Pünktlich zum Sonnenaufgang wache ich auf. Zarte Rottöne am Horizont, die langsam ins gelbliche übergehen laden zum Fotografieren ein. Der Himmel ist wolkenlos und ein schöner Tag kündigt sich an. Seegang hatten wir seit gestern Abend eigentlich nicht mehr und auch die Nacht war wohl eher ruhig.

Ich mache also ein paar Fotos und lege mich anschließend noch einmal ein Stündchen ins Bett – schließlich startet mein Ausflug in Charleston erst um 14.30 Uhr … da ist jetzt noch keine Hektik angesagt.


Gegen 8.00 Uhr starte ich dann endgültig in den Tag – im Buffalo wartet ein kleines Frühstück auf mich bevor ich den Vormittag im Kreise weniger Mitreisender (die meisten haben einen kleinen Abstecher nach Charleston gemacht) in der Sonne verbringe. Der stahlblaue Himmel ist nach wie vor wolkenfrei und die Temperaturen sind auf knapp 20°C gestiegen – also bestes Wetter für ein Sonnenbad.

Ganz allein sind wir allerdings doch nicht. Auf der Backbordseite fühlen sich drei Delphine offensichtlich richtig wohl – zumindest haben sie das Meer hier zu ihrem Spielplatz umfunktioniert und lassen sich stundenlang dabei beobachten – wobei ich nach einer halben Stunde genügend Bilder im Kasten habe.

Mit den Kopfhörern im Ohr verbringe ich dann einen ruhigen Vormittag an Bord bis mich der Wecker kurz vor 14.00 Uhr aus meinen Träumen reißt. Jetzt heißt es schnell noch zwei Bagels in der Pizzeria zu essen bevor ich dann ausflugsfertig um 14.20 Uhr auf der Pier stehen muss.

Da ich meinen Rucksack bereits morgens gepackt hatte, klappt das allerdings recht gut, so dass ich pünktlich am Treffpunkt bin. Heute steht hier „CHA15 – Charleston im Blick des Fotografen“ auf dem Programm: ein zweistündiger Stadtrundgang entlang der schönsten Fotomotive ist geplant. Vorgesehen sind auch Tipps vom Foto-Profi … mal schauen, was er zu sagen hat – ich bin gespannt.

Unsere Gruppe ist mit 15 Personen überschaubar – begleitet werden wir von einem Scout und der Fotografin aus Charleston. Die ihr über der Schulter hängende D-SLR deutet dabei zumindest darauf hin, dass sie irgendwas mit Fotografie zu tun haben könnte …

Unser Weg führt uns zunächst vom Schiff in die ersten Straßen von Charleston – wenige Minuten zu Fuß entfernt. Hier erfahren wir zunächst, dass aufgrund von Erdverschiebungen hier immer mal wieder Erdbeben zu verzeichnen sind – in die Häuser eingebrachte Stahlstangen, die diese anschließend zusammenhalten, zeugen davon.

In den kommenden zwei Stunden sind wir nun in Charleston unterwegs und erfahren viel über die Stadt, ihre Geschichte und das heutige Leben – also so eine Art historischer Stadtrundgang. Und am Rande kommt in der Tat auch das Thema „Fotografie“ ins Spiel – zwar weniger auf Tipps für gute Fotos bezogen, aber dafür findet man doch den einen oder anderen verborgenen Winkel und Standorte.

Die „Foto-Tipps“ beschränken sich im wesentlichen auf den Hinweis, dass man auch mal eine ungewöhnliche Perspektive auswählen sollte (also z.B. in Bodennähe fotografieren) oder im Vordergrund irgendeinen Gegenstand zur Auflockerung mit auf das Bild nehmen sollte. Soweit so gut – zwar halten danach alle ihre Kameras direkt auf die Erde und fotografieren schräg nach oben (ungewöhnliche Perspektive), allerdings ist praktisch keiner in der Lage, seine Kamera so einzustellen, dass anschließend auch das gewünschte scharf dargestellt wird – die meisten Kameras sind auf „Auto“ eingestellt und das hilft nicht wirklich, wenn man vom Standard abweicht. Und da die meisten sowieso nicht wissen, wie man manuell auf etwas scharf stellen kann, was nicht in der Bildmitte liegt, hilft es auch nicht, wenn man darauf hinweist.

