Heute steht mit Cozumel in Mexiko schon der letzte Hafen unserer Reise auf dem Programm – und damit verbunden ein Mammut-Ausflug zu den Maya-Tempeln von Chichén Itzá („CZK 8 – Chichen Itza Mayan Ruins: Chichén Itzá is considered to be the Best Mayan archaeological site on the Yucatán peninsula. You will see the Mayan pyramid known as El Castillo, the sacred cenote, the Warrior’s Temple, the ball park and the observatory“).

Der Ausflug dauert zehn Stunden, wovon acht allein auf An- und Abreise entfallen – das erinnert mich so ein bisschen an den Ausflug von Buenos Aires zu den Iguazú-Wasserfällen. Aber wer weiß, ob und wann ich noch mal nach Mexiko komme – oder ob die Mayas Recht behalten und sich das Thema am 21. Dezember eh erledigt hat …


Also habe ich mich heute Mal für ein Frühstück in der Kabine entschieden und gestern Abend meinen Bestellzettel an die Tür gehängt – Lieferung zwischen 6.30 – 7.00 Uhr, da wir uns um 7.30 Uhr bereits zu unserem Ausflug treffen.

Ich stehe also um 6.00 Uhr auf, erledige im Bad was erledigt werden muss und habe gerade die verbleibenden Haare geföhnt als telefonisch das Frühstück avisiert wird. Der Displayanzeige nach aus dem Aufzugsvorraum – es bleiben also rund 45 Sekunden, um zumindest rudimentär etwas anzuziehen, wenn die Kreuzfahrt nicht früher enden soll.

Und es langt gerade so – als es um 6.26 Uhr klopft, kann ich guten Gewissens öffnen – und habe jetzt ausreichend Zeit, mich um Rührei, Speck, Yoghurt, Toastbrot mit Marmelade, Kaffee und Orangensaft zu kümmern.

Und auch wenn ich das nicht jeden Tag wollte – zu passender Gelegenheit ist ein Frühstück in der Kabine durchaus eine Alternative.

Kurz vor halb acht mache ich mich dann auf den Weg zu Studio B auf Deck 4 – dieses Mal ist der Treffpunkt im Schiff (was eine gewisse Logik hat, da wir erst in etwa einer halben Stunde in Cozumel anlegen).

Von daher war fast zu erwarten, dass bis acht Uhr erstmal nichts passiert – und so ist es auch. Im Laufe der nächsten halbe Stunde trudeln jetzt die Ausflügler ein (OK, „Treffen um 7.30 Uhr“ bedeutet also „Treffen irgendwann ab 7.30 Uhr“ – da war ich wohl wieder mal zu „deutsch“).

Gegen acht Uhr erhalten wir dann von der „Excursion Crew“ einige Hinweise zum Ausflug (insbesondere, dass an die Bordkarte zu denken und nachher keine Zeit ist, diese zu holen). Und wenn das Schiff freigegeben ist, geht es auch schon los …

Bis dahin spricht dann noch eine junge Dame zu uns – hier trifft sich nämlich noch ein anderer Ausflug. Sie ist „shopping guide“ und begleitet den Shopping-Ausflug auf dieser „extraordinary tour“ … Ich hab’s ja immer schon geahnt – das ist eine gigantische Butterfahrt hier …

Gegen viertel nach acht ist es dann soweit – wir wechseln das Schiff. Unsere erste Teilstrecke legen wir nämlich mit einer Fähre zurück, da Cozumel auf einer vorgelagerten Insel liegt, unser Ziel sich jedoch auf dem Festland befindet.

Knapp 45 Minuten dauert die Überfahrt nach Playa del Carmen – vor Seekrankheit wird gewarnt. Aber gut, hier wird ja vor allem gewarnt: „Watch your head!“, „Watch your step!“, „Watch …“ – wird schon nicht so schlimm werden.

