Nur noch wenige Tage sind es bis Weihnachten – und damit wird es wieder Zeit für ein paar erholsame Tage auf AIDA. In diesem Jahr soll es die AIDAvita sein – und das Ziel ist der Amazonas. Von daher habe ich mir die Route „Amazonas 3“ ausgesucht, die heute in Manaus in Brasilien beginnt und am 4. Januar in La Romana in der Dominikanischen Republik endet. Und das wird auch höchste Zeit, denn AIDA hat die Amazonas-Routen in der kommenden Saison nicht mehr im Programm – von daher ist das sozusagen die letzte Chance.
Beginnen will ich am Frankfurter Flughafen. Nachdem das Packen wieder mal eine „Just-in-time-Aktion“ geworden ist (ich muss das nächste Mal unbedingt früher anfangen) hat Tanja freundlicherweise den Taxidienst übernommen und mich um kurz vor halb sechs an 1C abgesetzt. Mein Flug geht um 19.40 Uhr, also bleiben noch gut zwei Stunden Zeit zum Einchecken und für einen kleinen Imbiss in der Lufthansa-Lounge.
AIDA hat von Frankfurt für diese Reise zwei Charterflüge mit Condor eingekauft und ich hatte das Glück, einen der beiden zugewiesen zu bekommen (und dann auch noch den richtigen, aber dazu später mehr). Glücklicherweise hatte ich die Reise so rechtzeitig gebucht, dass ich auch noch einen Platz in der Comfort Class bekommen habe – und dann lässt sich auch eine Flugzeit von über 13 Stunden gut ertragen.
Ich gehe mit meinen beiden Reisetaschen (da die Freigepäckmenge in der Comfort Class 30 kg beträgt, konnte ich recht großzügig packen) also in Richtung der Check-In-Schalter und stelle fest, dass die Schlange am Comfort-Class-Schalter länger ist als an den Economy-Schaltern. Dort steht nämlich ein Passagier, während ein Eco-Schalter gerade frei geworden ist. Naja, „Downgrade“ geht ja immer … also nehme ich den freien Schalter – und bin zwei Minuten später bereits im Besitz meiner Bordkarte. Die Sitzplatzreservierung hat auch funktioniert – mit 1C habe ich einen netten Gangplatz (und muss damit nicht immer über meinen Nebenmann klettern, um mal aufstehen zu können).
Irgendwie sind aber immer noch zwei Stunden Zeit … naja, mal schauen, wie lange die Sicherheitskontrolle dauert – da habe ich ja auch schon ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Ich mache mich also auf den Weg in Richtung Abflughalle B (mein Gate soll B45 sein und damit genau gegenüber der Lufthansa Lounge liegen) als ich durch laute Zurufe gestoppt werde. Ich treffe auf die ersten Mitreisenden auf dieser Reise: Birga, Arndt, Niklas und Dennis sind gerade auf dem Weg zum Check-In – sie haben einen Platz in der zweiten Condor-Maschine bekommen und fliegen damit 50 Minuten nach mir ab. Wir wechseln ein paar Worte und verabreden uns später in der Lounge, so dass ich meinen Weg zur Sicherheitskontrolle fortsetze.
Die Reisepasskontrolle ist eher unspektakulär (ein kurzer Blick auf das Foto ohne Check im System – da wäre ich wohl auch mit einem Haftbefehl durch gekommen) und auch an der Sicherheitskontrolle ist nicht viel los (was natürlich wieder dazu führt, dass die anwesenden Mitarbeiter tendenziell motivierter bei der Kontrolle sind). Und so ist es auch – aus meinem Rucksack muss alles raus, was ein Kabel hat oder haben könnte (also fast alles) und natürlich falle ich auch wieder dem Quotencheck zum Opfer und muss mich der „manuellen Überprüfung“ stellen. Lediglich meine Kamera ist heute mal nicht sprengstoffverdächtig (da kann man wahrscheinlich auch nicht mehr viel an der Oberfläche abkratzen so oft wie die hier schon überprüft wurde) – dafür müssen die Schuhe mal wieder eine Runde übers Band nehmen.
Aber wie auch immer – ich habe ja sowohl Zeit als auch nichts zu verbergen … und so bin ich dann in der Tat wenige Minuten später in der Business Lounge neben meinem Abfluggate. Im Gegensatz zu früheren Besuchen ist es dieses Mal auch nicht so voll, so dass ich problemlos einen Sitzplatz mit Steckdose finde (irgendeines dieser iDinger muss man ja immer laden) als auch am Buffet rasch zu einem Hot Dog (dem heutigen „Tagesmenü“) sowie einer Cola light komme.
