Der erste Tag ist gleich ein Seetag – also ist zunächst einmal Ausschlafen angesagt. Der erste „Termin“ ist die Seenotrettungsübung um 10.15 Uhr, so dass bis dahin noch genügend Zeit für ein ausgiebiges Frühstück bleibt. Da mir der Ablauf der Seenotrettungsübung ja zwischenzeitlich schon geläufig ist, wollte ich mich rechtzeitig zu meinem Sammelpunkt („Musterstation“ A – Theater) aufmachen, um die ankommenden Leute zu beobachten und ein bisschen zu fotografieren. Etwa fünf Minuten vor Auslösung des Generalalarms mache ich mich also auf den Weg – und treffe unterwegs mindestens 100 Leute, die sich ebenfalls mit Rettungsweste bewaffnet auf den Weg gemacht haben. Wenn die im Ernstfall auch so schnell unterwegs sind, kann ja nichts schief gehen. Obwohl, im Theater angekommen, dachten die meisten noch, hier gäbe es heute freie Platzwahl – und waren dann überrascht, in deutlichen Worten zu erfahren, dass hier nach einem ausgeklügelten System vorgegangen wird, das individuelle Wünsche noch nicht einmal ansatzweise berücksichtigt.


Aber auch das einzige Pflichtprogramm während der achttägigen Reise geht vorüber, so dass ich die Gelegenheit nutze, der Kapitäns- und Offiziersvorstellung auf dem Pooldeck beizuwohnen und anschließend dem Show-Ensemble bei ihrer ABBA-Performance zu lauschen. Bis zum Mittagessen (heute etwas später gegen 14.00 Uhr) bleibt dann noch etwas Zeit zum Lesen in der Coffee Bar, natürlich bei einem Latte.

Auch wenn heute mehr oder weniger die Sonne scheint, war es auf dem Pooldeck doch saukalt (man merkt halt doch, wenn sich ein Schiff mit knapp 20 Knoten im Nordmeer bewegt), so dass ich den Rest des Nachmittags mit meinem Buch auf dem Bett verbringe.

Am frühen Abend bietet sich dann die Gelegenheit, einen mir bislang unbekannten Teil des Schiffs zu besuchen – das Hospital. Das hört sich jetzt natürlich viel schlimmer an als es tatsächlich ist – im Vorfeld der geplanten Landausflüge möchte ich jedoch mit meinen Halsschmerzen kein Risiko eingehen, so dass ich Frau Dr. Kamp kennen lerne. Nach kurzer Anamnese und einem prüfenden Blick steht fest, dass es sich nicht um die Mandeln handelt (was ich aufgrund früherer Erfahrungen mit anstehenden Erkältungen vermutet hatte) sondern wohl eine Rachenentzündung ist. Also eigentlich nichts Schlimmes, aber dennoch unangenehm genug, um medikamentös dagegen vorzugehen. Ausgestattet mit einer entzündungshemmenden Lösung zum Gurgeln und Halsschmerztabletten geht es zurück in die Kabine, bis um 18.00 Uhr die Ausflugspräsentation „Ulvik/Eidfjord“ ruft.

Vor dem Abendessen steht nun noch etwas Unterhaltung auf dem Programm. Zunächst geht’s ins Theater zum „Globetrotter-Test“. Das muss man sich so ein bisschen vorstellen wie „Wer wird Millionär“ ohne Einzelkandidaten. Jeder Zuschauer ist mit einem TED-Sender ausgestattet und beantwortet alle Fragen. In fünf Runden mit je fünf Fragen werden nun fünf Runden-Sieger und ein Gesamtsieger ausgespielt. Das hat natürlich den Vorteil, dass sich kein Einzelner blamiert und alle mitspielen können. Für einen Sieg hat es zwar nicht gereicht (entweder war ich zu doof oder zu langsam), dafür hat aber jeder an Erfahrung gewinnen können… Nun folgt der direkte Wechsel in die AIDA-Bar; hier mischt Andrea bereits die Bingo-Kugeln; wie immer wurden jedoch auch hier die falschen Zahlen gezogen, so dass die knapp 250 EUR jetzt in einem fremden Portemonnaie gelandet sind – aber was soll’s, Hauptsache es hat Spaß gemacht.

„Alpenglühn“ – unter diesem Thema steht das heutige Abendessen. Im Marktrestaurant ist also alles vorhanden, was man in Bayern, Österreich, der Schweiz und Südtirol in Topf und Pfanne findet – der gute Vorsatz, etwas weniger zu essen, muss also noch einmal einen Tag verschoben werden. Da an den Themenabenden nicht nur die Speisen angepasst sondern auch die Restaurants und das Personal entsprechend dekoriert werden, können wir heute unsere philippinischen Freunde in Lederhosen treffen – auch mal was anderes … Störend wirkt eigentlich nur die „Dicke-Backe-Musik“ im Hintergrund – das ist aber wohl eher ein individuelles Problem (über das Durchschnittsalter hatte ich ja schon gesprochen).

Da ich morgen gegen 5.00 Uhr die Einfahrt in den Hardangerfjord miterleben will, geht’s heute mal vor Mitternacht ins Bett – allerdings kann ich vorher noch schnell meine E-Mails checken, da wir hier eine ordentliche GPRS-Verbindung haben (warum auch immer, Land ist zumindest nirgendwo in Sicht) …