„Es begab sich aber zu der Zeit, dass …“ – Nein, nicht, was Ihr denkt … „… es wieder einmal Zeit ist, ein paar Tage auf AIDA zu verbringen.“ Und so kommt es, dass ich Weihnachten und Silvester in diesem Jahr erneut auf der AIDAcara verbringe und mich – wegen des großen Erfolgs – noch einmal für die Südamerikareise entschieden habe. Von Santos in Brasilien aus geht die Fahrt über Rio de Janeiro, Angra dos Reis und Ilhabela nach Buenos Aires in Argentinien bevor es über Montevideo und Punta del Este in Uruguay zurück nach Brasilien über Itajaí nach Santos geht.


Doch vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß, will sagen, die Anreise gestellt. Und so beginnt diese Geschichte am heutigen Abend am Frankfurter Flughafen. Naja, eigentlich beginnt sie schon zwei Stunden vorher, als ich zu Hause beginne, meine Reisetaschen für die Fahrt zu richten. Und da habe ich ja inzwischen Übung drin. Dachte ich … ich verstaue also was ich für zwei Wochen im Sommer so für nötig erachte und bin – da ich auf dem Hinflug 30 kg und auf dem Rückflug 46 kg Freigepäck habe – tendenziell auch eher großzügig als bei diesen 20-kg-Limiten. Und so kommt es, dass ich 32 kg auf die Waage bringe. Also natürlich nicht ich, sondern meine beiden Taschen. Das sollte ja passen, zumal ich für den Hinflug günstig die Comfort Class von Condor buchen konnte – da wird ja sicher nicht auf ein oder zwei Kilo geguckt.

Um zehn nach sieben mache ich den letzten Reißverschluss an der Tasche zu und habe jetzt noch zwanzig Minuten für einen Durchgang im Bad bevor René vor der Tür steht, um mich zum Flughafen zu bringen. OK, das ist nicht viel – kann aber reichen. Kann … wenn nicht – Murphy lässt grüßen – sowohl die Zahnpastatube als auch die Rasierschaumflasche statt Inhalt nur noch ein leises „Pfffft“ von sich geben würden. Reserve ist zwar da, aber irgendwie hält das halt alles auf. Ich rasiere mich also ein bisschen schneller – das sollte ja trotzdem noch zu schaffen sein. Die Zähne sind sauber, das Gesicht ist glatt, ab geht’s unter die Dusche. Und kaum bin ich nass und greife nach dem Duschgel fällt mir auch wieder ein, dass die gestern praktisch schon leer war und ich sie eigentlich tauschen wollte. Und natürlich – erneut höre ich „Pfffft“. Nur dass ich dieses Mal schon nass bin. Aber es hilft ja nichts – also Duschgel getauscht, ein bisschen schneller geduscht und danach nicht nur den Harald sondern auch noch den Weg zum Vorratsschrank abgetrocknet – aber wir haben ja Zeit: es sind immerhin noch drei Minuten, die fürs Föhnen und Anziehen reichen müssen. Vielleicht hab‘ ich ja auch Glück und René kommt ein paar Minuten später …. Hab‘ ich natürlich nicht – er kommt auf die Sekunde pünktlich … Aber egal: wir sind ja hier nicht auf der Flucht sondern (fast) im Urlaub … Mit etwas Verspätung geht es daher jetzt in Richtung Flughafen. Die Autobahn ist frei, das Wetter macht keine Kapriolen – eigentlich könnte heute alles klappen. Könnte …

Wir kommen rasch am Flughafen an, es ist jetzt kurz vor acht – also noch fast 2 1/2 Stunden bis zum Abflug – da sollte sogar noch genügend Zeit für einen kleinen Plausch in der Business Lounge sein, in der ich mich mit Mitreisenden treffen will, die ich vergangenes Jahr auf der Transasienreise kennen gelernt habe und die ich jetzt wieder auf der Südamerikatour treffe.