Ich schreibe noch ein paar Mails, telefoniere noch ein bisschen und aktualisiere noch einmal den Facebookstatus – und dann ist es auch schon Zeit fürs Boarding. Eine Stunde vor Abflug ist vorgesehen – wollen wir mal hoffen, dass die das nicht Ernst meinen … der Flug dauert ja so schon lange genug – da muss ich nicht schon eine Stunde vorher im Flieger sitzen.
Aber natürlich ist es auch nicht so … am Gate sitzen alle vereint und warten auf das Boarding. Toll, hätte ich auch noch ein bisschen im Ledersessel in der Lounge bleiben können. Ab und zu wird noch mal ein Passagier ausgerufen und dann geht’s auch schon los. Comfort Class und Premium Economy dürfen einsteigen, wann sie wollen – alle anderen werden nach Sitzreihen in den Flieger gebeten. Nun, ich will noch nicht (mein Platz wird wohl auch in 20 Minuten noch frei sein), also bleibe ich erst einmal noch sitzen.
Inzwischen steht auch das Gate für den zweiten Condor-Charter nach Manaus fest – direkt nebenan auf B46 wird es losgehen. Und so kommt es, dass ich vor dem Einsteigen noch kurz mit Arndt, Birga, Dennis und Niklas sprechen kann … das nächste Mal werden wir uns dann ja voraussichtlich in Punta Cana treffen, wo unsere Maschinen zum Auftanken zwischenlanden werden. Und bei zwei Stunden Aufenthalt sollten wir uns dann ja rechnerisch um rund eine Stunde überschneiden. Soviel zur Theorie …
Kurz bevor das Gate schließt, steige ich auch noch schnell ein, hinter mir erklingt die Durchsage „Boarding completed“, mein Platz (1C) ist in der Tat noch frei und die Stewardess steht auch schon mit dem Sekttablett in den Startlöchern. So soll das sein. 🙂
Ich richte mich häuslich an meinem Platz ein (so gut das halt mit nur einem kleinen Netz, das im übrigen schon mit allerlei Krimskrams gefüllt ist, an der Wand vor einem geht), schnalle mich an und dann rollen wir auch schon los. Also dann, AIDA wir kommen.
Rund 9:45 Stunden später werden wir dann auch wie vorgesehen in Punta Cana landen – doch zuvor gibt es auch im Flieger noch ein bisschen was zu tun. Normalerweise beginnen Condor-Flüge mit dem Decken des Tisches, wobei hier zur Deko in der Regel eine Rose platziert wird. Um jedoch das Aufkommen weihnachtlicher Gefühle zu stärken, hat man da wohl dieses Mal umdisponiert und statt Rosen LED-Teelichter besorgt, die man in gelbe Gläser mit der Aufschrift „Frohe Weihnachten – Condor“ gelegt hat – und so eins steht jetzt auf meinem Klapptisch. Nun denn, auch gut.
Wichtiger ist aber die Speisekarte … schließlich ist es jetzt bereits 20.30 Uhr – da wird es Zeit für das Abendessen (zumal so ein Lufthansa-Hot-Dog ja nun auch kein magenfüllendes Objekt darstellt). Und das ist – wie ich es von Condor eigentlich immer kenne – sehr lecker. Ich habe mir die Speisenfolge auch mal gemerkt, falls das jemanden interessiert: als Vorspeise wird Grüntee-marinierte, geräucherte Entenbrust an buntem Linsensalat und exotischer Fruchtsauce, gebeiztes Lachsrückenfilet und eine Nori Lachsrolle an Salat von Steckrüben und Süßkartoffeln sowie verschiedene Blattsalate mit Kürbis, Gurke und Vinaigrette Dressing gereicht. Für den Hauptgang stehen dann drei Gerichte zur Auswahl – ich ziehe den klassischen Gänsebraten mit Rotkraut und Kartoffelknödeln der gebratenen Lachsschnitte mit Pfefferkruste, Buttersauce und Kartoffel-Lauch-Ragout ebenso vor wie der mit Kräuterfrischkäse gefüllten Cannelloni in cremiger Tomatensauce und Pfannengemüse. Den Abschluss bilden dann eine Käseauswahl (Morbier und Greyerzer Käse mit Feigen-Walnuss-Chutney und Traubensenf) sowie ein Lebkuchen-Mousse mit Vanillesauce und Johannisbeer-Birnenkompott. Dazu gibt es übrigens einen südamerikanischen Rotwein und hinterher einen Willi als Verteiler.
