Einmal werden wir noch wach … und schon ist es soweit: es ist Heiligabend. Und es hat kurz nach dem Aufstehen schon 28°C. Ihr meint, das passt nicht zusammen? Stimmt … 😉 Weihnachtsstimmung geht anders … Dafür fällt aber auch alles weg, was mit „Weihnachtsstress“ zu tun hat – auch nicht zu verachten. Aber natürlich ist auch AIDA keine weihnachtsfreie Zone – auf dem Mast weht natürlich der obligatorische Weihnachtsbaum im Wind, das ganze Schiff ist mit dezenter weihnachtlicher Deko versehen, in den Restaurants stehen sich Schokoweihnachtsmänner die Beine in den Schokobauch und eine Weihnachtsgala gibt es heute Abend natürlich auch.


Aber bis dahin ist ja noch etwas Zeit … beginnen wir also am Anfang – dem Frühstück. Für „Grüne“ (gleichbedeutend mit „AIDA-Club-Mitglied der Stufe grün“, d.h. mit mehr als 100 Nächten innerhalb der letzten fünf Jahre an Bord) bietet AIDA das Frühstück alternativ zum Buffetrestaurant in einem Bedienrestaurant (auf den großen Schiffen im Buffalo Steakhouse, auf den kleinen Schiffen im Rossini) an – und das nehme ich immer wieder gern in Anspruch.

Nicht, dass das „normale“ Frühstück nicht schmecken würde; im Gegenteil: es ist super – aber die ruhige Atmosphäre, die Bedienung am Tisch, ein Latte Macchiato statt Kaffee aus der Kanne oder ein frisches Omelette bzw. ein kleines Steak mit Pilzen sind dann doch Argumente für das Frühstück im Rossini.

Und so kommt es, dass ich heute bereits kurz vor Acht im Rossini vorstellig werde und den Tag ganz in Ruhe starte. Parallel habe ich mittels WLAN die aktuelle Ausgabe der WELT Kompakt in die Kindle App auf dem iPad geladen, so dass beim Frühstück auch gleich die aktuellen Nachrichten zur Verfügung stehen (nur für den Fall, dass Rückfragen kommen: auf dem Kindle wäre zwar der Download kostenlos gewesen, dafür ist die Darstellung auf dem iPad aber besser).

Ein bisschen Lachs, etwas Käse und Schinken, ein Omelette mit Schinken, Speck, Käse und Zwiebeln, Latte Macchiato und frisch gepresster O-Saft sind die Stationen des heutigen Frühstücks – natürlich nicht ohne mit einem Teller Männerobst zu beschließen. Ihr kennt „Männerobst“ nicht? Nun, das sind Melonen, Ananas, Orangen, Kiwis, Pfirsiche; geschält, geschnitten und mundgerecht serviert – SO essen auch Männer Obst … 😉

Ich lege mich dann noch ein gutes Stündchen in die Sonne und beginne mit der Bearbeitung der mitgeführten Literatur bis der nächste Programmpunkt, die obligatorische Seenotrettungsübung, ansteht.

Profis wissen, dass am ersten Tag um 10.20 Uhr der Generalalarm (das ist übrigens der Namensgeber für meine Homepage www.generalalarm.de), sieben kurze und ein langer Ton, ansteht. Und da dabei jeder mitmachen muss, ist sie auch erst fertig, wenn jeder mitgemacht hat.

Und doof ist, wenn das manche ignorieren – oder wie ist sonst zu erklären, dass auch dieses Mal wieder die Passagiere von drei Kabinen erst erscheinen als der Kapitän sie ausruft und mit Liebesentzug droht (wobei er sich dieses Mal den Hinweis „mehr als 1.200 Leute warten auf Sie!“ gespart hat …)

Die anschließende Sicherheitsdurchsage dürfen wir dieses Mal auch wieder in Englisch erleben – ob das den brasilianischen und argentinischen Passagieren, die dieses Mal wieder an Bord sind, allerdings weiter hilft, sei einmal dahingestellt. Die Masse der Reisenden hält es zunächst erst einmal auf …

Aber egal – auch das geht vorbei … und so geht danach der Run auf die Liegen los. Ich habe zwar den Eindruck, dass genügend Liegen vorhanden sind und jeder eine freie Liege finden kann – dennoch stürzen die Leute quer durchs Treppenhaus als ob hier die Reise nach Jerusalem gespielt würde … Das wäre bestimmt witzig anzusehen – aber irgendwie spiele ich halt auch mit … 😉 Die Liegen sind zwar ausreichend, die (guten) Plätze auf dem FKK-Deck aber begrenzt – also habe ich meine Decktasche schon vorbereitet, so dass ich in der Tat bei den Ersten an Deck bin – und daher auch einen netten Platz habe.

