Dafür kann ich ja am nächsten Morgen lange ausschlafen. Naja, was heißt lange? Da wir uns gegen Mittag ja schon auf den Weg nach Abu Dhabi machen, beginnt der Ausflug schon um 8.30 Uhr – „DXB 22 (Burj Khalifa)“ ist angesagt. Auch die Besichtigung des Burj Khalifa ist uns ja 2010 verwehrt geblieben (das war die Sache mit den mehrwöchigen Problemen in der Stromversorgung des Gebäudes), so dass ich die Gelegenheit nutze, heute den fehlenden Ausblick nachzuholen.
Natürlich ist das mit AIDA ein bisschen teurer als auf eigene Faust – dafür musste ich im Vorfeld keine Tickets über das Internet kaufen (und ob da der passende Zeitpunkt noch zu haben gewesen wäre weiß man auch nicht), muss mich nicht um die Taxifahrt hin und zurück kümmern und gehe kein Risiko ein, was die Abfahrt des Schiffes betrifft (das geht ja auch gern mal schief wenn der Zeitpuffer nicht so groß ist). Und noch etwas – es ist einfach bequem 🙂
Aber zunächst gibt es noch ein kleines, aber feines Frühstück im Bella Vista (das wie immer morgens relativ leer ist, während in den beiden anderen Restaurants die Leute Schlange am Buffet stehen). Aber was soll’s … kann mir ja Recht sein. Frisch gestärkt geht es in die AIDA-Bar zum Ausflugstreffpunkt – und das Unfassbare geschieht: obwohl wir fast 100 Personen sind, sind alle pünktlich, hat jeder seine Bordkarte dabei und auch auf die großen Rucksäcke verzichtet … es geht also doch.
Wir fahren also vom Hafen erneut in Richtung Dubai Mall, so dass unser Reiseleiter (dieses Mal aus Sri Lanka) Gelegenheit hat, uns ein bisschen was über die Emirate, Dubai und deren Einwohner zu erzählen. Hochinteressant kann ich da nur sagen … so wissen wir jetzt z.B., dass es in Dubai nur rund 15% Einheimische (Emiratis) gibt – der Rest sind Gastarbeiter, i.w. aus Indien, aber auch aus Ägypten, dem Iran und anderen Teilen Asiens. Das erklärt auch, warum die Landessprache zwar Arabisch ist, diese aber praktisch niemand spricht – die Umgangssprache ist eigentlich ausschließlich Englisch. Ach ja, der Begriff „Gastarbeiter“ wird hier wörtlich genommen – solange man hier arbeitet, ist man hier auch Gast. Hat man keine Arbeit mehr, erlischt auch die Aufenthaltserlebnis – je nach Arbeitgeber schneller oder langsamer; oftmals hat die Ausreise aber bereits nach 72 Stunden zu erfolgen.
Interessant sind auch die Ausführungen zum „Sponsorprinzip“. Wenn ein Ausländer in Dubai ein Unternehmen eröffnen will, benötigt er zwingend einen „Sponsor“. Das ist ein beliebiger Emirati, der an dem Unternehmen beteiligt wird – sein Kapital ist seine Staatsbürgerschaft. Und natürlich ist die Beteiligung am Unternehmen auch gleichbedeutend mit Beteiligung am Gewinn … dies sichert vielen Emiratis ein entsprechendes Einkommen und einen Anteil am boomenden Dubai.
„Bigger, Better, Dubai“ – nirgendwo wird das so offensichtlich wie am Burj Khalifa. Ein Gebäude, das fast einen Kilometer in die Höhe ragt, kann man sich nicht vorstellen – das muss man gesehen haben. „Vertikale Stadt“ wird das Gebäude genannt – und da ist schon was dran. Die Turmspitze muss regelmäßig Windgeschwindigkeiten von rund 200 km/h standhalten – und dabei bewegt sie sich noch nicht einmal 2 m. Die Technik ist schon faszinierend – und wird ausführlich auf dem Weg zur Besucherplattform erläutert.
Aber ich bin schon zu weit … wir sind pünktlich um 10.00 Uhr am Eingang zum Burj in der Dubai Mall und gehören damit zu den ersten Besuchern des Tages. Mehrere Ticket-, Personen- und Taschenkontrollen später stehen wir auch schon vor dem Aufzug, der uns in die 124. Etage bringen wird – auf gut 450 m (das ist die höchste Besucherplattform der Welt). Die Fahrt dauert keine Minute und schon sind wir oben – natürlich nicht, ohne im Aufzug mittels LEDs und mehrerer Flachbildschirme den Eindruck vermittelt bekommen zu haben, auf dem Weg ins All zu sein.