Wird es doch … der eine oder die andere wechselt relativ schnell die Gesichtsfarbe, lässt sich von der Besatzung Tüten anreichen und schaut noch mal nach dem Frühstück … 😉

Ich unterhalte mich derweil mit einem Hamburger Paar über die Unterschiede zwischen AIDA und Royal Caribbean; AIDA kennen sie noch nicht, wollen das jetzt aber mal probieren … das Hauptargument ist übrigens „Bordsprache Deutsch“.

Nach einer guten halben Stunde ist die Überfahrt vorbei und nicht wenige Passagiere werden sich auf die Oasis zurückgesehnt haben – zumindest haben wir dort bislang noch nicht gemerkt, dass wir auf dem Meer unterwegs sind. Und ich bin auch nicht wirklich sicher, in welchem Maße man das merken würde, denn vieles ist relativ ungesichert an Bord – bei starkem Seegang würde sich da sicherlich einiges selbständig machen …

Bereits während wir die Fähre verlassen, werden wir mit Schildern auf die unterschiedlichen Ausflüge verteilt, wobei wir wohl einen Guide bekommen haben, der in Deutschland gelernt haben muss … er lässt uns nämlich alle zunächst in Zweier-Reihen antreten, um durchzählen zu können … Sieht zwar saudoof aus, ist aber – wie ich aus eigener Zeltlagererfahrung weiß – sehr effektiv. Man hätte das jetzt nur noch erweitern können um Sortierung nach Größe oder Alter – dann wäre da gleich ein Kennenlernspiel integriert gewesen … 😉

Offensichtlich ist er mit seiner Zählung zufrieden, denn jetzt geht es zu Fuß etwa zehn Minuten bis zu einem Parkplatz, auf dem vier Busse auf uns warten. Ich trödele bis ich in „Bus 2“ einen Platz relativ weit vorne erwische und breite mich mal auf zwei Plätzen aus – schließlich erwarten uns drei Stunden Busfahrt bis Chichén Itzá, da darf es gern etwas bequemer sein. Und ich habe Glück, der Bus wird nicht voll, so dass das auch so bleibt …

Wir setzen uns in Bewegung, unser Guide setzt mit seiner Rede an – und wird von dem vor ihm sitzenden Japaner unterbrochen, der offensichtlich mehr gefrühstückt hat, als er sich auf der Fähre noch mal anschauen konnte – er macht jetzt nämlich gerade da weiter, wo er auf der Fähre aufgehört hat. Na, das kann ja heiter werden …

Ich stecke mir mal die Ohrhörer in die Ohren und blende meine Umwelt mit etwas Musik aus – die Nacht war ja sowieso etwas kurz, so dass ich den fehlenden Rest jetzt einfach anhänge … zumal ich im Bus sowieso ganz gut schlafen kann.

Etwa 1 1/2 Stunden später werde ich wach – wir halten an. Auf freier Strecke – nichts als Straße und Bäume. Doch, vor uns steht ein roter Pick-up, von dem zwei Mexikaner eine große weiße Kiste abladen. Ich bin nicht sicher, ob das jetzt gut ist – von Überfällen auf Touristenbusse hat man ja schon gehört … es wird aber alles gut, die beiden gehören zu unserer Tour und bringen das Lunchpaket – das sollten wir nämlich noch vor Chichén Itzá essen, da auf dem Gelände essen verboten ist.

Jeder erhält daher jetzt einen Frühstücksbeutel mit einem Sandwich, einer kleinen Tüte Chips und einem Cookie. Dazu Pfeffer, Salz, Ketchup, Mayonnaise, Senf. Und eine Dose Cola, Fanta, Seven-up, …

Naja, nicht ganz vergleichbar mit dem Essen auf dem Schiff – aber ein bisschen was im Magen kann ja nicht schaden. Und in der Hoffnung, dass das Salatblatt auf dem Sandwich nicht mit Leitungswasser gewaschen wurde, vertilge ich das üppige 😉 Mahl.

