Weihnachten und Silvester in der Sonne auf AIDA – so ist der Plan. Ursprünglich hatte ich eigentlich nur eine Woche Dubai vorgesehen, da kam mir das Angebot von AIDA stattdessen doch zwei Wochen in Südamerika zu verbringen, gerade Recht. Von Santos in Brasilien über Rio de Janeiro und Montevideo in Uruguay nach Buenos Aires in Argentinien geht die diesjährige Weihnachtsreise – südlich des Äquators verspricht es dann ja auch Sommerwetter zu geben.

Und das passt genau – hatten wir doch heute Nacht in ganz Deutschland einen massiven Wintereinbruch mit 20 cm Neuschnee … das kann ja nur besser werden.


Doch bevor es soweit ist, muss ich ja erst einmal nach Santos kommen – und da ist so ein Wintereinbruch ja nicht wirklich hilfreich, wie sich zumindest „die Düsseldorfer“ an die Südostasienreise im vergangenen Jahr erinnern werden. Und dummerweise habe ich auch nur noch einen Flug ab Berlin bekommen können, so dass die erste Hürde bereits eine innerdeutsche Reise ist.

Mein Flug geht am Samstagabend ab Berlin mit Iberia mit einem Zwischenstopp in Madrid nach São Paulo, so dass ich ursprünglich am Vormittag mit dem ICE (die Anreise zum Flughafen mit der Bahn ist ja im AIDA-Anreisepaket enthalten) nach Berlin fahren wollte. Für alle Fälle hatte ich aber auch noch in weiser Voraussicht einen ICE-Platz am Freitagnachmittag sowie ein Bett im „Hampton by Hilton“ in Berlin gebucht, wobei das Hotelzimmer bis 16.00 Uhr storniert hätte werden können.

Durch den Wintereinbruch habe ich aber gleich umdisponiert – und mich für die Bahnfahrt bereits am heutigen Tag entschieden; dann kann ich mir auch gleich noch einen schönen Abend in Berlin machen und werde morgen nicht mit eingefrorenen Weichen oder abgerissenen Stromleitungen konfrontiert.

Für alle Fälle schaue ich gegen Mittag nochmal unter http://www.bahn.de/ris, ob denn der Zug auch pünktlich ist – und werde mit dem ersten Schock konfrontiert. Genau der von mir ausgesuchte Zug (in dem ich einen Sitzplatz reserviert habe), entfällt. Ahhh … also schnell nach Alternativverbindungen gesucht und dort einen Sitzplatz reserviert – oder auch nicht. In alle ICEs nach Berlin sind keine Reservierungen mehr möglich … ausgebucht. Doch halt, eine Chance bleibt noch – der ICE Sprinter um 18.13 Uhr, der von Frankfurt ohne Halt nach Berlin durchfährt und 16,50 € „Sprinter-Aufschlag“ kostet, könnte die Alternative sein – und siehe da: hier kann ich sogar meinen Wunschsitzplatz im Großraum mit Mobilfunkempfang reservieren.

Von daher fahre ich rechtzeitig nach Frankfurt (schön, wenn man da eine Parkmöglichkeit in der Banktiefgarage hat) und bin – natürlich – eine Stunde zu früh am Hauptbahnhof … also doch zu viel Angst einkalkuliert. Also setze ich mich noch ein bisschen in die 1.-Klasse-Lounge, trinke eine Latte, esse ein Häppchen und warte (glücklicherweise habe ich die Option genutzt, für 30 € auf eine 1.-Klasse-Fahrt upzugraden, so dass ich jetzt nicht an den Gleisen in der Kälte sitzen muss).

Natürlich kommt bei diesem Wetter kein Zug pünktlich und so sitze ich mit vielen Mitreisenden in Wartestellung. Auf dem iPhone werde ich vom „DB Navigator“ auf dem Laufenden gehalten: 10 min, 25 min, 35 min, 50 min, 1 Std … Naja, immerhin scheint er überhaupt zu fahren …

Im Endeffekt kommt der Zug 90 Minuten zu spät, aber heute freut man sich ja schon über Kleinigkeiten – meine Reise Richtung Santos kann beginnen … Ich sitze jetzt im ICE Sprinter auf dem Weg nach Berlin – ohne Halt. Ohne Halt? Naja, heute ist alles anders. Kurz vor Fulda erfahren wir nämlich, dass außerplanmäßig jemand einsteigen muss und von daher ein Halt in Fulda eingelegt wird. Hm, normalerweise fahren Bundestagsabgeordnete freitags doch eher aus Berlin weg … 😉

Dafür hält uns der Zugchef unterwegs immer gut informiert. Aktuell kündigt er gerade an, dass wir mit etwa 1,5 Stunden Verspätung in Berlin ankommen und wir dadurch „Fahrgastrechte“ in Anspruch nehmen können – will heißen, dass 25% des Fahrpreises erstattet werden und 100% des Sprinterzuschlags … das sind doch mal good news, wobei ich noch nicht weiß, wie ich das mit den 25% hinbekomme, da meine Fahrkarte ja Bestandteil des Anreisepakets bei AIDA ist … aber vielleicht weiß man ja bei AIDA, was das Teil „wert“ ist und kann da was bestätigen. Dann hab ich ja auch gleich einen Grund, mit unserem Reise-Service-Manager an Bord Wiedersehen zu feiern (müsste eigentlich Stephan sein).

Dann plötzlich ein ziemlich lautes Krachen, der Zug vibriert recht stark – wir scheinen über irgend­etwas drüber gefahren zu sein … zumindest hat es sich so angefühlt. Hoffentlich jetzt kein Personenschaden … Scheint aber nicht so zu sein, der Zug fährt weiter, alles ist wieder gut.

