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3./4. Januar 2016: Auf dem Heimweg …

Schluss, Aus, Vorbei …

Naja, nicht ganz. Die Rückreise steht ja noch an. Und die dauert ja auch noch mal bis morgen Mittag. Also von daher entspannt zurücklehnen – es geht weiter …

Wie immer mit dem Frühstück im Yacht Club. Vor der Tür hing dabei die Bordrechnung an der Kabinentür, so dass ich diese gleich noch prüfen kann. Wir finden noch einen schönen Platz an der Reling, wolkenfreier blauer Himmel und Sonnenschein deutet auf einen schönen Tag hin, den Birga, Arndt und Dennis in Kapstadt allerdings besser nutzen können als ich in der Luft. Denn während ich vor der Reise drei Tage in Kapstadt gewesen bin, haben die drei jetzt noch zwei „Sightseeing-Tage“ angehängt, bevor es für Dennis wieder in die Schule geht.

Und so trennen sich nach dem Frühstück unsere Wege – während die drei ein Taxi zum Hotel suchen, finde ich vor dem Terminal nach dem Einsammeln meiner beiden Koffer einen jungen Mann mit einem Schild „Harold Manger“ vor. Sehr ordentlich – so war das geplant. Ich hatte nämlich im Vorfeld wie auch auf der Hinfahrt vom Flughafen zum Hotel bei suntransfers.com einen individuellen Shuttle zum Flughafen gebucht, der mich um 9.30 Uhr am Schiff abholen sollte.

Und wie auch auf der Hinfahrt hat das hervorragend geklappt. Um 9.15 Uhr werde ich bereits erwartet, meine Koffer verschwinden im Kofferraum und rund 25 Minuten später stehe ich vor dem Flughafengebäude in Kapstadt.

Die Check-In-Schalter von Qatar Airways sind schnell gefunden und erwartungsgemäß ist am Business Check-In auch nichts los, so dass sich meine beiden Koffer mit „Priority“-Anhängern versehen bereits wenige Minuten später auf den Weg nach Frankfurt machen während ich noch etwas Wartezeit bis zum Boarding zu überbrücken habe.

Wobei das bei Business Class Flügen ja meistens nicht so tragisch ist. Allerdings steht erst noch die Ausreise aus Südafrika an (dauert allerdings nur ein „How are you?“ und einen Stempel im Pass) und die Sicherheitskontrolle.

Die ist ähnlich intensiv wie die am Hafen (ich muss noch nicht mal meine Flüssigkeiten oder meine Technik aus dem Rucksack holen) und auch das Piepsen beim Durchschreiten der Torsonde (das vermutlich auf die Gürtelschnalle zurückzuführen ist) stört hier niemanden. Von irgendwelchen Sprengstofftests mal ganz zu schweigen. Aber gut, habe ich ja sowieso nicht dabei …

Und so kann ich bereits eine Viertelstunde nach Erreichen des Flughafens in die Lounge abbiegen. Hier erhalte ich noch einen WLAN-Code (der übrigens für alle Nutzer gleich ist) und dann kann ich es mir auch schon auf einem der Sessel gemütlich machen.

Die Lounge wird dabei erwartungsgemäß nicht von Qatar Airways sondern vom Flughafen selbst betrieben und dient somit vielen Fluggesellschaften als gemeinsame Lounge für ihre Gäste. Wobei das ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss.

Und so gibt es hier auch alles, was man so erwarten würde: Getränke aller Art, kleine Snacks, ein kleines Frühstück, Steckdosen an jedem Platz, Arbeitsbereiche und – wie schon erwähnt – WLAN.

Was mir die Möglichkeit bietet, schon mal das eine oder andere aus den offenen Mails abzuarbeiten – frei nach dem Motto: was weg ist, ist weg. Und so werden das jetzt zwei intensive Stunden … aber entspannen kann ich mich ja dann auch nachher im Flieger – gut neun Stunden sollten ja dafür ausreichen.

Um 11.20 Uhr erinnert uns dann eine Durchsage an den Beginn des Boarding für unseren Flug nach Doha. Erstaunlicherweise etwa eine Stunde vor Abflug … das ist eigentlich ja recht früh. Aber da es im Dreamliner ja nicht unbedingt unbequemer ist als in der Lounge, kann ich damit gut leben.

Und so kann ich mich an meinem Platz (ein Einzelsitz auf der linken Seite) schon mal „häuslich einrichten“. Und dazu muss man wissen, dass es eigentlich keine First Class braucht, wenn man eine Business Class hat wie sie Qatar Airways im 787 (und auch im A350) anbietet. Ein Einzelsitz, der sich zu einem langen flachen Bett verwandeln lässt, ein geschätzt 22“ großer Bildschirm an jedem Platz mit einem Unterhaltungsangebot von etwa 6000 Medien (Audio und Video, davon allerdings nur einige Filme in deutscher Sprache). Dazu kommen mehrere Ablageflächen und –boxen für Kleinteile (so verschwinden Laptop, iPad, Kopfhörer usw. rechts und links vom Sitz), Steckdose, USB-Anschluss zum Laden und zur Wiedergabe eigener Medien auf dem Bildschirm sowie eine Schublade für die Schuhe. Dieser Sitz ist in der Tat mal gelungen – und für mich wieder ein Beweis dafür, dass die Business Class der Lufthansa zwar gut, aber nicht unbedingt auf dem Level ist, auf dem man insbesondere im Orient ist. Und von daher ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, parallel nicht nur auf Miles&More zu setzen sondern verstärkt auch mal topbonus-Punkte von Air Berlin zu sammeln.

Bevor wir pünktlich um 12.20 Uhr abheben, stellt sich noch „meine“ Stewardess bei mir vor, erläutert mir kurz das Bordentertainment, bringt ein Gläschen Champagner (hört das denn gar nicht mehr auf?) und die Speisekarte.

In der Business Class gibt es hier nämlich keine festen Essenszeiten nach dem Motto „Wenn der Wagen da ist, wird gegessen“ sondern es wir jederzeit nach Wunsch à-la-carte bestellt. Wir im Restaurant halt. Was man will, in welcher Reihenfolge man will, wieviel man will und eben wann man will. Das hat was …

Der Flug wird etwa neun Stunden dauern, so dass wir – aufgrund der Zeitverschiebung um eine Stunde – gegen 22.30 Uhr in Doha landen werden. Und so schiebe ich direkt nach dem Start ein kleines Mittagessen ein (Salat, Graved Lachs, scharfes Hühnchen, Käseauswahl) – und das wird hier übrigens nicht auf einem Tablett gebracht, sondern es wird – wie im Restaurant auch – zunächst der Tisch eingedeckt und dann Gang für Gang auf Porzellangeschirr serviert.

Ich trinke dann noch einen Cappuccino zum Abschluss, bevor ich mich mal mit dem Entertainment auseinandersetze, einen Film gucke, etwas Musik höre und dann ein kleines Nickerchen mache.

Natürlich nicht, ohne vorher noch einen kurzen Gruß in Facebook einzustellen – denn bei Qatar gibt es auch in der Luft Internet. Nicht ganz billig (12 MB kosten $5), aber für ein paar Mails und ein, zwei Onlinerecherchen für dieses Buch reicht das völlig. Und Surfen kann ich dann ja nachher in Doha im Terminal – nehme ich jedenfalls mal an.

Gegen 17.00 Uhr werden wir dann für eine Viertelstunde mal mit Turbulenzen konfrontiert – die hat mir die Stewardess aber bereits in Kapstadt angekündigt. Offensichtlich gibt es die hier immer (ist so auf der Höhe von Adis Abeba gewesen) … aber gut, das Schaukeln der Jeeps in den Game Reserves oder in der Namib war stärker.

Und noch etwas muss ich hervorheben – das Lichtmanagement an Bord. Passend zur jeweiligen Tageszeit wird das Licht in der Kabine mittels LEDs farblich angepasst und gedimmt – und das hat durchaus eine Wirkung. Genau wie die Verdunkelung der Fenster – die Zeit, wo man zum Verdunkeln Blenden hoch und runterschieben musste, ist hier vorbei: ein Knopf unter dem jeweiligen Fenster steuert den Lichteinlass individuell in fünf Stufen elektronisch von komplett hell bis komplett dunkel – wobei das aber natürlich auch zentral bedient werden kann (so dass beispielsweise zur Landung die Fenster nicht abgedunkelt sind).

Mein MacBook hat mir gerade gesagt, dass es jetzt 20.00 Uhr sei – von daher wird es Zeit für einen kleinen Snack zu Abend. Ich bestelle mir daher mal ein „Assortment of hot pastries“, in der Hoffnung einen scharfen Snack zu erhalten und gönne mir dazu ein Glas von dem australischen Rotwein, einen 2013er Fox Creek – und wenn alles gut geht, sind wir dann in gut zwei Stunden ja auch schon in Doha.

Der Zeitplan passt und so landen wir wie geplant pünktlich auf dem Flughafen von Doha. Und ich muss mal schauen, wie das hier jetzt weitergeht – schließlich muss ich hier ja nun die Nacht verbringen.

Zunächst führt mich der Weg vom Flieger dem Schild „Transfer“ nach – allerdings hört das dann irgendwann auf. Naja egal, ich gehe den Weg einfach mal weiter – irgendwie geht es hier lange geradeaus. Aber immerhin mit Hilfe eines Laufbandes etwas schneller als nur zu Fuß.

Weitere Hinweise auf einen Transferschalter vermisse ich zwar und auch die Anzeigetafeln enden irgendwann bei den Flügen um 1:30 Uhr, so dass ich nicht sehen kann, in welchen Bereich ich überhaupt muss, aber so richtige viele Alternativmöglichkeiten als geradeaus zu gehen, habe ich auch nicht.

Und dann erscheint immerhin ein Hinweis „Lounges“ auf einem der Schilder. Das ist schon mal gut – da lässt sich dann bestimmt auch klären, wo man hier am besten die Nacht verbringt. Und je näher ich diesem Bereich komme, desto mehr Menschen wuseln hier auch wieder herum. Kann also nicht ganz falsch sein. Wobei ich natürlich gern mal einen Qatar-Schalter finden würde, um dort noch mal nachzufragen, ob es nicht vielleicht doch möglich ist, meinen Flug auf den früheren Flug um 2.00 Uhr umzubuchen.

Leider kann ich trotz intensiver Suche nichts finden. Hilft also nichts, „Mann“ muss fragen (macht „Mann“ ja normalerweise nicht). Ich gehe daher mal auf die gelbe Warnweste zu, die einen der umstehenden Herren schmückt – ich kann zwar die Aufschrift nicht lesen (sind irgendwelche Wellenlinien), dafür kann er mir helfen. Er weist mich zu einem Aufzug, der mich in den zweiten Stock bringen soll. Und dort wäre ein Ticketschalter.

