Heute ist der große Tag – mein Ausflug zu den Iguazú-Wasserfällen steht an. Und da die nicht direkt in Buenos Aires sind, ist der Ausflug mit ein bisschen Reisetätigkeit verbunden.

Doch von vorn: tatsächlich hat um 4.30 Uhr sowohl mein iPhone als auch das Kabinentelefon auf sich aufmerksam gemacht – zweiteres so laut, dass ich nur hoffen kann, dass meine Kabinennachbarn auch den Ausflug gebucht haben – ansonsten sind sie jetzt eher unnötig wach geworden … 😉


Ich bin zwar müde, entscheide mich aber dennoch fürs Aufstehen – schließlich ist heute Wasserfälle-Gucken angesagt. Die Tour durchs Bad ist schnell erledigt, so dass ich vorm Frühstück noch ausreichend Zeit habe, meinen Rucksack für den heutigen Tag zu packen. Neben meiner Fotoausrüstung nehme ich noch eine kleine Videokamera, ein Handtuch, eine warme Strickjacke, etwas zu Lesen und mein iPad mit – das sollte für den Tag reichen.

Pünktlich um 5.00 Uhr treffe ich mich mit etlichen Mitreisenden im Marktrestaurant zu einem (sehr) frühen Frühstück – das Rossini muss da heute mal auf uns (und wir aufs Rossini) verzichten. Aber lecker ist es ja trotzdem …

Um 5.45 Uhr geht es dann weiter in die AIDA-Bar – hier werden wir schon von unseren Scouts erwartet, die den heutigen Tag mit uns verbringen werden. Und der wird bestimmt sehr aufregend und hoffentlich unvergesslich …

Zunächst erhalten wir unsere Reisepässe ausgeteilt, da wir diese für den Ausflug brauchen – denn ohne Reisepass wäre spätestens am Flughafen in Buenos Aires Endstation. Nein, ich habe mich nicht verschrieben – dieser Ausflug findet tatsächlich mit dem Flugzeug statt … und nicht nur das.

Los geht’s am Schiff mit einem Shuttlebus, der uns zum Hafenterminal bringt. Von dort fahren wir mit einem Reisebus zum Inlandsflughafen von Buenos Aires, an dem bereits drei Flugzeuge auf uns warten – jede mit etwa 18 Sitzplätzen ausgestattet.

Der Flughafen ist überschaubar groß – wir gehen durch einen Seiteneingang hinein und treffen dort auch gleich auf die bereits wartenden Piloten. Bereits im Bus wurden wir in drei Gruppen eingeteilt (leider ohne Rücksichtnahme auf Freunde und Bekannte – hier wäre es schön, wenn man im Vorfeld gefragt hätte, wer gemeinsam reist und sich nicht nur auf gleiche Namen und Kabinennummern verlassen würde), so dass die Passkontrolle recht zügig geht (was auch immer da kontrolliert wurde). Der anschließende Security-Check ist auch eher eine Farce – es piepst zwar bei jedem, aber das ist offensichtlich normal hier und wird nicht weiter beachtet …

Der nächste Weg führt uns dann direkt aufs Rollfeld, wo unsere Maschinen bereits auf uns warten. Gemeinsam mit 16 Mitreisenden betreten wir die zweimotorige Propellermaschine und verteilen uns auf die sechs Sitzreihen (wobei links jeweils nur ein Sitz und rechts ein Doppelsitz vorhanden ist). Ich nehme 3A und sitze damit gleichzeitig am Fenster und am Gang. Von Beinfreiheit sollte man eher nicht sprechen – zumindest geht diese gegen Null, wenn man noch ein Fläschchen Wasser in die Sitztasche steckt. Aber der Flug dauert ja nur gut 2 1/2 Stunden bis wir unser Ziel, Iguazú, in 1.600 km Entfernung erreicht haben.

Und dann geht es auch schon los … die Maschine rumpelt auf die Startbahn, die Propeller erhöhen die Drehzahl und die Maschine hebt tatsächlich ab. Nach gut 20 Minuten haben wir wohl unsere Reiseflughöhe erreicht – zumindest steigt die Maschine nicht mehr. Der Co-Pilot (immerhin, so etwas gibt es) mutiert nun zum Flugbegleiter und bietet – ergänzend zu den Lunchtüten mit zwei belegten Minibrötchen, die bereits auf den Sitzen lagen – gekühlte Getränke aus einer Kühlbox an.

