7.45 Uhr – die Sonne scheint durchs Fenster (allein daher scheidet schon eine Innenkabine aus). Ich wache auf, habe von dem Seegang heute Nacht überhaupt nichts mitbekommen (im Gegensatz zu manchen Passagieren, die später in der Sauna davon berichten werden) und höre leise durch die geschlossene Kabinentür, wie der Kapitän mit mir spricht.
Also nicht nur mit mir – sondern über die Lautsprecheranlage mit allen. Zumindest mit allen, die irgendwo im öffentlichen Bereich unterwegs sind – auf den Kabinen wäre das nur zu hören, wenn der Fernseher auf Kanal 1 eingeschaltet wäre. Ist er natürlich bei niemand. Also mache ich die Tür einen Spalt auf und höre, dass heute „nur“ 25°C erwartet werden, es aktuell (es ist noch nicht einmal acht Uhr!) nur 22°C herrschen und es tagsüber zu kleineren Regenschauern kommen kann. Wir erfahren, dass wir heute wieder tendern und das letzte Tenderboot um 17.15 Uhr in Richtung Schiff fährt und es gut wäre, das zu erreichen.
Das hätte sicherlich alle interessiert – schade, dass diese Durchsagen nicht auch automatisch in der Kabine zu hören sind. Und wer jetzt einwirft, dass dann ja jeder geweckt worden wäre, der sollte gut weiterlesen.
Denn: nur wenige Sekunden nach der Durchsage des Kapitäns schaltet sich der Kabinenlautsprecher ein, über den üblicherweise Sicherheitsdurchsagen (Generalalarm, Rauchverbot wegen Bunkerns von Kraftstoff bzw. Entsorgen von Schweröl, …) erfolgen. Heute hören wir vom Band, dass wir tendern und wie man sich in den Tenderbooten verhält. Spätestens jetzt sind mit Sicherheit sowieso alle ausnahmslos wach – da wäre man sicher lieber zwei Minuten früher durch Kapitän Mey geweckt worden …
Aber wie auch immer – ich richte mich im Bad für den Tag, lege einen WLAN-Stopp an der Rezeption ein, verschicke ein paar Mails und lade eine neue (!) Ausgabe der WELT Kompakt herunter, so dass ich beim Frühstück endlich erfahren werde, dass Johannes Heesters an Heiligabend verstorben ist (hatte sich natürlich bereits anderweitig auf dem Schiff herumgesprochen).
Vielleicht noch schnell ein paar Worte zum Thema „Internet“. Ja, gibt’s auch hier … und zwar an den Terminals an der Rezeption sowie – in vielen öffentlichen Bereichen – per WLAN. Meine Kabine ist leider unversorgt, aber gut, bis zur Rezeption sind es ja nur zwei Decks – und morgens komme ich da eh vorbei. Die Kosten sind dabei so wie jetzt überall auf den Schiffen (beginnend bei 0,39 € pro Minuten, über 19,95 € für 60-Minuten-Prepaid bis zu 159 € für eine Wochen-Flatrate). Ich nutze wieder das Prepaid-Paket – insbesondere, da ich meinen im Ausland gern genutzten Volumenstarif (der sich gerade für Chats oder Facebook anbietet) von abroadband.com in Südamerika nicht nutzen kann – hier gibt es leider keine Roamingpartner.
Beim Frühstück treffe ich dann noch auf Guido und Michael, so dass wir ausreichend Gelegenheit haben, uns über unsere bisherigen AIDA-Erfahrungen auszutauschen. Und da es draußen eh noch stark bewölkt ist (ohne Meteorologe zu sein: die Regenwahrscheinlichkeit dürfte nahe 100% liegen), ist eine warme Latte im Rossini ja auch eine echte Alternative.
