Kaum wieder zu Hause angekommen, fragt natürlich jeder: „Und, erzähl doch mal, wie war’s?“, „War das besser als AIDA?“, „Würdest Du das wieder machen?“ …

Hier der Versuch einer Antwort, allerdings sehr subjektiv. Jeder wird das sicherlich anders beurteilen, jeder hat andere Prioritäten, die für ihn wichtig sind und jeder hat eine andere Vorstellung von Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff.

Von daher beantworte ich schnell mal die drei Fragen aus der Einleitung bevor ich versuche, die einzelnen Details zu beleuchten und zu bewerten – daraus kann dann jeder die für ihn wesentlichen Punkte herausfiltern und so zu einer Entscheidung kommen, ob die Oasis of the Seas (oder vielleicht auch eine der kleineren Schwestern) für einen Kreuzfahrturlaub in Frage kommt oder nicht.


Und, erzähl doch mal, wie war’s?
Also, es war absolut toll und ich habe keine Minute auf dem Schiff bereut.

Besser als AIDA?
Anders. Manches hat mir besser gefallen, manches weniger gut. Schlussendlich muss jeder für sich entscheiden, was ihm wichtig ist und was nicht.

Würdest Du das wieder machen?
Ja, auf jeden Fall.


So, und jetzt die Einzelheiten im direkten Vergleich zu AIDA:

„Kreuzfahrtfeeling“ -> AIDA
Am auffälligsten war für mich der „Schiffscharakter“. Während bei AIDA jederzeit klar ist, dass man auf einer Kreuzfahrt ist, wird das Kreuzfahrtgefühl hier eher nicht aufkommen. Nur an wenigen Stellen auf dem Schiff (Balkonkabine zum Meer, Pooldeck, vereinzelt im Buffetrestaurant Windjammer) sieht man das Meer – alles andere könnte auch in einer großen amerikanischen Mall stattfinden.

Bordsprache „Deutsch“ -> AIDA
Die Oasis of the Seas ist ein amerikanisches Kreuzfahrtschiff. Eigentlich logisch, dass die Bordsprache hier Englisch ist. Wer hier nicht mindestens Grundkenntnisse vorweisen kann, ist – trotz „internationaler Botschafter“, übersetztem Bordprogramm und teilweise deutschen Speisekarten – hier falsch und wird m.E. kaum Freude am Urlaub haben.

Publikum -> keine Bewertung
Das ist jetzt heikel – bitte daher nicht falsch verstehen. Aber der „Amerikaner“ ist halt nun mal anders als der „Deutsche“ – in seiner Mentalität, seinem Auftreten, seinem Verhalten. Das ist normal und auch gut so. Da muss jetzt wieder jeder für sich entscheiden, ob das einem gefällt, es einem egal ist oder er im Urlaub lieber mit Landsleuten unterwegs ist.
Zu berücksichtigen ist zusätzlich, dass die überwiegende Mehrheit an Bord zwar amerikanische Staatsbürger sind (das mag bei einer Kreuzfahrt in Europa vielleicht anders sein – das kann ich (noch) nicht beurteilen), aber grundsätzlich internationales Publikum angesprochen wird. Von daher befinden sich hier mehr oder wenige alle Nationen an Bord (bewusst habe ich Spanier, Franzosen, Südamerikaner, Deutsche, Norweger, Portugiesen, Japaner, Chinesen, Russen, Italiener und Kanadier wahrgenommen). Darin kann u.U. natürlich auch ein Reiz liegen, Leute aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen kennen zu lernen – zugegebenermaßen fällt dies auf einem so großen Schiff aufgrund der Anonymität aber eher schwer.

Anonymität -> Oasis of the Seas, ggf. Sphinx-Klasse (AIDA)
Rund 6.000 Reisende an Bord – es ist kaum anzunehmen, dass man sich da zwei Mal begegnet. Wer also im Urlaub lieber für sich ist, ist auf der Oasis genau richtig – zumal die Kontakte mit Amerikanern im allgemeinen oberflächlicher sind; einen kurzen Plausch wird man jederzeit mit jedem halten, längerfristige Urlaubsbekanntschaften sind jedoch die Ausnahme. In Ansätzen kann das übrigens auch schon mal auf den großen AIDA-Schiffen klappen, darauf verlassen kann man sich aber nicht … 😉