Nebenwirkung der Fütterung im Flieger ist dabei ja zum einen, dass die Zeit herumgeht (und zwei Stunden dauert das schon), zum anderen aber auch, dass das Blut seinen Hauptwirkungsbereich vom Gehirn in den Magen verlagert. Und das hilft ungemein beim Einschlafen. Und auch wenn die Sitze hier mit den (Fast)-Betten einer Business-Class natürlich nicht vergleichbar sind, sind sie doch bequem genug, um ein bisschen vor sich hinzudämmern. Und genau das tue ich jetzt, unterstützt durch ein bisschen Musik vom iPhone am Ohr, bis rund zwei Stunden vor der Ankunft in Punta Cana der Weckruf in Form einsetzender Kabinenbeleuchtung erfolgt: es wäre Zeit fürs Frühstück.
Nun, nach lokaler Zeit ist es jetzt etwa Mitternacht … eigentlich ein bisschen früh fürs Frühstück. Aber wer weiß, wann es wieder was gibt – also klappe ich den Tisch auf, lasse das Tischtuch platzieren und ordere erst einmal einen Kaffee mit 2 Döschen Milch. Und wie immer sollte ich eigentlich gleich einen Lappen dazu bestellen – vermutlich liegt es ja an mir … ich schaffe es aber einfach nicht, im Flieger diese Dinger unfallfrei aufzumachen. Vielleicht hängt das ja auch irgendwie mit dem Luftdruck zusammen – aber die Milch will da immer schneller raus als ich das Ding über der Kaffeetasse platzieren kann.
Aber egal – der Rest klappt unfallfrei. Das Frühstück ist reichlich und sehr gut – nur mit dem Schlafen wird es danach nichts mehr, denn der Sprit wird jetzt wohl langsam knapp, so dass wir mit dem Landeanflug auf Punta Cana beginnen. Rein optisch macht der Flughafen aus der Luft dabei einen eher abenteuerlichen Eindruck – und der verstärkt sich auch noch als wir dann auf der Landebahn stehen und zum „Terminal“ rollen.
Die seitlichen Mauern sind zwar in der Tat aus Steinen zusammengesetzt – die Vorderseite hat man dabei jedoch komplett weg gelassen und das Dach ist mit Stroh gedeckt. Sieht also so ein bisschen aus wie eine überdimensionierte Hütte eines Ureinwohners – lediglich die an Holzbanken aufgehängten Flatscreens, auf denen Fluginformationen erscheinen, lassen ein bisschen Flughafenfeeling aufkommen.
Ach ja, die Kontrolle des Handgepäcks verstärkt diesen Eindruck sogar noch etwas. Für was die gut sein soll, ist natürlich fraglich – wir wurden ja vorm Einsteigen kontrolliert, so dass es unwahrscheinlich ist, dass jetzt jemand doch noch ein Bömbchen versteckt hat. Obwohl, so einen Butterstreicher aus dem Flieger hätte man ja schon mitgehen lassen können …
Aber das hätte dann wiederum keiner gemerkt – denn obwohl der Scanner bei jedem gepiepst hat (ist auch logisch, denn Metallteile mussten vorher nicht abgelegt werden), hat sich daran dann auch niemand mehr gestört. So what, andere Kontinente, andere Sitten … 😉
Während die Maschine gereinigt und aufgetankt und die Crew ausgewechselt wird, haben wir jetzt eine Stunde Freizeit, die ich zunächst mal mit einem Toilettengang beginne. Die sind übrigens unerwartet sauber – wenn ich mich auch immer noch nicht an diese amerikanischen Toilettenkabinen gewöhnen kann, die ja unten relativ weit offen sind und auch von der Höhe her eher für Kindergärten und Grundschulen gebaut zu sein scheinen. Dafür gibt’s am Ausgang ein Desinfektionsmittel – ich bin in der Tat erstaunt.
Ich mache mich jetzt auf den Weg in den Wartesaal und will gerade die Zeit bis zum Eintreffen des zweiten Fliegers mit etwas Zeitunglesen überbrücken als ich eine SMS von Arndt erhalte. Man sei aktuell auf dem Weg ins Steigenberger Hotel in Frankfurt, da das mit dem Abflug nicht so richtig geklappt habe. Zunächst habe die Maschine noch enteist werden müssen (und da ist man auf dem Flughafen wohl nicht so richtig drauf eingestellt gewesen), dann musste ein defektes Bauteil (irgendwas mit dem Autopilot) ausgetauscht werden und anschließend hat der Pilot festgestellt, dass seine „Lenkzeit“ überschritten werden würde (was also nach einem Ersatzpiloten verlangt) und zu guter Letzt hat dann das Frankfurter Nachtflugverbot zugeschlagen – die Maschine ist also gegen Mitternacht wieder zurück ans Terminal gerollt und hat die Passagiere wieder ausgespuckt.
