Der erste Seetag unserer Reise steht an. Und damit auch der erste Pflichttermin – die Seenorettungsübung. Doch vorher ist erst einmal Frühstücken angesagt. Wir treffen uns also wieder im Buffalo bei Spiegelei, Rührei, mittelweichem Ei, mehreren kleinen Steaks (ist halt doch besser als ein Fruchtzwerg), Brötchen, Croissants und Latte Macchiato, bevor wir uns gegen 10.00 Uhr auf den Weg zu den Kabinen machen, um uns auf die Übung vorzubereiten.
Die Übung selbst beginnt immer um 10.00 Uhr, zunächst als Crew Training, um dann um 10.20 Uhr mit dem Generalalarm die Passagiere mit einzubeziehen. So auch heute: „Crew Alert for Exercise. Proceed to Deck 8, Training Room“.
Und da meine Kabine nun mal auf Deck 8 liegt und direkt unterhalb des Theatriusm liegt (also da, wo geübt wird), scheint die Übung ja nicht allzu weit entfernt statt zu finden. Ich öffne also mal meine Kabinentür und schaue auf den Gang. Also – eigentlich schaue ich nicht auf den Gang sondern auf einen verlegten C-Schlauch … die Übung findet nicht nur in meiner Nähe statt sondern praktisch genau vor meiner Kabine. Gut geplant 🙂 Ich schnappe mir also meine Kamera und mache das eine oder andere Bild der „Kollegen“ – irgendwie könnte man meinen, die werden nach den gleichen Dienstvorschriften ausgebildet wie wir … 😉
Leider klappt es dann doch nicht mit dem Löschen des Feuers. Um 10.20 Uhr steht der zweite Teil der Übung, die Evakuierung des Schiffss, an – der Generalalarm.
Auf den Gängen und in den Treppenhäusern ist schon jetzt starker Personenverkehr zu verzeichnen – und das obwohl es noch nicht einmal den Generalalarm gegeben hat … selbst wenn man sich das Teil schon vorher anzieht, sollte man doch zumindest die „Anstandsviertelminute“ abwarten bevor man auf Deck 5 zur Musterstation stürzt …
Aber wie auch immer … wenige Minuten später versammeln wir uns alle unter den Rettungsbooten; die fehlenden Kabinen sind schnell gefunden, die Durchsage gibt’s dieses Mal wieder nur auf deutsch – und somit ist die Übung nach einer knappen halben Stunde auch schon wieder vorbei. Die Rettungsweste wird für meinen Nachfolger in 14 Tagen schon mal im Schrank deponiert – jetzt kann er also richtig anfangen, der erste (echte) Seetag.
Und das tut er – die Sonne hat nämlich ein Einsehen: keine Wolken, kaum Wind und Temperaturen um die 20°C, die im Laufe des Tages auf rund 22°C ansteigen werden – nicht schlecht für Herbst.
Ich lege mich also erst einmal ein paar Stunden in die Sonne bevor sich um 14.00 Uhr die „AIDA-Fans“ aus dem Internetforum unter http://www.wasserurlaub.info in der AIDA Bar treffen. Unser Club Director hat sich nicht lumpen lassen und ein paar Flaschen Sekt aus dem Keller geholt, die Hälfte der AIDA Bar gesperrt und ein paar freundliche Worte für uns gefunden. Immerhin rund 70 Leute aus dem Forum haben sich hier verabredet – und Dank der Namensschilder (mit Echt- und Forennamen) kann man jetzt den Einträgen auch ein Gesicht zuordnen … allein dafür hat es sich gelohnt.
