag gegen Abend. Aber Landtag ist es ja nun auch keiner …

Und von daher läuft heute mein „Standard-Seetag-Programm“, beginnend mit einem gemütlichen Frühstück im Rossini. Und im Gegensatz zu meiner letzten Reise auf der Aura überzeugt das Personal hier wieder durch Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. Wünsche werden erfüllt bevor sie geäußert werden, man sitzt nicht stundenlang vor leerem Geschirr und sieht in lächelnde Gesichter. Ein schöner Tagesbeginn.

Das Frühstück genieße ich mit Alex, seiner Gattin (deren Name hier nicht genannt werden darf) und Paul, die ich jetzt auch bereits zum vierten Mal auf einer AIDA-Reise treffe … irgendwie gibt’s es wohl doch so etwas wie eine große „AIDA-Familie“. Wir tauschen uns kurz über die Geschehnisse der letzten Monate aus, ich freue mich auf das „kleine Steak“, das eigentlich eher zwei „nicht so kleine Steaks“ sind und den frisch gepressten Orangensaft. Ja, so macht das „Grünen-Frühstück“ wieder Spaß …

Wobei auf dieser Reise der Anteil an grünen Clubmitgliedern offensichtlich recht hoch ist – ist das Rossini doch morgens beim Frühstück immer sehr gut besucht. Mal schauen, wie lange die grüne Stufe die höchste ist … irgendwann wird AIDA da sicher nach oben erweitern müssen („Dunkelgrün“?) – bei Royal Caribbean ist die höchste Stufe (von sieben möglichen) übrigens erst nach 700 Nächten erreicht … da geht also noch was, sowohl bei AIDA als auch bei mir … 😉

Seinen Fortgang findet der Tag dann auf dem FKK-Deck. Die Sonne lacht vom Himmel, die Temperatur kratzt an der 30°C-Marke, Regenwolken sind (noch) nicht in Sicht – also runter mit den Klamotten und rauf mit der Sonnenmilch … ohne traue ich mich dann doch nicht hier in Äquatornähe … und wenn ich mich bei den Mitpassagieren so umschaue, gibt es den einen oder die andere, die sich das besser auch noch nicht getraut hätte … 😉 Auf der anderen Seite: ein Sonnenbrand an Weihnachten – das ist doch mal was Exklusives …

Pünktlich um 10 Uhr meldet sich unser Kapitän Boris Becker mit seinem Tagesbericht. Und der beinhaltet auch das Wetter mit einem Warnhinweis vor einem kurzen tropischen Regenschauer. Wo auch immer diese Information herkommt, am Himmel ist davon nichts zu sehen; vermutlich hat sich der Frosch verlaufen.

Hat er nicht … etwa drei Minuten später geht es los … wie aus dem Nichts ist eine schwarze Wolke aufgezogen (und wenn ich „schwarz“ schreibe dann meine ich auch „schwarz“!) und hat einen wasserfallartigen Regen abgesondert. So etwas habe ich echt noch nie erlebt. Wir hatten keine Chance … Gut, dass ich heute eine herkömmliche Zeitschrift (noch aus Papier) in der Hand hatte – ob der Kindle das überlebt hätte, weiß ich nicht wirklich.

Und genau so schnell wie der Tropenregen gekommen ist, ist er auch wieder weg. Das Schiff glänzt als ob es gerade durch die Waschanlage gefahren wäre und wir sehen aus als ob wir dabei vergessen hätten, das Schiebedach zu schließen. Unglaublich – aber das ist wohl Amazonas live.

Ich bleibe noch bisschen draußen liegen – innerhalb weniger Minuten bin ich wieder trocken. Die Zeitschrift hat es im Prinzip hinter sich und mein Handtuch ist durch mich ja gut geschützt gewesen … 😉

Während ich hier so halbnass in der Sonne trockne, kann ich ja mal ein bisschen was zum Amazonas erzählen … da die Reise in der kommenden Saison ja nicht mehr angeboten wird, könnt Ihr zumindest nachlesen was Ihr verpasst habt … 😉 Und vielleicht nimmt sie AIDA ja auch mal wieder ins Programm auf – denn schon nach den ersten drei Tagen behaupte ich einfach mal, dass sich das Ziel in jedem Fall lohnt!