Ich mache mich also auf den Weg zum Condor Check-In und finde den Comfort Class Schalter erwartungsgemäß leer vor – bei nur 18 Plätzen im Flieger kann da ja auch nicht so richtig viel los sein. Mein Sitzplatz ist bereits reserviert (Gangplatz in der zweiten Reihe), so dass meine Bordkarte nur wenige Minuten später aus dem Drucker fällt. Und dann fallen sie – die Worte des Abends: „Ihre Taschen sind 2 kg zu schwer. Wollen Sie was auspacken?“

Wie – „was auspacken“? Und dann? Mein Rucksack ist bereits randvoll und hat sein Gewicht mindestens erreicht, wenn nicht gar überschritten. „Soll ich jetzt vielleicht ein Paar Schuhe und mein Waschzeug unter den Arm klemmen?“ – „Zum Beispiel.“ Häh, die meint das Ernst …

Auf meinen Hinweis, dass es für das Gesamtgewicht des Fliegers eher belanglos ist, ob die zwei Kilo in der Reisetasche im Laderaum oder lose im Gepäckfach mitfliegen, kommt nicht an: „Ich darf da keine Kulanz zeigen.“ „Zero tolerance“ nennt man das wohl.

Also – ich habe jetzt also drei Möglichkeiten: ich zahle 2 x 20 € Übergepäck, ich nehme zwei Kilo Gepäck in der Hand in den Flieger oder werfe es weg. Super … Das, was ich evtl. weggeworfen hätte, weil es nicht so viel wert ist, wiegt leider auch nichts. Und das, was genug wiegen würde, ist zum Wegwerfen zu wertvoll. Das fällt also aus – und mein Gepäck unterm Arm in den Flieger tragen – fällt auch aus … ich mach mich doch nicht lächerlich. Also beiße ich in den sauren Apfel und bezahle … bzw. will bezahlen. Denn: das geht nicht hier am leeren Check-In-Schalter – das geht nur am Ticketschalter am anderen Ende der Halle …

Ich frage noch nach der Lounge, damit ich anschließend die 40 € dort wieder reinholen kann und erfahre, „Dahin schaffen Sie es eh nicht mehr … in einer guten Stunde ist Boarding.“ Ich bin verwirrt – die Frau hat ja keine Ahnung, was man in einer guten Stunde alles schaffen kann…

Ich mache mich also auf den Weg zum Ticket-Schalter – und sehe ihn schon von weitem: quer durch die Halle schlängelt sich die Warteschlange. Jetzt weiß ich auch, was sie mit „Das schaffen Sie eh nicht mehr“ meinte – die gute Stunde stehe ich jetzt hier, um 40 € zu bezahlen, um meine Bordkarte zu bekommen …

Der Schalter ist übrigens nur deshalb so voll, weil irgendwie alle ein, zwei Kilo Gepäck zu viel haben – bislang war das ja auch nie ein Problem. Und auch wenn es hundertmal rechtlich in Ordnung ist, so zu verfahren – mit Kundenservice hat das nichts zu tun. Da wäre es zumindest fair gewesen, im Vorfeld darauf hinzuweisen, dass man gedenke, die bislang gelebte (kulante) Praxis einzustellen. Und – wenn denn schon gezahlt werden muss … warum geht das nicht am Check-In-Schalter – das Einlesen einer Kreditkarte ist ja nun nicht wirklich so ein Hexenwerk, dass man dafür eine Spezialausbildung benötigen würde …

Die Vorhersage hat gestimmt – „Das schaffen Sie eh nicht mehr.“ Meine Verabredung kann ich vergessen, ich schaffe es ja gerade so pünktlich zu C06. Hier steht bereits die nächste Schlange am Sicherheitscheck. Und leider suche ich die „Comfort Class“-Schlange auch vergeblich – bis jetzt habe ich von „Comfort“ noch nicht viel bemerkt … 🙁