Und da der nächste Start erst morgens nach 5 Uhr möglich ist, werden aus 50 Minuten Zeitunterschied zwischen den beiden Maschinen (das war das mit der Theorie) schlussendlich zehn Stunden werden (das ist jetzt das mit der Praxis).
Und während ich so warte, treffe ich auf Michael und Guido, die mit Air Berlin ebenfalls auf dem Weg nach Manaus sind und hier auch den Kerosintank auffüllen … so klein ist die AIDA-Welt.
Kurz nachdem die beiden wieder in der Luft sind, geht es jetzt auch bei uns weiter … nach einer guten Stunde ist die Maschine schon wieder startbereit, so dass wir nach nur 90 Minuten auf unserem Weg nach Manaus sind.
Etwa 3 ½ Stunden sind angesetzt, die wir – man ahnt es bereits – mit einem Frühstück beginnen. Und da man ja nicht weiß, wann es wieder was gibt, … 😉
Da jetzt ja eigentlich nur noch ein Kurzstreckenflug ansteht, vergeht die Zeit auch relativ schnell. Nach rund 3:15 Stunden landen wir auf dem Flughafen von Manaus in Brasilien. Es ist jetzt kurz nach sieben … gerade pünktlich zum Frühstück auf AIDA 😉
Aber vorher steht noch die Einreisekontrolle an. Zumindest theoretisch. Die Schalter sind nämlich unbesetzt (OK, ist ja auch noch früh). Und da man in Brasilien bei ungewöhnlichen Situationen ja eher pragmatisch vorgeht, überspringen wir diesen Programmpunkt einfach und gehen direkt zum Gepäckband. Mal schauen, ob der fehlende Einreisestempel dann bei der Ausreise wichtig gewesen wäre …
Jetzt warten wir aber erst mal auf unsere Koffer und Taschen. Wäre ja schön, wenn die mit uns geflogen wären … Nach etwa zehn Minuten läuft dann auch das Gepäckband an und spuckt Koffer um Koffer und Tasche um Tasche aus. Und während in Frankfurt das Transportband stoppt wenn ein neuer Koffer aufs Band läuft (ist da mit einer Lichtschranke geregelt), drängelt sich hier der neue Koffer einfach dazwischen. Der auf dem Umlaufband befindliche Koffer wird dann entweder heruntergestoßen oder verbindet sich irgendwie mit dem neuen zu einer Einheit. Für diese Fälle hat man aber auch hier vorgesorgt. Statt Lichtschranke hat man hier einen Mitarbeiter am Band postiert, der dann wieder richtet was die Technik vorher angestellt hat. Und – funktioniert auch. 😉
Irgendwann erscheinen dann auch meine beiden Taschen auf dem Band (ob der Priority-Anhänger von Condor da irgendeine Funktion hatte bezweifle ich einfach mal), landen kurz darauf auf meinem Gepäckwagen und sind dann schon auf dem Weg durch den Zoll (da steht übrigens auch niemand). Im Terminal angekommen geht dann alles seinen gewohnten Gang: ein örtlicher Mitarbeiter hält ein Schild mit der Aufschrift „AIDAvita“ in die Luft und deutet nach rechts, wo wir am Ende des Terminals von einem weiteren Schild empfangen werden. Wir gehen noch durch die Tür und stehen vor dem Truck für das Gepäck und den Bussen für die Passagiere.
Ich kann gerade noch verhindern, dass meine Taschen in den Truck geworfen werden – zuvor muss ich nämlich noch meine „Decktasche“ herausholen. Die habe ich zu Hause nämlich schon mal für den ersten Tag an Bord gepackt (wer weiß, wann die Taschen vor der Kabine ankommen) – Badetuch, Sonnenmilch, Shorts und T-Shirt zum Wechseln sind ebenso dabei wie die AIDA-Basecap. Damit kann der erste Tag an Bord gleich richtig beginnen.
Angabegemäß dauert die Busfahrt zum Schiff – verkehrsabhängig – zwischen 30 und 45 Minuten. Das zur Theorie. Die Praxis sieht dann aber doch etwas anders aus: wir haben nämlich nicht nur viel Verkehr sondern auch noch einen Stau auf den letzten Metern – und damit eine Fahrzeit von einer guten Stunde.