Also, der Amazonas ist mit 6.992 km der längste Fluss der Erde; er führt soviel Wasser mit sich, dass die Menge, die an einem einzigen Tag in den Atlantik fließt, ausreichend wäre, um die Stadt New York etwa 60 Jahre lang mit Trinkwasser zu versorgen! Unvorstellbar? Ja.

Er ist an seiner schmälsten Stelle etwa 2 km breit, an seiner breitesten gut 5 km – alles was darunter liegt, würde ein Brasilianer daher eher als Bach bezeichnen – also so was wie Rhein, Main und Donau. Weil man da ja von einem Ufer ans andere gucken kann … 😉 Das kann man hier übrigens auch – manchmal … Von daher ist das mit dem Seetag also doch nicht ganz so falsch …

Es gibt hier aber noch mehr Superlativen: in den Regenwäldern Amazoniens leben etwa 1.500 Vogelarten, noch mal so viele Fischarten und rund 60.000 Pflanzenarten. Auf einem einzigen Quadratkilometer Tropenwald wachsen hier mehr Pflanzenarten als in ganz Europa!

Nun, wie auch immer … ich bin wieder trocken. Zeit also, um der Sauna mal wieder einen Besuch abzustatten. Und die ist hier übrigens kürzlich erst neu gestaltet worden. Beim letzten Werftaufenthalt wurde die Vita ja an manchen Stellen einer Verjüngungskur unterzogen – nach zehn Jahren auch nicht ganz ungerechtfertigt. Und so hat man auf Deck 10 mit der Waikiki Teens Lounge einen eigenen Bereich für die Teens geschaffen (mit Sitzsäcken, Wii, PS3 und so …), den Indoor-Whirlpool auf Deck 9 entfernt und mit Fitnessgeräten ersetzt (macht Sinn, ich habe da eh noch nie jemanden drin sitzen sehen) und eben auch den Saunabereich komplett umgebaut.

Und der ist richtig schön geworden und steht vom Look den großen Schwestern in nichts nach. Die großen Liegeflächen sind durch richtige Liegen ersetzt worden, die Biosauna (Kräuterbad) wurde umgestaltet und mit weniger Plastik ausgestattet und der Duschbereich wurde komplett umgebaut. Gefällt mir!

Lediglich bei der Wahl der Liegen bin ich noch unschlüssig. Die verändern ihre Position (Liegen/Sitzen) nämlich mehr oder weniger von selbst (hat wohl irgendwie mit Gewichtsverlagerung der/des Liegenden zu tun). Aber irgendwie drängt sich der Eindruck auf, dass die dabei auch ein gewisses Eigenleben entwickeln … das sieht dann immer gut aus, wenn jemand anderes drauf liegt und die Liege erkennbar nicht die gewünschte Position einnimmt – und ist immer dann doof, wenn man selbst das Opfer der Liege wird … Aber vielleicht gewöhne ich mich ja noch daran ..

Jetzt ist es aber erst mal 12.00 Uhr – und damit Zeit, sich auf den Weg an die Rezeption zu machen. Ab 12.30 Uhr können dort heute nämlich die Tische im Rossini für Heiligabend und Silvester reserviert werden. Und da es insgesamt nur 80 Plätze gibt und die ersten 40 bereits im Internet vergeben wurden, sollte man da nicht zu spät sein.

Wäre ich wohl auch nicht gewesen (ich wäre der neunte in der Schlange), allerdings steht Niklas schon seit kurz nach 11.00 Uhr hier – und hat damit die Startnummer 1. 🙂 Von daher ist alles gut … das kann nicht mehr schiefgehen.