Einen Ausflug habe ich (glücklicherweise) nicht gebucht (obwohl ich durchaus geschwankt habe, die Toca-Wasserfälle und einen Strandbesuch zu kombinieren) – aber bei dem Wetter scheint der Tag an Bord auch keine schlechte Wahl zu sein. Irgendwie ist es dann doch schön, wenn man eine Route ein zweites Mal macht – da kann man solche Tage irgendwie doch „entspannter“ angehen ohne Angst zu haben etwas zu „verpassen“ …
Zumal – wie ich später hören werde – das Baden im Wasserfall nicht ganz ungefährlich gewesen sein muss: eine hochgiftige Schlange hat das Naturbecken „bewacht“ – was aber einige Passagiere bzw. deren Kinder nicht davon abgehalten hat, trotzdem ins Wasser zu gehen („Das haben wir bezahlt, das machen wir also auch.“). Manch einer übersieht dann vielleicht doch, dass wir hier im brasilianischen Regenwald und nicht im Schwarzwald sind …
Ich gehe daher nach dem Frühstück mit einem meiner Bücher (jetzt habe ich die schon teuer bezahlt – ich sage nur Übergepäck -, da werden sie auch gelesen) in die Sauna und verbringe den Vormittag erst einmal ganz entspannt im Ruheraum bis gegen Mittag die Wolken dann zumindest teilweise aufreißen und ich in die Sonne wechsele.
Und so verläuft dann heute auch der ganze Nachmittag: etwas lesen, etwas sonnen, manchmal auch kombiniert und zwischendurch ein kleines Nickerchen – Urlaub halt … 😉
Die Saunaaufgüsse müssen heute dann aber leider ausfallen – um 17.30 Uhr steht der nächste Termin an: „Rossini einmal anders“.
Hierzu treffen sich Birga, Arndt und ich um 17.30 Uhr vor dem Rossini, von wo aus wir vom Restaurantmanager Veit zur „Kapitänsknock“, dem Balkon des Kapitäns an der Brücke, geführt werden. Hier werden wir mit einem (im weiteren Verlauf dann auch mehr) Gläschen Champagner begrüßt und können das „Auslaufen“ (da wir auf Reede liegen, ist das natürlich eher ein „Anker lichten“) aus Ilhabela im kleinen Kreis bei leckeren Köstlichkeiten (Jakobsmuscheln auf Avocadomus, Crème brulée von der Gänsestopfleber, Krebsschwänze usw.) genießen, bevor es dann zurück ins Rossini geht.
Hier wartet dann schon ein leckeres 5-Gang-Menü (Kräuterschaumsüppchen mit gebratenen Pfifferlingen, Seeteufelmedaillon im Wirsingmantel auf Glasnudelsalat, Erdbeer-Balsamicosorbet, pochiertes Rinderfilet auf Süßkartoffelstampf mit sautiertem Okragemüse sowie gebackenes Apfelstrudelsäckchen mi Vanilleeis und Rumsauce) sowie die eine oder andere Flasche Rotwein („Tributo Edicion Limitada Caliterra Colchagua Valley“) auf uns. Und erneut sind wir absolut begeistert – wer gern ein gemütliches Abendessen auf hohem Niveau genießt ist hier absolut richtig.
Dafür verpassen wir heute die Show im Theater (Improvisationstheater) – wie ich am nächsten Tag höre, ist „verpassen“ aber wohl die falsche Vokabel in diesem Zusammenhang: bei der Auswahl der Gastkünstler hat man da ausnahmsweise wohl mal aufs falsche Pferd gesetzt – zumindest kommt es auf AIDA ja eher selten vor, dass das Publikum sukzessive während der Show das Theater verlässt … da ist dann unser Dessert wohl doch die bessere Wahl gewesen … 🙂
Und da Champagner und Rotwein inzwischen so langsam ihre (einschläfernde) Wirkung zeigen, machen wir uns anschließend auch gleich auf den Heimweg – und das ist ja das Schöne bei Kreuzfahrten: das Bett steht nur wenige Schritte vom Restaurant entfernt … 🙂