Menschen mit Behinderung (Rollstuhl) -> Oasis of the Seas
Während es auf AIDA nur eine sehr begrenzte Anzahl von barrierefreien Kabinen gibt, sind es auf der Oasis of the Seas über 40. Und auch aufgrund der Größe des Schiffes ist der Bewegungsspielraum hier eher größer – es fällt durchaus auf, wieviele Rollstuhl- oder Scooterbenutzer auf dem Schiff unterwegs sind. Außerdem wird hier Hilfestellung durch die Crew, beispielsweise bei der Ausschiffung mit einem separaten Wartebereich, angeboten. Jetzt zähle ich glücklicherweise nicht zu den Betroffenen, mein subjektiver Eindruck ist jedoch, dass Rollifahrer auf der Oasis besser aufgehoben sind.

Balkonkabine -> Oasis of the Seas
Da kann ich natürlich nur vergleichen was ich kenne – die Standardbalkonkabine auf der Oasis ist schöner und zweckmäßiger eingerichtet, die Betten sind allesamt wahlweise zusammen oder getrennt aufstellbar, der Bildschirm ist größer und schwenkbar, das vollwertige Sofa ist ein angenehmer Rückzugsort ohne dass man auch tagsüber aufs Bett ausweichen muss, das Bad ist funktioneller eingerichtet und bietet aufgrund der Einteilung (gefühlt) mehr Platz, es gibt eine (kostenpflichtige) Minibar und der Schreibtisch bietet viele verschiedene Ablagemöglichkeiten. Lediglich der Safe ist auf AIDA etwas größer (dort passt nämlich ein iPad rein).

Roomservice -> Oasis of the Seas
Das ist einfach. Bei der Oasis ist der Roomservice inkl. Frühstück auf dem Balkon/am Bett im Reisepreis eingeschlossen, bei AIDA sucht man den vergebens. Und aufgrund der vor den Türen stehenden Tabletts lässt sich auch sagen, dass dieser Service gern und intensiv genutzt wird.

Alkoholische Getränke -> AIDA
Diesen Bereich muss man wohl aus der Sicht der „Betroffenen“ sehen – das sind nämlich insbesondere die 18- bis 21-jährigen, die auf amerikanischen Schiffen (und damit auch auf der Oasis) i.d.R. keine alkholischen Getränke (inkl. Bier, Wein, Sekt) erhalten. Hier hält sich Royal Caribbean – zumindest bei Abfahrten in nicht-europäischen Häfen – an die strengen amerikanischen gesetzlichen Regelungen. Anders die deutschen Reedereien wie bsp. AIDA – hier gelten i.d.R. die deutschen Jugendschutzbestimmungen, die Bier, Wein und Sekt in Begleitung der Eltern ab 14 Jahren, unbegleitet ab 16 Jahren und andere alkoholische Getränke ab 18 Jahren gestatten. Um es also noch mal klar zu sagen: ein 20-jähriger wird auf der Oasis i.d.R. kein Bier zum Essen trinken dürfen.

Ausflüge -> AIDA
Nun, Landausflüge bieten beide an – und die Anzahl ist auf der Oasis auch größer – AIDA bietet dafür mehr Abwechslung. Während bei Royal Caribbean eher Fun und Action im Vordergrund steht, gibt es bei AIDA m.E. die ausgewogenere Mischung zwischen Fun und Kultur – ergänzt durch die sportlicheren Bikingtouren. Wer – unabhängig vom Ziel – natürlich i.w. Fun und Action sucht, wird das Angebot auf der Oasis vorziehen. Im Übrigen bietet sich hier nochmal der Hinweis auf die Sprache an – deutschsprachige Ausflüge sind auf Oasis üblicherweise nicht zu erwarten.