Na dann … ich fahre nach oben – und stehe vor der Sicherheitskontrolle. Nur auf der falschen Seite (klar, bin ja auch im Transferbereich). Der Ticketschalter ist aber auf der anderen Seite. Das kenne ich nun so ja auch nicht. Ich frage also einen der Sicherheitsmenschen, wie ich da jetzt hinkomme – und der hat auch gleich die Lösung parat. Er schiebt mich einfach von der falschen Seite durch die Torsonde, es blinkt und piepst – aber ich bin jetzt „draußen“.

Aber gut – Hauptsache ich kann mal mit jemandem über mein Ticket reden. Und reden kann ich – nur hilft es nichts. Leider bestätigt sich die Aussage der Air Berlin Mitarbeiterin – eine Umbuchung ist mangels freier Sitze nicht möglich. Aber ich könne ja in der Business Louge warten.

Schon klar, aber eigentlich wollte ich ja lieber A350 fliegen. Wobei mir jetzt auch klar ist, dass das nichts werden wird. Also mache ich mich auf den Weg zur „Al Mourjan Business Lounge“, genau eine Etage über mir. Wobei der Weg jetzt erst mal wieder durch die Sicherheitskontrolle geht.

Glücklicherweise gibt es hier eine Business-/First-Fast Lane, so dass ich ruckzuck am Röntgengerät stehe. Und sehe, was Effizienz ist. Das geht hier wirklich im Akkord. Ein Mitarbeiter legt ständig leere Kisten aufs Band, Du selbst läufst neben dem Band her und legst Deine Sachen nach und nach in die Kisten – so ein bisschen wie bei ALDI, wenn das Band auch schneller an der Kasse vorbeifährt als Du die Sachen aus dem Wagen da drauf legen kannst.

Irgendwann bist Du vorn und musst durch die Sonde – und idealerweise hast Du bis dahin alles in die Kisten geworfen … sonst stockt hier das System. Ich schaffe es gerade noch, den Gürtel aus den Schlaufen zu ziehen und in eine der Kisten zu werfen als ich auch schon durch die Sonde muss. Die rührt sich nicht (was gut ist, ansonsten gäbe es wieder einen Stau) und so kann ich direkt hinter der Sonde anfangen, meinen Kram wieder aus den Kisten einzusammeln – wobei die Kisten auf dem Band ständig weiterfahren und ich mehr oder weniger nebenher hechele. Denn beeilen muss ich mich schon – am Bandende steht nämlich wieder ein Mitarbeiter, der die Kisten von hier über ein anderes Band wieder an den Anfang schickt. Und bis er die in die Hand nimmt, sollten sie leer sein. Klappt auch gerade so – nur den Gürtel muss ich jetzt noch in Ruhe in die Schlaufen ziehen.

Das ist echt nicht schlecht – ich würde mal sagen, dass der Passagierdurchsatz bei der Sicherheitskontrolle sicher fünf Mal so hoch ist wie in Frankfurt. Mindestens …

Mein Gürtel ist inzwischen wieder in der Hose, so dass ich in Richtung Aufzug gehen kann. Der steht schon bereit und so bin ich kurz darauf im 3. Stock und stehe vor einem riesigen Infodesk. Hier wird meine Bordkarte gescannt – und schon kann ich rein. Ich frage noch mal vorsichtig nach einem WLAN-Code und erfahre, dass ich den hier nicht brauche. Hier kann sich jeder mittels Name und Buchungscode anmelden – das Internet ist im ganzen Flughafen verfügbar und kostenlos.

Ich gehe also an der Theke vorbei und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. So eine Lounge habe ich noch nicht gesehen. Riesig groß, absolut stylisch gestaltet und mit allem ausgestattet, was man sich nur vorstellen kann. Ruheräume, Business Center, Familienzimmer, „Game Rooms“, Restaurant, verschiede Warte- und Loungebereiche, Duschen, Gebetsräume. Das ist einfach nur der Wahnsinn – und natürlich 7/24 geöffnet.

OK, da lassen sich die paar Stunden bis morgen Früh sicher rumbringen. Ich gehe einmal quer durch die Lounge, um mich zu orientieren und bin immer noch begeistert. Und auch wenn ich dachte, das First Class Terminal in Frankfurt wäre das Non-plus-ultra – von der Ausstattung her ist das hier mindestens gleichwertig.

Jeder Sitzplatz ist mit einer Steckdose inkl. USB-Anschlüssen versehen, WLAN ist sowieso überall verfügbar (und das in Highspeed) und an jedem Platz steht ein kleines Terminal (etwa so groß wie ein iPad Pro), an dem man die aktuellen Flugzeiten abfragen kann, im Internet surfen kann oder sich auch einen Wecker für den eigenen Flug einrichten kann.

Speisen und Getränke gibt es im Restaurant und auch in den einzelnen Wartebereichen, wobei es im Restaurant auch „richtige“ Speisen und nicht nur Snacks gibt.

Und so mache ich mal einen Plan … zuerst gehe ich duschen, dann eine Kleinigkeit essen, danach arbeite und schreibe ich noch ein bisschen, bevor ich dann ein kleines Nickerchen in der „Quiet Zone“ mache, bis es zum Boarding um 6.55 Uhr geht.

Gesagt, getan. Am Eingang zum Duschbereich steht schon ein Qatar-Mitarbeiter bereit, der mir die Dusche erklärt. OK – ist jetzt nicht so schwierig. Aber es ist schon nett zu wissen, was da in welcher Flasche drin ist (Shampoo, Duschgel, Conditioner) und wie man das Wasser wärmer bekommt (im Gegensatz zu uns muss man hier den Hebel nämlich nach rechts bewegen).

Er besorgt mir noch eine Zahnbürste und Zahnpasta und bietet auch noch einen Kamm und einen Rasierer an, wobei mir der Kamm erst mal ausreicht – wir wollen es ja mal nicht übertreiben. Als er dann allerdings beginnt, mir noch die Handtücher aufzufalten, bin ich mir nicht sicher, ob er mir nicht auch gleich noch den Rücken einseifen will …

Doch offensichtlich hat das resolute „Thank you“ dann doch seine Wirkung nicht verfehlt. Er zieht von dannen und ich kann endlich in Ruhe duschen. Und das tut wirklich gut … Jetzt noch schnell die Zähen putzen, frische Klamotten anziehen und dann ins Restaurant zu einem kleinen Abendessen.

Ich suche mir einen freien Tisch, hole mir ein Tonic Water und stelle mir an der Salatbar einen kleinen gemischten Salat zusammen (bzw. lasse mir einen zusammenstellen, selbst anfassen ist hier nicht vorgesehen). Und während ich die gewünschten Salate auswähle, kommt schon der nächste Qatar-Mitarbeiter und nimmt meine Sandwichbestellung auf – die werden hier nämlich auch alle individuell und frisch hergestellt.

Und so sitze ich zehn Minuten am gedeckten Tisch, esse Salat und Sandwich – und bin immer noch der Ansicht, dass die Entscheidung für Qatar Airways genau die richtige war. Nach dem Dinner gehe ich dann in einen der Loungebereiche, gebe meinem MacBook mal etwas Strom und Internet und mache alles das fertig, was ich von unterwegs an E-Mails und To-Do’s so bearbeiten kann. Und das ist Dank wirklich schnellem Internet eine ganze Menge.

Gegen 2.00 Uhr reicht es mir dann allerdings. So langsam werde ich ein bisschen müde … und von daher packe ich mein Büro jetzt wieder ein und mache mich auf den Weg in den Ruhebereich.

Leider bin ich aber nicht der einzige, der diese Idee hatte – und so teilt mir die Dame am Empfang mit, dass in jedem Bett schon einer liegen würde. Und leider auch niemand vor morgen früh da wieder raus will. Schade …

Aber es hilft ja nichts – ich kann mich ja schlecht irgendwo dazu legen. Also gehe ich wieder in einen der Loungebereiche, wobei ich mir den mit den optisch bequemsten Sesseln aussuche, und schlafe einfach dort ein bisschen. Und das geht erstaunlich gut – allerdings nur so rund zwei Stunden, dann bin ich wieder wach.

Für das Frühstück ist es mir noch ein bisschen zu früh, so dass ich über Sky Go noch einen Film streame (dass das Internet hier schnell ist, hatte ich ja schon erwähnt), bevor ich danach mal schaue, was im Restaurant so geboten wird.

Und da muss ich jetzt zugeben, dass es doch noch einen kleinen Unterschied zur First Class Lounge der Lufthansa in Frankfurt gibt – das Restaurant dort ist ein Sternerestaurant ohne wenn und aber … und das hier ist „nur“ sehr gut. Für einen Schinken-Käse-Toast (natürlich überbacken), einen Fruchtjoghurt, ein paar Früchte, einen Muffin sowie einen Cappuccino reicht es aber durchaus 😉

Jetzt gehe ich noch mal kurz auf die Toilette – und dann so langsam in Richtung Gate. So genau weiß ich nämlich gar nicht, wie weit es bis nach D3 ist.

Allerdings muss ich vorher noch von dem Toilettengang berichten. Nein, keine Angst – keine verdauungstechnischen Details. Mehr so zum Drumherum. Im Toilettenbereich befinden sich aktuell nämlich drei Mitarbeiter. Alle mit Anzug gekleidet und mit Lappen, irgendeinem Spray sowie Wischmopp ausgerüstet. Und da braucht sich niemand vorzustellen, einfach so eine freie Kabine zu betreten. Zum einen ist erstmal keine frei, so dass ich warten muss. Und als sich dann eine der Türen öffnet und ich den Versuch mache, die Kabine zu betreten, werde ich freundlich daran gehindert. Vor mir gehen nämlich zwei der Mitarbeiter da rein. Der eine sprüht was auf die Toilettenbrille und in die Schüssel, spült und wischt mit seinem Lappen, der andere wischt den Boden mit dem Wischmopp. Dann wird das oberste Blatt vom Toilettenpapier zu einem Dreieck gefaltet (wie man das aus Hotels kennt) und dann ist es soweit – ich darf eintreten. Glücklicherweise geht er vorher raus – es hätte mich aber auch nicht gewundert, wenn er mich hätte unterstützen wollen …

Dass sich nach mir das gleiche Spiel wiederholt, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Hier wird also in der Tat nach jeder Benutzung gereinigt und der Ursprungszustand wieder hergestellt. Wahnsinn. Aber es geht noch weiter. Wie sich das gehört, will ich mir die Hände waschen. Dazu haben sie hier auch geeignete Einrichtungen, also Waschbecken, Seifenspender und kleine gerollte Stoffhandtücher. Das Wasser kommt aus dem Hahn, wenn man eine Hand vor einen Sensor hält. Aber auch das darf ich nicht machen – das macht ebenfalls ein Mitarbeiter. Und der gibt mir auch einen Schuss Seife in die Hand und reicht mir, nachdem ich unter dem Wasserhahn fertig bin, eines der Handtücher an. So was habe ich noch nirgendwo erlebt – auch nicht im First Class Terminal … selbst da muss man ganz allein auf dem Klo zurechtkommen 😉

Kann man den Service hier noch toppen? Ich wüsste im Moment nicht so genau, wie. Hier sind unzählige Mitarbeiter rund um die Uhr am Werkeln – alle mit korrekt sitzender Uniform gekleidet. Und jeder hat irgendwie seine Aufgabe: kaum stellt man ein leeres Glas irgendwohin, kommt einer vorbei und nimmt das weg. Natürlich nicht, ohne evtl. Ränder darunter wegzuwischen. Wenn man aus seinem Sessel aufsteht und dieser danach auch nur minimal schräg steht, kommt einer und rückt das wieder gerade – Monk hätte seine Freude hier (und ich damit natürlich auch). Nachts wird dann gründlich geputzt – hier ist alles blitzblank, hier würde ich sofort und ohne jede Hemmung vom Boden essen. Die einzelnen Bereiche der Lounge sind mit Glasscheiben von einander abgetrennt – und auch die werden regelmäßig geputzt. Ständig läuft ein Mitarbeiter mit einem Lappen und einem Abzieher an den Glasflächen entlang und entfernt jeden Fingerabdruck.