Naja, nicht ganz. Etwa zehn Minuten später ist der Zugchef wieder zu hören: „Läädies end Dschäntellmenn, wie häff ä problemm wiss auer trän.“ Und das müsse zunächst mal geklärt werden … also der nächste außerplanmäßige Halt – dieses Mal in Kassel-Wilhelmshöhe. Unser Verdacht bestätigt sich übrigens – das Ruckeln kam wohl von unserem Wagen … zumindest rennen da jetzt einige Menschen mit Warnwesten und Taschenlampen rum …

Zwischenzeitlich sorgt der Zugchef weiterhin für Unterhaltung, in dem er anbietet, den Halt für eine Zigarette (in Fahrtrichtung links) zu nutzen, man aber daran denken müsse, dass der Zug jederzeit losfahren könne – dann sollte man besser wieder drin sein. Leider lässt er offen, wann das etwa sein wird, so dass man am besten sprungbereit neben den Türen stehen bleibt, damit man beim ersten Piepsen hinein hechten kann …

Etwa zwanzig Minuten später kommt dann die Entwarnung. Es ist nichts beschädigt, sondern nur massiv mit „Flugeis“ versehen (vorhin sind da wohl Eisschollen abgefallen, die wir dann überfahren haben). Das müsse jetzt händisch entfernt werden und dann könne man – selbstverständlich nur mit „verminderter Geschwindigkeit“ – weiter in Richtung Berlin fahren. Womit sich die ungefähre Ankunftszeit um weitere 45 Minuten verlängert. Aber immerhin – wir kommen mit unserem Zug nach Berlin und offensichtlich noch vor Mitternacht!

Kommen wir nicht … Vielleicht ist unser Lokführer einen Umweg gefahren, vielleicht war auch Stau – jedenfalls verlängert sich unsere Ankunft im 10-Minuten-Takt um jeweils 10 Minuten … vielleicht sollte die Bahn mal ihre Navis austauschen …

Gegen 1.00 Uhr ist es dann soweit – wir fahren in Berlin Hauptbahnhof ein … Geschafft! Die erste Etappe auf dem Weg nach Brasilien ist genommen. Jetzt schnell mit dem Taxi ins Hotel und dann ins Bett …

OK, mit „schnell“ ist natürlich mal wieder nichts. Aus unserem Sprinter steigen gefühlte tausend Leute und 1/3 davon eilt zum Taxistand … und da steht: nichts. Kein Taxi – null, nada, nix. In Deutschlands Hauptstadt steht um 1.00 Uhr kein Taxi am Bahnhof. Da hat man in Rembrücken ja u.U. mehr Erfolg und findet um diese Zeit ein Taxi am Sportplatz …

Und es scheint für die Berliner Taxiunternehmen auch eine echte Herausforderung zu sein, mal ein paar Taxen zum Hauptbahnhof zu schicken. Fast jeder zückt sein Handy und bestellt ein Taxi zum Hauptbahnhof (das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen … ein Taxi zum Berliner Hauptbahnhof bestellen!) … und trotzdem sehen wir in der ersten halben Stunde gerade mal fünf Taxen. Ziemliches Missverhältnis für rund 50 potenzielle Passagiere …

Glücklicherweise stehe ich ziemlich weit vorn, so dass das sechste Taxi mir ist … und ich etwa 15 Minuten und eine rasante Autofahrt später in meinem Hotel ankomme. Es ist inzwischen kurz vor 2 Uhr: ich checke schnell ein, lasse mir noch eine Flasche Wasser geben und verschwinde in meinem Zimmer – jetzt nur noch schlafen …

Es ist Samstag, 9.00 Uhr – der Wecker reißt mich aus den Federn. Da es im Hotel nur bis 10 Uhr Frühstück gibt, ist also nichts mit Ausschlafen. Ich springe aus dem Bett (oder so ähnlich), versuche mich im Bad wieder in den alten Zustand zu bekommen (mehr recht als schlecht) und gehe in die Lobby – hier soll es Frühstück geben.

Zuvor versuche ich aber noch ein „Late-Check-Out“ heraus zu handeln – da mein Flieger ja erst um 19.30 Uhr geht und das Wetter nicht wirklich zu einem Stadtbummel einlädt, würde ich vorziehen, den Tag so lange wie möglich im Hotel zu verbringen. Und siehe da – bis 14.00 Uhr lässt man mit sich reden … immerhin zwei Stunden gewonnen.

Jetzt aber ab zum Frühstück – dort wo die vielen Menschen mit den orangefarbenen Tabletts sitzen, muss es sein. Orangefarbene Tabletts? Nun ja, das Frühstück ist jetzt mehr so „Jugendherberge by Hilton“ … es gibt ein durchaus reichhaltiges Buffet zur Selbstbedienung – aber halt auf diesen orangefarbenen Tabletts wie in einer Mensa oder einem Restaurant im 6. Stock beim Kaufhof. Aber was soll’s – Hauptsache es schmeckt … und das tut es.

Gestärkt gehe ich zurück in mein Zimmer, bearbeite noch ein paar Feuerwehr-To-Dos (das ist wieder einer der Vorteile dieses Hotels – WLAN ist kostenfrei), lese ein bisschen und sehe die Wiederholung vom Supertalent von Mittwoch. Aber alles besser als am Airport rumstehen.

Trotz allem ist es irgendwann 14.00 Uhr und das Housekeeping steht schon einsatzbereit mit dem Staubsauger vor der Tür – also schnappe ich mir meine zwei Taschen und den Rucksack, checke aus und lasse mir ein Taxi zum Flughafen bestellen (das geht hier übrigens per Knopfdruck – echt modern).

Kaum bin ich vor der Tür, ist der Chauffeur auch schon da, lädt meine Taschen ein und bringt mich in einer guten Viertelstunde zum Flughafen. Da ich im Hotel bereits online eingecheckt habe (die Bordkarte habe ich jetzt elektronisch codiert als Foto im iPhone), kenne ich auch schon mein Gate, so dass ich direkt vor A13 abgesetzt werde. Das ist ein echter Vorteil – Du stehst in Tegel immer direkt am Gate und musst nicht erst einchecken und dann lange Wege auf dem Flughafen zurücklegen bis Du Dein Gate erreichst.