Das wäre ja noch zu ertragen gewesen, wenn es nicht einer Mitreisenden im Bus zu kühl geworden wäre (dass Klimaanlagen in Ländern in Äquatornähe halt tendenziell eher kälter eingestellt sind, ist ja aber keine ganz neue Neuigkeit). Und anstatt sich ein Strickjäckchen anzuziehen (das man in Bussen und Fliegern ja sowieso immer parat haben sollte) bittet sie den Fahrer um Temperaturerhöhung. Und der kennt wohl nur digitale Werte: „an“ oder „aus“. Und da „an“ zu kalt war, hat er jetzt halt „aus“ gewählt. Und wenige Minuten später ist es dann nicht nur der Dame nicht mehr kalt … Oh Mann …
Aber irgendwann erreichen wir dann doch unser Ziel – die AIDAvita. Vor dem Hafenterminal (naja, eher eine kleinere Halle) werden wir von einer AIDA-Mitarbeiterin empfangen, die uns den weiteren Ablauf erläutert und darauf hinweist, dass bereits am heutigen Abend ein Ausflug angeboten werden würde: „MAO09: Abendliches Abenteuer: Alligatoren am Amazonas“. Das ist schon mal nicht schlecht – der war zu Hause über das Internet nämlich weder sicht- noch buchbar. Da muss ich dann nachher gleich mal zum Ausflugscounter.
Jetzt geht es aber erst mal zum Check-In. Erfreulicherweise hat man die Club-Schalter nochmals in Rot/Gelb und Grün unterteilt, so dass ich die Schlange rechts liegen lassen und direkt zum „Grünen-Schalter“ (der auf der linken Seite aufgebaut wurde) gehen kann. Die Formalitäten sind rasch erledigt, der Nachweis der Geldfieberimpfung erfolgt durch ein „Ja“ auf die entsprechende Frage – und schon habe ich meine Bordkarte und die erste „AIDA Heute“ dieser Reise in der Hand.
Vor dem Schiff dann noch das obligatorische Willkommensfoto (Memo an mich selbst: zukünftig keine roten Sachen tragen – das sieht vor dem Rettungsring nicht soooo gut aus) und dann heißt es wieder „Willkommen zu Hause!“.
7 ½ Jahre oder 23 AIDA-Kreuzfahrten ist sie nun her – meine letzte Begegnung mit der AIDAvita. Auf ihr hatte ich mein erstes Mal … äh, also nein, natürlich nicht so …, sie war halt mein erstes Kreuzfahrtschiff. Deshalb nenne ich sie auch gern AIDAvira – da ich hier infiziert wurde mit diesem merkwürdigen und offensichtlich unheilbaren Kreuzfahrt-Virus …
Da die Kabinen ja erst in etwa drei Stunden freigegeben werden (was immer noch eine Superleistung des Housekeeping darstellt), mache ich mich zunächst mal auf den Weg in die Sonne. Auf dem FKK-Deck ist relativ wenig los – klar, die meisten sind ja schon weg (mit Ausnahme derjenigen, die mit der verspäteten Condor-Maschine zurückfliegen sollten und daher jetzt noch einen Tag auf der Vita verbringen können (müssen)) bzw. noch gar nicht da …
Angesichts der doch brennenden Amazonas-Sonne bin ich mit der Sonnenmilch mal großzügig – man muss den ersten Tag ja nicht gleich mit einem Sonnenbrand beginnen. Und trotzdem ist nach einer guten Stunde Schluss – ich bin gar. Macht aber nix, ich muss ja eh zum Ausflugschalter, um den Alligator-Ausflug zu buchen.
Blöderweise haben auch noch andere diese Idee (bzw. haben zu Hause mal noch gar keinen Ausflug gebucht und beginnen das Gespräch jetzt mit „Was können Sie mir auf dieser Reise denn empfehlen?“, so dass ich zwar an dritter Stelle in der Schlage stehe, in einer knappen Stunde da aber immer noch stehen werde). Zumindest habe ich Glück und bekomme noch einen Platz auf dem Alligatoren-Ausflug. Der hört sich ja schon irgendwie interessant an, wobei „Abenteuer“ sicher übertrieben ist.
Da ich das dritte Frühstück an Bord ausfallen gelassen habe, macht jetzt mein Magen langsam aber deutlich klar, dass ich ihm mal wieder etwas Aufmerksamkeit widmen sollte. Also nutze ich die Zeit bis zur finalen Kabinenfreigabe für einen Cheeseburger am Poolgrill (der auch auf den kleinen Schiffen jetzt jeden Nachmittag durchgehend Burger und Snacks bereit hält).