Ich poste meinen Frust noch kurz in Facebook und stelle mich brav an … Etwa eine halbe Stunde später sind mein Handgepäck und meine Technik gescannt und auch ich bin durch den Scanner durch – erstaunlicherweise ohne Beanstandung. Normalerweise falle ich ja immer auf – auch wenn ich kein Metall mehr dabei habe. Und heute habe ich vergessen, meine Halskette mit Metallanhänger auszuziehen – und es passiert: nichts. Offensichtlich ist es also schlecht, wenn man nichts Metallisches dabei hat … nun, man weiß es nicht. Und dann bleibt heute auch noch meine Kamera vom Sprengstofftest verschont. Ich bin verwirrt – das gab es eigentlich auch noch nie …

Aber egal, wenn’s schlecht anfängt, kann’s ja nur besser werden … Ich stelle mein Programm also auf „Optimismus“ und „Gute Laune“ um und nehme im Wartesaal Platz. Allerdings nur kurz – denn da beginnt auch schon das Boarding, so dass wir bereits um kurz vor zehn die Meldung „Boarding complete“ zu hören bekommen – Condor will wohl unbedingt ein zweites Mal das Desaster vermeiden, um 22.58 Uhr wegen des Nachtflugverbots keine Starterlaubnis mehr zu erhalten. Offensichtlich hat das radikale Vorgehen der Flugsicherung dann ja doch Wirkung gezeigt …

Rund 15 Minuten zu früh starten wir daher in den Nachthimmel über Frankfurt – auf dem Weg zu unserem Zwischenstopp in Recife in Brasilien.

Knapp zehn Stunden liegen vor uns bis wir um kurz nach vier Uhr (Ortszeit) in Recife landen werden. Zeit genug, um den Service von Condor in der Luft einem Test zu unterziehen, nachdem der Service am Boden ja schon mal durchgefallen ist. Und hier fängt es durchaus besser an – noch während des Boarding gab es zum Warmlaufen erst einmal ein Gläschen Prosecco. Und kurz nach dem Start geht es dann weiter mit dem Abendessen. Die weiße Tischdecke wird aufgefahren, die obligatorische Rose platziert und das erste Glas Rotwein serviert. Und bei zwei Stewardessen für 18 Passagiere folgen die weiteren Runden relativ schnell. 😉

Dazwischen gibt es natürlich auch etwas zu essen … Die Vorspeise ist schon mal verheißungsvoll: Törtchen vom Perlhuhn mit Quittenchutney und feinem Kartoffel-Kräutersalat, geräucherter Thunfisch und Riesengarnele an Paprika-Zucchinisalat mit Kapernapfel und Thunfischcreme sowie winterliche Blattsalate mit Salatgurke und Kirschtomate und Kartoffel-Dressing. Und nicht eins davon – sondern alles.

Beim Hauptgang geht es dann klassisch weiter: Gänsebraten mit Rotkraut und Kartoffelknödel (alternativ hätte es auch ein Stück Fisch oder etwas Vegetarisches gegeben) – immerhin ist in zwei Tagen ja auch schon Weihnachten.

Den Abschluss bildet dann eine Käseauswahl (Tête de Moin, Bavaria Blu mit Bärlauchpesto und getrockneten Tomaten) sowie ein Lebkuchen-Mousse mit Vanillesauce und Johannesbeer-Birnen-Ragout zum Dessert – natürlich begleitet von einem Kaffee und einem Ramazotti.

Bis jetzt gibt es für den Service und das Essen eine glatte „1“ … das ist m.E. sogar deutlich besser gewesen als das Essen in der Business-Class von Lufthansa – obwohl die Küche ja vermutlich die gleiche ist.

Nachdem der letzte Abräumwagen den Weg in die Galley gefunden hat, ist es nun auch an der Zeit, die Sitzverstellung zu testen. OK, hier hat Lufthansa die Nase vorn … obwohl die Rückenlehne ziemlich weit nach hinten geht und die Füße auch eine Stütze haben, ist es doch mehr ein „liegendes Sitzen“ als ein „Liegen“ – aber ich schlafe erstaunlich schnell ein und auch relativ lang … ich werde nämlich erst wieder wach, als der erste Frühstücksruf erschallt – und das ist etwa 1 1/2 Stunden vor Recife.