Und es ist ein echter Nachteil … Du kannst nämlich nur am Gate einchecken – und da ist niemand. Die Brezelverkäuferin von gegenüber weiß Genaueres: zwei Stunden vor Abflug geht’s los … Super, es ist noch nicht einmal halb drei … 🙁 Da aber um 17.40 Uhr bereits ein Flug nach Amsterdam geht und dann ja spätestens um 15.40 Uhr jemand erscheinen muss, entschließe ich mich, die Stunde zu warten … da wird man da wohl auch meine Taschen annehmen (um mehr geht es ja nicht mehr).

Also mache ich die Brezelverkäuferin glücklich (ich kaufe eine Käsebrezel und eine Cola zero), setze mich zu meinen Taschen auf den Gepäckwagen und verbringe die Wartezeit mit der Lektüre von Christoph Maria Herbst’s neuem Buch „Ein Traum von einem Schiff“ – passend genau heute erschienen.

Pünktlich um 15.30 Uhr rollen sie an – zwei Damen und ein Rollcontainer. Sie richten sich häuslich ein und beginnen mit dem Check-In. Ich stehe an zweiter Stelle, sollte also schnell erledigt sein, so dass ich – dann ohne meine Taschen – die Zeit auf dem Flughafen totschlagen kann. Leider ist es dann doch nicht so einfach … die beiden Damen sind von der KLM – und haben daher nichts mit meinem Iberia-Flug zu tun. Mist, das hätte ich auch selbst merken können (die Flugnummer steht ja dran) – ich bin nur so mit dem Frankfurter System vertraut (bei dem der Schalter von einer Fluggesellschaft besetzt ist und man dort für alle Flüge mit dieser Gesellschaft einchecken kann), dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, hier könnten andere als Iberia-Mitarbeiter sitzen.

OK, also noch mal von vorn. Es ist jetzt 15.30 Uhr und mein Check-In beginnt um 17.30 Uhr. Nochmal zwei Stunden auf dem Gepäckwagen warten? Nicht wirklich. Und andere vernünftige Sitzplätze gibt es hier eher nicht (oder es liegt schon jemand drauf). Also schaue ich mal, ob es hier eine Lounge gibt, in der man zwei Stunden verbringen kann (vielleicht mit Stromanschluss für das iPhone?). Und siehe da, es gibt den „Airport Club Berlin-Tegel“ – hört sich doch nicht sooo schlecht an. Also mache ich mich auf den Weg – und finde sie auch erstaunlich schnell nur wenige Minuten entfernt. Ich checke ein, finde einen bequemen Sessel (neben einer Steckdose), bemühe den Kaffeeautomat, lasse ihn eine Latte produzieren und verbringe die zwei Stunden bei einem Obstteller und einer Folge von Monk (ich hatte in weiser Voraussicht mal ein paar Folgen für die Fahrt mitgenommen).

Man hätte die Uhr danach stellen können. Exakt um 17.30 Uhr erscheint auf dem Bildschirm der Hinweis, dass mein Flug zum Einchecken bereit ist. Passt. Ich mache mich auf den Weg zu A13 – und siehe da: meine Mitreisenden sind auch schon alle da. Die Schlange ist endlos, ich sehe keine Chance bis zum Abflug nach vorne zu kommen. Aber es hilft ja nichts – also stelle ich mich ans Ende der Schlange (eher bei A14), stelle anhand des Kofferanhängers bei meinem Vordermann fest, dass auch er von Madrid bis São Paulo weiterfliegt (da steht nämlich auch „AIDA“ drauf) und habe damit schon mal einen Gesprächsaufhänger gefunden, um die Zeit nicht allzu lange werden zu lassen.

Ich spreche zwar nicht so richtig viel (dafür höre ich umso mehr), werde aber hellhörig, als mein Vordermann etwas von „hoffentlich bekomme ich noch einen guten Sitzplatz“ erzählt. Moment mal, ich hab‘ ja eigentlich schon eingecheckt – ich bräuchte ja nur noch einen „Baggage Drop Off“-Counter. Ich vertraue mein Gepäck meinem Vordermann an (der fährt auch AIDA, der kann nicht böse sein) und gehe nach vorn – und schau mal einer an … da gibt’s drei Schlangen: Business (ist leer), Eco (geht bis A14) und „Baggage Drop Off (da stehen drei Leute an – die haben wohl auch Internet).

Also zurück zu meinem Gepäck und ab nach vorn … endlich lohnt es sich mal, online in dieser Welt unterwegs zu sein. Naja, hätte sich lohnen können … wenn denn der Drucker die Anhänger fürs Gepäck drucken würde. Tut er aber nicht … und so stehe ich in der ganz kurzen Schlange und schaue zu, wie die ganz lange Schlange neben mir immer kürzer wird. Dafür bekommt der Drucker jetzt die Aufmerksamkeit der Check-In-Dame und zweier Techniker. Und genau als mein Ex-Vordermann eincheckt, stehe ich auch am Schalter … immerhin, ein Platz gewonnen 😉

Zunächst will die Dame meine Bordkarte sehen. Dass ich die ja nur elektronisch und codiert auf dem iPhone habe, wäre „nicht schlimm“. Sie drucke mir schnell eine aus … Äh – wie jetzt? „Das ist besser so …“ erklärt mir die Dame. Mir ist nicht klar, warum das so besser sein soll (die elektronische kann ich ja auf das gleiche Lesegerät halten) und deshalb tue ich, was ich seit jeher gelernt habe – fragen, wenn ich was nicht verstehe. Und siehe da – die Erklärung, warum das so besser sei, ist ganz einfach: „Da kann ich dann die Gepäckzettel draufkleben.“

Guck mal einer an – da wird mit immens hohem Aufwand eine elektronische Abwicklung eingeführt, der Prozess fast komplett zum Kunden verlagert und dann scheitert das System, weil niemand daran gedacht hat, wohin man den Gepäckzettel kleben könnte? Unglaublich! Aber was soll’s … dann hab ich jetzt halt zwei elektronische Bordkarten und zwei auf Papier (immerhin konnte ich bis São Paulo einchecken und muss in Madrid nicht noch mein Gepäck suchen). Hauptsache es geht hier endlich mal weiter …

Die Sicherheitskontrolle ist eher unspektakulär – es piept nichts, meine Technik ist akzeptiert und auch Sprengstoff bekomme ich hier im Gegensatz zum letzten Mal in Frankfurt nicht gleich unterstellt … das war ja einfach.

