Die zweite Woche unserer Reise hat begonnen – und daher müssen wir jetzt langsam damit beginnen, die Tage rückwärts zu zählen. Aber noch sind wir nicht am Ziel angekommen, also stürzen wir uns in das nächste Abenteuer: Odessa.

Ursprünglich hatte ich hier ja den Ausflug in die Unterwelt geplant, leider musste dieser mangels Beteiligung abgesagt werden. Daran merkt man übrigens auch, dass das Durchschnittsalter auf dieser Reise doch eher etwas höher liegt (über 60 Jahre!) – alle Ausflüge, die mit etwas mehr Action als „Busfahren“ verbunden sind stehen offensichtlich auf der Kippe bzw. können nicht stattfinden (Memo an mich: „Schwarzes Meer“ ist analog „Ostsee“ offensichtlich keine Reise, die von Familien und jungen Leuten bevorzugt wird). Vielleicht hat Herr Willnowsky (Ihr wisst schon, der Mann von Emmi) doch Recht, wenn er vorschlägt, das nächste Schiff „AIDArheuma“ zu nennen … 😉


Also steht heute „Odessa auf eigene Faust“ an – bereits kurz nach neun mache ich mich zu Fuß auf den Weg in die Innenstadt von Odessa. Und das geht schnell – im Hafenterminal ist keiner der Schalter besetzt, an dem eine Passkontrolle stattfinden könnte (man meint fast, wir wären noch im Schengen-Raum). Von daher bin ich wenige Minuten später schon an der Potemkinischen Treppe, die mit ihren angeblich 192 Stufen (ich habe nur 190 gezählt) hinauf ins Stadtzentrum führt.

Hier stehen übrigens viele Leute mit Tieren aller Art auf Schulter und Arm: Papageien, Tauben, Pfaue, Äffchen, Falken, Adler und was man sonst noch so auf sich herumtragen kann. Die Leute bieten sich für ein Foto an und setzen die Tiere auch bereitwillig auf Touristen. Spätestens bei der Rückgabe des Getiers folgt dann aber das Erwachen: bis zu 20 € hält man dafür für angemessen – und versucht das dann auch einschüchternd und lautstark durchzusetzen. Von daher: Finger weg von den Viechern …

Von hier aus geht es dann weiter in Richtung des Richelieu-Denkmals und zu Katharina (die Große) bevor man links abbiegt zur Alten Börse (dem heutigen Rathaus) mit der Bronzenen Kanone und dem nahe gelegenen Puschkin-Denkmal. Und wenn man es zur halben oder vollen Stunde hierher schafft, gibt es gleich noch ein kleines Glockenspiel zu hören.

Gleich um die Ecke findet man dann das Opernhaus, das der österreichische Architekt Fellner konzipiert hat (das ist der, der auch die Wiener Oper entworfen hat) – ein sehr beeindruckendes Gebäude.

Seinen Abschluss findet der Spaziergang dann am Woronzow-Palast, bzw. an den noch stehenden Säulen desselben bevor es über die Treppe zurück zum Hafen geht. Auf der Treppe gönne ich mir dann noch eine kalte Sprite – der Preis für die 0,5-l-Flasche liegt bei 10 Griwna (etwa 90 Cent), also nicht unbedingt überteuert … 😉

Ach ja, einen Hinweis gibt es doch noch – wer versucht, sich mit dem Stadtplan aus der AIDA-Hafeninfo zu orientieren, wird Probleme haben. Der Plan und die Wirklichkeit sind nicht überall identisch – die ungefähre Gegend stimmt zwar meist, aber die Genauigkeit der eingezeichneten Sehenswürdigkeiten ist dann doch eher suboptimal. Von daher ist es sicher keine schlechte Idee, sich mit einer genaueren Karte auszustatten, wenn man einen Ausflug auf eigene Faust plant. Und dass Grundkenntnisse des kyrillischen Alphabets auch nicht unbedingt schaden (dann kann man wenigstens die Straßennamen lesen), erschließt sich auch von selbst.

Zurück an Bord (die ukrainischen Behörden sind wieder nicht zu finden, so dass sie auch niemand dafür interessiert, wer das Land verlässt) nutze ich die Zeit zunächst für eine Latte an der AIDA-Bar verbunden mit ein bisschen Mailbearbeitung bevor wir nach Rückkehr der Ausflügler („ODE02“ hat wohl mehr oder weniger das gleiche gesehen, ist aber mit ununterbrochenen Erläuterungen erschlagen worden) eine Kleinigkeit im Calypso zu Mittag essen.

Der Nachmittag findet dann bei rund 30 Grad i.w. in der Sonne statt, unterbrochen durch den einen oder anderen Abkühlungsgang im Whirlpool oder in der Sauna. Ich nehme dann heute nur den 5-nach-5-Aufguss mit bevor wir uns später zum mexikanischen Abendessen im Calypso wieder finden. Und das ist wieder mal wirklich lecker … und vereinzelt kann man sogar etwas Schärfe finden (z.B. in den leckeren Chili-Poppers).

Seine Fortsetzung findet der Abend dann wieder mal im Theater: Emmi und Willnowsky treiben erneut ihr Unwesen, berichten aus ihrer eher suboptimal funktionierenden Ehe („Ich bin verheiratet, aber ich mache keinen Gebrauch davon …“) und über sonstige Kleinigkeiten des Alltags und auf AIDA („Der österreichische Kapitän kommt über jeden Gletscher …“).

Den Abschluss des Abends bildet dann ein Cocktail in der Nightfly Bar, in der „Danny &’The Boys“ erst für wenige Gäste, dann ab etwa 23.00 Uhr nur noch für uns spielen (ich sag nur: AIDArheuma). Und gegen Mitternacht übermannt dann auch uns die Müdigkeit, zumal wir morgen mit Sauna und Sport recht früh in den Tag starten wollen …

Weiter mit Tag 10: Varna (Bulgarien)