Der Tag beginnt wie alle Landtage – mit dem Einlaufen in den Kreuzfahrthafen. Und da Miami den größten Kreuzfahrthafen der Welt hat, schaut man sich das dann auch genauer an. Die Backbordseite ist genau die richtige – und sieht man morgens schon von weitem die Skyline auf uns zukommen: in der Sonne glänzende Wolkenkratzer und Palmen im Vordergrund – so stellt man sich das vor.

Um 9.30 Uhr beginnt mein Ausflug, so dass es jetzt erst einmal schnell ins Bad und dann ins Buffalo zum Frühstück geht. Hier treffen wir wie jeden morgen wieder zusammen und tauschen uns über den Tag aus. Ich mache jetzt den MIA01 („Miami Beach & Art Deco Viertel“) – mal schauen, was das so gibt.


Im Theatrium stehen schon viele Mitreisende bereit, wobei ich mich dann doch wieder wundere, warum manche Leute Flip-Flops oder Schuhe mit (sehr) hohen Absätzen als „bequeme Schuhe“ bezeichnen – immerhin ist ja heute etwa eine Stunde Spaziergang vorgesehen. Naja, ich muss ja nicht darin rumlaufen…

Zunächst geht es etwa zwei Stunden mit dem Bus durch die drei größten Stadtteile Miamis: „Coconut Grove“, „Coral Gables“ und „Miami Beach“. Wir sehen, von Gloria, einer Deutschen, die vor mehr als fünfzig Jahren in die USA ausgewandert ist, ausführlich erklärt, alles, was man in Miami gesehen haben sollte (ein Satz mit sechs Kommas – hoffentlich stimmen die auch alle!) – und noch viel mehr. Für einen informativen Überblick ist das sehr gut geeignet – ich glaube aber, es wäre auch gegangen, wenn man das alles nicht gesehen hätte.

Interessanter ist da schon der zweite Teil: etwa eine Stunde geht es zu Fuß durch das „Deco-Art-Viertel“ in South Beach entlang des Ocean Drives. Hier finden sich – neben dem herrlichen Sandstrand, den man mit Miami verbindet – auch viele Cafés, Restaurants oder Diner sowie einige Souvenirshops.

In einen davon gehe ich rein und finde auch recht schnell Eule und Teller (treue Leser kennen das schon). Aber ich sehe auch etwas, was in die Kategorie „dumm gelaufen“ fallen wird … ein älterer Herr hat gerade bezahlt als ich beim Einpacken einen Blick auf sein neu erworbenes T-Shirt werfen konnte: „I was in Miami Bitch!“ … OK, kann natürlich stimmen – aber vermutlich wollte er der Menschheit etwas anderes mitteilen. 😉

Ich überlege kurz, ob ich ihn auf den „Schreibfehler“ hinweisen soll, merke aber, dass er keine der Sprachen spricht, mit denen ich hätte dienen können – somit wird ihm jemand anderes nach seinem Urlaub sagen müssen, dass er das besser nicht anzieht. Wollen wir mal hoffen, dass es kein Mitbringsel für die Gattin ist … 😉

Auf dem Rückweg zum Schiff erfahren wir dann noch zwei interessante Details zu Miami: zum einen sind kaum Fußgänger zu sehen – das wird damit erklärt, dass man hier „nicht zu Laufen braucht“, da man ja schließlich überall hin mit dem Auto fahren könne. Und in die gleiche Richtung geht auch das Erlebnis am Hafen: aus dem ersten Stock des Cruise Terminals führen sowohl eine Rolltreppe als auch eine normale Treppe nach unten – die normale Treppe ist allerdings mit einem Band abgesperrt … womöglich käme ja einer auf die Idee, die zu benutzen … 😉

Und das zweite betrifft den heutigen Sonntag. Der „normale“ Miami-Bewohner fährt heute mit seiner Familie spät zum Frühstück (in ein Cafe oder ein Diner), fährt anschließend in die Mall zum Einkaufen und zur „Belustigung“ (dafür gibt es im Deutschen eigentlich keinen passenden Ausdruck: „to enjoy themselves“), geht dort dann auch zum Mittagessen und fährt anschließend wieder nach Hause. Abends lässt man dann Pizza oder so etwas kommen …

Tja, und da sind wir auch schon beim Essen – und ich habe die richtige Überleitung … wir kommen kurz nach 13.00 Uhr am Schiff an, so dass ich kurz ins Weite-Welt-Restaurant gehe, um eine Kleinigkeit (wirklich!) zu essen. Und anschließend geht es nun an Deck … es ist zwar bewölkt, aber mit rund 26°C warm genug „to enjoy myself“ … 🙂 Mit einem Buch … wohlgemerkt.

Und auch wenn die Bewölkung eher zunimmt, bleibt es warm genug bis ich um kurz vor fünf zum Aufguss in die Sauna gehe. Hier treffe ich auf Jannik, so dass wir die beiden Aufgüsse mit einer eingeschobenen Runde Whirlpool genießen – auch wenn es zwischenzeitlich mal regnet. Warmer Regen im warmen Whirlpool ist ja auch nicht sooo schlimm – und gegen einen evtl. aufkommenden Schnupfen hilft dann ja der zweite Aufguss mit Eukalyptus.

Die Ausfahrt aus Miami ist dann noch mal ein Highlight. Nicht unbedingt wegen des Hafens (der aber auch schön ist) sondern eher wegen der Menschen. Egal ob auf dem Highway neben dem Hafen, ob auf Booten, im Containerhafen oder einfach am Ufer beim Angeln – alle winken uns zu, hupen (also die im Auto) und strahlen eine solche Herzlichkeit aus, dass das einfach wieder diese typische Auslaufgänsehaut gibt (zumal ja auch Enya im Hintergrund noch mit ihrem „Orinoco Flow“ beschäftigt ist) …

Inzwischen ist es auch Zeit zum Abendessen … irgendwie macht Nichtstun auch Hunger. Pünktlich zur zweiten Sitzung laufen wir im Marktrestaurant ein – und warum auch immer, erleben wir die gleiche Situation wie gestern: besetzte Tische, lange Schlangen am Buffet … irgendwie müssen wir versuchen, antizyklischer vorzugehen. So macht das jedenfalls keinen Spaß!

Entgegen der Aussage unseres Kapitäns, dass wir nur mit Windstärke 5 und 1-m-Wellen zu rechnen haben, ist beim Abendessen dann doch wieder Bewegung zu spüren – zumindest klappert das Besteck am Ständer … aber leider hat das keine praktischen Auswirkungen auf das volle Restaurant. Lediglich eine lustige Begebenheit am Rande verdient es erwähnt zu werden: ein Ehepaar steht am Buffet, sie teilt ihm mit, dass sie „seegangsbedingt“ eher nichts essen wolle – was er mit dem Satz: „Dann geh‘ in die Kabine, dann stehst Du hier nicht im Weg herum …“ kommentiert. Ich tippe mal darauf, dass die beiden schon länger verheiratet sind … 😉

Anschließend gibt es dann zunächst noch einen Ramazotti bevor Magy B. im Theatrium ihr zweites Soloprogramm gestaltet – und zumindest in Teilen ist das richtig gut (wenn auch der Gesang eher gestört hat …)