Nachdem der heutige Tag ja ein halber Seetag ist (wir kommen erst um 13.00 Uhr in Port Canaveral an), starte ich etwas später in der Tag – wir treffen uns daher erst gegen 9.00 Uhr zum Frühstück im Buffalo. Dank dem Probeabo der WELT KOMPAKT und dem Kindle gibt es hier jeden Morgen eine aktuelle Zeitung (die etwas umfangreicher ist als die 4-seitige dpa-Übersicht, die hier ausgedruckt liegt) … ich bin aber gar nicht sicher, ob ich das hier im Urlaub alles wissen will, was zu Hause passiert. Zumindest weiß ich jetzt, dass im Moment die Banker mal wieder an allem Schuld sind und man bei der Berufsangabe aktuell besser mal wieder „kaufmännischer Angestellter“ sagen sollte …
Aber gut – jetzt ist ja erst mal noch eine Woche Urlaub angesagt … also gehe ich rauf und lege mich noch bis zum Mittag in die Sonne. Die ist auch tatsächlich da und brennt mit ihren 22°C ganz ordentlich aufs Fell (von zu Hause hört man ja von den ersten Nächten mit Minusgraden) … das sollte ich also noch ausnutzen bis es nächste Woche wieder kalt wird.
Da auf der vergangenen Reise im Hafen von Port Canaveral eine Seekuh gesichtet wurde, hofft natürlich jeder, dass auch heute wieder eine in die falsche Richtung geschwommen ist – entsprechend voll ist es jetzt beim Einlaufen an der Reling. Erwartungsgemäß (laut unserem Kapitän passiert so etwas alle hundert Jahre mal) ist aber keine Seekuh da …
Dafür fühlt man sich kurz darauf als Bestandteil einer Kuhherde – irgendwie haben wohl alle Passagiere den Ausflug zum Kennedy Space Center gebucht … und entsprechend voll ist es jetzt im Theatrium, in den Treppenhäusern und vor dem Schiff – schätzungsweise weit über 1.000 Passagiere sind auf dem Weg, um „Raketen zu gucken“.
Ich selbst habe ein bisschen geschwankt, ob ich den Ausflug machen soll, da es vereinzelte vernichtende Kritik („Nie wieder“!) zu diesem Ausflug im Internet gab – allerdings gab es auch gute Berichte darüber, so dass wir uns entschlossen haben das Risiko mit „PCA01“ einzugehen.
Noch am Treffpunkt erfahren wir mehrfach, dass die Einfuhr unverpackter Lebensmittel in die USA strengstens verboten ist (und die Schale eine Apfels keine Verpackung darstellt). Jeder wir daher gebeten, entsprechende Nahrungsmittel auf dem Schiff zu lassen. Und was erwartet uns unten bei der Taschenkontrolle? Berge von Äpfeln und Bananen – man könnte meinen, heute wäre hier Markttag. Irgendwie fehlt mir da etwas im Gehirn, damit ich so etwas verstehen kann …
Inzwischen stehe ich an der Kontrolle und erhalte auf mein freundliches „Hi“ die Gegenfrage: „Any food?“ Nun, ich bin versucht zu fragen ob er hungrig sei, verkneife mir aber die Frage und antworte lieber mit „no, only camera and lenses.“ Das scheint ihn zu beruhigen, denn ich darf ohne Rucksackkontrolle weiter gehen.
Im Bus dann der erste Aufreger: „Sind die wahnsinnig? Wie kann man denn eine Klimaanlage soooo kalt stellen?“ – Nun, der Ami kann … im Bus ist es eisig und aus allen Ritzen wird kalte Luft in den Bus geblasen. Wer jetzt ohne Pullover oder Jacke im Bus sitzt, wird morgen körperlich nur noch eingeschränkt funktionieren. Im Prinzip ist das ja eigentlich nichts Unerwartetes – aber nicht jeder hat das schon mal mitgemacht. Ggf. wäre es in der Tat eine gute Idee, hierauf in den Anmerkungen zum Ausflug auf dem Ticket noch einmal hinzuweisen.