Und auch das Frühstück lässt nichts zu wünschen übrig. Ob es jetzt das leckere Omelette mit Käse ist oder der frisch gepresste Orangensaft – es schmeckt einfach lecker und ist wirklich reichlich. Ich bleibe bei meiner Beurteilung – Comfort Class bei Condor ist den Aufpreis wert … obwohl, einen kleinen Kritikpunkt gibt es: die fehlenden Monitore an den Sitzen. Hier gibt es nur tragbare DVD-Player und sechs verschiedene Filme zur Auswahl – da ziehe ich mein iPad mit meinen eigenen Filmen vor … obwohl die Zeit auf diesem Flug ja auch so wie im Flug (Wortspiel) vergeht … 😉

Wir landen pünktlich in Recife, müssen dort allerdings für rund zwei Stunden den Flieger verlassen, damit dieser für den Weiterflug aufgetankt werden kann. Gleichzeitig nutzt man die Pause auch für eine Grobreinigung – ach ja, das Personal ist auch fertig und wird gleich mit ausgetauscht.

Wir gelangen im Flughafen lediglich in einen menschenleeren Wartebereich im Transitterminal, so dass wir jetzt hier die zwei Stunden totschlagen. Ein offenes WLAN-Netz ist nicht vorhanden, so dass zumindest Surfen im Internet ausfällt. Doch halt … ich habe ja meinen Kindle dabei (und zwar den mit 3G), so dass ich mir als erstes Mal die aktuelle Ausgabe der WELT Kompakt herunterlade – das klappt wie auch seinerzeit in den USA problemlos … in weniger als einer Minute halte ich die aktuelle Tageszeitung in der Hand – fast 10.000 km von zu Hause entfernt.

Das Monatsabo (das ich immer vor einer AIDA-Reise abschließe) kostet mich dabei keine 12 € – und der Datentransfer geht ja weltweit eh zu Lasten von amazon. Das Teil begeistert mich immer wieder (ach ja – und wenn ich alle Bücher schon als eBooks hätte, wäre auch das 2-kg-Problem am Check-In keins gewesen … aber so muss ich meinen Lektüre-Restbestand aus toten Bäumen halt erst einmal aufarbeiten) …

Gegen 7.00 Uhr dann das Signal zum Wiedereinsteigen: „Passagiere von Condor jetzt für Bord.“ Na dann …

Die Restetappe von knapp drei Stunden bis Sao Paulo ist dann auch ruck-zuck erledigt. Hier hilft jetzt das eigene Video auf dem iPad und ein kleines Frühstück … im Übrigen das gleiche wie auf dem ersten Teilflug, jetzt aber aus einer brasilianischen Küche. Und – es schmeckt ganz anders. Und zwar besser. Das Omelette ist saftiger, der Schinken und die Salami würziger, irgendwie deutlich herzhafter. Ich überdenke die Gesamtnote – und erhöhe auf „1+“.

Also: schlechter Start in Frankfurt, sehr angenehmer Flug nach Sao Paulo – jetzt fehlt nur noch der Transfer zum Schiff … und da habe ich ja letztes Jahr schon Erfahrungen machen dürfen – und zwar eher negative … Allerdings ist seit dem ja auch ein Jahr vergangen und AIDA und die brasilianischen Behörden haben ja evtl. gelernt („sich fortentwickelt“) … Schau’n mer mal …

Das Flugzeug steht zwar direkt am Terminal, aber offensichtlich nicht da, wo wir hin sollen. Also stehen schon ein paar Busse parat, die uns die wenigen Meter bis zu unserem Eingang bringen – vermutlich war das Ein- und Aussteigen in den Bus langwieriger als der Fußweg zum Eingang gewesen wäre – aber gut, wir haben ja auch noch nicht so lange gesessen … 😉

Im Terminal erwartet uns dann auch gleich die „Policia Federal“, die Einreisebehörde. Sechs Schalter warten auf uns – davon vier für Brasilianer und zwei für Ausländer. Gute Verteilung, wenn da gerade eine Maschine aus Deutschland anrollt … wir stellen uns also in der Ausländerschlange an, die durch das Terminal bis nach draußen reicht. Und wissen jetzt auch, für was die Busse gut sind – da kann man draußen immerhin klimatisiert warten. 😉