Und während ich so in meinen Burger beiße, weist eine Lautsprecherdurchsage auf die Kabinenfreigabe hin. Gutes Timing, ich bin nämlich fast fertig. Also mache ich mich auf den Weg zu meiner Kabine – eine Außenkabine auf Deck 6 auf Backbordseite (6243). Die Ecke kenne ich ja schon ganz gut von meinen beiden Reisen auf der Aura im Mai und Juli diesen Jahres, da war ich jeweils nur wenige Kabinen entfernt. Und trotzdem bin ich gespannt – habe ich doch zum ersten Mal eine Kabine, die längs zur Fahrtrichtung liegt.
Ich biege in den Kabinengang ein und sehe meine beiden Taschen allein auf weiter Flur. Das ist ja mal genial – da haben die rosafarbenen Priority-Anhänger hier also doch etwas bewirkt. Ich mache also meine obligatorischen Kabinenfotos und beginne gleich damit, meine Sachen in den Schränken und Schubladen zu verstauen – und Stauraum gibt es auf den kleinen Schiffen ja wirklich genug.
Doch mal kurz zur Kabine: die 6243 ist eine Außenkabine auf Deck 6; sie liegt im hinteren Bereich des Schiffes, eine Kabine zum Ausgang auf das Freideck und zwei Kabinen zum Wasserspender (für diejenigen, die den benutzen) und zum hinteren Treppenhaus (das dann direkt zu den beiden Restaurants führt) entfernt. Also eigentlich eine optimale Lage. Nur wenige Meter auf dem Freideck entfernt ist die Außentreppe zu Deck 7, die direkt an der Ocean Bar endet. Besser kann eine Kabine m.E. also kaum liegen.
Die Kabine ist längs zur Fahrtrichtung eingebaut, d.h. sie ist relativ schmal, dafür aber relativ lang. Links neben der Eingangstür sind die obligatorischen drei Schränke eingebaut, direkt gegenüber ist die Tür zur Nasszelle (die im Prinzip genauso aufgebaut ist wie in den anderen Kabinen) und rechts davon steht ein kleiner Schreibtisch.
An der Außenwand der Kabine befindet sich ein Schrank mit drei großen Schubladen, auf dem ein LCD-Bildschirm steht und den Rest des Raums teilen sich zwei getrennt stehende Betten mit einem breiten gemeinsamen Nachttisch in der Mitte (je nach Kabinenbelegung kann das ein Vor-, aber auch ein Nachteil sein).
Einen kleinen Nachteil teilt sich die Kabine allerdings mit allen anderen Kabinen auf Deck 6 – durch das umlaufende Freideck befinden sich immer mal Menschen vor dem Fenster, die – unter ungünstigen Bedingungen (z.B. abends bei eingeschalteter Beleuchtung) – mal mehr, mal weniger interessiert Anteil am Innenleben der Kabine nehmen können. Wen das stört, der kann mittels des lichtundurchlässigen Rollos die Kabine zur Innenkabine machen. Mich stört das jedenfalls nicht wirklich, zumal hier im hinteren Bereich sowieso eher weniger Traffic herrscht – und mehr als in der Sauna gibt es ja sowieso nicht zu sehen … Außerdem hätte ich sonst ja auch gleich eine Innenkabine buchen können.
Inzwischen gibt es übrigens ein neues Lebenszeichen vom verspäteten Condor Flug: auch dieser hat inzwischen Punta Cana erreicht, es kann sich also nur noch um Stunden handeln, wobei wir uns vor meinem Ausflug vermutlich noch treffen werden können … warten wir’s mal ab.
Nachdem mein Gepäck seinen Weg in die Schränke und Schubladen gefunden und die Reisetaschen ihre endgültige Parkposition unter dem Bett erreicht haben, statte ich der Rezeption mal einen Besuch ab. Schließlich will ich ja ab und an mal ins Internet – und dafür braucht es eine Freischaltung. Auf den kleinen Schiffen gibt es – neben den Terminals an der Rezeption – in allen öffentlichen Bereichen WLAN-Abdeckung, so dass man relativ problemlos mit seinem eigenen Equipment ins Netz kommt. Und da zur Legitimation der Name, die Kabinennummer und eine PIN eingegeben werden müssen, kann man seinen Zugang auch auf verschiedenen Endgeräten nutzen – nur halt nicht parallel. Ach ja, die PIN ist üblicherweise das Geburtsjahr … das sollte man m.E. bei der Freischaltung gleich ändern lassen – ansonsten kann jeder, der Namen, Kabinennummer und Geburtsjahr kennt, auf fremde Kosten surfen – und die können hier ganz schnell ganz hoch werden …
Ich entscheide mich im Übrigen für das Wochenpaket (7-Tage-Flatrate) für 159,00 € – nicht wirklich ein Schnäppchen, aber mangels Zugriff über bezahlbare Mobilfunknetze bleibt hier nur das satellitengestützte Schiffs-WLAN … aber gut, irgendwie muss man sein Aktien-/Grünen-Bordguthaben ja verbrauchen … 😉
Zurück auf der Kabine schaue ich gleich mal, ob ich zufälligerweise in der Nähe eines öffentlichen Bereiches wohne und WLAN-Zugriff habe. Und siehe da – Vollausschlag! Das ist ja mal wie ein Sechser im Lotto – es sei denn, man zählt meine Kabine zum öffentlichen Bereich … und das will ich mal nicht hoffen. 😉 Ich nutze also gleich mal die Anbindung an die Welt, bearbeite die letzten dienstlichen Mails (ja ich weiß, sollte man im Urlaub nicht machen), schreibe etwas in Facebook, lese die Nachrichten der letzten 24 Stunden und suche noch ein paar Informationen zu unseren nächsten Zielen heraus.