Verpflegung -> keine Bewertung
Hier komme ich zu keinem eindeutigen Ergebnis – die Konzepte sind zu unterschiedlich und haben beide ihre Vor- und Nachteile. Einerseits das „klassische Kreuzfahrtkonzept“ mit Bedienrestaurant, zuzahlungspflichtigen Spezialitätenrestaurants sowie kostenlosen Buffetrestaurants unterschiedlicher Richtungen und andererseits das auf unterschiedlichen  Buffetrestaurants basierende System auf AIDA, auf den kleineren Schiffen ergänzt durch die Themenabende sowie die Bezahlrestaurants auf den Schiffen der Sphinx-Klasse.
Beide Systeme überzeugen sowohl von der Flexibilität als auch von der Qualität – mehr Auswahl bietet naturgemäß ein so großes Schiff wie die Oasis mit insgesamt 24 Restaurants bzw. „Food Spots“; auf den Schiffen der AIDA-Flotte hatte ich aber nie den Eindruck, mir würde etwas fehlen. Im Gegenteil – die ständige Verfügbarkeit von Nahrung auf der Oasis verleitet tendenziell auch dazu, das Angebot mehr zu nutzen als es eigentlich gesund wäre.

Bordunterhaltung -> Oasis of the Seas
Nach der „Sail-away-Show“ war ich ja etwas enttäuscht … das hat sich dann im Laufe der Reise aber nicht nur gelegt sondern sogar gewandelt. Nicht in Bezug auf die Qualität – die ist auch bei AIDA mit den jeweiligen Showensembles auf höchstem Niveau. Hier siegt die Quantität … ein komplettes Broadway-Musical, eine Akrobatikshow mit Turmspringern und eine Eisrevue – ergänzt durch die vielen unterschiedlichen Darbietungen an allen Ecken und Enden – das ist auf den jetzigen Schiffen der AIDA-Flotte einfach nicht drin und bedarf auch unterschiedlicher Locations an Bord – das lässt sich allein mit einem Theatrium nicht abdecken. Hier gibt es dafür einen riesigen Theatersaal, die Eisbahn mit Tribünen, das Comedy-Theater, das Aqua-Theater, die Clubs, …

„Wellness“ -> AIDA
Das ist natürlich ein weiter Bereich, aber ich beziehe da mal nicht nur die Behandlungen mit ein sondern auch die Wellness Oase und den Saunabereich. Und dann fällt für mich das Ergebnis klar für AIDA aus … auch wenn das Behandlungsangebot auf der Oasis deutlich umfangreicher ist, spielt das für mich eher eine untergeordnete Rolle – außer einer  Rückenmassage brauche ich davon eigentlich nichts (also vielleicht bräuchte ich es, aber ich will es halt nicht). Für mich liegt da der Schwerpunkt eher auf dem Saunabereich und da punktet AIDA natürlich maßgeblich. Und auch die Wellness Oase auf AIDA ziehe ich bei Bedarf dem „Solarium“ auf der Oasis vor – auch wenn für die Nutzung gezahlt werden muss. In beiden Bereichen dürfen zwar Unter-16-Jährige nicht rein, aber Kinder könnten auch nicht mehr Lärm machen als es die Erwachsenen hier tun …

Kleiderordnung -> AIDA
Hier gewinnt für mich das Konzept von AIDA, das einen legeren Urlaub ohne Galaabende, Kapitänsempfang, Smoking und Anzug erlaubt. Man kann dem zwar auch auf der Oasis aus dem Weg gehen (sonst wäre ich gar nicht erst gefahren), unterliegt an diesen Abenden aber gewissen Einschränkungen.

Pooldeck -> Oasis of the Seas
FKK-Deck -> AIDA
Die Entscheidung in Sachen Pooldeck ist eindeutig. Allein aufgrund der Größe sind die Möglichkeiten hier einfach ganz anders – während bei AIDA das Pooldeck ja mehr so ein Multifunktionsdeck ist, gibt es hier für alles eigene Bereiche (verschiedene Pools, mehrere Whirlpools, Sportbereich, Bühne, Minigolf, Flowrider, …) Und vermutlich der Größe ist es auch geschuldet, dass es hier deutlich mehr Liegestühle gibt, so dass eine Reservierung gar nicht notwendig ist und damit jederzeit freie Liegen in allen Bereichen zur Verfügung stehen.
Zugegeben, eine Einschränkung muss ich machen – es gibt hier keinen FKK-Bereich. Da aber jeder dessen Wichtigkeit anders beurteilt, gibt es dafür eine separate Beurteilung. Das ist nämlich schnell entschieden – FKK findet auf der Oasis (wie bei praktisch allen amerikanischen Schiffen und inzwischen auch bei TUI Cruises mit der „Mein Schiff“-Flotte) nicht statt. Wer auf nahtlose Bräune Wert legt, kommt damit an AIDA nicht vorbei.