Aufgrund des üppigen Frühstücks lasse ich – wie immer – das Mittagessen ausfallen. Und auch den an Seetagen auf den kleinen Schiffen üblichen Poolbrunch ignoriere ich – da bin ich nur dabei, wenn es Burger gibt … 😉

Vielmehr konzentriere ich mich auf den Einlaufen in Rio – neben New York (USA), Marmaris (Türkei) und Valetta (Malta) ist das eine der schönsten Hafeneinfahrten – vorbei am Zuckerhut und mit Christo im Hintergrund ist das absolut sehenswert. Und zwar so sehenswert. dass auch dieses Jahr wieder viele Passagiere ihre Kinderstube vergessen und jegliche Hinweisschilder ignorieren (z.B. das mit dem „Nacktbereich“) – aber was soll ich mich wiederholen … die simple Regel, das die eigene Freiheit dort endet wo die Freiheit des anderen beginnt, wird halt doch immer wieder sehr einseitig ausgelegt. Aber was soll’s – die Einfahrt in den Hafen ist ja trotzdem toll … 🙂

Tja, und da heute Heiligabend ist, passiert da auch in Rio nicht so richtig viel. Es gibt nur sehr wenige Ausflüge (und die waren bereits im Vorfeld in MyAIDA ausgebucht) mit sehr wenigen Plätzen, da die örtlichen Reiseleiter halt nun mal auch Weihnachten feiern. Und deshalb ist beispielsweise auch der Zuckerhut geschlossen genau wie auch fast alle Geschäfte heute nicht geöffnet haben. Gut, dass ich letztes Jahr schon mal hier war …

Ich verbringe daher auch den Rest des Nachmittags in der Sonne (34°C sind übrigens aktuell angezeigt) und kühle mich dann im 5-nach-5-Aufguss in der Sauna ein bisschen ab (naja, genau genommen erst danach unter der kalten Dusche) …

Topfit gehe ich zurück in meine Kabine, suche meine beste Garderobe zusammen (wobei auch die dem Dresscode „casual“ entspricht) und finde mich kurz vor sechs am Rossini ein. Hier bin ich mit Arndt, Birga und Dennis verabredet, die mich heute Abend zum Weihnachtsmenü ins Rossini eingeladen haben (dafür auch an dieser Stelle noch einmal vielen Dank – es wird ein toller Abend werden).

Die Küche hat sich für diesen Abend natürlich etwas ganz tolles ausgedacht: ein 8-Gänge-Menü steht auf der Karte:

  • Mosaik vom Schwarzfederhuhn mit Salat von Zuckerschoten und Trüffelvinaigrette
  • Komposition von der Tomate mit gebratener Riesengarnele auf Schalotten-Koriander-Confit
  • Cremesuppe vom gelben Blumenkohl und Meerrettich mit Kürbiskernöl
  • Knuspriger Angel-Loup de mer in Curry-Muschel-Fumet auf Gemüse Tagliatelle
    Duett von der Passionsfrucht an Champagnersüppchen
  • Confierte Gänsebrust auf Risotto von Perlgraupen und Chorizo, mit sautierten Rosenkohlblättern
  • Warme Schokoladenkugel im Hippenrad an Gewürzorangen und Kaffeecreme
  • Comte auf Pumpernickel mit Aprikosensenf und englischem Sellerie

Ich glaube, das muss ich bei Gelegenheit mal nachkochen … 😉 Natürlich sind das immer nur kleine Happen – aber viele kleine Happen sind irgendwann auch mal ein großer … man kann davon durchaus satt werden – aber viel wichtiger ist ja das Geschmackserlebnis. Und das kann durchaus überzeugen: von „interessant“ (à la Biolek) bis zu „absolut umwerfend“ (Harald) ist wirklich alles dabei – das hat sich richtig gelohnt.

Und obwohl wir bereits um 18.00 Uhr mit dem Gruß aus der Küche begonnen haben, ist es jetzt bereits nach halb elf – die Weihnachtsgala müssen wir daher dieses Jahr leider streichen. Das ist das einzig bedauernswerte, denn diese muss – wie ich morgen erfahren werde – wieder einmal sehr schön und vor allem auch sehr emotional gewesen sein …

Aber nächstes Jahr, wenn wir an Weihnachten auf der Vita im Amazonas unterwegs sind – da klappt’s dann bestimmt …

Ich beschließe den Abend mit ein paar Weihnachtsgrüßen an die Daheimgebliebenen – per Facebook, E-Mail, SMS oder teilweise sogar mittels Ansichtskarte … mal schauen, ob sie zumindest in diesem Jahr noch zu Hause ankommen …

So – und jetzt noch einmal FROHE WEIHNACHTEN … und Gute Nacht.