Die Gelegenheit nutzt auch Luis, unser Guide. Während der letzten Stunde erläutert er viel zur Maya-Kultur, zum bevorstehenden Ende (das eigentlich ein Anfang ist) und zu dem, was wir gleich sehen werden. Und wer des Englischen nicht mächtig ist, hat hier wenigstens die Chance, das alternativ auf Spanisch zu hören – und ich bin erstaunt, wieviel ich davon inhaltlich doch verstehe…

Etwas später deuten dann die Straßenschilder auch an, dass wir dem Ziel nahe kommen – am Straßenrand tauchen vereinzelt Läden und Restaurants auf (halt auf einfachem Niveau, so wie man das beispielsweise auch in Ägypten beobachten kann) und winkende Kinder scheinen sich über unsere Ankunft zu freuen.

Das erinnert mich an ein Gespräch, das ich letztens mit einem Inder hatte – ich hatte ihn gefragt, warum es in Indien nicht zu viel mehr Bürgerkriegen kommt, was man – aufgrund der enormen Unterschiede zwischen Arm und Reich – ja durchaus erwarten könnte. Daraufhin erläuterte er mir, dass in Indien auch die arme Bevölkerung durchaus zufrieden sei – und das hänge damit zusammen, dass man dort – anders als in der westlichen Welt – sich nicht mit dem „Nächsthöheren“ vergleiche sondern mit „Schlechtergestellten“, was tendenziell zu einer deutlich höheren Zufriedenheit führe, da es „ja noch schlechter sein könnte“ … und irgendeinen, dem es noch schlechter geht, finde schließlich jeder …

Das hat in der Tat eine gewisse Logik und bestätigt meine Erfahrungen aus Thailand, Ägypten, Indien und anderen Ländern mehr … anders ist es auch kaum zu erklären, dass wir überall mit Winken, Lachen und einer Herzlichkeit empfangen werden wie wir sie anderen in unserem Land eher nicht entgegen bringen.

Aber ich schweife ab – wir sind inzwischen nämlich angekommen und stehen am Eingang zu Chichén Itzá. Unser Guide organisiert aktuell die Eintrittskarten während wir die Toiletten testen. Ergebnis: Eins plus – sauberer geht nicht.

Während des rund zweistündigen Rundgangs, bei dem wir im Übrigen von Regen verschont bleiben, sehen wir im wesentlichen den nördlichen Teil und Teile des zentralen Teils von Chichén Itza – an vorderster Front natürlich die allseits bekannte Pyramide „El Castillo“, das „Wahrzeichen“ der Maya-Kultur. Und ähnlich den Pyramiden in Ägypten oder Petra in Jordanien fragt man sich, wie so etwas vor hunderten bzw. tausenden von Jahren allein von Menschenhand errichtet werden konnte.

Aber natürlich nutzen die Mexikaner diesen Touristenmagnet auch für den Verkauf von allerlei Schnick-Schnack („only one Dollar“) – wobei unser Guide uns gewarnt hat, irgendwo oder bei irgendwem zu kaufen … er führe uns am Ende der Tour zu einem „seriösen Händler“. Naja, der hat dann das gleiche im Sortiment – nur ein bisschen teurer … aber von irgendwoher muss ja die Provision für unseren Guide kommen … Da funktioniert die Welt doch wirklich überall gleich … 😉

Gegen 14.30 Uhr treffen wir uns dann wieder an unseren Bussen – liegen doch rund vier Stunden Reisezeit vor uns … und genau in vier Stunden legt das Schiff ab. OK, nicht ohne uns – aber auf eigene Faust würde ich den Ausflug nicht machen wollen … zumal unserer mit rund $70 (inklusive Fähre, Busfahrt, Führer, Eintritt, Lunch, Getränke im Bus) auch nicht wirklich teuer ist.

Und da unser Führer schweigt, ziehe auch ich mich ins Reich der Träume zurück – auf dem iPhone sind noch genügend Podcasts, die man mal hören kann …

Genau drei Stunden später sind wir dann wieder in Playa del Carmen, wo unsere Fähre schon auf uns wartet. Wir legen noch etwa 15 Minuten zu Fuß zurück, erreichen dann den Anleger und dann geht’s auch schon zurück zum Schiff. Der Japaner ist übrigens auch wieder dabei – und so richtig seefest ist er im Laufe des Tages auch nicht geworden … 😉

Pünktlich zum Ablegen erreichen wir die Oasis – ein langer, anstrengender, aber auch interessanter Ausflug liegt hinter uns. Und wenn die Interpretation unseres Reiseleiters stimmt und es auch dieses Jahr ein Weihnachtsfest geben wird, dann hält die Erinnerung daran ja auch noch lange an.

