Ein vorwitziger Sonnenstrahl scheint in die Kabine und weckt mich gegen halb neun – ich weiß schon, warum ich den Rollo nicht zuziehe. Passt genau – ein Sprung durch die Nasszelle und ab ins Calypso zum ersten Frühstück dieser Reise. Das Schiff zieht während dessen seine Bahn in Richtung Rio de Janeiro – ein leichtes Stampfen unterstützt das Schiffsfeeling. Endlich merkt man mal wieder, dass man eine Schiffsreise gebucht hat …

Zwei Spiegeleier mit Speck, ein Brötchen mit Lachs und eins mit Schinken und Käse sowie etwas Himbeerjoghurt und Melone später führt der Weg direkt in die Kabine – die Seenotrettungsübung steht an. Wie immer um 10.20 Uhr ertönt das bekannte Signal – sieben kurze und ein langer Ton leiten den einzigen Programmpunkt ein, an dem alle Passagiere teilnehmen müssen.


Ich lege also meine Rettungsweste an und begebe mich zu meinem Sammelplatz, der Musterstation „W“, praktischerweise direkt auf Deck 6 gelegen, so dass ich rasch da bin. Bei der Registrierung werde ich dennoch übersehen, kann dies aber mit einem lauten „Hier!“ beim anschließenden Aufruf heilen (Sorry nochmal an die Dame vor mir, die seit dem ein leichtes Pfeifen im Ohr hat …)

Nachdem alle Passagiere gefunden, die Sicherheitshinweise vom Band gehört und die Übung beendet wurde, springe ich gleich aufs Sonnendeck – dieses Mal mit Sonnenmilch und damit bereit, etwas länger auszuhalten. Nur unterbrochen vom Poolbrunch (wir sind glücklicherweise auf der Cara und da gibt es den ja noch) verbringe ich die nächsten Stunden beim Sonnenbad – vier Tage vor Weihnachten. Aber immerhin sind die Kabinengänge ja mit Weihnachtsmusik beschallt – so wird man immer wieder mal daran erinnert.

Gegen 15.00 Uhr beginnen wir mit dem Einlaufen in den Hafen von Rio – bei tollem Sonnenschein und wenig Wolken ein beeindruckendes Schauspiel, das sich keiner entgehen lassen will. Alle Passagiere haben sich jetzt auf der Backbordseite eingefunden, um ja nichts zu verpassen. Glücklicherweise ist das FKK-Deck auf der Cara ja auch auf Backbord – hier herrscht beim Fotografieren zumindest anfangs nicht so ein Gedränge wie auf dem Rest des Schiffes. Das ändert sich allerdings, je näher wir dem Hafen kommen: vermutlich hat inzwischen einer das Schild „Nacktbereich“ ergänzt um „Gilt nicht bei der Hafeneinfahrt in Rio“ – anders ist eigentlich nicht zu erklären, warum sich ständig angezogene Leute zu uns gesellen. Wir haben sogar kurz überlegt, ob wir das umgekehrt auch mal machen sollten – und einfach mal nackt aufs Pooldeck gehen … vielleicht merkt ja mal einer was … Aber – wir haben ja Urlaub …

Trotz allem ist die Hafeneinfahrt spektakulär – vorbei am Zuckerhut und der Christusstatue, am legendären Flughafen direkt am Meer legen wir in Rio de Janeiro an. 34°C zeigt das Thermometer – besser geht es nicht.

Leider ist mein für heute geplanter Ausflug aufgrund zu geringer Teilnehmerzahlen ausgefallen – statt dessen nutze ich die Gunst der Stunde und buche den Ausflug „RIO03“ („Der Zuckerhut“) nach – aufgrund der verspäteten Einfahrt beginnt dieser nämlich erst um 17.15 Uhr – und damit besteht die Chance, zum Sonnenuntergang auf dem Zuckerhut zu sein … das wäre natürlich ein Volltreffer.