Ich hole mir also noch zwei Flaschen Wasser und ein Schinken-Baguette (wie man liest, soll Iberia ja eher zurückhaltend sein was die Verpflegung an Bord betrifft) und warte aufs Boarding. Das beginnt pünktlich und so sitze ich kurz darauf in einem A320 auf dem Weg von Berlin nach Madrid.

Die zweite Etappe der Reise ist geschafft … „Willkommen in Madrid“. In Spanisch noch einigermaßen verständlich, auf Englisch nicht zu verstehen. Ich dachte ja immer, die indische Version von Englisch wäre schwierig – die spanische ist ja eher noch schlimmer. Dass unser Anschlussflug vom Gate S29 abgeht, habe ich glücklicherweise schon bei der spanischen Version verstanden, bei der englischen wäre ich gescheitert.

Also raus aus dem Flieger und den Schildern nach. Wir haben noch gut 30 Minuten Zeit bis zum Boarding, das sollte locker zu schaffen sein. Oder auch nicht … auf dem Hinweis-Schild nach „S“ steht eine Zeitangabe: 30 Minuten. Dagegen ist Frankfurt ja ein Provinzflughafen … und es stimmt tatsächlich – die Wege sind riesig. Auch wenn uns ein Teil des Wegs durch einen Zug abgenommen wird (ähnlich der Skyline in Frankfurt) ist die Zeitangabe realistisch – man läuft und läuft und läuft … bzw. fährt Band oder Rolltreppe – mein Orientierungssinn hat zwischenzeitlich aufgegeben – ich sehe nur noch „S“ auf Hinweisschildern.

Das reicht aber auch … nach rund 25 Minuten stehe ich am Gate S29 – und unser Flug scheint pünktlich zu starten. Den Flieger scheinen übrigens auch noch andere nehmen zu wollen – hier stehen Menschenmassen … und obwohl ein A340 ja nicht sooo klein ist, bin ich nicht sicher, ob die da alle reingehen. Naja, man wird sehen.

Dafür habe ich jetzt wieder Zeit gewonnen – das Boarding dauert ja mindestens 30 Minuten. Von daher suche ich noch einen Shop, der mir wieder etwas Wasser und ein „Boquadillo con Jambón Serrano y Queso“ verkauft – mein Befürchtungen auf dem Flug nach Madrid sind nämlich wahr geworden. Es gab nichts zu essen oder zu trinken … Naja, stimmt nicht ganz, man hätte was kaufen können – irgendwie müssen die Tickets heute anscheinend ja subventioniert werden. Da die Preise aber in überhaupt keinem Verhältnis zum Gegenwert stehen (z.B. acht Euro für ein belegtes Brötchen), habe ich das mit dem Essen sein gelassen und mich auf mein eigenes Wasser konzentriert – und bin auch in Madrid angekommen.

Mal schauen, wie das jetzt auf der Langstrecke wird – ein 10 ½-stündiger Flug ohne Essen … das traut sich ja hoffentlich auch Iberia nicht.

Als ich zurückkomme hat das Boarding bereits begonnen – aber ich sitze gleich noch lange genug in dem Flieger … da muss ich nicht der erste sein, der drin sitzt. Ich stelle mich an und esse in Ruhe mein Boquadillo. Irgendwann bin dann auch im Flieger, steuere zielgerichtet 22C an (am Notausgang) und treffe dort auf eine ältere Dame. Diese sitzt neben einem älteren Herrn (vermutlich ihrer) auf meinem Platz und scheint ob der Super-Beinfreiheit (da fehlt fast eine ganze Sitzreihe) sehr zufrieden.

Inzwischen bin ich dort auch angekommen und weise die Dame darauf hin, dass sie auf meinem Platz sitzen würde. Ja, das wisse sie – aber sie wolle neben ihrem Gatten sitzen und ich solle mich doch einfach auf ihren Platz setzen.

Ich glaube, mir sind die Adern am Hals dann doch ein bisschen dicker geworden … die hat tatsächlich gemeint, ich würde meinen mit viel Aufwand (und einem Zusatzpreis) erarbeiteten XL-Seat am Gang jetzt einfach so gegen einen Mittelplatz in einer beliebigen Vierer-Reihe tauschen? Sorry, never ever. Das hat sie dann aber auch gleich verstanden … und das, obwohl ich mich in Englisch sicher nicht so deutlich ausgedrückt habe wie mir das in Deutsch gelungen wäre. 😉

Aber wie auch immer – ich sitze jetzt wohl auf dem besten Platz im ganzen Flieger – OK, die „lie flat seats“ in der Business Plus sind sicher noch besser … Ich kann jedem immer nur raten, Notausgang-Sitze zu reservieren – allerdings nur dann, wenn ich nicht im gleichen Flieger bin 😉

Inzwischen ist es Sonntag geworden – pünktlich um 0.25 Uhr heben wir ab … unterwegs zur Südhalbkugel der Erde, unterwegs in die Sonne.