Service -> Oasis of the Seas
Das wird jetzt vielleicht manche verwundern, da ich den Service auf AIDA regelmäßig sehr gelobt habe. Und dabei bleibe ich auch – der Service ist toll. Aber: der Service, der mich hier erwartet hat, toppt das trotzdem nochmal. Wenn ich auf AIDA einen Wunsch äußere, wird mir dieser – im Rahmen der Möglichkeiten und bestehenden Restriktionen – erfüllt. Hier passiert das schon, wenn ich nur ernsthaft darüber nachdenke.
Dazu zählen die Kabineneinweisung durch den Kabinensteward, der zusätzliche Kabinenservice am Abend, das ständige Nachfragen der Kellner, ob alles in Ordnung sei, das unaufgeforderte Nachschenken (auch wenn es im Rahmen von Paketen nur Kosten verursacht), die Empfehlung weitere Speisen im Rahmen der Cover Charge und vieles mehr. Der Kabinensteward kennt seit der Einweisung meinen Namen, begrüßt mich mit diesem wann immer er mich sieht und ist immer für Smalltalk bereit.
Natürlich ist dies auch dem amerikanischen Trinkgeldsystem geschuldet, das ja im Prinzip eine variable Vergütung darstellt – aber können mir die Gründe nicht eigentlich egal sein? AIDA wirbt damit, dass die Trinkgelder im Reisepreis inkludiert wären – dann kann ich vom Grundsatz her auch einen vergleichbaren Service erwarten … und dem ist nunmal nicht so. Aber nochmal – wir reden bei AIDA nicht von einem schlechten Service … wenn ich dort eine „1“ vergeben würde, wäre auf der Oasis halt noch ein „+“ dahinter.

Shopping -> Oasis of the Seas
Auch hier fällt die Entscheidung leicht. Was dem einen sein AIDA-Shop sind hier viele einzelne thematische Einzelgeschäfte mit einer nahezu unbegrenzten Auswahl. Ob ich das jetzt auf einer Kreuzfahrt brauche oder nicht, sei einmal dahin gestellt (ich brauche es nicht), der „Testsieger“ ist hier aber klar die Oasis.

Preis -> ohne Bewertung
Dieser Punkt muss ohne Bewertung bleiben, da es eine objektive Form des Preisvergleichs nicht geben kann. Abhängig von Reiseziel, Reisezeit, Kabinentyp und -belegung sowie gewähltem Preismodell gibt es so viele unterschiedliche Preise, die selbst bei AIDA für ein und dieselbe Kreuzfahrt zu zahlen sind, dass ein Preisvergleich zwischen zwei Reedereien, die auch noch aus unterschiedlichen eingeschlossenen Leistungen bestehen, nur unseriös sein kann. Grundsätzlich bewegen sich aber beide Angebote in einem ähnlichen Preissegment.

Man sieht also, dass die Frage, ob die Oasis of the Seas „besser“ ist, jeder für sich selbst beantworten muss. Ich hoffe jedoch, dass die (subjektive) Einzelbewertung bei der Entscheidungsfindung hilfreich ist und freue mich natürlich jederzeit über Fragen, die ich gern beantworte (am besten über die Kommentarfunktion, damit auch andere etwas davon haben).

Ich selbst ziehe unter Berücksichtigung meiner Prioritäten (Bordsprache, Publikum, Landausflüge, Saunabereich, FKK-Deck, Kleidungsempfehlung) im Übrigen auch zukünftig AIDA-Kreuzfahrten vor, werde aber ganz sicher zukünftig die eine oder andere Kreuzfahrt auch mit anderen Reedereien (und in jedem Fall auch nochmal mit der Oasis oder der Allure) machen, sofern dies preislich gesehen oder in Bezug auf das Reiseziel attraktiv(er) erscheint.

Und wenn AIDA, beispielsweise im Rahmen der Neubauten 2015/16, vielleicht die eine oder andere Veränderung (Roomservice, Kabineneinrichtung, Erweiterung Pooldeck) vornehmen sollte und man im Servicebereich vielleicht noch die berühmte „Extrameile“ geht, wird die Entscheidung sicher noch eindeutiger ausfallen.