Pünktlich um 12.30 Uhr werden wir vom Restaurantleiter mit einem Gläschen Sekt empfangen und können unseren Tisch für Heiligabend und Silvester reservieren – sehr schön. Die Schlange geht jetzt übrigens einmal um die Rezeption herum – und selbst wenn jeder nur einen einzigen Platz hätte reservieren wollen, kann es für die hinteren Mitreisenden nicht mehr reichen. Und dem einen oder anderen sieht man die Enttäuschung – verständlicherweise – auch an. Eine Lösung für dieses Problem hätte ich in der Tat jetzt aber auch nicht parat …

Ich gehe daher noch eine Runde schwitzen und entspanne dann wieder in der Sonne an Deck … und das wechsele ich jetzt ab bis kurz vor 14.00 Uhr, so dass ich mir zum Mittagessen gerade noch einen Vorspeisenteller zusammen stellen kann – aber mehr braucht es auch nicht, gibt es doch heute Abend wieder lecker Essen im Marktrestaurant.

Vielmehr nutze ich die Gelegenheit und nehme mal alle drei Aufgüsse mit, wobei ich über den um 5-nach-5 gleich noch ein bisschen was schreiben muss – der ist dann doch etwas außergewöhnlich gewesen …

Es kommt nämlich Horst August zur Tür rein. Horst August, auch „Aufguss-August“ genannt, ist bekleidet mit dem typisch gelb-weißen AIDA-Handtuch, das mittels Hosenträger seine Position um die Hüften hält. Ergänzt wird dies mit gelben Socken an den Füßen, die in bunten Hausschlappen stecken sowie einer zum restlichen Gesicht passenden Brille. Über das Gebiss spreche ich aus ästhetischen Gründen an dieser Stelle lieber nicht.

Und dieser Horst macht nun den Aufguss. Und er macht ihn so wie man ihn nach dem äußeren Erscheinungsbild auch erwartet. Er – ich zitiere – „ergießt sich drei Mal“, wobei er jeweils danach den Hubschrauber macht. Ach ja, und im Übrigen möchte er daran erinnern, dass „der Saunabereich ein Ruhebereich“ sei … 😉

Und ich gebe zu, das habe ich bislang so noch nicht erlebt – darf es aber an allen Seetagen um 5-nach-5 gern noch einmal mitmachen … und das werde ich sicher auch tun … Der 6-nach-6-Aufguss ist dann wieder ein normaler – aber jede Stunde braucht man Horst auch nicht …

Der restliche Abend verläuft dann wieder in geordneten Bahnen. Ich wähle zum Abendessen das Marktrestaurant aus – Thema heute ist der Orient. Und im Übrigen kehrt auch bei der Restaurantbelegung jetzt wieder Normalität ein, es ist relativ leer. Offensichtlich war das gestern in der Tat die Ausnahme, denn heute stehen ja wieder drei verschiedene Startzeiten zur Verfügung (18.00 Uhr und 20.00 Uhr im Marktrestaurant und 18.30 Uhr im Calypso), so dass sich der Ansturm besser verteilen kann.

Direkt danach mache ich mich dann auf den Weg zum Bingo. Hier treffe ich dann wieder auf Michael und Guido, die noch drei Damen zur Unterstützung mitgebracht haben. Und was soll ich sagen – es hat funktioniert. Gegen Ende stehe ich mit vier Mitspielern am Tisch für diejenigen, denen nur noch eine Zahl fehlt. Bei mir ist es die 40, bei den anderen vier die 8. Und was wird gezogen? Genau, eine Lochzahl aus der N-Reihe – mit dem Ergebnis, dass Harald um 200 € reicher ist … 😉 Sehr sauber … so kann das hier weiter gehen …

Ich gebe unserem Bingotisch noch eine Runde aus und mache mich dann auf den Weg in meine Kabine … schließlich gilt es ja noch das eine oder andere aufzuschreiben, was heute so passiert ist bevor ich mich dann irgendwann ins Bett lege …

Weiter mit Tag 4: Santarém (Brasilien)