Und dieses Bild setzt sich auf dem ganzen Flughafen so fort. Egal wo ich auch stehe – ich sehe von jedem Punkt aus immer mindestens drei Reinigungskräfte mit Uniform und Wischmopp. Das könnte dann auch einer der Gründe sein, warum der HIA Qatar von Skytrax als der beste Flughafen im Mittleren Osten ausgezeichnet wurde.

Ach ja, ich bin inzwischen auch schon unterwegs zu D3 – und das ist ungefähr da, wo ich gestern angekommen bin … und damit mehr oder weniger am anderen Ende des Flughafens. Und so bin ich etwa 15 Minuten unterwegs, um mit Hilfe der Laufbänder zu meinem Gate zu kommen.

Pünktlich zur Boarding Time um 6.55 Uhr bin ich da – und kann nach einem kurzen Blick auf die Bordkarte auch gleich an Bord. Und es ist wie erwartet der A330 mit der 2-2-2-Bestuhlung. Wobei das ja auch nicht schlecht ist, zumal ich durch die Wahl der Reihe 1 ja auch sicherstellen konnte, dass mein Sitznachbar nicht ständig über mich rüber klettert, wenn er mal Pipi muss. Und dass das Bett hier nicht ganz flach ist, ist für den 6 ½-stündigen Flug auch zu verkraften – zumal ich ja sowieso noch ein bisschen im Flieger schreiben will und dadurch ja eh sitzen muss.

Dafür ist der Service genau so exzellent wie auf dem Flug von Kapstadt. Auch hier stellt sich der Purser vor, ich werde mit Namen angesprochen, könnte einen Champagner erhalten (was ich mir um diese Zeit aber verkneife) und bekomme sogar eine ausgedruckte WELT von heute.

Das Frühstück wird ebenfalls à-la-carte serviert (wobei ich hier jetzt nur noch ein kleines Omelette mit Geflügelwürstchen nehme) und auch ein Cappuccino stellt die Bordtechnik vor keine größeren Probleme.

Und so verbringe ich den Flug mit Schreiben und einem weiteren Nickerchen, bis wir pünktlich um 12.30 Uhr in Frankfurt landen. Und hier kenne ich mich ja aus, so dass der Weg durch die Passkontrolle (die auf Wunsch bei biometrischen Ausweisen inzwischen ja auch am Automaten geht und damit schneller ist) in Richtung des Gepäckbandes Routine ist.

Routine ist aber auch, dass das Gepäck hier weite Wege zurücklegt und wir von daher wieder eine Weile warten müssen, bis sich das Band in Bewegung setzt. Dafür sind meine Koffer relativ früh dabei (da scheint also einer auf die Aufkleber geachtet zu haben), so dass ich nach unbehelligtem Passieren der Zollkontrolle kurz darauf vor dem Terminal stehe.

Interessant ist übrigens, dass sich zwei der Zöllner in zivil unter die Wartenden am Band gemischt haben und da wohl schon mal geschaut haben, wer ihnen verdächtig vorkam. Zumindest sind sie einem Paar mit drei Koffern hinterhergegangen und haben sie dann – nachdem sich die beiden für den grünen Ausgang entschieden haben –  freundlich zur Seite gebeten …

Ich stehe inzwischen in der Kälte und schaue mal nach einem Taxi, das mich nach Hause bringt. Und finde glücklicherweise auch eins von MyTaxi (das ist zwar das fünfte in der Reihe – aber es ist ja keiner verpflichtet, das erste Taxi in der Reihe zu nehmen) – und so spare ich noch mal 20 € bei der Fahrt, da irgendeiner der von mir geworbenen MyTaxi-Kunden inzwischen seine erste Fahrt gemacht hat. Manchmal läuft’s halt … 🙂

Eine knappe halbe Stunde später bin ich dann wieder da, wo ich bin, wenn ich nicht auf einem Schiff bin – zu Hause. Und glaube, wieder mal einen ganz tollen Urlaub mit vielen neuen Eindrücken erlebt zu haben – getreu dem Zitat von Augustinus Aurelius: „Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.“

Und während ich jetzt also gut bei mir zu Hause angekommen bin und wieder an meinem Schreibtisch sitze, will ich doch noch mal einen kleinen Vergleich zwischen AIDA, TUI und der Europa 2 ziehen. Nicht, weil das unbedingt vergleichbar wäre, aber doch, weil gewisse Dinge nun einmal identisch sind. Wir reden nämlich in allen Fällen von Kreuzfahrten auf einem „deutschen“ Schiff (die Bordsprache ist Deutsch), wir sprechen von Kreuzfahrten, die nicht zur „klassischen Kreuzfahrt“ gehören (also ohne Captain’s Dinner, Galaabende, gesetzte Abendessen usw.) und bei denen eine leger-sportliche Kleidung der passende Dresscode ist. Und von daher kann man natürlich schon mal schauen, wie sich die drei Anbieter unterscheiden.

Fangen wir mal beim Preis an. Und da findet sich im unteren Bereich ganz klar AIDA. Insbesondere dann, wenn man eines der zahlreichen Just- oder Varioangebote nutzt. Bei den Premiumpreisen nähert man sich dann schon an TUI an, bei denen der sog. Flex-Preis eher seltener vorkommt und viele Reisen daher nur zu den normalen Wohlfühl-(Katalog)-Preisen angeboten werden. Das obere Ende wird dann von der Europa 2 bestimmt – hier darf man getrost mit dem zwei- bis fünffachen des TUI-Preises rechnen. Von daher ist AIDA der Preissieger.

Nun ist der Preis ja aber nicht alles. Schauen wir uns mal an, was dafür geboten wird. Und da setzt sich jetzt – wenig überraschend – die Europa 2 ganz schnell ab. Als „5-Sterne-Plus“-Schiff bleibt hier kein Wunsch offen. Der Service ist durchgehend exzellent, Kritikpunkte kann man suchen, wird aber kaum welche finden. Der Gast steht klar im Mittelpunkt auf dem Schiff, die Formulierung „legerer Luxus“ trifft den Nagel auf den Kopf.

Und TUI? Nun, „meine Schiffe“ liegen dazwischen. Insbesondere mit den Bedienrestaurants, dem „All-inclusive-Konzept“ und dem größeren „Platz-Passagier-Verhältnis“ als bei AIDA wird TUI mein „Preis-Leistungs-Sieger“.

Zugegeben, das ist natürlich alles sehr verkürzt wiedergegeben und jeder hat natürlich auch andere Ansprüche und Vorstellungen, so dass einzelne Kriterien im Endeffekt ausschlaggebend für die Wahl des Schiffes werden. So würde ich mich, wenn ich alleine unterwegs bin, beispielsweise eher für AIDA unterscheiden – hier ist man – anders als bei TUI und auf der Europa 2 – auch als Einzelreisender nämlich immer irgendwie Bestandteil der „AIDA-Familie“ an Bord. Und wer Wert auf viel und gute Unterhaltung oder auf (Pool)partys legt, ist bei AIDA auch deutlich besser aufgehoben als bei TUI.

Wer jedoch als Paar einen ruhigen Urlaub genießen will, nicht zwingend volle Pooldecks, Gedränge im Buffetrestaurant und ständig Party sucht, der wird eher auf „Mein Schiff“ seinen Traumurlaub finden. Oder – die finanziellen Möglichkeiten vorausgesetzt – natürlich auch auf der Europa 2.

Aber auch wer mal eine ganz besondere und exklusive Reise machen will (mir fällt da immer sowas wie eine Hochzeitsreise ein) und bereit ist, die notwendigen finanziellen Ressourcen dafür einzusetzen, der kann auf der Europa 2 sicherlich den Urlaub seines Lebens genießen – zumal hier natürlich noch mal ganz andere Ziele auf der Seekarte erscheinen als sie von AIDA oder TUI angefahren werden.

Familien mit Kindern werden wiederum ganz andere Vorstellungen von Urlaub haben – und je nach Alter der Kids und Teens weichen die ja durchaus auch von einander ab. Und aus Sicht eines 16-Jährigen, den ich heute beim Frühstück zu diesem Thema gesprochen habe, hat da AIDA in jedem Fall die Nase vorn, gefolgt von TUI und zum Abschluss der Europa 2. Wobei das nicht unbedingt mit der Qualität oder dem Betreuungsangebot an Bord zusammenhängt, sondern ganz einfach auch mit der Quantität – sprich der Anzahl der Kids und Teens an Bord. Die ist bei AIDA naturgemäß allein schon aufgrund der Preisstruktur deutlich höher als bei TUI oder auf der Europa 2 – und von daher findet man sich in dieser Reihenfolge auch besser zusammen.

Zusammengefasst muss man aber auch sagen, dass man bei keiner der drei Reedereien enttäuscht werden wird. Einen tollen Urlaub kann man auf allen Schiffen verbringen. In Abhängigkeit der eigenen Vorstellungen, Ansprüche und der finanziellen Mittel, die man einsetzen will und kann, ist halt mal das eine Angebot besser geeignet und mal das andere. Und von daher kann jede Betrachtung in dieser Hinsicht auch nur subjektiv und individuell verschieden sein. Ein objektives „Besser“ oder „Schlechter“ gibt es hier nicht.

Und so freue ich mich auf meinen nächsten Urlaub – der zur Abwechslung dann mal wieder auf einem Schiff von AIDA Cruises stattfinden wird. Ihr seht, das eine muss das andere nicht ausschließen … 🙂

2. Januar 2016: Zurück in Kapstadt

Der letzte Tag auf der Europa 2 oder, besser gesagt, in Südafrika ist gekommen. Und damit auch die letzte Gelegenheit, etwas von Kapstadt zu sehen. Und so haben wir für heute einen Ganztagesausflug zum Kap der Guten Hoffnung über Hapag Lloyd gebucht.