Aber eine Dame hat mir ihrer Kamera den Vogel abgeschossen. Auch diese (immerhin eine D-SLR) ist fest auf Automatik eingestellt (vermutlich stand sie auch noch nie in einer anderen Stellung) und wird beim Fotografieren immer einen halben Meter vors Gesicht gehalten (klar, ist ja ein großer Monitor mit Live-View drin – warum sollte man dann auch den kleinen Sucher nehmen). Aber – und jetzt kommt’s – die Automatik plant ab und zu den Einsatz des Blitzes (z.B. bei der Nahaufnahme einer Blume, wo das ja auch tatsächlich als Aufhellblitz Sinn machen kann) – und genau das wird dann von der „Fotografin“ verhindert: der aufklappende Blitz wird mit der Hand wieder heruntergedrückt und durch massiven Gegendruck darin gehindert, erneut aufzuklappen – das ist dann wohl „Halbautomatik“. 😉

Aber wie auch immer – ich bin froh, mich für diesen Ausflug entschieden zu haben. In den zwei Stunden haben wir viel (alles?) von Charleston gesehen, was man gesehen haben sollte und haben ein paar schöne Stellen zum Fotografieren gefunden … das war eigentlich genau der Plan. Jemand, der hier einen fotografischen Aufbaukurs erwartet hätte, wäre allerdings enttäuscht worden – das hätten weder die Reiseführerin noch die Teilnehmer hergegeben.

Um 16.30 Uhr ist heute „Alle Mann an Bord“ und um 16.30 Uhr sind wir wieder auf dem Schiff – das ist Timing. Ich gehe dann auch gleich nach oben, um das Auslaufen beim 5-nach-5-Aufguss zu erleben. Hier ist es heute auch verhältnismäßig leer – da sind wohl einige recht knapp zurückgekommen. Etwas getrübt wird der anschließende Entspannungsaufenthalt im Whirlpool – offensichtlich sind doch mehr Analphabeten an Bord als man so gemeinhin annimmt: jedenfalls wird der Begriff „Nacktbereich“ (wieder einmal) sehr weit ausgelegt und manch einer scheint davon auszugehen, dass ein unbedecktes Gesicht die Kriterien schon erfüllt … 🙁 Aber was soll’s – daran haben wir uns inzwischen alle schon gewöhnt …

Das anschließende Abendessen hat es heute dann in sich: es dauert rund 2 1/2 Stunden und heißt „Sushi satt“ – also „all you can eat“ an der Sushi Bar. Und bis Jannik und ich satt sind, dauert es nun einmal … 😉 Wer meine bisherigen Reiseberichte kennt, weiß, dass ich eigentlich gar nichts mehr dazu schreiben müsste – das Sushi ist immer noch mit das Beste, was man bekommen kann. Einfach lecker ohne Ende – oder eher mit Ende … denn irgendwann ist der Magen voll.

Von daher machen wir auf dem Weg zur Schlagerpoolparty noch einen Abstecher in der Beach Bar, in der Harald erst einmal einen Ramazotti (mit/mit) und einen Espresso zum Aufräumen schickt – und wenn man fest dran glaubt, dann hilft’s auch …

Und während der Poolparty passiert es dann: ich bestelle ein Schöfferhofer Grapefruit und erfahre von dem netten Kellner, dass das „aus“ ist … ich glaube es nicht – wir sind noch über eine Woche unterwegs und „mein“ Getränk gibt es nicht mehr? Bin ich das etwa gewesen? Soooo viel habe ich davon doch gar nicht getrunken … Also – wenn das wirklich stimmt … „Lieber Chefeinkäufer von AIDA – ich bin im Dezember auf der Cara in Südamerika unterwegs … nehmt Ihr bitte einen Kasten mehr mit? Danke.“

Tja, und wenn’s schon nix mehr zu trinken gibt, kann man ja auch ins Bett gehen … und das mache ich jetzt auch – denn morgen mittag geht’s dann zur NASA in Port Canaveral – ich bin schon gespannt.