Ich habe mich nach dem Aussteigen aus dem Flieger noch ein bisschen herumgedrückt, so dass ich als einer der letzten in den Bus eingestiegen bin – da musste ich dann zwar stehen, steige aber als einer der ersten wieder aus … und bin damit ziemlich weit vorn in der Schlange vor den Einreiseschaltern. Es dauert jetzt nur noch rund eine halbe Stunde und schon stehe ich vor der Beamtin. Und hier geht dann alles eigentlich recht fix: sie überprüft die Angaben auf meiner Einreisekarte, schaut, ob ich Ähnlichkeit mit meinem Passfoto habe, tippt alles noch mal in einen Computer – und stempelt dann meinen Pass.

Und ich bin erstaunt – vermutlich hat sie bei einem deutschen Beamten gelernt. Sie blättert durch den Pass, stellt fest, dass dieser absolut leer ist (kein Wunder, ist ja auch neu), schlägt die erste Seite auf und drückt den Stempel an den oberen Rand. Wow, wenn das so weitergeht, wir das ja eine richtige Reise-Dokumentation. Aber ich ahne irgendwie, dass das so nicht klappt. Normalerweise wird das Teil ja irgendwo aufgeschlagen und wenn Platz ist, irgendwie lieblos drauf losgestempelt. Und spätestens in Arabien ist dann ja hinten vorne …

Aber eigentlich ist das ja auch egal. Ich bin drin und mache mich auf den Weg zum Gepäckband. Da kreisen unsere Taschen und Koffer … war ja auch genug Zeit zum Ausladen. Meine sind natürlich nicht dabei – aber das kenne ich ja schon, dass meine Taschen erst mal neben den Flieger gestellt werden und dann erst zum Schluss aufs Band kommen … 😉

Ich stelle mich also mit meinem Gepäckwagen ans Band und warte … bis ich sehe, dass hinter dem Band, versteckt an einer Wand, viele Koffer und Taschen bereits vom Band genommen und aufgereiht wurden – und ganz links, am Anfang der Schlage, stehen meine beiden Taschen … Unglaublich – Murphy scheint Urlaub zu machen …

Ich schnappe mir mein Gepäck, fahre durch den „nothing to declare“-Ausgang, gebe mein Zollformular ab und werde von einem AIDA-Scout empfangen. Was ist denn jetzt los – ich denke, in Brasilien dürfen keine AIDA-Mitarbeiter an Land arbeiten? Also scheint sich doch etwas fortentwickelt zu haben. Passt.

Wir sammeln uns bei ihm und erfahren, dass wir jetzt einen bunten Aufkleber bekommen (meiner ist pinkfarben), der uns einem Transferbus zuweist (unserer ist der erste). Schon mal gut – wenn nicht wieder mehr Sticker verteilt werden als der Bus Sitzplätze hat. Wir erfahren, dass die Fahrt bis Santos etwa vier Stunden dauern wird – und der AIDA-Scout erfährt von einer Mitreisenden, dass sie das nicht gut findet. Sie hätte irgendwas von zwei Stunden in den Reiseunterlagen gelesen (wo das da auch immer stehen soll) und würde das mit den vier Stunden so nicht akzeptieren können. „Bei wemkann ich mich beschweren?“

Da ist er wieder – der „Deutsche“ … 😉 Sie gibt nicht auf und findet sogar einen Sympathisanten, der auch was von zwei Stunden gelesen haben will (noch fünf Leute, dann können sie einen Verein gründen), die Verteilung der Busaufkleber beginnt zu stocken, die Leute stauen sich zurück und aus den vier Stunden drohen fünf zu werden.

Ich finde das natürlich auch nicht gut, dass mir jetzt vier Stunden Busfahrt drohen, weiß das aber einerseits aus den Reiseunterlagen (bei mir steht da nix von zwei Stunden), weiß aber andererseits auch, dass ich jetzt in Sao Paulo bin und das Schiff in Santos steht. Und da das nicht hierher kommt, muss ich dahin – egal wie lange das dauert. Ich versuche also zu vermitteln … zwar nicht erfolgreich in Bezug auf die Dame (wahrscheinlich schubst sie mich in einem geeigneten Moment über Bord) aber durchaus in Bezug auf den Ablauf – danach geht es nämlich wieder weiter (denn auch ich habe Sympathisanten, die auch nach Santos wollen – und zwar JETZT).

