Regen in Stockholm … so hatten wir das nicht gebucht. Bereits gegen 5.30 Uhr nehmen wir heute den Lotsen auf, der uns sicher durch die Schären vor Stockholm leiten soll. Und natürlich ist der Einsteigevorgang nicht lautlos, so dass wir auch etwas davon haben … 😉

Einerseits gut, denn damit bekommen wir die Fahrt durch die Schären mit, andererseits schlecht, denn dadurch verkürzt sich die Nacht doch deutlich. Und eigentlich auch nur begrenzt interessant, da aufgrund des Nebels und des regnerischen Wetters die Aussicht eher suboptimal ist. Dennoch verfolgen wir die Hafeneinfahrt von unserem Balkon (zumindest die Möwen, die uns in großer Zahl verfolgen, sind gut zu beobachten), bevor wir uns um kurz vor halb neun zum Frühstück treffen. Heute haben wir hierfür das Brauhaus ausgewählt, wobei wir das Buffet im Bella Donna nutzen, da die Auswahl im Brauhaus doch begrenzt ist (dafür sitzt man hier schön und deutlich ruhiger als in den anderen Buffetrestaurants).


Unterbrochen wird das Frühstück lediglich durch die Durchsage (oder auch den „Morgenappell“) von Kapitän Wieprecht, der zum einen gute Laune befiehlt, zum anderen einen schönen Tag in Stockholm wünscht und zum dritten von seinem Wetterfrosch berichtet, der für nachmittags Sonne avisiert habe. Für den Fall, dass dies nicht so eintreffen sollte, könne „der Frosch gleich ins Rossini marschieren“ … was soll da noch schief gehen.

Wir haben uns gestern bereits darauf geeinigt, eine Tour mit einem Hop-On-Hop-Off-Boot zu machen, und dabei das Vasa-Museum, die Altstadt (Gamla Stan) und das Königsschloss mit Wachwechsel zu besuchen. Von daher biegen wir direkt an unserer Anlegestelle nach links ab, wo sich die Ticketverkäufer für die Boote befinden – einmal für die schwarze Linie und einmal für die gelbe Linie.

Das ist schon witzig anzusehen, wie die beiden Verkäufer in ihrer schwarzen bzw. gelben Box sitzen und mehr oder weniger die gleiche Leistung anbieten. Das ist natürlich eine Herausforderung für die Preisverhandlung … 😉

Doch zunächst haben wir die Leistungen verglichen: beide fahren direkt zum Vasa-Museum und nehmen erst danach ihren normalen Routenverkehr auf, die gelbe Linie fährt im 10-Minuten-Takt, die schwarze im 12-Minuten-Takt und aktuell liegt von beiden Linien ein Boot am Anleger, so dass wir sofort starten könnten.

Auf meine Frage, wer denn das bessere Angebot habe, antworten beiden jedenfalls übereinstimmend mit „We are better.“ Also geht’s doch über den Preis. Auf den Standardpreis von 400 SEK für uns vier bietet der gelbe einen 25%-Rabatt (one person free), worauf der schwarze diesen Rabatt auch gewähren will … also wieder unterschieden.

Ich mache es kurz: „The winner ist … yellow.“ Und wenn jetzt jemand fragt, warum wir uns so entschieden haben, kann ich nur sagen, dass wir es nicht wissen. Die Leistungen scheinen objektiv gleich zu sein und doch hatten wir bei der gelben Linie ein besseres Bauchgefühl. Und um es vorweg zu nehmen: wir haben die Entscheidung nicht bereut.

Wir entern also das Boot, das uns direkt zum Vasa-Museum bringt. Etwa um 9.45 Uhr sind wir da und kommen praktisch ohne Wartezeit in das Museum – und Dank Studentenausweis auch noch etwas günstiger 😉

Im Vasa-Museum wird die Vasa, ein hölzernes Kriegsschiff aus den 17. Jahrhundert, das auf der Jungfernfahrt kenterte, ausgestellt sowie der Prozess der Bergung beschrieben. Hochinteressant … und ein „must-see“ in Stockholm. Aber hierzu gleich zwei Tipps: zum einen sollte man so früh wie möglich im Museum sein (es öffnet um 8.30 Uhr), damit man zum einen vor den AIDA-Ausflüglern dort ist (als wir das Museum gegen 11.30 Uhr verlassen, ist das Ende der Warteschlange vor dem Museum nicht zu erkennen) und zum anderen sollten man sich den etwa 30-minütigen Film über die Vasa und die Bergung (läuft auch auf Deutsch) anschauen, damit man die Zusammenhänge komplett versteht.