Bis es allerdings soweit ist, beginne ich den Tag heute gleich mit Öffnung des Saunabereichs um 6.00 Uhr mit einem ersten Saunagang – das allerdings nicht nur der Sauna wegen, sondern vor allem auch, um den Hafeneinlauf in Kapstadt vom dortigen Außenbereich mit verfolgen zu können. Unsere Suite liegt ja auf der Backbordseite und das ist – da wir von Westen her kommen – hierfür nicht wirklich geeignet.

Und so bietet sich mir jetzt ein grandioser Blick auf Kapstadt, den Tafelberg, Lion’s Head und Signal Hill, angeleuchtet von der gerade aufgehenden Sonne. Da hat sich das frühe Aufstehen heute wirklich gelohnt.

Parallel will ich auch gleich mal die Gelegenheit nutzen und den Check-in für den Rückflug vornehmen. Bei Qatar Airways soll das bereits 36 Stunden vor dem Abflug gehen – und das wäre in etwa jetzt.

Ich rufe die passende App auf, finde anhand des Buchungscodes auch sofort meinen Flug, bin jedoch irritiert, da ich bei der Sitzplatzauswahl auf der Flugstrecke von Doha nach Frankfurt feststelle, dass der von mir bei Buchung gewählte Sitzplatz 2A kein Einzelplatz ist – vielmehr treffe ich auf eine 2-2-2-Bestuhlung.

Das wundert mich jetzt aber doch – bei der auf diesem Flug eingesetzten Maschine sollte es sich ja um einen der neuen A350 handeln, die eine 1-2-1-Bestuhlung aufweist. Ich ahne was … Also schaue ich mal nach meinem Flug bei seatguru.com und siehe da – der Flug wird mit einer A330 durchgeführt. Und die hat noch die „alte“ Business Class Einrichtung. Sch …

Zumal der Flug, der an diesem Tag nachts um 2.00 Uhr von Doha nach Frankfurt geht und der eigentlich mit der A330 durchgeführt werden sollte, jetzt durch den A350 ersetzt wurde. Sowas mag ich ja – einfach mal so das Fluggerät wechseln.

Und besonders ärgerlich ist, dass ich gegen 22.30 Uhr aus Kapstadt in Doha ankomme und ich extra den übernächsten Flug nach Frankfurt gegen 6.30 Uhr gebucht habe, um mit dem A350 fliegen zu können und nicht den eigentlich „passenden“ Flug um 2.00 Uhr. Jetzt verbringe ich also die Nacht auf dem Flughafen in Doha, um dann einen „alten“ Flieger zu nehmen während ich dem „neuen“ hinterherwinke.

Das ist ja mal nicht so gut gelaufen. Da muss ich nachher unbedingt mal mit dem Servicecenter von Air Berlin telefonieren, ob es noch eine Chance gibt, auf den anderen Flug umzubuchen. Wobei die Wahrscheinlichkeit natürlich gegen Null tendiert, da vermutlich einen Tag vorher kaum noch ein Prämienplatz frei sein wird … das ist dann halt der Nachteil, wenn man für seine Flüge nicht viel bezahlen mag …

Also schließe ich erst einmal den Check-In-Vorgang ab, wechsele zuvor aber den Sitzplatz auf 1B – dann habe ich zumindest einen Platz am Gang, ohne dass mein Nachbar ständig über mich drüber klettern muss.

Kaum bin ich fertig, kommt die nächste Hürde: bei Abflügen aus Kapstadt können keine elektronischen Bordkarten genutzt werden – von daher muss ich die Bordkarte ausdrucken. So wie früher – auf einem Stück vom toten Baum. Geht hier und jetzt natürlich nicht – mit dem iPhone auf dem Außendeck. Also lasse ich mir die Bordkarte per Mail zuschicken, um sie erst mal in die iCloud zu legen. Von da kann ich sie dann ja nachher in der Bibliothek ausdrucken.

Aber jetzt geht es erstmal zum Frühstück, zu dem wir uns um 8.00 Uhr im Yacht Club treffen. Die Sonne brennt schon jetzt ordentlich vom Himmel – da ist wieder mal mit schönstem Sommerwetter zu rechnen. Aber so ist ja auch der Plan gewesen – Winter gibt es dann ab Montag wieder zu Hause …

Bevor wir uns gleich vor dem Schiff treffen, gehe ich jetzt noch schnell in die Bibliothek, in der mehrere PCs stehen, die einen Netzwerkdrucker ansteuern können. Und so kann ich – nachdem ich im Browser Kontakt zu meiner iCloud aufgenommen habe – die dort gespeicherte Bordkarte aufrufen und ausdrucken. Zumindest das hat geklappt …

Ich bringe den Ausdruck auf die Kabine und vervollständige damit meine Reiseunterlagen, bevor ich mich mit meinem Rucksack bewaffne und auf dem Weg auf die Pier mache. Hier warten bereits drei Busse auf uns, so dass ich nur noch warten muss, bis wir komplett sind, damit wir das Kap auch im gleichen Bus erreichen.

Schön ist übrigens, dass die Anzahl der Busse bei Hapag Lloyd immer recht großzügig bemessen ist – die Ausflügler wären vermutlich auch in zwei Bussen untergekommen. So bietet sich allerdings für jeden etwas mehr Freiraum und das macht das Ganze natürlich deutlich angenehmer (aber bevor jemand da auf falsche Gedanken kommt – die Ausflüge bei Hapag Lloyd sind dafür tendenziell auch etwas teurer als vergleichbare Ausflüge bei AIDA oder TUI).

Ich finde es trotzdem bequem, gehören doch die ersten beiden Sitze hinter dem Fahrer (der aufgrund des Linksverkehrs hier natürlich rechts sitzt) jetzt mir und meinem Rucksack – da kann man gleich auch noch gut fotografieren, falls sich unterwegs etwas ergeben sollte.

Jetzt fehlen nur noch drei Passagiere – dann kann es losgehen. Die kommen allerdings nicht. Und werden auch auf dem Schiff nicht gefunden. Und so sind die ersten beiden Busse bereits unterwegs während wir immer noch im Hafen stehen und warten. Bis etwa eine Viertelstunde nach der offiziellen Startzeit die Entscheidung fällt: die drei bleiben hier, wir fahren.

Und zwar genau fünf Minuten lang. Dann klingelt das Handy unseres Reiseleiters, sie sind aufgetaucht. Und wir drehen um, fahren zurück zum Hafen, nehmen die drei mit (die noch nicht mal eine Entschuldigung über die Lippen bekommen) und nehmen dann einen zweiten Anlauf zum Kap.

Nach etwa zwei Stunden, die wir immer entlang der wirklich sehenswerten Küste gefahren sind, machen wir den ersten Fotostopp. Das ist jetzt in etwa da, wo ich bei meinem Hubschrauberrundflug die Kurve zurück nach Kapstadt gedreht habe – mit einem absolut sehenswerten Blick auf Buchten und feinste Sandstrände.

Ach ja, einen Toilettenstopp (danach wird ja immer wieder gern mal gefragt) gibt es auf dieser Busfahrt nicht – das ist aufgrund der im Bus vorhandenen Toilette aber auch nicht unbedingt notwendig.

Auf den Straßen ist heute richtig viel los – allerdings nicht unerwartet, haben wir immerhin ein Sommerferienwochenende direkt nach dem Jahreswechsel. Und da machen natürlich viele Südafrikaner Urlaub – und den verbringen sie gern hier an der Küste.

Und so zieht sich die Fahrt rund drei Stunden hin, bis wir die Einfahrt zum Nationalpark erreichen. Hier verzögern dann zunächst einige „Baboons“ (das sind hier lebende freilaufende, wilde Affen) unsere Weiterfahrt, da sie sich die Straße als Spielplatz ausgesucht haben und danach eine Autoschlange vor der Einfahrt, da diese sich nicht – wie eigentlich angedacht – auf der Spur anstellen, an der man Tickets lösen kann, sondern auf der Busspur stehen, auf der man mit Reisebussen und im Vorfeld erstandenen Tickets eigentlich durchfahren können sollte.

Aber irgendwann erreichen auch wir den „Cape Point“, der Berg, von dem aus der alte Leuchtturm den Schiffen den Weg gewiesen hat. Hier haben wir jetzt 45 Minuten Aufenthalt (anstelle der geplanten 1 ½ Stunden) – und die müssen reichen, um mit der Standseilbahn nach oben zu fahren, sich umzuschauen und wieder zurück auf den Parkplatz zu kommen. Oder alternativ den Weg nach oben zu Fuß zurückzulegen – was etwa 15 Minuten bei schnellem Gehen dauern soll.

Ich entscheide mich, die dafür vorgesehenen 15 Minuten in der Warteschlange vor der Standseilbahn im Schatten zu verbringen und mich dann für 58 Rand erst nach oben und dann wieder nach unten bringen zu lassen anstelle eine „Bergwanderung“ in der Sonne zu machen.

Und das klappt auch gut … Oben treffe ich dann auf Birga und Arndt (die das genau andersrum gemacht haben), mache ein paar Fotos von der Aussicht und bin dann auch schon wieder in der Seilbahn auf dem Weg zurück zum Parkplatz.

Hier habe ich jetzt noch fünf Minuten Zeit, die ich für einen kurzen Besuch im Shop nutzen und eine Dose Cola zero erstehen will. Allerdings ist die Schlange an der Kasse so lange, dass das unmöglich reicht, um unseren Bus pünktlich zu erreichen. Und so verzichte ich auf Getränk und verärgerte Mitreisende und gehe zurück zum Bus.

Um dann im Bus 15 Minuten herumzusitzen. Es fehlen nämlich noch zwei Passagiere. Unser Reiseleiter rennt auf dem Parkplatz herum, schaut wechselweise im Kreis und auf die Uhr und deutet schon mal an, dass wir ggf. den nächsten Programmpunkt, das berühmte Schild „Cape of Good Hope“ ausfallen lassen müssen.

Muss ich erwähnen, dass mir gerade die Adern im Hals ein bisschen anschwellen? Die beiden sind zwar nicht diejenigen, die morgens schon nicht aufgetaucht sind, aber auch sie verzichten – als sie dann endlich den Bus besteigen – auf eine Entschuldigung. Sondern meinen sich rechtfertigen zu müssen: im Shop sei es halt voll gewesen. Ach was, da wäre ich ja gar nicht draufgekommen.

Das ist halt nun einmal der Nachteil von organisierten Ausflügen – wenn man das nicht will, muss man so etwas halt individuell machen (was man – so nebenbei – bei dem heutigen Ausflug mit Mietwagen oder Taxi durchaus hätte machen können). Alternativ so ein Verhalten an den Tag zu legen, kann ich jedoch nur als unverschämt und egoistisch bezeichnen.