Über den Flug gibt es nicht wirklich spannendes zu berichten … der Service ist nicht überragend, aber durchaus annehmbar. Es gibt etwa eine Stunde nach Abflug ein warmes Abendessen (irgendwas auf Hähnchen basierendes, zumindest wenn mich meine Spanischkenntnisse nicht im Stich lassen und „pollo“ tatsächlich „Hühnchen“ heißt) sowie am nächsten Morgen ein Frühstück. Getränke gibt’s in ausreichender Menge (und bei Bedarf jederzeit in der Galley) – da sind die beiden Flaschen Wasser nicht zwingend nötig gewesen, haben aber den regelmäßigen nächtlichen Weg durch den Flieger erspart). Erstaunlicherweise ist es mir sogar gelungen, die eine oder andere halbe Stunde zu schlafen, so dass der Flug – unterstützt mit ein bisschen Video am iPad – dann doch relativ schnell herumgeht.

Inzwischen habe ich meine Uhr und meine Technik auf die brasilianische Zeit umgestellt, so dass ich live verfolgen kann, wie wir pünktlich um 8.20 Uhr auf dem Flughafen von São Paulo aufsetzen – die dritte Etappe der Anreise ist ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Jetzt heißt es nur noch Taschen holen, mit dem Shuttle zum Schiff und einchecken … was soll da noch schief gehen?

Hätte ich mal lieber nicht so laut gedacht – da kann noch eine ganze Menge schief gehen … bis ich dann nachher tatsächlich den urlaubseinleitenden Satz „Willkommen an Bord!“ hören darf, werden immerhin noch gut sechs (!) Stunden vergehen.

Doch beginnen wir von vorn. Der Ausstieg dauert zwar eine ganze Weile (irgendwie gehen da doch viele Leute rein in so eine Langstreckenmaschine), geht aber ansonsten problemlos über die Bühne. Auch der Weg zu unserem Gepäck ist schnell gefunden, wenn auch die unterwegs erfolgende Passkontrolle das Ganze etwas verzögert. Hier ist zunächst mal Schlangestehen angesagt, wobei die Schlange für „Non-Residents“ deutlich länger ist – aber an deren Ende sind auch nur zwei offene Schalter zu finden. Die Schlange für „Residents“ ist schneller abgearbeitet – sie ist nicht nur von vornherein kürzer sondern es wird auch an fünf Schaltern an deren Beseitigung gearbeitet. Naja … Hauptsache es gibt keine Probleme bei der Einreise.

Und die gibt es tatsächlich nicht – es wird lediglich das im Flugzeug ausgefüllte Einreiseformular gestempelt, der Reisepass maschinell gelesen und ebenfalls mit einem Stempel versehen – und das sogar mal auf einer bereits benutzten Seite … normalerweise wird ja von den Beamten gern eine neue Seite benutzt, was die Langlebigkeit eines solchen Dokumentes nicht gerade fördert (meinen nächsten Reisepass werde ich wohl auch in der XL-Version mit doppelt so vielen Seiten bestellen). Das war’s dann auch schon: „Welcome to Brazil.“

Den Weg zum Gepäckband Nr. 4 unterbreche ich nur noch kurz mit einem Stopp auf der Toilette – und werde positiv überrascht. Ich hatte mich schon auf einfache hygienische Verhältnisse eingestellt, werde aber von einer blitzsauberen Toilettenanlage, in der nach jeder Benutzung sofort ein Reinigungsmann mit Lappen und Wischmopp erscheint, überrascht. Gute Entscheidung – denn bis zum Schiff hätte das nicht gelangt …

Denn jetzt beginnt die Odyssee erst richtig. Ich stehe geschlagene 55 Minuten am Gepäckband bis meine beiden Taschen kommen. Und es ist es nicht so, dass das so lange gedauert hätte, bis es losging – nein, als ich von der Toilette komme, fahren schon die ersten Koffer vorbei. Während des Wartens steigt dabei mein ungutes Gefühl reziprok proportional zur Abnahme der wartenden Reisenden am Band. Während ich schon mein Gespräch am Gepäckermittlungsschalter der Iberia plane und überlege wie ich auf dem Schiff ohne Gepäck auskomme, passiert dann doch noch das Unerwartete: die erste meiner beiden Taschen fährt vorbei. Damit hätte sich die zweite Sorge etwas reduziert – beim Packen habe ich die wesentlichen Dinge gleichmäßig auf die Taschen verteilt – eine Woche sollte jetzt also zu überbrücken sein … zumal das Waschzeug in dieser Tasche ist 🙂

Und dann noch ein freudiges Erlebnis – auch die zweite Tasche kommt angefahren … nach ihr ist übrigens nur noch ein Koffer auf dem Band – klar, warum sollte mein Gepäck auch irgendwann mal ganz am Anfang ausgeladen werden? Wahrscheinlich wird auf allen Flughäfen auf die Anhänger geguckt – und wenn da irgendwo mein Name auftaucht, wird es erst einmal zur Seite gestellt …

Ich schnappe mir also meine Taschen und meinen Rucksack (so schön es übrigens ist, 2 x 32 kg Freigepäck zu haben, so blöd ist es, wenn man das durch die Gegend schleppen muss) und mache mich auf den Weg durch den Zoll.

Hier interessiert man sich weniger für mein Gepäck sondern mehr für den Zettel, den ich im Flieger ausgefüllt habe (da musste ich angeben, ob ich z.B. Waffen, Drogen oder lebende Tiere dabei habe) – blöderweise gab’s den nur auf Spanisch im Flieger (vermutlich weil wir in Madrid losgeflogen sind) und nicht auf Englisch … aber alle Fragen mit „NO“ beantworten kann eigentlich nicht ganz falsch sein 😉

Nachdem auch diese Hürde genommen ist, geht es jetzt endlich zum Ausgang – und dann sollte der Rest ja wie von AIDA gewohnt ganz von selber gehen. Hm, doch wo sind denn jetzt die Leute mit den AIDA-Schildern? Niemand zu sehen. Ich stelle fest, dass auch andere „Wiederholungstäter“ irritiert umher schauen und ein „Ersttäter-Paar“ neben mir fragt: „Und jetzt?“

Tja, gute Frage – das kennen wir so auch nicht … wir gehen also mal in Richtung Flughafenausgang – da stehen dann bestimmt die Transferbusse und es gibt einen tragbaren AIDA-Schalter. Und dann die Überraschung: gibt’s nicht. Keine AIDA-Busse, kein AIDA-Schalter, keine AIDA-Schilder. Nur AIDA-Reisende …

Doch dann ein lauter Ruf … „Günther, komm her!“ Das werden wir in den nächsten Minuten noch öfter hören – jetzt ist es aber das Signal, dass jemand etwas gefunden hat, was uns weiterhilft. Ein weißbehemdeter Brasilianer versucht sich mit einer deutschen Liste – auf dem Listenkopf steht in jedem Fall schon mal „AIDA“ … das passt doch.