Nach dem Museum besteigen wir wieder unser Boot und machen uns auf dem Weg zum Königsschloss. Hier findet um 12.15 Uhr der Wachwechsel statt. Wir schaffen es auch pünktlich, haben aber keine Chance mehr, einen Platz zu finden, an dem wir auch etwas sehen können. Wir versuchen zwar noch, uns an den Musikzug anzuhängen, der zum Wachwechsel marschiert, werden aber als Touristen enttarnt und an den Straßenrand verwiesen (hinter die schwarze Linie).

Von daher bekommen wir von der etwa 30-minütigen Zeremonie nur rudimentär etwas mit … hier ist also anzuraten, etwas früher am Schloss zu sein (für Nachahmer unserer Tour).

Im Anschluss machen wir uns zu Fuß auf den Weg in die Altstadt (Gamla Stan), wo wir ein bisschen durch die Gassen bummeln, den ältesten Platz der Stadt (Stortorget) besichtigen, Bankkollegen aus der Kölner Zeit im Straßencafé sitzend treffen und einen Teller kaufen. Den Abschluss bildet dann die Rückfahrt mit dem Boot zum Anleger der AIDA, wobei sich die Möglichkeit für gute Schiffsbilder bietet (allein dafür lohnt sich schon die Bootsfahrt).

Wir sind gegen 14.30 Uhr zurück auf dem Schiff und haben zu viert insgesamt 580 SEK (keine 15 EUR p.P.) für die Bootsfahrt und das Vasa-Museum ausgegeben … das ist eine echte Alternative zu einem AIDA-Ausflug – allein schon, weil man im Museum nicht auf eine Stunde begrenzt ist, was eindeutig zu wenig ist …

Doch zurück zu unserem Tag … wie gestern auch gibt’s im California Grill einen Bacon-Cheese-Burger bzw. etwas Pizza oder Salat zum Mittagessen, bevor wir uns – zumindest teilweise – im Whirlpool auf dem FKK-Deck wieder finden.

Daraus lässt sich schon erkennen, dass dem Kapitäns-Wetterfrosch der Gang ins Rossini erspart blieb und der Nachmittag dann noch richtig schön wurde. Wenn sich zwischendurch eine Wolke vor die Sonne schiebt, wird es zwar etwas kühler (im Whirlpool aber kein Problem), ansonsten ist es aber warm und sonnig genug für ein bräunendes Sonnenbad.

Dennoch verschwinden wir pünktlich zum 5-nach-5-Aufguss in die Sauna und lassen uns kurz aufkochen bevor das Abendessen vor der Tür steht. Während Luzia und Jakob heute mal das Marktrestaurant wählen, gehen Stephan und ich erneut ins Brauhaus … 🙂

Im Anschluss daran lachen wir im Theater bei einer kurzen musikalischen Komödie über die Urlaubserlebnisses eine Ehepaares bevor wir erneut ins Brauhaus gehen – hier startet jetzt nämlich der Karaoke-Abend … und wer Stephan kennt, weiß auch, dass es da kein Halten mehr gibt.

Er ist auch gleich der „Aufwärmer“ … „Tainted Love“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ und „Time Warp“ aus der Rocky Horror Picture Show geben dem Publikum einen Eindruck von Stephan’s Repertoire. Und offensichtlich gefällt sein Gesang (was eigentlich auch niemanden wundert) – denn nach über zwei Stunden Karaoke wird zum Abschluss mit „Stephan“-Rufen lautstark eine Zugabe gefordert.

Der Abend ist also ein voller Erfolg. Im restlos gefüllten Brauhaus herrscht eine Super-Stimmung und eigentlich will niemand aufhören … und dennoch fällt so gegen 0.30 Uhr der Hammer.

Und während diese Zeilen entstehen (es ist jetzt kurz nach halb zwei) wandelt sich das Schiff zum Geisterschiff. Ich sitze hier an zentraler Stelle auf Deck 10 (am Schreibtisch des Reiseberaters) – außer einem Staubsauger oder einem Staubwischer ist hier nichts zu sehen … schon ein bisschen gespenstisch.

Ich höre daher jetzt auch auf und verschwinde auf Deck 5 … wir laufen ja morgen bereits um 6.00 Uhr von Stockholm aus – und da sind wir dann ja wieder mittendrin statt nur dabei … 😉