Aber genug geschimpft … unsere Fahrt geht weiter – und nachdem wir uns damit bereit erklärt haben, ggf. auch eine halbe Stunde später zurück zum Schiff zu kommen, ist auch das „Kap-Schild“ wieder Bestandteil des Ausflugprogramms: „Aber nur fünf Minuten: hingehen, fotografieren und zurückkommen.“

Soweit zur Theorie. OK, die meisten schaffen es, andere natürlich nicht. Wobei es zugegeben auch nicht ganz so problemlos ist, das Schild zu fotografieren ohne dass irgendjemand dahinter steht. Klar – jeder will beweisen, dass er da war. Aber nicht jeder will auf seinen Bildern sehen, wer noch da war. Und so wird das in der Tat ein schwieriges Unterfangen – und dennoch gelingt es mir mit einer Hi-Speed-Serienaufnahme von 20 Fotos eines zu machen, auf dem gerade der fliegende Wechsel zwischen zwei Touristen erfolgt und das Schild daher solo zu sehen ist.

Wir lassen „The most south-western point of the African continent“ hinter uns (und der Hinweis ist in der Tat wichtig – das Kap der Guten Hoffnung ist nämlich nicht – wie oft angenommen – der südlichste Punkt Afrikas sondern der südwestlichste) und fahren nun etwa eine Stunde zurück in Richtung Kapstadt. Bis nach Simon’s Town, wo wir in einem Fischrestaurant direkt am Strand unser Mittagessen erhalten.

Vom Bus bis zum Restaurant müssen wir dazu noch gut fünf Minuten zu Fuß gehen – und das direkt über einen Strandabschnitt, der heute Ausflugsziel unzähliger Familien ist. Damit haben wir gleich noch einen Einblick in afrikanisches Leben … fast alle sind mit einem kleinen Zelt oder einem Pavillon angereist, sitzen mit mindestens fünf, eher zehn Personen im Sand und sind auch gerade mit dem Mittagessen befasst. Entweder zu Hause vorbereitet und in riesigen Schüsseln und Kühlboxen hierher gekarrt oder frisch zubereitet – auf dem Grill.

Und wer nicht am Strand grillen will, der macht das auf dem angrenzenden Parkplatz. Hinter dem Auto werden dann zwei Ziegelsteine aufeinander gelegt, ein paar Grillbriketts dazwischen, ein Gitterrost obendrauf – und dann werden Fisch, Würstchen und Fleisch zubereitet. Und von dort auf Tellern an den Strand getragen. Und ganz ehrlich – dieses Gewimmel muss man mal erlebt haben …

Wir bekommen unser Essen dafür im Restaurant: Getränke nach Wahl (da wiederum muss man Hapag Lloyd loben – es gibt keine wirkliche Mengenbegrenzung oder eingeschränkte Getränkeauswahl), Salat, gebackener Fisch (wobei wir nicht klären können, um welchen es sich handelt) mit Gemüse und etwas Süßes zum Dessert. Und das ist erstaunlich lecker …

Nach dem Essen steht dann der nächste Programmpunkt an – „Pinguine gucken“. Ja, richtig gelesen … auf dem nahegelegenen Boulder’s Beach gibt es eine große Kolonie afrikanischer Pinguine. Warum die hier in der Sonne am Strand stehen und nicht in der Antarktis auf einer Eisscholle liegen, wissen die Götter (zumindest ich weiß es nicht) – schön anzusehen sind sie aber in jedem Fall.

Und auch wenn das kein Vergleich zu einer Kolonie Königspinguine ist, die zu Zehntausenden in der Antarktis um einen herumlaufen – es ist immerhin mehr Natur als die Tiere, die in irgendwelchen Sealife-Parks in einer „antarktischen Welt“ leben …

Nachdem ich die Pingus gesehen und ausgiebig fotografiert habe, mache ich mich auf den Weg zurück zum Parkplatz. Hier habe ich nämlich noch etwas Zeit, um mal mit Air Berlin zu telefonieren – und auch das Mobilfunknetz scheint hier ausreichend schnell zu sein.

Schnell? Ja – ich rufe nämlich über das Internet, also mit VoIP an. Das kostet dann nämlich nur 1,79 Cent pro Minute und nicht gleich mehrere Euro, wie es die Telekom für ein Handytelefonat aus Südafrika nach Berlin aufruft. Und von daher bin ich auf ein gutes 3G-Netz angewiesen – sonst wird das nichts.

Hier ist aber alles im Lot – die Datenübertragungsgeschwindigkeit reicht aus und so kostet mich das 15-Minuten Telefonat keine 30 Cent (OK, zuzüglich den Datenübertragungskosten für rund 15 MB, also etwa 90 Cent). Aber für 1,20 € hätte ich im normalen Telefonnetz noch nicht einmal die Begrüßungsansage komplett hören können 😉

Soweit – so gut. Allerdings hat mich das Telefonat nicht wirklich weitergebracht. Auch wenn die Dame auf der anderen Seite der Leitung alles gegeben hat (sagt sie zumindest), muss ich wohl den Rückflug mit dem A330 antreten – erwartungsgemäß gibt es keine freien Prämienplätze mehr auf der 2-Uhr-Maschine. Und von daher kann sie mir nicht wirklich weiterhelfen. Sie habe zwar auch mit Qatar Airways telefoniert, aber auch dort habe man keine freien Kapazitäten mehr bieten können.

Also gut – war ja fast zu erwarten. Dann freue ich mich zumindest mal, dass die neunstündige Hauptstrecke von Kapstadt nach Doha wie geplant mit der 787, also dem Dreamliner, durchgeführt wird und ich danach ausgiebig Gelegenheit habe, das ausgezeichnete Business Class Terminal von Qatar Airways in Doha eine Nacht lang zu genießen.

Inzwischen sind jetzt auch die restlichen Mitausflügler eingetroffen, so dass wir die Rückfahrt zum Schiff antreten. Und so setze ich mir ein bisschen Musik auf die Ohren und mache ein kleines Nickerchen, bis wir gegen 17.00 Uhr zurück am Hafen sind. Hier müssen wir noch kurz durch die Sicherheitskontrolle der südafrikanischen Sicherheitsbehörden (die aber genauso viel Sinn macht wie bei der Einschiffung – es blinkt und piepst und keinen interessiert es) bevor wir unser aktuelles Zuhause erreichen.

Für eine letzte Waffel ist es wieder mal knapp zu spät und so entschließe ich mich, den „Kofferpackprozess“, den ich traditionell ja eigentlich immer erst nach dem Abendessen starte, heute schon mal etwas früher zu beginnen. Ich sortiere mal alles, was ich in den zahllosen Schränken und Schubladen finden kann und was nicht zum Schiff oder Dennis gehört, auf meinem Bett, so dass das nach dem Abendessen nur noch in den beiden Koffern verschwinden muss.

Dabei finde ich dann auch meine gesammelten Betthupferl wieder, die ich jetzt zwei Wochen lang in einer Schublade gesammelt habe – und so nebeneinander gelegt fällt einem erst jetzt so richtig auf, mit was man hier – wohlgemerkt, nach einem mehrgängigen Abendessen und vor dem Einschlafen – noch gemästet werden soll: Schokolade, Trüffel, ein kleiner Christstollen, …

Wobei „Essen“ das Stichwort ist – es ist 19.30 Uhr. Und damit Zeit, uns zum letzten Abendessen der Reise zu treffen. Arndt ist es gelungen, für heute noch einen Tisch im Tarragon zu reservieren, so dass unser aller Lieblingsrestaurant den passenden Rahmen für das Abschiedsessen bietet.

Und wenig überraschend sind da natürlich auch wieder meine persönlichen Highlights dabei:

Weinbergschnecken an Kräuter-/Knoblauchbutter
Hummercremesuppe mit Cognac
Frisch angemachtes Beef Tartar du Chef
Filet de Veau (Kalb), Senfsaat-Sabayon, Erbsen, Steinpilz-Kartoffelgratin

Wir lassen den Urlaub noch einmal Revue passieren und sprechen auch gleich schon mal über die anstehenden Urlaube in diesem Jahr – drei Mal werden wir uns noch bei Kreuzfahrten treffen (und Arndt treffe ich sogar vier Mal) … von daher stehen uns noch einige interessante Reisen und neue Entdeckungen mit der MS Artania, der MS Bremen, der AIDAluna und erneut der Mein Schiff 4 ins Haus.

Jetzt müssen wir aber erst einmal diese Reise zu Ende bringen – und deshalb geht es jetzt in der Kabine weiter. Alles was auf dem Bett liegt, muss jetzt noch in die beiden Koffer (was allerdings nicht so schwierig ist) und diese müssen dann – wie man es auch von anderen Reedereien kennt – bis um 2.00 Uhr vor die Tür. Aber auch das ist natürlich kein Problem.

Und so beginnt dann gegen Mitternacht die letzte Nacht an Bord der MS Europa 2 – ob und wann ich das Schiff denn mal wiedersehe …? Man weiß es nicht …

3./4. Januar 2016: Auf dem Heimweg …

1. Januar 2016: Seetag – auf dem Weg nach Kapstadt

Um am nächsten Morgen gegen 8.00 Uhr von der Sonne geweckt zu werden. Also dann – frisch auf ans Tagwerk. Ich mache einen Abstecher in der Sauna, schwitze kurz, blubbere im Whirlpool und gehe dann – frisch geduscht – leise zurück in die Kabine.

Doch Dennis ist erstaunlicherweise auch schon wach – und so gehen wir anschließend gemeinsam zum Frühstück in den Yacht Club. Ich checke mal schnell ein paar Mails, werfe einen Blick auf die Nachrichten und stelle bedrückt fest, dass Silvester nicht überall so gefeiert werden konnte wie es geplant war, da man aus Angst vor Terroranschlägen die eine oder andere Veranstaltung wie beispielsweise in Brüssel abgesagt hat – das neue Jahr scheint also in der Tat so weiter zu gehen wie das alte geendet hat. 🙁

Inzwischen stellen wir fest, dass das Schiff seine Fahrt deutlich verlangsamt … und das ist eigentlich schon merkwürdig, sollten wir doch mit gut 12 Knoten in Richtung Kapstadt fahren. Die Aufklärung folgt allerdings auf dem Fuß: steuerbord voraus habe man einen Wal entdeckt und nähere sich diesem nun vorsichtig an.

Was dazu führt, dass der eine oder andere (ich zum Beispiel) das Frühstück für beendet erklärt und mal auf der Kabine nach Fernglas oder Fotoapparat schaut. Doch auch wenn man den Wal ab und an erkennen kann (immer dann, wenn er aus seinem Luftloch „pustet“), so ein richtig spektakuläres Foto bleibt mir verwehrt …

Aber gut, dafür habe ich dann halt etwas weniger gegessen … 😉 und ich kann dafür heute Nachmittag letztmalig eine Waffel am Pooldeck genießen. Denn das muss ich natürlich auch langsam aber sicher feststellen – diese tolle Reise nähert sich unweigerlich dem Ende.