Ich springe noch schnell ins Calypso zu einem Stück Käse-Sahne (das Abendessen gibt es ja ausflugsbedingt erst gegen 21.00 Uhr) bevor ich mich ausflugsfertig mache. Die Hinweise der Scouts waren ja eindeutig – alles, was irgendwie wertvoll aussieht, sollte an Bord bleiben („Liebe Ehemänner – auch wenn Sie ihren Ring seit 40 Jahren tragen – jetzt ist die Chance ihn mal abzulegen.“) Ich beherzige das auch – lediglich eine Kreditkarte und ein paar Dollar in der Brusttasche sind dabei … und natürlich meine Kamera – aber das lässt sich nicht vermeiden.

Also noch schnell ein langärmeliges Hemd wegen evtl. Insektenangriffe angezogen (auch wenn es schwerfällt bei diesen Temperaturen), Gesicht, Hals und Hände mit Insektenschutz präpariert und los geht’s in die Lambada-Bar. Rund 70 Leute sind wir – zwei Busse warten auf uns vor dem Hafenterminal.

Unser Reiseleiter, Bruno, begrüßt uns in fließendem Deutsch (seine österreichische Mutter lässt grüßen), erläutert gleich ein bisschen was zur Lebenseinstellung der Brasilianer („ein Brasilianer wird eher an Hunger sterben als an Stress“) und zur Millionenmetropole Rio.

Und dann geht’s gleich los in Richtung Zuckerhut. Eine Seilbahn führt – über eine Mittelstation auf rund 200 m – auf den Gipfel, 396 m über dem Meer. Die Fahrt geht schnell, trotz Umsteigen und Wartezeiten brauchen wir nur 20 Minuten bis nach oben – und dann genießen wir einen fantastischen Ausblick auf Rio, die Copacabana, die Christusstatue … einfach nur Wahnsinn – und ein Traumwetter (bei der Fahrt in der letzten Woche war wohl alles wolkenverhangen und man absolut nichts gesehen).

Den Rückweg nach unten planen wir für 19.45 Uhr – damit haben wir das nächste Los gezogen: um 19.36 Uhr ist Sonnenuntergang – und ein Sonnenuntergang auf dem Zuckerhut ist natürlich etwas ganz Besonderes. Für mich ist es absolut unverständlich, wie einzelne Gäste diesen lange vorher gebuchten Ausflug stornieren konnten, weil es dann zu spät würde … der Ausflug zu dieser Zeit ist ja wohl um Längen besser als am diesigen Nachmittag …

Und genau so kommt es dann auch … 300 Fotos später ist alles im Kasten, was Sonne, Christusstatue, Copacabana und Rio hergeben – da muss ich nachher gleich mal am Netbook schauen, ob was Brauchbares dabei ist.

Der Rückweg ist genauso rasch erledigt wie der Weg nach oben – alle fünf Minuten können rund 60 Personen mit der Seilbahn befördert werden. Unten treffen wir dann auch einen unserer Mitfahrer, der sich die Fahrt nach oben geschenkt hat („Seilbahn fahre ich grundsätzlich nicht“). Ob sich dann ein Ausflug, bei dem nichts anderes gemacht wird als mit einer Seilbahn auf einen Berg zu fahren, der richtige war, sei einmal dahingestellt …

Auf dem Rückweg zum Schiff zeigt uns Bruno noch einige Highlights Rios („wenn wir eh schon mal da sind“), so dass wir einen kleinen Eindruck gewinnen, was wir – trotz 1 ½ Tagen Aufenthalt alles verpassen … aber gut, man kann nicht alles haben und sehen. Morgen früh ist erst noch die Christusstatue dran – da soll morgens die Sicht in der Regel besser sein als nachmittags … vielleicht haben wir ja auch morgen noch mal so ein Glück mit dem Wetter wie heute …

Auf dem Schiff gehe ich direkt ins Calypso – schließlich schließt das auch irgendwann … ein paar leckere Antipasti, zwei kleine Steaks und ein bisschen Obst später verbringe ich dann den Rest des Abends in der AIDA-Bar mit Schreiben – natürlich begleitet von dem einen oder anderen Cocktail.