Wir gehen also in Richtung Ausgang und nach etwa zehn Minuten Wartezeit ist unser Bus auch schon da. Die Dame übrigens auch – sie drängelt nämlich schon an der Bustür, als die noch gar nicht richtig da ist … Ihr Gepäck steht übrigens auf einem Gepäckwagen, den sie in Richtung der Kofferräume geschoben hat – mal schauen ob das bei der Abfahrt auch noch da steht … 😉

Alle anderen geben ihr Gepäck nämlich erst dem Busfahrer zum Einladen und steigen dann in den Bus – aber vielleicht sieht er ja zum Schluss den einsamen Wagen und nimmt die Koffer an Bord. Da ich auf der linken Straßenseite sitze, kann ich das leider nicht mehr verfolgen – aber wir werden es an Bord schon mitbekommen, wenn ihre Koffer nicht mit zum Schiff gekommen sein sollten … 😉

Im Bus erwartet uns dann die nächste Überraschung – AIDA hat auf jeden Sitz ein Lunchpaket sowie Wasser und Saft stellen lassen. Keine schlechte Idee vor der Busfahrt – schließlich ist es inzwischen ja auch schon Mittag und nicht jeder hat im Flieger zwei Mal gefrühstückt. Dazu gibt es noch ein Informationsblatt mit Informationen zum weiteren Ablauf im Hafen – auch das eine Neuerung, insbesondere weil gerade der Check-In-Prozess hier halt doch anders ist als normal.

Es hat sich also doch was getan im Vergleich zum letzten Jahr. Das merken wir übrigens auch am Hafen – unser Busfahrer kennt dieses Jahr nicht nur den Weg sondern lässt uns auch am richtigen Eingang aussteigen, so dass die Stunde Irrfahrt auf dem Hafengelände in Santos ausfällt – und somit sind wir auch schon in gut drei Stunden am Ziel.

Wir steigen aus (unsere Koffer bleiben im Bus und sollten – wenn denn Gott und die brasilianischen Behörden wollen – irgendwann nachher vor den Kabinen stehen), werden von einer weiteren AIDA-Mitarbeiterin empfangen, die uns begrüßt, einen schönen Urlaub wünscht und uns zum nächsten Bus geleitet. Denn noch stehen wir vor der Costa Pacifica und müssen erst ans andere Ende vom Hafengelände – dank Shuttlebus sind wir aber nach wenigen Minuten endgültig am Ziel unserer (An)reise: vor uns steht die AIDAcara!

Und das ist wirklich der einzige echte Nachteil der Südamerika-Tour: rund 23 Stunden von der Haustür zur Gangway sind halt doch eine lange Zeit – und da habe ich noch das Glück, in der Nähe des Flughafens zu wohnen …

Aber das ist jetzt alles vergessen: wir haben das Schiff erreicht, die Sonne scheint mit gut 30°C vom Himmel und Wolken sind auch keine da. Dafür, dass morgen Heiligabend ist, sind das verdammt gute Rahmenbedingungen …

Das Einchecken übernehmen hier übrigens wieder die brasilianischen Behörden – aber dieses Mal stehen auch hier AIDA-Mitarbeiter bereit, wenn es Unklarheiten gibt. Schön, dass sich der Prozess auch hier normalisiert … Allerdings gibt es hier dafür weder das Willkommensgeschenk (liegt später auf der Kabine) noch kann man seine ec-/Kreditkarte einlesen lassen, um die Bordrechnung damit zu bezahlen (muss man später an der Rezeption nachholen). Aber gut – da gibt es Schlimmeres, Hauptsache ich stehe jetzt mit meiner Bordkarte vor der Cara. Endlich wieder zu Hause … 😉

Die Kabinen sind auch bereits freigegeben, so dass ich mich gleich auf den Weg auf Deck 4 mache – ich habe bei der Variolotterie dieses Mal mit der 4222 eine nette Außenkabine in der Nähe des vorderen Treppenhauses „gewonnen“. Scheint eine gute Kabine zu sein – mal schauen, wie die sich im Alltagsbetrieb dann so gibt.