Schnell versammelt sich eine Traube von AIDA-Mitreisenden um den armen Menschen. Dieser versucht auf Portugiesisch und ein bisschen Englisch klar zu machen, dass er die Reisenden auf der Liste abhaken soll und dann jedem einen Aufkleber für einen Transferbus anheften soll. Leider hat er weder verstanden, wie die Listen sortiert sind, so dass er ständig hin- und herblättert, um die deutschen (für ihn ziemlich merkwürdig klingenden) Namen zu finden. Ich erhasche einen Blick auf die Listen und stelle fest, dass diese zunächst nach Flügen und dann alphabetisch geordnet sind. Eigentlich also gar nicht so kompliziert – ich biete ihm also meine Hilfe an … irgendwie muss das ja hier mal weitergehen.

Auch wenn es mir nur ansatzweise gelingt, die Damen und Herren Mitreisenden in eine Schlange zu bekommen (das müssen wir noch üben), finde ich die Namen auf der Liste doch um einiges schneller als er (zumal ich mich ausschließlich auf die „Madrid-Liste“ beschränke). Und siehe da – ruckzuck sind alle Haken gemacht … jetzt fehlen nur noch die Busaufkleber.

Die besorgt bereits eine Kollegin, so dass wir alle erst mal warten sollen. Währenddessen erklingt dann immer wieder mal das bekannte „Günther, komm her!“ – Günther ist offensichtlich gern unterwegs. Ach ja, Günther ist kein Hund und auch kein Kind von 4 Jahren – Günther ist vermutlich dicht an dran an der Silberhochzeit mit der Dame, die ihn immer wieder ruft. Da er aber nach dem Rufen immer kommt, sich kurz eine Moralpredigt anhört, warum er auch immer weglaufen müsse und dann artig einen Moment da bleibt, scheint das ein normales Ritual bei den beiden zu sein …

Während wir warten, erläutere ich dem „Ersttäter-Paar“, dass das hier eigentlich ganz anders laufen müsse und wir das eigentlich so von AIDA nicht gewohnt sind. Womit es dann ja auch gleich Gesprächsstoff für den Vielfahrertreff gibt … 😉

Inzwischen sind auch die Aufkleber für die Busse da – in unterschiedlichen Farben mit unterschiedlichen Nummern, so dass alle Busse optimal besetzt werden könnten. Könnten, wenn man das System denn auch anwenden würde. Hier werden die Aufkleber aber bunt durcheinander verteilt – der Einwand eines Paares, dass sie doch gern zusammen im gleichen Bus sitzen würden, wird als unbeachtlich angesehen, da „the colors and numbers not important“ sind. Aha …

Wir schieben also unser Gepäck vor den Flughafeneingang und werden wieder von einem „Weißhemd“ der örtlichen Agentur empfangen, der uns zu einem Reisebus weist. Dort angekommen, erfährt man, dass man jetzt sein Gepäck in den Bus laden und dann einsteigen könne – es ginge dann auch gleich los. Naja, normalerweise kennt man das so, dass das Gepäck vom Fahrer verstaut wird – es ist ja auch nicht jedermann gegeben, die Gepäckfächer eines Reisebusses platzoptimiert zu beladen. Und da die Nummernaufkleber ja, wie wir erfahren haben, irrelevant sind, ist auch nicht sichergestellt, dass man in den Bus kommt, in den man eben noch sein Gepäck gewuchtet hat. Irgendwie passt das aber in das Gesamtbild bisher – wenn das also eine Sparmaßnahme von AIDA sein sollte, ist die ziemlich danebengegangen …

Wie auch immer – meine Taschen sind im Kofferraum verladen und ich sitze im Bus. Die Fahrt nach Santos soll – den Berichten aus Internetforen zufolge – knapp zwei Stunden dauern … aber dann ist es ja immerhin geschafft und der Urlaub kann endlich beginnen. Aber auch jetzt kommt es wieder anders …

Die Fahrt durch eine tolle Landschaft in Brasilien dauert in der Tat knapp zwei Stunden – dann sehen wir den Hafen von Santos. Blöderweise nicht die Cara sondern nur MSC- und Costa-Schiffe. Aber irgendwo muss sie ja sein … Das denkt wohl auch unser Fahrer, denn er reiht sich in eine Fahrzeugschlange in Richtung Hafenterminal ein, in der es im Schritttempo vorwärts geht. Eine halbe Stunde später (und gefühlte 100 m weiter) könnten wir dann zum Terminal abbiegen … Könnten, wenn da nicht ein uniformiertes Männchen stehen würde, der uns geradeaus vorbei winkt. Offensichtlich hat der auch was zu sagen, denn unser Fahrer folgt ihm klaglos, fährt etwa 1 km weiter, biegt dann rechts ab, um nach etwa fünf Minuten Fahrt in einer Wendeschleife zu drehen und zurück zu fahren. Wir fahren dann auch wieder am Hafenterminal vorbei und reihen uns erneut in die Schlange ein … die ist inzwischen natürlich länger, so dass wir dieses Mal für gefühlte 150 m etwa 45 Minuten brauchen.