Und da bis zur Ankunft der Condor-Maschine noch etwas Luft ist, schiebe ich mal noch zwei, drei Saunagänge ein, bevor es dann hier richtig rund geht.
Gegen 18.00 Uhr ist es dann soweit – die fehlenden Passagiere entern das Schiff … zehn Stunden später als geplant beginnt auch für sie der Urlaub. Aber vielleicht gelingt es ja dem einen oder anderen von Condor eine Entschädigungsleistung nach den EU-Fluggastrechten zu erhalten – das wäre dann ja zumindest etwas Trost (einen ersten Einstieg ins Thema findet mal übrigens bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Fluggastrechte).
Doch zurück zur Kreuzfahrt: ich springe noch mal kurz ins Calypso auf ein kleines Abendessen, da ich in einer guten halben Stunde bereits in der AIDA-Bar erscheinen muss: die Alligatoren rufen. Von daher gibt es heute nur ein paar Vorspeisen und zwei, drei kleine Rindersteaks. Jetzt noch schnell in die Ausflugskluft und Insektenspray aufgetragen (man weiß ja nie, was einen da abends am Amazonas potenziell so erwarten könnte) und dann geht es auch schon los.
In der AIDA-Bar gibt es dann die üblichen Ausflugsprobleme … die Bordkarte liegt noch in der Kabine, das Ticket auch – und mit „mein Mann musste noch mal aufs Klo“ berichtet uns eine ältere Dame von den Prostata-Leiden des Herrn Gemahl.
Nachdem das erledigt ist, geht es nun aber wirklich los. Vor dem Schiff wartet ein Ausflugsboot auf uns – also so eine Art Holzboot wie man sie auch auf dem Mississippi erwarten würde (nur ohne Schaufelrad) und vielen Plastikstühlen auf dem Oberdeck. Das Boot sieht so aus also ob es schon viele Jahr(zehnt)e in Betrieb ist – warum sollte sich das auch gerade heute ändern? Wir erklimmen das Boot und los geht unsere Fahrt auf dem Amazonas. Wobei, stimmt ja eigentlich nicht. Hier sind wir nämlich auf dem Rio Negro – und der fließt erst ein gutes Stück später in den Amazonas (das werde ich dann morgen sehen).
Eine knappe Stunde sind wir nun unterwegs, die einzige Beleuchtung ist der Sternenhimmel und ein bisschen Mondlicht … und eine Lampe in weiter Ferne. Und diese Lampe wird unser Ziel sein: ein schwimmendes Haus, an dem sechs Motorkanus auf uns warten. Kurz nach Erreichen des Lichts können wir dann auch schon umsteigen – immer zehn Personen passen in diese schwimmenden Nussschalen. Am Heck bedient jemand den Außenbordmotor und vorn steht ein Alligatorenfänger auf dem Boot.
Und schon geht es los. In absoluter Finsternis pflügen sich die Boote schnell durch das Wasser des Janauary-Sees, vorbei an weiteren schwimmenden Häusern, Wasserpflanzen und sicher auch dem einen oder anderen Alligator. Rettungswesten bräuchte man im Übrigen nicht, darum würden sich dann die Piranhas kümmern – nehmen wir mal positiv denkend an, dass das ein Witz sein sollte …
Immer weiter führt unser Weg durch die dunkle Nacht. Der Steuermann am Motor hat inzwischen noch eine weitere Funktion: mit einer alten Farbdose schöpft er regelmäßig Wasser aus dem Boot. Um uns herum ist praktisch nichts mehr zu erkennen, lediglich das in wenigen Zentimeter Entfernung vorbeirauschende Wasser ist noch zu sehen. Umso mehr gibt es dafür zu hören – trotz des lauten Motors, der vor seinem Schiffsleben sicherlich mal in einem Mofa oder in einer Nähmaschine seinen Dienst versehen hat, dringen Geräusche an unsere Ohren, die ziemlich eindeutig tierischen Ursprungs sind – wobei keiner so genau weiß, welche Tierart uns da mit seinen Tönen unterhält … und ehrlich gesagt, eigentlich will das auch niemand so genau wissen von uns.