Denn: eine halbe Stunde muss das jetzt jeder durchhalten. So lange dauert nämlich die Fahrt bis zum Kennedy Space Center. Und da das ganze Gelände Naturschutzgebiet ist, könnte man – entsprechendes Glück vorausgesetzt – hier und da auch mal einen Alligator sehen. Diese gibt es im übrigen nur hier im Südosten Amerikas und in China – in allen anderen Ländern auf der Welt leben stattdessen Krokodile (die Salzwasser bevorzugen).
Im Space Center angekommen, haben wir zunächst rund zwei Stunden zur freien Verfügung, in denen wir das Gelände besichtigen bzw. die Attraktionen nutzen können. Das Center ist hier wie eine Art Freizeitpark aufgebaut (mit Schwerpunkt Raumfahrt bzw. Space Shuttle) – es gibt u.a. einen Simulator, in dem der Start eines Space Shuttles gehört, gesehen und gefühlt werden soll (ist aber offensichtlich nicht so überzeugend) oder auch ein IMAX-Kino (allerdings dauert der Film rund 45 Minuten, so dass die zur Verfügung stehen Zeit knapp werden könnte) und – wie könnte es anders sein – einen „Space Shop“.
Es gibt aber auch einen Raketengarten, in dem verschiede Raketen aus verschiedenen Epochen ausgestellt sind – der ist in der Tat recht interessant und vor allem ein schönes Fotomotiv.
Anschließend beginnt dann der zweite Teil unseres Ausflugs – die Rundfahrt über das Gelände. Hier sehen wir u.a. die Abschussrampe für die Discovery oder auch die Landebahn und – einen Alligator, der faul im Wasser vor sich hertreibt.
Beendet wird die Fahrt am Apollo-V-Center, in dem es jetzt um die Geschichte der Mondfahrt geht. Mit einer aufwändigen Multimediashow und der Nachbildung eines Kontrollzentrums erfahren wir viel über die Geschichte der bemannten Raumfahrt zu Mond und erleben „live“ Countdown und Start von Apollo 8. Im Anschluss daran gilt es noch möglichst viele Ausstellungsstücke hierzu innerhalb von 25 Minuten zu besichtigen …
Wir hätten es zwar schöner gefunden, wenn wir hier mehr Zeit gehabt hätten und dafür die Zeit im Freizeitpark etwas geringer ausgefallen wäre – aber das mögen andere vielleicht auch wieder anders sehen.Aber es hilft ja nichts – unser Schiff legt bald wieder ab, wir müssen zurück an Bord.
Das schaffen wir zwar nicht ganz, da die Kontrollen jetzt noch einmal intensiver sind als vorhin (und ich bin auch gar nicht sicher, ob Lebensmittel von hier an Bord dürfen) … etwa eine Viertelstunde stehen wir in der Schlange, bis wir an der Reihe sind. AIDA kennt das schon von den vorherigen Reisen und reicht zwischendurch „Eistee“ (zumindest nennen sie das Getränk so).
Naja, und mit rund einer halben Stunde Verspätung geht es dann endlich los – wir fahren in Richtung Miami, unserem nächsten Ziel auf dieser tollen Reise. Das Auslaufen erleben wir noch in der Beach Bar, bevor wir dann um 20.00 Uhr ins Marktrestaurant zum Essen gehen.
Das ist allerdings ein Fehler. Denn – alle anderen machen das jetzt auch so. Und da alle anderen genau wie wir mittags nichts (oder nur wenig) gegessen haben, stehen jetzt über 2.000 Passagiere in den Restaurants Schlange. Das Essen ist zwar trotz allem wieder sehr gut – mit Gemütlichkeit hat das heute aber nichts zu tun. Immer dann, wenn ich mehr Zeit fürs Essenholen als fürs Essen brauche, stimmt was nicht. Und heute ist das mal wieder so …
Aber gut, satt geworden bin ich trotzdem – ich liege jetzt in der Beachbar so halb auf einer Sitzbank, habe röchelnd etwas von Ramazotti erzählt und versuche krampfhaft, den Verdauungsvorgang zu starten … irgendwie bin ich also doch satt geworden.
Viel passiert daher nicht mehr … ich gehe auf die Kabine und will eigentlich noch die Fotos auf das iPad importieren – aber irgendwie erlebe ich das Ende des Importvorgangs nicht mit – so gegen 4.00 Uhr wache ich auf und sehe, dass das iPad den „Importvorgang beendet“ hat … 🙂