Ich stelle also erst einmal meinen Rucksack ab und mache mich auf den Weg ins Calypso – hier gibt es jetzt Kaffee und Kuchen. Das ist übrigens der einzige „Nachteil“ der Kabine – sie liegt auf Deck 4 und damit weit ab von den üblichen Zielen auf dem Schiff. Und da ich mir vorgenommen habe, auf der kompletten Reise kein einziges Mal den Aufzug zu benutzen, stehen hier Herausforderungen an …

Den Kuchen ignoriere ich großzügig, aber ein Kaffee kommt jetzt gerade Recht. OK, ein Muffin stellt sich mir in den Weg und muss daher vernichtet werden – das war’s dann aber auch.

Ich gehe zurück auf meine Kabine, finde meine Taschen vor der Tür (das hat also schon mal sehr zügig geklappt) und verteile den Inhalt daher schon mal in die Schränke und Schubladen. Und da sieht man mal wieder einen der Vorteile der Cara – man hat hier wesentlich mehr Stauraum als auf den neuen (großen) Schiffen, insbesondere hat man hier einen Nachttisch (und nicht nur ein Nachtbrettchen).

Nachdem die Kabine für die nächsten beiden Wochen hergerichtet ist und alles an seinem Platz liegt (es ist schon irgendwie komisch – auch auf den Schiffen hat irgendwie alles schon „seinen Platz“), mache ich einen kurzen Rundgang über das Schiff … nicht, dass sich in den vergangenen zwölf Monaten hier etwas verändert hat.

Bereits zwei Decks höher mache ich den ersten Stopp an der Rezeption. Hier treffe ich nämlich auf Michael und Guido, die ich auf der Transasienreise im vergangenen Jahr kennen gelernt und auf der letztjährigen Südamerikatour wieder getroffen habe – und offensichtlich bilden wir auch auf dieser Reise einen gemeinsamen Bingotisch … irgendwie ist die (AIDA)-Welt halt doch klein …

Wir verquatschen uns ein bisschen (schließlich hat ja jeder von uns das Jahr über die eine oder andere Reise gemacht), so dass ich von hier aus direkt ins Marktrestaurant zum Abendessen aufbreche. Und dort sehe ich in der Schlange dann auch schon Arndt, Birga und Dennis – ebenfalls eine „Transasien-Bekanntschaft“, wobei wir aber bereits vorher wussten, dass wir diese Reise zusammen machen und auch das eine oder andere zusammen geplant haben.

Und während wir uns so durchs Buffet arbeiten und über unsere vergangenen Reisen sprechen, wird es später und später, so dass wir sowohl den Welcome Sekt als auch die Lasershow auf dem Pooldeck verpassen – aber OK, beides haben wir schon oft gesehen, da kann man das mal verkraften …

Wir wechseln daher jetzt die Lokation und setzen uns noch für zwei Absacker an die Calypso-Bar. Zwar hatten wir hier auf ein bisschen frische Luft gehofft, aber trotz der späten Uhrzeit steht die Luft bei nach wie vor mehr als 30°C – trotzdem noch schöner als zu Hause zu frieren …

Bevor ich dann aber ins Bett gehe, führe ich noch eine kleine Neuerung ein – einen Abendspaziergang. Der Rundweg um Deck 6 ist genau 375 m lang – wenn man den 8x geht, hat man also einen 3-km-Spaziergang hinter sich. Und genau das mache ich heute – und plane es auch für die kommenden Abende … irgendwas muss man dem Essen ja entgegensetzen…

Und so geht der erste Tag an Bord der AIDAcara zu Ende – vom Auslaufen um Mitternacht bekomme ich dann schon nichts mehr mit sondern gebe ich mich schon den Träumen der ersten Nacht auf See hin …