Ich werde mich gleich noch ein bisschen in die Sonne legen (die Lufttemperatur beträgt aktuell 25°C) und ein bisschen was lesen – und das ist es dann ja im Prinzip auch schon gewesen. Morgen werden wir in Kapstadt eintreffen, ich mache dort einen Ganztagesausflug zum Kap der Guten Hoffnung, packe abends dann meine Koffer und am Sonntag geht es morgens dann auch schon in Richtung Flughafen …

So, jetzt aber zurück in die Realität und ab in die Sonne … Und da bleibe ich auch bis „Waffel-Zeit“. Eine letzte Waffel, heute noch mal mit einer Kugel Vanilleeis, findet ihren Weg in den Harald. Und wie ich hier so am Pool auf einer der Liegen meine Mitreisenden beobachte, fällt mir einer der Väter besonders auf.

Durch die leichten Stampfbewegungen des Schiffs ist der Pool heute nämlich zum Wellenbad geworden. Je nach Schiffsbewegung schwappen die Wellen vorn und hinten mehr als einen Meter über den Beckenrand – ein für die Kinder an Bord (ich würde mal vermuten, dass alle, die jünger als 15 Jahre sind, im Moment im Pool sind) tolles Erlebnis. Und von daher ist das Pooldeck jetzt auch fest in Kinderhand.

Auch in der von Jan-Friedrich (der Name ist natürlich geändert, aber durchaus noch zum Vorteil seines Trägers). Der tollt mit seinen Freunden innerhalb und außerhalb des Pools herum. Was dem Herrn Papa gar nicht gefällt. Und das versucht dieser sowohl seinem Sprössling als auch den restlichen Mitreisenden auf dem Pooldeck klar zu machen: „Jan-Friedrich, nicht ins Wasser springen.“ In der Tat, wie fast überall auf dieser Welt ist das „Springen vom Beckenrand verboten.“ Und wie fast überall auf der Welt, hält sich niemand daran. Auch Jan-Friedrich nicht.

„Jan-Friedrich, Du musst Dich an die Regeln halten.“ Vermutlich weiß Jan-Friedrich das – und vermutlich ist es ihm aktuell ziemlich egal. „Wenn Du Dich nicht an die Regeln hältst, musst Du aufs Zimmer gehen.“ OK, die Diskussion, ob „Zimmer“ auf Schiffen nicht vielleicht doch eher „Kabinen“ sind, lassen wir jetzt mal – insbesondere, weil die Kabinen hier ja „Suiten“ sind. 😉

Der Vater von Jan-Friedrich läuft im übrigen immer am Pool entlang. Und steht in etwa immer da, wo Jan-Friedrich auftaucht – zumindest will er das. Allerdings ist der im Wellen-Wasser schneller von rechts nach links unterwegs als der Herr Papa am Beckenrand. Mit dem Ergebnis, dass dieser tendenziell an Geschwindigkeit zulegt. Dummerweise ist „Rennen“ am Pool halt auch verboten. Und das aus gutem Grund – und den hat er jetzt auch gerade herausgefunden …

Als der Papa wieder auf den Beinen ist, klettert sein Sohn gerade aus dem Wasser und will mit seinen Freunden eines der Mädels, die auf einer Liege sitzen, ins Wasser werfen. Die Jungs laufen grölend auf das Mädchen zu, der Papa von Jan-Friedrich hinterher. Und als ich mich gerade wundere, warum der jetzt mithelfen will, das Mädchen ins Wasser zu werfen, liefert er auch schon die Erklärung: „Jan-Friedrich, Du wirfst niemanden ins Wasser, den Du nicht vorher gefragt hast und der das auch will.“ Ah, ja. So geht das also juristisch korrekt – dann haben Generationen von Jugendlichen da wohl was falsch verstanden …

„Aber, Papa …“ – Jan-Friedrich will tatsächlich in die Diskussion einsteigen, wird aber sofort abgewürgt: „Keine Widerrede. Sonst musst Du aufs Zimmer. Du kannst gern zugucken, wie die anderen Jungs sie ins Wasser werfen, Du machst da aber nicht mit.“

Die Frage, ob Eltern peinlich sein können, wäre damit im Übrigen beantwortet. Und nein, das ist kein Einzelfall. Parallel dazu spielt eine weitere Geschichte – allerdings mit einer Mutter in der Hauptrolle. Sie sitzt an einem der Bartische und trinkt einen Kaffee. Bis ein Wasserball aus dem Wasser geflogen kommt und mitten auf jenem Tisch landet. Und wie Murphy das so will, natürlich exakt auf der Kaffeetasse, so dass diese jetzt leer ist. Dummerweise hat sich ein Teil des Kaffees auf den Weg auf die Bluse der Mutter gemacht. Der Ball springt runter, einer der Jungs kickt ihn zurück ins Wasser – das Thema könnte erledigt sein.

Könnte … Die Mutter hat nämlich auch einen Sohn im Wasser. Der wiederum hatte mit dem Wasserball rein gar nichts zu tun, sondern tummelt sich auf der anderen Seite des Beckens. Und dahin ist die Kaffee-Mutter unterwegs. Denn offensichtlich ist ihr Sohn nun einmal der einzige, den sie im Wasser kennt. Schon kurz vor dem Ziel geht’s los: „Tom, so geht das nicht. Ihr könnt den Ball nicht einfach wild herumschießen. Wenn Ihr nicht aufpasst, musst Du aufs Zimmer.“

Nun, tendenziell wäre es wohl eher an der Zeit, dass sie mal aufs Zimmer gehen würde – die Bluse sieht mit den Kaffeeflecken, nun, sagen wir mal, nicht gerade kleidsam aus. Vielleicht sollte man lieber die mal wechseln …

Und nein, die beiden Begebenheiten sind nicht erfunden, die haben sich innerhalb weniger Minuten hier exakt so abgespielt. Wobei Tom und Jan-Friedrich die „Eltern-Erziehung“ aber wohl nur noch ein paar Tage ertragen müssen – dann werden sie voraussichtlich wieder auf ihrem Internat sein … und ihre Eltern können sich den Dingen widmen, die sie auch können.

Ich bestelle mir noch einen Cappuccino und lese einen interessanten Artikel über Monsterwellen in der „Wunderwelt Wissen“ (die treten übrigens gehäuft vor der Küste Südafrikas auf, hoffentlich ist das kein schlechtes Omen) bevor ich zurück in unsere Kabine gehe und mich mal mit der Bearbeitung und Sortierung meiner Fotos beschäftige. Aktuell warten hier über 800 Bilder auf ihre Sichtung – da wird es wirklich langsam mal Zeit …

Und so verbringe ich die Zeit bis zum Abendessen mit meinen Fotos, nur kurz unterbrochen durch eine kleine Fotosession im Yacht Club kurz vor der Restaurantöffnung. Aber einmal muss man das Buffet ja mal dokumentieren.

Um 18.30 Uhr findet im Theater das „Club Treffen“ der Mitglieder im „Hapag Lloyd Kreuzfahrt Club“ statt – analog zu Fluggesellschaften kann man auch bei Hapag Lloyd Bonuspunkte für absolvierte Kreuzfahrten sammeln und diese dann für Getränkegutscheine, Upgrades oder teilweise auch Freipassagen einlösen. Ich bin zwar auch Clubmitglied, bin jetzt aber nicht so scharf auf ein weiteres Glas Champagner, so dass ich die Zeit lieber mit meinen Fotos verbringe.

Bis wir uns um 19.30 Uhr zum vorletzten Abendessen dieser Reise, natürlich wieder im Außenbereich des Yacht Club, treffen. Und obwohl das Thema des Abends „Afrikanisches Buffet“ lautet, kann ich einen meiner Vorsätze tatsächlich umsetzen – nämlich beim Essen mal einen Gang wegzulassen (in diesem Fall das Dessert). So langsam aber sicher muss ich mich ja wieder an die heimischen Verhältnisse gewöhnen – und die sind durchaus anders als hier.

Das Abendprogramm sieht für 22.00 Uhr das Neujahrskonzert im Theater vor – zugegebenermaßen ist mir das aber zu „klassiklastig“ und so tummele ich mich nur kurz im rückwärtigen Bereich des Theaters. Denn vor Beginn erfolgt die Ziehung der Gewinner der Neujahrstombola. Der Erlös dieser Tombola kommt ungekürzt der Crewkasse zugute – und von daher ist das für mich auch eine Form der „Danksagung“. Während beim Trinkgeld bestimmte Bereiche der Crew aufgrund ihrer „publikumsnahen“ Tätigkeit ja automatisch bevorzugt werden, obwohl ohne die „unsichtbaren guten Geister“ im Hinter- und Untergrund vieles an Bord auch nicht funktionieren würde, habe ich es mir angewöhnt, Trinkgeld dediziert immer für einen Bereich zu geben, der traditionell durchs Raster fällt. Auf meiner letzten Reise mit der „Mein Schiff 4“ war dies beispielsweise die Wäscherei. Und dieses Mal verbinde ich es halt mit der Tombola …

Zehn Lose habe ich jetzt in meiner Hand – wobei das eigentlich sieben zu viel sind. Es gibt ja nur drei Preise – einen Original-Europa-2-Rettungsring mit allen Unterschriften der Crew, eine „2“, die aus dem ersten Stahlschnitt des Schiffs in der STX Werft in Frankreich erstellt wurde und eine Europa-2-Fahne, ebenfalls mit allen Crew-Signaturen. Und einer der Preise würde mir ja schon reichen – wobei ich zugegebenermaßen am liebsten die „Stahl-2“ mit nach Hause nehmen würde.

Aber wie das Leben so spielt – es waren nicht sieben Lose zu viel, sondern es waren zehn falsche Lose … und so verschwinden alle drei Preise in anderen Koffern. Aber dafür ist das Geld in der Crewkasse gut angelegt – und das ist ja auch der eigentliche Zweck …

Erwähnen muss ich allerdings, dass einer der anderen Koffer Arndt und Birga gehören – ist es Arndt’s glücklichem Händchen beim Loskauf doch zu verdanken, dass sich die beiden den ersten Preis, den Rettungsring, sichern konnten. Ich gratuliere herzlich – und werde zu gegebener Zeit mal kontrollieren, ob das Teil auch den versprochenen Ehrenplatz erhalten hat.

Wir verschwinden leise aus dem Theater bevor das Konzert beginnt (und da sind wir glücklicherweise nicht die Einzigen), ich packe noch meinen Rucksack für den Ausflug morgen und lasse mich langsam aber sicher in den Schlaf schaukeln.