Und dann genießen wir auch schon den Rundblick über Dubai. Was ich vom Flugzeug aus nicht gesehen habe, kann ich jetzt hier nachholen (ist ja fast die gleiche Höhe). Dankenswerter Weise hat man beim Bau auch an die Fotografen gedacht – in den Glasscheiben an der Plattform sind breite Schlitze vorhanden, so dass man nicht durch die Scheiben fotografieren muss – wobei ich mir vorstellen könnte, dass die ansonsten im Sekundentakt geputzt werden würden. Zumindest ist das bei den Drehtüren so, die auf die Plattform führen. Neben der Drehtür steht ein Inder mit einem Lappen und einer Sprühflasche – und immer wenn jemand die Scheibe in der Drehtür nicht am Griff anfasst, steigt er in der nächsten Runde in der Tür zu und entfernt die Fingerabdrücke. Unglaublich …
Hier oben steht übrigens noch etwas, was ich bislang nur in Dubai gesehen habe: ein Gold-Automat. Ja, Ihr habt richtig gelesen – hier gibt es „Gold to go“. Einfach Kreditkarte einschieben und unten fällt ein Goldbarren raus. Einfach nur unglaublich …
Pünktlich zum Mittagessen sind wir zurück am Schiff, wobei ich es einem Teil der Besatzung gleich tue und mich mit meinem Netbook noch ein bisschen ins Hafenterminal setze – kostenloses WLAN lässt grüßen. Bis zum „Alle Mann an Bord“ haben wir nämlich nur noch zwanzig Minuten Zeit … und die wollen sinnvoll genutzt sein. Die paar Antipasti zum Mittagessen können durchaus noch etwas warten.
Und kaum ist das Mittagessen verdrückt, legen wir auch schon ab – rund 80 Seemeilen warten auf uns, bis wir heute Abend schon in Abu Dhabi anlegen werden. Die Zwischenzeit nutze ich – wie die anderen Passagiere auch – für die Seenotrettungsübung. Nicht, dass das jetzt was Neues oder sonderlich spannend wäre … aber es ist nun mal die einzige Pflichtveranstaltung auf dieser Reise. Also lege auch ich meine Rettungsweste an, sammle mich auf Deck 5 und höre mir die Sicherheitshinweise an.
Die Belohnung kommt ja gleich im Anschluss. Bereits zu Hause habe ich für 15.00 Uhr eine Schulter-/Nackenmassage gebucht, so dass die Verspannungen gleich zu Urlaubsbeginn verschwinden – und das tun sie irgendwie war das auch dringend nötig …
Da wir inzwischen auf See sind, findet heute auch schon der „4-nach-4-Aufguss“ statt (den es ja nur an Seetagen gibt), so dass ich nach der Massage gleich nach nebenan in die Sauna springe (bitte nicht wörtlich nehmen). Auch wenn er mit ein bisschen Verspätung beginnt (irgendwie ist man sich auf dem Schiff nicht einig gewesen, ob das jetzt ein Seetag ist oder nicht), wird uns richtig eingeheizt. Guter Start!
Das sieht ein Mitreisender nach dem „5-nach-5-Aufguss“ übrigens anders. Der Aufguss ist noch mal etwas intensiver – und war für einen Mitreisenden auf der obersten Bank dann wohl doch zu intensiv. Nach kurzer Abkühlung auf dem Saunabalkon liegt er auch schon bewusstlos am Boden. Also ergreife ich die Initiative und beginne mit den EH-Maßnahmen. Zum Glück ist er schnell wieder bei uns, so dass – außer kreislaufstabilisierenden Maßnahmen – nicht viel zu tun ist. Dabei erinnere ich mich übrigens an meinen ersten Erste-Hilfe-Kurs (ist jetzt knapp 30 Jahre her). Die DRK-Ausbilderin (Frau Schmidt hieß die Dame) hat uns immer wieder eingeschärft, wie wir umstehende Personen dazu bekommen, uns zu helfen – immer direkt ansprechen: „Sie da mit dem roten Pullover, Sie setzen jetzt den Notruf ab.“ Ein allgemeines: „Jemand muss den Notruf absetzen“ würde nicht funktionieren. Und siehe da – sie hatte Recht. OK, das mit dem rotem Pullover wäre hier schwierig gewesen und auch „Sie, der ohne Kleider da, …“ Naja, aber jemanden direkt ansprechen kann man ja auch so – und siehe da, wenige Sekunden später kommt eine AIDA-Mitarbeiterin mit einem Glas Wasser und nur eine knappe Minute später der Schiffsarzt mit einer Krankenschwester. Das beruhigt doch … dagegen sind die Hilfsfristen bei uns zu Hause ja Ewigkeiten… 😉
Der Patient ist inzwischen wieder fit (zumindest fitter als vor wenigen Minuten), so dass wir unsere Saunagänge fortsetzen können (er natürlich heute nicht mehr), bis wir gegen 18.00 Uhr in Abu Dhabi einlaufen.
Da Abu Dhabi nur drei echte Sehenswürdigkeiten hat (Emirates Palace, Sheik-Zayed-Moschee und Formel-1-Rennstrecke) und ich die ersten beiden bereits letztes Jahr gesehen habe und die Rennstrecke morgen an der Reihe ist, nutze ich den Abend für ein gemütliches Abendessen im Marktrestaurant (das heute recht leer ist, da die meisten Passagiere natürlich an Land sind) bevor ich mich zu einem ruhigen Leseabend auf meinen Balkon zurückziehe.