Ja, und da liege ich morgens so im Bett, wache gemütlich auf, schaue aus dem Fenster und sehe graue Wolken. Da muss was faul sein – heute ist ja Washington geplant … da sollte doch gutes Wetter sein. Hm, bei genauem Hinsehen sieht man sogar, dass aus den Wolken einzelne Wassertropfen fallen – so war ja nun nicht der Plan … und gebucht war das auch nicht.

Aber es hilft ja nun nichts – der Ausflug findet statt, also stehe ich auf, mache eine Runde in der Nasszelle und gehe zum Frühstück ins Buffalo. Ein Omelette und zwei Brötchen später stehe ich im Theatrium – BAL03 („Washington & Luft- und Raumfahrtmuseum“) heißt der gebuchte Ausflug, der meine Mitreisenden und mich in die Hauptstadt der Vereinigten Staaten führen wird.


Zunächst werden allerdings wieder Freiwillige gesucht, die bereit sind, den Ausflug bei einem englischsprachigen Reiseleiter (Deutsch ist eine Sprache, die man hier – warum auch immer – eigentlich nicht spricht) ohne „Übersetzungshilfe“ (sprich: AIDA-Scout) mit zu machen. Da bin ich dann immer gern dabei, da man so die Möglichkeit hat, „unzensiert“ zu hören, was es denn zu sagen gibt – ansonsten geht durch die notwendigen Übersetzungen dann doch immer was verloren. Ich bekomme also ein „E“ auf das Poloshirt geklebt und bin damit in der englischen Gruppe.

Wenige Minuten später geht es dann auch schon los … wir machen uns auf den Weg zu Bus 16, der direkt vor dem Eingang zum Kreuzfahrtterminal auf uns wartet. Sandra, unsere Reiseleiterin („If you don’t see me, look after the green hat and the chocholate skin – then you’ll find me.“) begrüßt uns am Bus und wünscht einen schönen Tag.

Fast 1 1/2 Stunden dauert die Fahrt durch den morgendlichen Berufsverkehr von Baltimore nach Washington – das würde man auch nicht jeden Tag machen wollen. Andererseits – aufgrund von Tempomat und Geschwindigkeitsbegrenzung auf 55 mph scheinen sich die Leute hier gut daran gewöhnt zu haben. Aus dem Bus kann man nämlich gut beobachten, was in den Autos so passiert: viele wischen auf ihrem iPhone herum, manche drücken die Tasten auf dem Blackberry, einige haben den Laptop gar in einer Halterung so untergebracht, dass sie ihn bequem bedienen können und einer hat sich sogar noch rasiert. Und – einen Kaffeebecher haben sie auch alle in der Hand (oder zumindest griffbereit).

Unser erstes Ziel in Washington sind die Memorials – hier sind verschiedene Denkmäler versammelt. Unser Weg führt uns hierbei zunächst zum Korean War Memorial, bei dem verschiedene Soldaten in einem Minenfeld dargestellt werden. Zu Ehren der Soldaten, die im Vietnamkrieg gefallen oder vermisst sind, wurde das Vietnam Veteran Memorial errichtet. Auf langen schwarzen Granittafeln wurden knapp 60.000 Namen eingraviert …

Den Abschluss bildete das Lincoln Memorial, ein Denkmal zu Ehren von Abraham Lincoln, dem 16. US-Präsidenten. Von hier hat man eine gute Sicht auf Capitol und Washington Monument – und zehn Minuten Zeit 🙂 Also nichts wie hoch … leider ist das Wetter nicht so, wie man sich das gewünscht hätte. Es regnet zwar nicht, ist aber sehr stark bewölkt und leicht neblig – gute Aussicht geht anders.