Die Fahrt dauert jetzt also bereits 3 ½ Stunden … dafür stehen wir jetzt vor dem Hafenterminal (das Männchen war dieses Mal nicht da). Und hier taucht zum ersten Mal jemand auf, der tatsächlich von AIDA ist – eine junge Dame informiert uns, dass jetzt alles gut werden wird … Wir sollten einfach aussteigen, im Terminal nach links gehen und dann würde sich der Rest finden. Um unser Gepäck würde sich jemand kümmern, das würden wir dann vor der Kabine finden …

Endlich mal die gewohnten Worte, endlich mal der bunte AIDA-Schriftzug … Hoffnung keimt auf. Wir stürzen ins Terminal, halten uns links und finden die gewohnten Check-In-Laptops – allerdings nicht mit AIDA-Mitarbeitern besetzt sondern wieder mit diesen „Weißhemden“. Der Check-In verläuft daher auch ein bisschen anders – kein „Herzlich willkommen“, keine Vielfahrer-Umschläge, keine „AIDA Heute“ sondern nur ein „Passport and Voucher!“

Hm, irgendwo ist der Wurm drin … aber gut, immerhin gibt’s die Bordkarte – das ist ja schon mal ein gutes Zeichen. Den Reisepass erhalten wir merkwürdigerweise auch wieder zurück (wobei das vielleicht auch besser ist, da ich nicht sicher bin, ob ich den bei dem Typ hätte lassen wollen). Lediglich das Sicherheitsfoto erinnert an den normalen Check-In-Prozess.

Wir gehen also weiter, jetzt immerhin mit Bordkarte ausgestattet, werden nochmals durch einen Metalldetektor gejagt (wobei der bei mir jetzt wieder anfängt zu piepsen – aber das kenne ich ja schon), der Rucksack wird geröntgt (obwohl niemand auf den Bildschirm schaut) und von hinten schallt es „Günther, komm her!“.

Ich verlasse das Hafenterminal und werde zu einem Bus geschickt. Hm, eigentlich hatte ich eine Kreuzfahrt gebucht … aber vielleicht habe ich auch nicht aufgepasst und eine Busrundreise durch Südamerika erwischt? Warten wir’s ab – Schiff steht hier eh keins, also kann ich auch erst mal in den Bus steigen.

Wir sind erneut eine Viertelstunde unterwegs, fahren verschlungene Pfade auf dem Hafengelände, biegen in eine Art Containerhafen ein und landen – wir glauben es kaum – direkt vor der AIDAcara. Unser schönes Schiff – einfach irgendwo im letzten Eck abgestellt …

Und jetzt, endlich, ist es soweit … ich höre – nach 46 ½ Stunden Anreise – den lang erwarteten Satz „Willkommen an Bord!“ – ich bin zu Hause, der Urlaub kann beginnen!

Durch die lange Odyssee vom Flughafen bis zum Schiff war auch genügend Zeit, um die Kabinen wieder herzurichten, so dass wir sofort in unsere Kabine können. Ich habe dieses Mal bei der „Vario-Lotterie“ auch mehr Glück gehabt als das letzte Mal: 6240, eine nette Außenkabine auf Deck 6 Backbord, im hinteren Drittel des Schiffes gelegen. Einziges (kleines) Manko: zwischen Kabinenfenster und Reling liegt der umlaufende Gang auf Deck 6 – potenziell könnten hier also Leute vorbeikommen und (entsprechendes Interesse vorausgesetzt) Einblick in die Kabine nehmen.

Ich weiß aus dem Forum, dass dies viele als störend empfinden – ich sehe das recht leidenschaftslos: tagsüber spiegeln die Scheiben so stark, dass man von außen eh nicht nach innen gucken kann und abends gelingt der Einblick nur, wenn in der Kabine die Beleuchtung an ist … und auch dann muss man schon gezielt hineinschauen. Beim flüchtigen Vorbeigehen gibt’s da eh nichts zu sehen. Von daher schenke ich mir auch das ständige Schließen des Rollos (dann hätte ich ja auch eine Innenkabine buchen können) – wenn’s jemand interessiert, soll er sich halt vors Fenster stellen und reinschauen … ich kann damit leben.

Aber zurück zum Geschehen … wir waren natürlich schneller als unsere Koffer, so dass es in der Kabine jetzt eigentlich eh nichts zu tun gibt. Von daher könnte man eigentlich eine Kleinigkeit essen gehen – das letzte, was es zu essen und zu trinken gab, war ja immerhin das Frühstück im Flieger gegen 7 Uhr (und jetzt haben wir 14.30 Uhr). Blöderweise fallen wir aber genau jetzt in ein „Verpflegungsvakuum“ auf dem Schiff – das Mittagessen ist gerade vorbei und Kaffee-Zeit ist erst in einer Stunde.

Also beschließe ich, die Zeit mit einem ersten Sonnenbad zu überbrücken (immerhin haben wir inzwischen knapp 30°C – ganz nett für einen vierten Advent). Ich deponiere meine Sachen also in der Saunaumkleide, bewaffne mich mit einem Handtuch und verschwinde auf dem FKK-Deck. Die Sonnenmilch ist zwar noch in einer meiner Taschen unterwegs – aber eine halbe Stunde wird hoffentlich auch so gehen …

Und – es geht. Allerdings reicht das auch für den Anfang – ich entscheide, bevor ich Blasen werfe, zumindest ein Stück Joghurt-Sahne-Torte und einen Muffin zu essen (zugegeben, ein Steak wäre mir lieber, aber das gibt’s halt nun mal nicht zur Kaffeezeit). Das wird aber auch Zeit jetzt …

Auf dem Weg zurück in meine Kabine (vielleicht sind ja die Taschen da?) treffe ich Stephan, unseren Reise-Service-Manager … und irgendwie sieht er mir an, was ich in den letzten 48 Stunden gemacht habe: „Hallo Harald, sag‘ jetzt nichts …“ 😉