Es vergehen weitere knapp zwei Stunden, in denen wir über den Wolken in Richtung Norden fliegen, bis es dann wieder heißt: „Bitte anschnallen!“ – und zwar mit Recht. Wir müssen jetzt nämlich durch die Wolkendecke bis nach unten – und die ist ziemlich geschlossen. Entsprechend reagiert das Flugzeug – teilweise hat es ein bisschen was von Achterbahn … aber egal, die Maschine sieht sowieso so aus als ob das nicht ihr erster Flug wäre – wird also schon gut gehen … 🙂

Geht es auch – nach genau 2 1/2 Stunden setzen wir auf dem „Aeropuerto Internacional de Iguazú“ auf … und erfahren, dass wir ziemliches Glück hatten – der Flughafen war nämlich bis vor 30 Minuten noch wegen schlechter Sicht geschlossen … Das wäre dann in der Tat echt dumm gewesen …

Aber so ist ja alles gut gegangen … wir steigen aus, gehen wenige Schritte übers Rollfeld und kommen in einer Art Terminal an. Hier warten wir noch auf die anderen beiden Flieger und sammeln uns – nach einem Toilettenstopp (in nicht allen Fliegern gab es Toiletten) – in zwei Reisebussen.

Auch hier warten auf den Sitzen Wasser und Lunchboxen – man weiß allerdings nicht so genau, was man da isst – die kleingeschnittene Wassermelone ist ja noch erkennbar und das Stück Kuchen auch – alles andere ignoriere ich …

In den Bussen begrüßen uns derweil Theo und Egon, zwei Deutschbrasilianer, die vor Generationen nach Brasilien ausgewandert sind – beide sprechen hervorragend Deutsch, wobei man schon merkt, dass die Sprache sich hier nur bedingt weiterentwickelt hat – ab und an kommen Wörter zum Vorschein, die wir heute so nicht mehr benutzen. Aber das stört überhaupt nicht – eher im Gegenteil.

Etwa 15 Minuten dauert die Fahrt in den Nationalpark, so dass wir bereits in den Bussen einige Hintergrundinformationen zu den Wasserfällen, die wir gleich sehen werden, erhalten. Es sind die größten Wasserfälle der Welt, wenn man dies aus Sicht der Breite betrachtet: rund 275 Wasserfälle unterschiedlicher Größe stürzen hier auf 2,7 km Länge aus durchschnittlich 72 m Höhe in die Tiefe – und das hört sich nicht nur gewaltig an … das ist es auch, wie wir gleich sehen werden.

Im Nationalpark angekommen, geht es zunächst ein paar Schritte bis zu einem kleinen Bahnhof – von hier verbindet ein Minizug den Eingang mit der Teufelsschlucht – unserem ersten Ziel. Allerdings müssen wir noch rund 20 Minuten auf die nächste Bahn warten – und das ist bei Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke auch nur bedingt angenehm (letzte Woche waren es hier 45°C – und schon relativiert sich das ein bisschen).

Hier finden im übrigen auch die einzelnen Flugzeuggruppen wieder zusammen, so dass ich mit Birga, Arndt und dem Jungen im blauen Pulli (Insider!) gemeinsam warten und schwitzen kann.

Aber irgendwann kommt sie dann doch, so dass wir knapp zehn Minuten später den Eingang zur Teufelsschlucht erreichen. Von hier geht es – teilweise über einen schmalen Steg – etwa 1.100 m bis zur Teufelsschlucht durch den Regenwald – vorbei an Flüssen, einheimischen Schwalbenarten, vielen (und großen) Schmetterlingen, Nasenbären und Echsen. Und je näher man kommt, desto deutlicher wird, was uns erwartet: das Getöse fallenden Wassers übertönt inzwischen alle anderen Geräusche – und dann liegt sie auch schon vor uns: die Teufelsschlucht – ein Teil der Wasserfälle von Iguazú mit einer Fallhöhe von rund 85 m stürzt hier in die Tiefe.

Jede Beschreibung kann an dieser Stelle nur ansatzweise wiedergeben, welches beeindruckende Naturschauspiel sich hier abspielt – einfach nur Wahnsinn … und es wird noch besser kommen.

Denn – im Gegensatz zu den Schiffsgruppen „traditioneller Kreuzfahrtschiffe“ (O-Ton Egon) seien wir ja noch recht jung und beweglich – und daher würden wir etwas kürzer hier bleiben und ergänzend dazu noch einen anderen Aussichtspunkt ansteuern. Und so kommt es, dass wir nach 14 Minuten bereits den Rückweg über den Steg und mit der Bahn antreten, um noch den „Superior Trail“, einen 650 m langen Weg mit mehreren Aussichtspunkten, entlang zu gehen.

Und was wir hier geboten bekommen, ist noch mal eine Steigerung … ein Fotomotiv jagt das andere, ein Panoramablick über den Regenwald und die Wasserfälle ist schöner als der vorherige. Und da auch noch das Wetter mitspielt und wir weiterhin einen tollen blauen Himmel mit vereinzelten Schäfchenwolken haben, bin ich schon jetzt auf die Fotoausbeute gespannt …

Sicher sagen kann ich aber schon jetzt, dass sich der Ausflug hierher in jedem Fall gelohnt hat, auch wenn der Reiseaufwand schon immens ist … aber wann kommt man schon noch einmal hierher (@Jannik: das wäre evtl. ein Ausflugstipp für den nächsten Sommer).

