Ich stelle es schon beim ersten flüchtigen Blick aus dem Fenster fest: die Reling ist nass. Es ist bewölkt und regnet – nicht gerade ideales Ausflugswetter. Von daher war die Entscheidung offensichtlich richtig, den für heute geplanten Ausflug abzusagen und stattdessen einen „Seetag“ (also einen Tag an Bord) einzulegen – die Tage nach Weihnachten sind dann ja wieder gut mit Landausflügen abgedeckt, so dass jetzt mal zwei, drei Tage Erholung an Bord keine schlechte Entscheidung sind.

Ich beginne den Tag daher mit einem gemütlichen und ausgiebigen Frühstück im Marktrestaurant, während die meisten einer Mitreisenden das Schiff zu einem ihrer Ausflüge verlassen. Insbesondere den Strandfahrern ist dabei deutlich anzusehen, dass sie eher mit anderem Wetter gerechnet haben … aber gebucht ist gebucht (wobei ein etwa 10-jähriges Mädchen eine ganz interessante Theorie aufstellt: der Ausflug sei ja nun bezahlt – von daher wäre das Geld jetzt ja sowieso weg. Es spräche daher doch nichts dagegen, anstelle eines verregneten Strandtages alternativ einen Spieletag an Bord einzulegen – die Kosten wären ja die gleichen. Und warum für 40 € etwas tun was man eigentlich nicht will, wenn man fürs gleiche Geld auch etwas machen kann, was einem mehr Spaß macht. Nicht unlogisch – aber das Familienoberhaupt kann dieser Logik nichts abgewinnen und entscheidet, dass an den Strand gefahren wird: warum sollte man etwas tun, was man auch kostenlos hätte haben können, wenn man auch etwas machen kann, was Geld gekostet hat. Wie so oft im Leben: „Ober sticht Unter.“

Doch zurück zum Frühstück. Mir ist heute nach Milch gewesen … Ich weiß nicht warum, aber irgendwie hatte ich Durst darauf. Hatte ich noch nie auf AIDA – aber mal schauen, wird es sicher irgendwo geben. Gibt es auch – allerdings ist mir bislang weder bei AIDA noch bei ALDI aufgefallen, dass es so viele verschiedene Sorten Milch gibt: 3,5% Fett, 1,5% Fett, Sojamilch, Ziegenmilch, Laktose-freie Milch, Reismilch, … ich hoffe, ich habe jetzt keine vergessen. Da sage noch mal einer, hier gäbe es keine Auswahl am Buffet … Ach ja, ich hab dann doch einfach die „normale“ genommen 😉

Bevor ich mich auf einen gemütlichen Lesetag einrichte, gehe ich noch schnell an der Rezeption vorbei und besorge mir die neuesten Nachrichten aus der Heimat – momentan lese ich die besonders gern: auf der Titelseite steht nämlich jeden Tag was von „Schneechaos“, „Winter hat Deutschland fest im Griff“, „Bahn warnt vor Verspätungen“ … Ihr glaubt gar nicht, wie toll sich das in Südamerika liest … 😉

Und wenn dann auf der Sportseite noch die Ergebnisse vom DFB-Pokal stehen und man sieht, welche Mannschaft da im Elfmeterschießen verloren hat – da wird’s gleich noch mal schöner 😉

Zurück auf der Kabine bewaffne ich mich mit Netbook und Buch und mache mich auf den Weg in die AIDA-Bar. Diese öffnet in wenigen Minuten, so dass ich beim Schreiben dieser Zeilen gleich noch von einer Latte Caramel unterstützt werde. Anschließend bereite ich noch schnell einen Unterricht für die anstehende Jugendfeuerwehrausbildung vor (das hat zu Hause zeitlich nicht mehr gelangt und wird nach dem Urlaub ein bisschen knapp), bevor ich mich dann in den Saunabereich zum Schwitzen und Lesen zurückziehe.

Nach dem anstrengenden Vormittag an Bord entscheide ich mich zum Mittagessen nur auf ein bisschen Obst ins Marktrestaurant zu gehen (OK, es gab noch eine kleine Fleischbeilage dazu).

Beim Essen sitze ich wie meistens an einem der großen runden Tische – da finden sich in der Regel immer schnell Menschen zusammen, die sich gern über ihre bisherigen und künftigen Erlebnisse austauschen. Außerdem – und das ist jetzt weder abwertend noch negativ gemeint sondern lediglich meine (!) Feststellung – ist das Publikum an den großen Tischen i.d.R. jünger, so dass sich der verbale Austausch hier nicht nur um Cholesterin-Werte, dritte Zähne und Venenleiden dreht.

Heute werde ich aber mit anderen Aussagen konfrontiert – AIDA als Horrorurlaub! Ja, das Einchecken in Santos war nicht so prickelnd (aber wir wissen ja auch warum) und ja, nicht alle Ausflüge in Rio sind aufgrund der späten Ankunft einiger Flieger so gelaufen wie vorgesehen und regnen tut es heute auch noch. Und ja, das muss man nicht gut finden, man darf sich auch mal darüber ärgern – aber allen Ernstes die Forderung aufstellen, AIDA müssen deswegen den Reisepreis um mindestens 30% mindern … das ist schon gewagt. Hoffen wir mal, dass der zweite Teil des Satzes eintritt: „Ansonsten buche ich nie mehr AIDA!“ So nebenbei – der Herr saß in einem der verspäteten Flieger, auf die wir in Santos warten mussten …

Den Nachtisch esse ich jetzt an einem anderen Tisch …

Den Nachmittag setze ich so fort wie ich den Vormittag beendet habe – mit Lesen, lediglich unterbrochen durch ein Stück Kuchen und einen leckeren Kaffee. Inzwischen hat sich auch die Sonne ein bisschen vorgearbeitet, so dass das anfangs sogar im Freien geht – na also, wer sagt’s denn.

Leider hält das Wetter nicht allzu lange … kurz vor 17.00 Uhr öffnen sich alle Schleusen – ein Tropenregen erster Güte prasselt auf das Schiff nieder. Das Wasser steht zentimeterhoch auf den Decks – da hat man dann doch Mitleid mit denjenigen, die das live erleben müssen und nicht nur verfolgen können wie wir beim 5-nach-5-Aufguss … Manchmal ist „nur dabei“ doch besser als „mittendrin“ … 😉

Heute nehme ich also mal wieder die beiden Aufgüsse mit, bevor es im Marktrestaurant „USA – Entlang der Route 66“ heißt: Sparerips, Cheeseburger, Rinderfilet, Hot Dogs, Caesar Salad, Baked Potatoe und ähnliche amerikanische Köstlichkeiten warten darauf, probiert zu werden.

Den Bingoabend beginne ich daher auch gleich mit einem Ramazotti – ich hoffe, dass der wieder für Ordnung sorgt bevor ich an den Hauptgewinn gehe. Das mit der Ordnung hat auch funktioniert, das mit dem Hauptgewinn vertage ich … ich begnüge mich wie immer mit einem Gläschen Sekt aus den Schnapszahlen …

Den restlichen Abend verbringe ich jetzt mit Bekannten von der Transasien-Reise an der AIDA-Bar bevor ich dann irgendwann geschafft vom Nichtstun todmüde ins Bett falle.