2. Januar 2016: Zurück in Kapstadt

31. Dezember 2015: Port Elizabeth (Südafrika)

Wir haben unseren letzten Hafen dieser Reise erreicht, bevor wir übermorgen früh an unserem Ausgangspunkt in Kapstadt anlegen werden: Port Elizabeth. Und damit auch letztmalig die Gelegenheit, etwas von der südafrikanischen Tierwelt zu sehen – und so haben wir uns entschieden, heute das „Kariega Private Game Reserve“ zu besuchen.

Hierbei handelt es sich um ein „Big-Five-Reservat“ mit einer Größe von mehr als 10.000 ha – damit ist das Kariega Reservat mehr als drei Mal so groß wie die beiden anderen Parks, die ich auf dieser Reise besucht habe. Und das gibt Anlass zur Hoffnung, dass hier der „Naturcharakter“ noch mehr gegeben ist und das Ganze weniger nach „Zoo“ aussieht wie es zumindest im zweiten Park, dem Tala Wildreservat, gewesen ist.

Doch zuvor beginnt der Tag auch heute wieder mit einem (frühen) Frühstück, müssen wir doch um 8.30 Uhr bereits in unserem Reisebus sitzen, der uns ins Kariega Reservat bringen wird. Und unsere Reiseleiterin, eine seit Jahren in Südafrika lebende Holländerin, gibt auch gleich wieder den Hinweis, den man hier in Südafrika immer wieder bekommt (und den auch ich erst nach ersten Erfahrungen wirklich ernst genommen habe): die Sonne ist hier deutlich intensiver als wir das von der „europäischen“ Sonne gewohnt sind – nur kurze Zeit ungeschützt in der Sonne ist hier für einen ausgiebigen Sonnenbrand ausreichend (unser Guide in Durban hat beispielsweise berichtet, dass eine Stunde Gartenarbeit ausreichend war, um danach einige Tage im Krankenhaus zu verbringen).

Und so kommt dann zumindest bei denjenigen im Bus etwas Unruhe auf, die parallel erfahren, dass die Jeeps im Kariaga Reservat wirklich offene Jeeps sind, d.h. man hat der besseren Sicht wegen auf Überdachungen verzichtet. Was bedeutet, dass jeder seine eigene „Überdachung“ in Form eines Hutes haben sollte. Hat natürlich nicht jeder (kommt jetzt ja auch überraschend) 😉 … und so müssen hier größere organisatorische Räder gedreht werden, damit am Eingang des Reservates bei unserer Ankunft einige Basecaps zum Verkauf bereitstehen (die es normalerweise nur im Souvenirshop am Ausgang gibt).

Aber es bleibt ja genügend Zeit – die Fahrt bis ins Reservat dauert knapp zwei Stunden. Zeit, in der wir wieder einiges zu Südafrika erfahren (zumindest diejenigen, die jetzt nicht die unterbrochene Nachtruhe fortsetzen – was sich aufgrund der bequemen Busse mit großzügigen Sitzen, von denen auch nur rund zwei Drittel besetzt sind, durchaus anbietet).

Und so kommen wir gegen 10.30 Uhr im Kariega Game Reserve an – und ich bin jetzt schon begeistert. Denn schon bei der Fahrt hierher kann man erkennen, dass hier alles viel weitläufiger ist, die Landschaft „afrikanischer“ aussieht und man schon jetzt den Eindruck hat, „im Busch“ zu sein und nicht im Zoo.

Wir verlassen den Bus, bekommen unseren obligatorischen Willkommensdrink, haben (letztmals) die Gelegenheit für einen Toilettenbesuch und besteigen unsere Fahrzeuge für die kommenden drei Stunden. Offene Jeeps, die mit drei Sitzreihen mit jeweils drei Sitzen ausgestattet sind, warten mitsamt Ranger auf uns. Der „Game Drive“ (Pirschfahrt) kann beginnen.

Und während die beiden anderen Reservate, die ich besucht habe, im Prinzip nur auf Tagesbesucher ausgelegt waren, handelt es sich hier um ein „vollwertiges“ Reservat mit Übernachtungsmöglichkeiten in etwa 25 Chalets, so dass man hier bis zu drei Game Drives täglich machen kann. Und je nach Tageszeit und Wetter bieten sich dabei natürlich ganz unterschiedliche Gelegenheiten, die Tiere in ihrer natürlich Umgebung zu beobachten.

Wir müssen als Tagesgäste jetzt natürlich mit dem leben, was bei 30°C (im Schatten!) zu sehen ist. Das wird zwar nicht wenig sein – aber mehr „Action“ ist tendenziell natürlich zu den kühleren Zeiten zu erwarten. Einen Löwen, der eine Antilope durch das Reservat jagt, werden wir jetzt wohl kaum zu Gesicht bekommen.

Das Reservat ist in zwei Bereiche aufgeteilt: den deutlich größeren Teil, in dem sich die Elefanten, Löwen und Katzen befinden und den kleineren Teil, in dem sich die „Vegetarier“ aufhalten. Wobei wir mit dem größeren Teil beginnen – und nach Durchfahren eines schweren Stahltores auch relativ schnell auf unseren ersten Elefanten treffen. Dieser steht mitten auf dem Weg und frisst genüsslich Grass und Blätter. Und lässt sich von unserer Nähe (wir stehen keine fünf Meter von dem Elefanten entfernt) auch in keinster Weise stören.

Denn auch hier erfahren wir, dass der Jeep mit seinen Umrissen von den Tieren als (bekannter) Bestandteil der Natur angesehen und daher nicht als Gefahr wehrgenommen wird. Was sich schlagartig ändern würde, wenn jemand nur aufsteht und damit die bekannte Form eines Jeeps durchbricht – wobei die Reaktion der Tiere dann nicht unbedingt vorhergesagt werden kann. Je nach Tierart und Situation sind sowohl Flucht (besser) als auch Angriff (schlechter) denkbar. Wir wollen es nicht ausprobieren – und bleiben deshalb sitzen.

Nachdem wir jetzt den Elefanten-„Opa“, das älteste Tier im Reservat, gesehen haben, geht es jetzt auf die Suche nach den jüngeren Tieren. Und auch da werden wir schnell fündig – sie tummeln sich fast alle (der Hitze sei Dank) in einem kleinen See beim gemeinsamen Spiel. Und wie wir erfahren, ist es wiederum sehr selten, die Tiere hierbei beobachten zu können. Von daher trotzen wir auch gern der sengenden Sonne, die uns unnachgiebig auf den Kopf (bzw. inzwischen den meisten auf den Hut) brennt.

Wir bleiben ein Weilchen hier und beobachten die riesigen Tiere bei ihrem Spiel im Wasser – und das hat mit „Zoo“ nun absolut gar nichts mehr zu tun. Da kann man wirklich Lust auf mehr bekommen – das Projekt „Safari“ kommt definitiv auf die To-Do-Liste.

Leider haben wir ja heute nur drei Stunden Zeit – und wir wollen ja noch mehr sehen als die Dumbos. Von daher geht es weiter durch den Busch, bis unser Ranger über Funk den Hinweis bekommt, wo einer der Löwen zu sehen sein könnte. Querfeldein geht es in Richtung eines weiteren Wasserlochs – und siehe da: mittels Fernglas oder Teleobjektiv kann man einen der Könige der Tiere im Gebüsch beim Ausruhen beobachten. Klar, bei einem Tier, dass mehr als 18 Stunden am Tag schläft, ist nicht damit zu rechnen, dass es seine Ruhephase gerade bei der größten Mittagshitze unterbricht. Aber da hatte ich ja im ersten Reservat schon die Gelegenheit dazu – auch wenn man aufgrund der dortigen Fütterung durch Menschen sich natürlich dem „Zoocharakter“ angenähert hat.

Nicht zu Gesicht bekommen wir leider die Leoparden – aber auch die sind logischerweise zu anderen Zeiten aktiv. Und alle „Big Five“ bei einer einzelnen Pirschfahrt zu sehen, ist ja sowieso eher so etwas wie ein Sechser im Lotto.

Von daher machen wir uns jetzt auf den Weg in den „vegetarischen“ Teil es Reservates – und sind daher erstaunt, auf unserem Weg Antilopen zu begegnen. Die hätten wir hier jetzt eigentlich nicht erwartet. Aber auch hier klärt uns unser Ranger auf: die Antilopen in diesem Teil des Parks sind nicht Subjekt, sie sind Objekt – das heißt, die sind in erster Linie nicht hier, um von uns in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet zu werden, die sind hier, damit wir die Löwen in ihrer natürlich Umgebung beobachten können … oder anders ausgedrückt: sie sind Futter für die Löwen. Klar, macht Sinn – gefüttert werden die Löwen hier ja nicht.

Eine gute Stunde haben wir hier verbracht – und fahren jetzt erneut durch die Schleuse in den anderen Teil des Parks. Und sehen hier – nachdem wir zwei der Big Five ja bereits gesehen haben – noch den dritten im Bund: das Nashorn. Wobei diese hier – im Gegensatz zu den vorgestern – nicht unter ständiger Bewachung stehen. Hier hat man das „Horn-Problem“ anders gelöst: man hat ihnen die Hörner einfach entfernt, so dass sie für Hornjäger wertlos sind.

Allerdings hat man sich damit zwei andere Probleme geschaffen – das Horn muss irgendwo gelagert werden … und dieses Lager ist nun das Ziel der Verbrecher. Und: man kann das Horn nicht legal verkaufen, da aufgrund der Gesetzeslage jeder Handel mit dem Horn des Rhinos illegal ist. In diesem Bereich erwartet man aber wohl Gesetzesänderungen und ein Handelssystem analog den Diamantensyndikaten, was die Problematik entschärfen könnte.

Weiter geht unsere Fahrt und hinter jeder Ecke gibt es etwas Neues zu sehen: Antilopen, Gnus, Zebras, Strauße und Bussarde säumen unseren Weg – nur der Büffel schließt sich den Leoparden an und versteckt sich. Wobei drei von fünf schon ein guter Wert ist – zumal wir die Elefanten auch noch in einer seltenen Situation gesehen haben.

Und dann gibt es ja noch die Giraffen – nicht Bestandteil der Big Five, hier aber vielfach vertreten. Warum ich die die separat erwähne? Nun, weil mich die riesigen Tiere hier am meisten begeistern. Ich kann gar nicht so genau sagen warum, es ist aber einfach irgendwie ergreifend nur wenige Meter neben diesen Riesen zu stehen und ihnen beim Abzupfen der Blätter von den Bäumen zuzusehen. Oder in der Ferne einen Baum zu sehen, aus dem oben der Kopf einer Giraffe herausschaut ohne dass man den Rest des Tieres aufgrund seiner fleckigen Tarnung neben dem Baumstamm erkennen könnte.