Auf dem Schiff mache ich erst mal einen Abstecher ins Sorrento’s – schließlich ist das letzte Essen jetzt schon rnd acht Stunden her – und lasse mir eine Minipizza to-go belegen (wen es interessiert: ham, blue cheese, peppers, cherry tomatoes, jalapeños, spinach); die nehme ich dann mit auf die Kabine und lasse sie mir gemütlich auf dem Sofa schmecken. So etwas würde wohl auch auf AIDA Freunde finden …

Anschließend dusche ich schnell und blättere durch die Abreiseinfos, die mir der Kabinensteward aufs Bett gelegt hat – die Woche ist wieder mal rasend schnell vergangen. Morgen noch ein letzter Seetag und dann geht’s schon wieder zurück in die Kälte nach Deutschland.

Mit den Abreiseinfos, die ich auf Deutsch und Englisch erhalten habe und die es auch verbal nochmal im Kabinen-TV gibt, klärt sich dann auch, wie Royal Caribbean 6.000 Personen verzögerungsfrei ausschiffen will.

Hierzu wurden alle Kabinen einer von rund 70 Gruppen zugeordnet, ich beispielsweise der „35“. Einer Liste kann ich entnehmen, dass meine Ausschiffung etwa zwischen 8.30 Uhr und 8.45 Uhr stattfindet – bis dahin kann ich entweder frühstücken gehen (sechs Restaurants haben geöffnet) oder im Wartebereich (Opal Theater bzw. Opus Restaurant) auf den Aufruf der Gruppe warten. Die anderen öffentlichen Bereiche und Kabinen sind dabei gesperrt und werden für die nächste Reise hergerichtet. Die letzte Gruppe ist dabei für etwa 10.30 Uhr vorgesehen.

Analog AIDA wird das Gepäck am Abend vorher vor die Kabinentür gestellt (bis 23.00 Uhr) und ist dann am nächsten Morgen im Terminal zu finden, so dass es noch vor der Zoll- und Einreisekontrolle mitgenommen werden kann. Anschließend kann man dann entweder einen Ausflug machen (der an einem der Flughäfen endet), in eigener Regie mittels Taxi abreisen oder (so wie ich) einen Shuttle zu einem der Flughäfen nutzen). Und damit sollten dann so gegen 11.00 Uhr alle Passagiere möglichst verzögerungsfrei weg sein … ob das in der Praxis auch so klappt, sehe ich dann ja übermorgen.

Für das Abendessen habe ich mir heute mal das „Chops Grille“, das Steakhouse im Central Park ausgesucht. Für eine Cover Charge von $30 gibt es hier ein Dreigangmenü á la carte, wobei die Zusammenstellung völlig frei erfolgen kann. Ich entscheide mich vorweg für Austern mit sehr leckeren Toppings, als Hauptgang für ein 280g-Filet mit einer Ofenkartoffel (die größenmäßig betrachtet wohl aus der Nähe von Fukushima gekommen sein muss) und zum Dessert für ein Stück Beerenkuchen (das locker auch für drei Personen gelangt hätte). Hier sollte man also in der Tat nur hingehen, wenn man richtig Hunger hat. Zusammengefasst gibt es hier bei angemessenem Preis also sehr leckeres Essen in gehobenem Ambiente (das Buffalo ist da – bei gleicher Qualität – etwas rustikaler). Like it!

Pappsatt hole ich auf der Kabine noch meinen Becher, fülle diesen auf Deck 5 noch mit einer Cola zero und verschwinde dann wieder in der Kabine – ich lese noch einen (kleinen) Moment und versinke dann in meine Träume …

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