Aber gut, man kann ja nicht immer und auf jeder Reise Glück haben … also geht es wieder in den Bus und weiter zum White House. Der Fotostopp hier wäre allerdings auch fast ausgefallen – nicht wegen des Wetters sondern wegen einer gerade beginnenden Demonstration gegen das Vorgehen der Amerikaner in Ägypten. Wir kommen aber noch direkt bis an den Zaun (auch wenn uns die Demonstranten schon im Nacken hängen) und können wenigstens das obligatorische Erinnerungsfoto machen. Nach uns geht da aber nichts mehr …

Inzwischen ist es Zeit für eine Mittagspause, die wir in der Union Station, dem „Zentralbahnhof“ Washingtons verbringen. Neben Zügen gibt es auch eine Shopping- und eine „Fress“meile – also gerade richtig … Ich beschließe, das Essen möglichst schnell zu gestalten, um noch ein bisschen Zeit zum Erkunden und Shoppen zu haben. Von daher führt mich mein Weg direkt zu McDonald’s (liegt halt strategisch gerade günstig) – und einen Quarterpounder später auch schon wieder weiter im Bahnhof.

In einem Souvenirshop erstehe ich noch einen Teller von Washington und stelle immer wieder erstaunt fest, auf was man alles die amerikanische Flagge drucken kann – von dieser Art Nationalstolz sind wir – trotz der WM 2006 – noch weit entfernt…

Eine Stunde haben wir hier Zeit (was für diejenigen, die in einem normalen Restaurant gegessen haben, durchaus eine sportliche Vorgabe war) bevor es nun weiter geht zum „Smithsonian Luft- und Raumfahrtmuseum„. Wie bei allen Museen hier ist der Eintritt kostenfrei – aber der Besuch ist nicht umsonst 🙂 Nein, der lohnt sich wirklich.

Hier ist alles versammelt, was irgendwie mit Fliegen und Raumfahrt zu tun hat. Vom ersten Fesselballon über die „Spirit of St. Louis„, mit der Lindbergh als Erster den Atlantik überquert hat bis zum Cockpit eines modernen Airbus. Und natürlich alles, was irgendwie mit Raumfahrt, Raketen, Mondlandung und Weltalt zu tun hat – wir hatten rund 1,5 Stunden Zeit … anderthalb Tage wären besser gewesen. Trotzdem hat sich der Besuch alle Mal gelohnt …

Von hier starten wir dann um halb vier unsere Rückfahrt – in zwei Stunden ist „alle Mann an Bord“ … und das schaffen wir gerade mal so. Der Feierabendverkehr aus Washington raus ist noch schlimmer als der morgens rein – wahrscheinlich wäre es besser in Washington zu wohnen und in Baltimore zu arbeiten … 😉

Trotzdem legen wir mit rund 30 Minuten Verspätung ab – zwei Ausflugsbusse stecken noch im Stau … und evtl. auch der eine oder andere, der Washington individuell auf eigene Faust gemacht hat – das Risiko des „traffic jam“ sollte man hier nicht unterschätzen.

„Liebe Gäste, Ihr Käp’tän“ – wie jeden Abend begrüßt uns Dirk Albrecht, unser Kapitän auf dieser Reise, mit den Informationen für den kommenden Reiseabschnitt. Damit wir uns darauf einstellen können, erfahren wir gleich, dass die nächste Nacht etwas unruhiger werden können: 3m Wellenhöhe wäre angesagt. Naja, ein bisschen Seegang schadet ja nicht bei einer Seereise – und außerdem hatte ich schon lange keinen mehr … 😉

Das Auslaufen betrachte ich heute mal wieder aus der Sauna (da ist es einfach wärmer als draußen) – der 6-nach-6-Aufguss passt da ganz gut … schade nur, dass die Sail-away-Musik hier nicht zu hören ist – das würde das Ganze perfekt machen.

Anschließend geht es dann ins Weite-Welt-Restaurant zum Abendessen und noch mal ins Theatrium zu Gastkünstlerin „Megy B.„, für die nach eigenen Angaben schon dann „gemischte Sauna“ wäre, wenn sie allein drin sitzt … und in diesem Stil ging es dann auch weiter: Sie betritt die Sauna und grüßt. Er sitzt schon drin und antwortet: „Freut mich.“ Daraufhin Sie: „Das sieht man …“

Für das Alpenglühn‘ bin ich heute allerdings zu müde … und so geht es dann heute mal etwas früher ins Bett – mal schauen, was die Nacht so bringt