Dafür kenne ich jetzt ein ganz wesentliches Detail: Das Chaos zwischen Ankunft am Flughafen und dem Betreten des Schiffs ist nicht wirklich die Schuld von AIDA: die brasilianischen Behörden haben untersagt, dass AIDA-Mitarbeiter am Flughafen und im Hafenterminal arbeiten – hierfür durfte nur die örtliche „Weißhemden“-Agentur eingesetzt werden. Und die waren nun einmal maßlos überfordert mit hunderten von Passagieren mit deutschen Namen, deutschen Listen, Bustransfers, AIDA-Laptops beim Check-In usw. Naja, immerhin … dann ist das jetzt ja doch nicht immer so. Aber vielleicht sollte AIDA durchaus darüber nachdenken, ob Santos der richtige Wechselhafen ist oder nicht ein anderer brasilianischer Hafen mit anderen Regelungen besser geeignet wäre …

Auf dem Weg zu meiner Kabine begegne ich einer meiner Taschen, die ich auch gleich mitnehme und zu der anderen stelle, die ich bereits vor der Kabine finde. Super, kann ich gleich einräumen – dann ist auch das erledigt und der Urlaub kann tatsächlich beginnen.

Glücklicherweise ist die Cara ja noch mit üppig Platz in den Schränken und einem vernünftigen Nachttisch ausgestattet – im Gegensatz zu den Schiffen der Sphinx-Klasse, bei denen es ein bisschen sparsamer zugeht, was Stauraum betrifft -, so dass der Inhalt der Taschen ruckzuck verschwunden ist. Gleichzeitig nutze ich das Zeitfenster bis zum Abendessen für einen Sprung in die Nasszelle: duschen, Zähne putzen und den Zwei-Tages-Bart entfernen – darauf freue ich mich seit Stunden.

Ich fühle mich wie neugeboren – jetzt kann’s wirklich losgehen. In meiner Kabine habe ich inzwischen auch die Vielfahrer-Einladung und die Tickets für die bereits zu Hause gebuchten Ausflüge gefunden – genau passend, um da die eine oder andere Änderung vorzunehmen. Aus Erfahrung buche ich zu Hause immer erst einmal recht großzügig die Ausflüge ein, die ich machen will – aber auch den einen oder anderen, der aus Kapazitätsgründen potenziell an Bord nicht mehr zur Verfügung stehen könnte. Und mit der Zeit ergeben sich da durchaus Änderungen aufgrund von Erfahrungen anderer Reisender aus Internetforen oder anderer Tipps und Hinweise, die man so erhält bzw. in Reiseführern findet.

Bevor es dann um 21.30 Uhr zur Welcome Show auf dem Pooldeck geht, gibt’s noch ein Abendessen („Welcome Dinner“) im Marktrestaurant und einen „mit-ohne-mit-mit“ (Insider, das muss nicht jeder verstehen) zum Verdauen in der AIDA-Bar.

Der Begrüßungssekt steht bereit, Club- und Entertainment Manager stehen bereit – doch wo sind die Passagiere? Es ist halb zehn, das Pooldeck sollte voll sein … eine grobe Zählung ergibt aber lediglich 250 – 300 Passagiere – was ist mit dem Rest? Wollen die keinen kostenlosen Sekt?

Die Auflösung kommt sofort … bei der Begrüßung erfahren wir, dass noch zwei Flugzeuge mit etwa 150 Passagieren aus Lissabon und Amsterdam fehlen (da gab’s wohl Winterprobleme mit dem Zubringer), diese aber noch in der Nacht erwartet werden (und wir daher einige Stunden später aus Santos auslaufen und damit auch später in Rio ankommen werden) und zusätzlich wohl noch ein Flieger aus Frankfurt fehlt, der dann auch erst am nächsten Tag in Rio erwartet wird (der musste wohl wegen eines technischen Defekts umdrehen – es scheint fast so, dass ich mit dem Abflug von Berlin alles zusammen dann doch echt Glück gehabt habe). Damit könnte sich die Passagierzahl dann doch noch etwas steigern, wobei „ausgebucht“ wohl etwas anderes ist. Aber zum einen war das zu erwarten, zum anderen ist es auf der „kleinen“ Cara dann ja noch familiärer als sonst …

Ich erkenne aber auch, dass es sich durchaus lohnt, dass An- und Abreisepaket mit zu buchen. Gerade im Winter läuft ja manches nicht so wie man sich das auf den Papier vorgestellt hat – und da ist es schon ein beruhigendes Gefühl, wenn man weiß, irgendwie wird das schon geregelt, dass man aufs Schiff kommt. Vielleicht braucht es noch eine Zwischenübernachtung wie bei der zurückgekehrten Maschine, vielleicht reicht es schon, dass das Schiff noch ein paar Stunden mit der Abfahrt wartet … vielleicht ist es aber auch so extrem wie im letzten Jahr auf der Südostasienreise, bei der lediglich eine kurzfristig von AIDA gecharterte Maschine vielen Passagieren die Möglichkeit bot, die Reise überhaupt antreten zu können. Aber auch der Transfer von São Paulo nach Santos – so chaotisch er auch war … wir sind immerhin auf dem Schiff. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich hätte das einem Taxifahrer in Santos auf Portugiesisch erklären wollen … und dann hätten wir beide am Hafen gestanden und hätten die AIDA gesucht … Nein, da buche ich lieber Urlaub von Anfang an …

Inzwischen merke ich auch, dass ich eine doch etwas längere Anreise hinter mir habe und wir dazu auch noch die Uhren um drei Stunden zurückgestellt haben, so dass ich die Welcome Pool Party schwänze und den direkten Weg ins Bett finde …

In der Kabine findet sich übrigens noch eine nette Überraschung: AIDA hat sich bei allen Gästen für das Chaos bei der Anreise entschuldigt – und einen Cocktailgutschein dazu gelegt. Nette Geste, „Gefällt mir!“