Inzwischen drängeln Theo und Egon übrigens ein bisschen … wir könnten noch ewig hier bleiben – aber offensichtlich gibt es doch so etwas wie einen Flugplan, an den sich unsere drei Chartermaschinen halten müssen – und von daher müssen wir dann doch den Rückweg zum Flughafen antreten.

Trotz seiner „Internationalität“ ist der Flughafen hier übrigens sehr überschaubar – wir gehen direkt zu „Gate 3“ (scheint irgendwie auch das einzige zu sein), werden dort von unseren Piloten in Empfang genommen, wieder in die drei Gruppen eingeteilt (wobei das zugegebenermaßen mehr nach südamerikanischem Chaos aussieht denn nach einer geordneten Aufteilung) – aber am Ende klappt es dann doch und jeder ist in wieder in „seinem“ Flieger.

Der Rückflug ist eigentlich relativ unspektakulär wenn man davon absieht, dass es doch die eine oder andere wetterbedingte Turbulenz gibt und unser Co-Pilot, der offensichtlich die Maschine fliegt, ein bisschen unsicher scheint – aber der Eindruck kann natürlich auch täuschen … Zumindest sind wir jetzt im Landeanflug über Buenos Aires (was für eine Metropole – egal wo man hinsieht: Buenos Aires geht auf allen Seiten bis an den Horizont), so dass wir es fast geschafft haben.

Am Flughafen erhalten wir jetzt noch unsere Pässe zurück – und dann gehts auch schon mit dem Bus zurück zur AIDA. Kurz vor halb sechs erreichen wir wieder unser zu Hause – und damit liegen 3.200 km, fünf Stunden Flug und unvergessliche Eindrücke hinter uns. Das dürfte wohl das Highlight dieser Reise gewesen sein – und ich glaube, es hat niemand bereut, diesen Ausflug gebucht zu haben …

Unabhängig davon geht es an Bord aber Schlag auf Schlag weiter … schließlich ist heute Silvester und 2011 dauert hier gerade mal noch sechs Stunden.

Zunächst gibt es daher mal einen kurzen Aufenthalt im Bad bevor wir uns dann um kurz nach sechs im Rossini zum Silvestermenü treffen – sieben Gänge hat der Maître heute gezaubert (Mousseline von jungen Erbsen mit Aromaten von Zitrusfrüchten an gebratener Entenstopfleber, Hummer auf pochierter Honig-Pfeffer-Ananas mit Champagnerschaum, Gegrilltes Steinbuttfilet auf Linsengemüse mit Selleriecreme, Papaya Sorbet an Champagner Konfekt, mit Trüffel und Pfifferlingen gefülltes Rinderfilet auf geschmorten Gemüse mit Parmesanrisotto und zum Abschluss ein Paranuß-Parfait an gebrannter Vanillecreme mit frischem Beerenragout), so dass wir weite Teile des Abends hier verbringen. Natürlich unterbrechen wir die Speisenfolge aber um 20.00 Uhr – schließlich sollte man alte Traditionen erhalten. Und eine solche ist „Dinner for One“, das im Theater zum Besten gegeben wird – und das Publikum wieder mal begeistert.

Den Countdown bis kurz vor zwölf verbringen wir anschließend in der Calypso Bar – und dann ist es auch soweit: der Champagner steht bereit, die letzten Sekunden ticken: „10-9-8-7-6-5-4-3-2-1-Prost Neujahr! Alles Gute für 2012!“

Und wenn wir heute auch aus technischen Gründen auf ein Feuerwerk verzichten müssen (wir sind aktuell auf See) – die gut 10-minütige Lasershow ist auch nicht zu verachten. Und das Feuerwerk wird dann morgen Abend um 22.00 Uhr in Montevideo nachgeholt …

Ja, und so klingt wieder ein ereignisreiches Jahr aus und macht einem neuen Platz – mal schauen, welche Überraschungen es für uns bereit hält und welche AIDA-Ziele es in diesem Jahr zu entdecken gibt …

Ich mache jetzt noch meinen 3-km-Spaziergang und falle dann – nachdem ja bereits um 4.30 Uhr der Wecker geklingelt hat – todmüde ins Bett … und zu allem Überfluss wird uns um 2.00 Uhr auch noch eine Stunde geklaut – die Uhr springt dann um eine Stunde weiter zurück auf die brasilianische Zeit … dafür kann ich dann aber morgen ausschlafen – ich habe in Montevideo in weiser Voraussicht mal keinen Ausflug gebucht und lege mich dann alternativ lieber in die Sonne. Vielleicht schaue ich ja den Radlern zu, wie sie mittags zu ihrer Tour durch die Stadt aufbrechen … 🙂