Ein bisschen Smalltalk und einige Erfahrungsberichte später zieht es mich dann aber wieder in die Sonne. Ich gehe noch ein bisschen an Deck. Und das hat sich gelohnt 🙂 Auf dem FKK-Deck liegt heute u.a. eine Familie mit ihrem etwa 4-jährigen Sohn. Der spaziert gelangweilt über’s Deck – zumindest sieht es so aus. Plötzlich bleibt er jedoch vor einer Liege stehen und ruft seinem Vater begeistert zu: „Der ist aber viel größer als Deiner …“
Zunächst herrscht Totenstille – dann setzt allseits dieses unterdrückte Lachen ein … jeder findet’s irgendwie lustig. Jeder? Naja, eine Familie verlässt das Deck – ich vermute mal längerfristig … 😉 „Kindermund tut Wahrheit Kund“ stimmt schon irgendwie …
Ich gehe jetzt auch wieder unter Deck … allerdings aus anderen Gründen. Es ist kurz vor Vier und damit Zeit für die 4-nach-4- und 5-nach-5-Aufgüsse. Thomas, der Aufgießer, erkennt mich auch gleich wieder: „Du warst doch im Frühjahr in Dubai auch dabei, oder?“ Ja, war ich … dass ich aber einen bleibenden Eindruck (hoffentlich einen positiven) hinterlassen habe, wusste ich nicht …
Während des Aufgusses werden wir übrigens interessiert von zwei Augenpaaren beobachtet – direkt vor der Sauna sitzen zwei Falken auf dem Schiff. Offensichtlich nutzen sie die kostenlose Transportmöglichkeit in Richtung Baltimore als Mitfahrer – zumindest machen sie keine Anstalten, wegzufliegen. Im Gegenteil – einer landet sogar mal auf dem Geländer des Saunabalkons … da stellen sich dann übrigens schon ein bisschen die Nackenhaare, wenn Dir aus rund einem Meter Entfernung ein Falke direkt in die Augen guckt … Ich hatte dann auch irgendwie das Gefühl, es wäre jetzt wieder an der Zeit rein zu gehen … 😉
Zumal der nächste Termin für der Tür steht: das „Club-Treffen“. Seit Einführung des AIDA Clubs sind ja die Vielfahrer Treffen durch das Club-Treffen ersetzt worden. Für viele sicher eine nette Veranstaltung, an der die direkt mit den Passagieren in Kontakt kommenden Offiziere dabei sind, es ein Gläschen Sekt und Canapées gibt – für die bisherigen „Vielfahrer II“ (im wesentlichen also die heutigen „Grünen“) ist das jedoch nicht unbedingt eine Verbesserung.
Das Club-Treffen, zu dem die roten, gelben und grünen Clubmitglieder eingeladen werden, ist halt eine ziemliche Massenveranstaltung. Auf dieser Reise gehören dem AIDA Club (inklusive der blauen Mitglieder, die ab der zehnten Nacht innerhalb der letzten fünf Jahre diesen Status erhalten), über 1.100 Reisende an. Reduziert man dies auf die zum Club Treffen eingeladenen Mitglieder (ab der 50. Nacht innerhalb der letzten fünf Jahre) bleiben immer noch knapp 200 Mitreisende – auf dem Gruppenfoto erkennt man da nichts mehr …
Wir halten uns also nicht allzu lange mit dem Club Treffen auf sondern richten unseren Blick auf das Abendessen im Weite Welt Restaurant. Und das ist heute mal wieder richtig lecker: Spinatcremesuppe mit Chili, Gampas, Raclette mit Kartoffeln, kleine Rinderfilets, Tzatziki und zum Abschluss ein Himbeer-Joghurt-Eis …
Anschließend nehmen wir noch einen Absacker in der Beachbar bevor ich mir noch die Offiziersvorstellung im Theatrium anschaue – man will ja schließlich wissen, mit wem man es zu tun hat … 😉
Ja, und dann findet der Abend auch langsam sein Ende … Ich lese noch schnell ein paar E-Mails auf der Kabine (was Dank der neuen Internetpreisgestaltung zwischenzeitlich auch bezahlbar ist) und begebe mich dann nach dem anstrengenden Tag auf See in Richtung Bett.
Das Thema „Internetpreise“ möchte ich aber vorher doch noch mal kurz aufnehmen … früher gab es da nur einen Preis: 4,90 € für die ersten zehn Minuten pauschal und dann 0,49 € pro Minute. Das machte dann regelmäßig 4,90 €, wenn man nur mal schnell seine Mails checken oder den Facebook-Status aktualisieren wollte.
Heute gibt es fünf verschiedene Angebote: Abrechnung je Minute (0,39 €), Kauf eines 60-Minuten-Pakets, dass dann nach und nach „abgesurft“ werden kann (19,95 €), Kauf eines Stundenpakets (60 Minuten am Stück für 17,95 €) sowie eines Tages- und eine Wochenflatrate (59 € bzw. 159 €). Die Pakete können sowohl per WLAN (in allen öffentlichen Bereichen sowie in strategisch günstig gelegenen Kabinen), per LAN-Kabel (in allen Kabinen) sowie an den Internetstationen an der Rezeption (mit Drucker) genutzt werden. Damit kostet heute der kurze E-Mail-Check am iPhone (geht i.d.R. in einer Minute) 0,33 € (im 60-Minuten-Paket) – und das macht dann schon eher Sinn (und wird offensichtlich auch gut genutzt).
So, jetzt reicht’s aber wirklich … der Harald geht jetzt schlafen und lässt sich vom Meeresrauschen bei immer noch 20°C in den Schlaf wiegen …