Das ist heute mal wieder so ein Ausflug, bei dem es vielleicht ganz gut ist, dass man nicht alle Details vorher gewusst hat … Nicht, dass man da jetzt Angst haben müsste, aber unheimlich ist es schon, so 1 ½ Stunden von der AIDAvita entfernt, in stockdunkler Nacht, in hölzernen Motorkanus mitten im Amazonasgebiet, umgeben von Piranhas und Alligatoren (und sicherlich noch vielem mehr) … Irgendwie hat das was von Grzimek’s Tierleben oder Sielmann’s Expeditionen …
Inzwischen sind wir irgendwo in ein Gestrüpp aus Wasserpflanzen gefahren. Um uns herum quaken viele Frösche (vermutlich), der Motor ist aus und wir treiben still vor uns hin. Lediglich die ab und zu aufblitzende Taschenlampe unseres Guide erhellt kurzzeitig die Szenerie.
Und dann passiert es … es macht kurz „plitsch-platsch“ – und unser Guide präsentiert stolz einen Mini-Alligator. OK, „Mini“ heißt etwa 30 Zentimeter plus Schwanz, also ein Angabe gemäß sechs Monate alter Kaiman (eine nur in Südamerika vorkommende Alligatorenart). Ausführlich präsentiert unser Guide „seinen“ Fang, erklärt viel zum Gebiss und zur Art der Jagd. Und erklärt uns, dass die aktuelle Situation für den Kaiman nicht wirklich eine Stresssituation wäre … Ich bin da zwar skeptisch, schließe es aber in der Tat nicht aus – denn nach dem Zurücksetzen in das Wasser bleibt unser Gast noch ein Weilchen ruhig sitzen und schaut uns zu. Ein Tier in Panik und Stress hätte vermutlich sehr schnell das Weite gesucht …
Wie auch immer – das hat in der Tat etwas von Abenteuer, die Ausflugsbeschreibung hat da nicht übertrieben. Denn immer noch ist es dunkel um uns herum, immer noch hören wir unbekannte Geräusche und immer noch treiben wir in diesen Holzbooten irgendwo im brasilianischen Regenwald umher.
Wobei wir uns jetzt auf den Rückweg zum Ausflugsboot machen. Bis unser Guide unserem Steuermann etwas – zumindest für mich – Unverständliches zuruft. Der macht – so wie es das Boot halt erlaubt – eine Vollbremsung, eine Kehrtwendung und steuert das Boot wieder in die Pflanzen. Und dort hören wir dann wieder dieses „Plitsch-Platsch“ (dieses Mal allerdings etwas lauter) – und schon sehen wir seinen nächsten Fang: ein etwa ein Meter langer Kaiman teilt mit uns das Boot.
Ich kann wirklich nur hoffen, dass das Tier keine stressbedingten Dinge tut, die wir hinterher bereuen würden … dass der hier nämlich nur von kleinen Fröschen und Piranhas leben sollte, glaubt hier keiner mehr …
Aber keine fünf Minuten später kann unser neuer Freund schon weiter jagen gehen … jetzt wieder außerhalb unseres Bootes. Wir haben noch alle Gliedmaßen, aber dafür Eindrücke gehabt, wie ich sie zumindest noch nie so erleben konnte – dagegen ist ein Besuch im Zoo halt wirklich ein Witz …
Wir setzen unsere Fahrt wieder fort und landen irgendwann wieder bei dem Licht. Dort hat unser Ausflugsboot glücklicherweise auf uns gewartet, so dass es jetzt zurück zum Schiff geht. Den meisten steckt die Anreise ja noch in den Knochen und so verdrängen einzelne Schnarchgeräusche die Gespräche, die irgendwann von selbst verstummen. Zu stark sind die Eindrücke der vergangenen Stunde gewesen, so dass jeder irgendwie seinen Gedanken nachhängt.
Zurück auf der Vita drängt es jetzt aber auch mich ins Bett. Der heutige Tag war aufregend genug und so beginnt die erste Nacht dieser spannenden Kreuzfahrt auf See (naja, eigentlich ja auf dem Fluss) …