Unsere drei Stunden sind inzwischen (leider) schon vorbei – ich könnte hier noch stundenlang im Busch auf Pirsch gehen. Das Reservat heute ist in der Tat das Highlight der drei Reservate gewesen, die ich auf dieser Reise gesehen habe. Und ich glaube, einen Zoobesuch finde ich in Zukunft nur noch langweilig …

Die Jeeps sammeln sich nach und nach an der Haupt Lodge des Reservats, in der uns das Mittagessen in Form eines afrikanischen Buffets (an dem u.a. die Antilope auch wieder auftaucht) gereicht wird. Suppe, Vorspeisen, Hauptspeisen, Dessert – es ist an alles gedacht. Und alles schmeckt lecker und absolut frisch. Da habe ich bei Schiffsausflügen schon anderes erlebt – auch in 5-Sterne-Hotels. Zu keiner Zeit hatte ich weder in Südafrika noch in Namibia bislang das Gefühl, man müsste beim Essen oder Trinken hier vorsichtig sein (so nach dem Motto „cook it, peel it or leave it). Sicher, auch hier wird es wie fast überall Bereiche geben, in der diese Weisheit hilft, den Urlaub gesund zu genießen – aber von einem grundsätzlichen Hygieneproblem muss man hier wohl nicht unbedingt ausgehen.

Zwei Stunden Busfahrt liegen jetzt noch vor uns bis wir zurück auf der Europa 2 sind. Und da wir heute schon den letzten Tag des Jahres erreicht haben, nutzt jeder die Gelegenheit für ein kurzes Nickerchen – kann ja nicht schaden bei dem, was heute noch vor uns liegt.

Denn der Silvesterabend an Bord beginnt um 18.00 Uhr. Mit einem Cocktailempfang auf dem Pooldeck, untermalt durch eine südafrikanische Drumband, die man noch kurz an Bord geholt hat (OK, war wahrscheinlich schon längerfristig geplant).

Der weitere Abend wird dann feierlich: in allen Restaurants wartet das „Silvester-Gala-Dinner“ auf uns. Und da wird noch mal alles aufgefahren, was Küche und Keller (bzw. Galley und Provision, um mal zwei nautische Begriffe zu verwenden) zu bieten haben. Und auch die Gäste nutzen offensichtlich gern die Gelegenheit, sich der „legeren“ Kleidungsempfehlung zum Trotz in Schale zu werfen: und so ist heute die ganze Bandbreite vorhanden – von Freizeithose und Kragenshirt mit Jackett bis zum Smoking mit Fliege. Und wie es immer so schön heißt: „Damen entsprechend.“ Und so lange ich da nicht mitmachen muss (also beim Smoking), gefällt mir das auch gut …

Um 21.00 Uhr geht dann die Party los: das Pooldeck verwandelt sich in die Partymeile: Erst legt der Bord-DJ auf, dann ist Rolf Stahlhofen von den Söhnen Mannheims mit seinen „Friends“ an der Reihe und kurz vor Mitternacht übernimmt Star-DJ Mousse T. – der „Final Countdown 2016“ wird eingeläutet. Allen voran Kapitän Ulf Wolter werden die letzten zehn Sekunden des Jahres heruntergezählt: 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1 …

Ach ja, bevor die letzte Sekunde des Jahres vorbei ist – wisst Ihr eigentlich, was auf dieser Welt in einer Sekunde so alles passiert? Ich habe da mal ein bisschen recherchiert – durchschnittlich rast die Erde in einer Sekunde rund 30 km um die Sonne, es werden 2,4 Millionen E-Mails verschickt, 52.000 Artikel bei Facebook werden geliked, amazon verkauft mal schnell 3.000 Produkte, die schwarze Mamba als schnellste Schlange der Welt schleicht sich 7 m an, es werden weltweit mehr als vier Menschen geboren und es sterben fast zwei zur gleichen Zeit.

Und es wird „Prost Neujahr“ gerufen. Hier und aktuell von über 500 Passagieren und unzähligen Crewmitgliedern, die pausenlos Moët & Chandon nachfüllen. Der Internetzugang über Satellit findet praktisch nicht mehr statt (was egal ist, da auch der WhatsApp-Server in die Knie geht) und auch die Backup-Lösung „SMS“ stößt wie jedes Jahr an ihre Grenzen.

Wir befinden uns im Jahre 2016. Und die ersten guten Vorsätze („Nächstes Jahr esse ich weniger“) werden gebrochen: steht doch auf Deck 10 die „Kaviarstation“ bereit und auf Deck 9 ist das „Mitternachtsbuffet“ aufgebaut. Dem Anlass entsprechend mit vielen Leckereien.

Jetzt muss man sich natürlich unweigerlich fragen: muss man an Silvester Champagner trinken und Kaviar essen? Und das kann man ganz schnell beantworten: Nein, muss man nicht. Auch hier nicht: denn Würstchen mit Kartoffelsalat stehen am Mitternachtsbuffet natürlich auch bereit.

Viel wichtiger ist aber die Party – die läuft jetzt auf Hochtouren: Mousse T. tut, was er kann und die Boxen arbeiten auch am Maximum … und so wird die Party noch einige Stunden weitergehen. Und irgendwann gehen wir dann auch … und zwar ins Bett.

1. Januar 2016: Seetag – auf dem Weg nach Kapstadt

30. Dezember 2015: Seetag – auf dem Weg nach Port Elizabeth

Der vorletzte Seetag unserer Reise (wobei das eigentlich gar kein richtiger Seetag ist, da wir ja bereits am Abend gegen 21.00 Uhr in Port Elizabeth ankommen werden) ist gekommen. Die Sonne lacht bereits zum Aufstehen durch die geöffnete Verandatür, ein sonniger Tag steht uns ins Haus, äh … aufs Schiff.

Von daher geht es raus aus den Federn und ab in den Yacht Club zum Frühstück. Heute gibt es als Spezialität ein „Bauernfrühstück“, das ich natürlich sofort nehme (wobei man das an den anderen Tagen sicherlich auch bekommen würde …) – auch wenn heute eigentlich Mittwoch und damit „Weißwursttag“ ist. Aber gut, die kann ich ja auch morgen wieder essen – oder nächste Woche bei der Arbeit …

Und damit ist es jetzt kurz nach neun – und somit stellt sich die Frage, was man heute hier an Bord so anstellen kann. Ich entscheide mich dafür, zunächst noch einmal ein bisschen an Bord spazieren zu gehen und mal ein paar Impressionen fotografisch einzufangen. Die meisten Bereiche habe ich Euch ja schon vorgestellt, aber vielleicht findet sich ja noch das eine oder andere Eckchen, über das ich noch mal schreiben müsste.

Und so starte ich auch Deck 4 mit meinem Fotorundgang (das Hospital auf Deck 3 lasse ich mal außen vor) – und komme zunächst mal im Jazzclub an. Der Name verrät es schon, in dieser Bar wird Musik im kleinen Rahmen geboten. Oder man setzt sich einfach nur so mit einem Drink in einen der gemütlichen Sessel.

Das geht natürlich auch im angrenzenden Herrenzimmer – wobei das natürlich nicht nur Herren zur Verfügung steht. Allerdings ist das der einzige Raum im Schiff, der Rauchern zur Verfügung steht – und von daher würde der Begriff „Raucherzimmer“ es eher treffen. Wobei die Einrichtung schon in etwa so gestaltet ist, wie man sie vielleicht in einem altehrwürdigen englischen Club erwarten würde – und so würde man sich auch nicht wundern, hier einen englischen Lord mit einer Zigarre am Kamin sitzen zu sehen …

Ein Stückchen weiter findet man dann die Rezeption, die auf der unteren Etage des Atriums, das sich bis auf Deck 8 erstreckt, direkt neben der Pianobar, liegt. Auch hier gibt es Sitzgelegenheiten, ab und an Loungemusik am Piano oder auch den Welcome Drink bei der Einschiffung oder der Rückkehr von den Ausflügen.

Direkt im Anschluss haben die Bordboutique und der Bordjuwelier ihre Geschäfte geöffnet, wobei hier – dem Gros der Gäste angepasst –  gern auch hochpreisige Dinge den Besitzer wechseln (zum Beispiel würde ich hier auch meine Traumuhr, die „Lange 1“ von A. Lange & Söhne, bekommen können – dafür wäre allerdings im Vorfeld noch ein umfassender Lottogewinn zwingende Voraussetzung). Bis es soweit ist, komme ich mit meiner Apple Watch aber auch gut klar – zumal die in der täglichen Praxis deutlich mehr Möglichkeiten bietet).

Bevor ich in den verglasten Fahrstuhl steige, um auf Deck 5 zu fahren (normalerweise würde ich ja die Treppen nehmen, aber dann könnte ich Euch ja nicht berichten, dass der Fahrstuhl verglast ist), mache ich noch einen kurzer Abstecher im Fotoshop, stelle fest, dass der Reisefilm auf DVD mit 299 € (bzw. 349 € als Blu-Ray) deutlich zu teuer ist (und deshalb sicherlich nicht den Weg in mein Gepäck finden wird) und schaue noch kurz im Theater vorbei, in dem aktuell Showproben stattfinden.

Im Gegensatz zum Trend, auf neueren Schiffen gern auch mal auf ein echtes Theater zu verzichten und stattdessen offene „Marktplätze“ (so wie beispielsweise das Theatrium auf AIDA) zu gestalten, ist das Theater hier noch so wie man sich das vorstellen würde. Allerdings nicht mit langen Sitzreihen sondern eher offen gestaltet mit einzelnen Bänken, ergänzt durch schwere Sessel und Tische, natürlich inklusive Barbetrieb. Diese offene Atmosphäre macht das Theater für mich durchaus zu einem Highlight auf diesem Schiff.

Aber machen wir weiter auf Deck 5. Wobei das eigentlich auch schon schnell erledigt ist – neben den Suiten gibt es hier nur den Saunabereich, zu dem ich ja schon einiges geschrieben habe, sowie den Ocean Spa (Wellness, Massagen und Friseur) und natürlich den Golf- sowie den Fitnessbereich mit zahlreichen Ausdauer- und Kraftgeräten. Dass zwei Personal Trainer für individuelles Training (natürlich gegen Aufpreis) gebucht werden können, sei nur am Rande erwähnt – wobei man die beiden durchaus regelmäßig mit Passagieren beim 1:1-Schwimm- oder Lauftraining an Bord sieht …

Die Decks 6, 7  und 8 überspringe ich jetzt großzügig – gibt es hier neben weiteren Suiten nämlich nur den Teensclub (Deck 7), den Knopf-/Kidsclub (Deck 8) sowie die Sansibar auf Deck 8.

Wobei – zur Sansibar kann man doch noch ein paar Worte verlieren. Hierbei handelt es sich um „die“ Bar an Bord. Mit einem Innen- und Außenbereich, verschiedenen Sitzgruppen, Hochtischen, einer Tanzfläche (und damit auch „Borddisco“), einem Spätaufsteherfrühstück (von 10 – 14 Uhr) sowie einem Angebot für einen „Mitternachtssnack“ (ab 23 Uhr) ist sie eigentlich den ganzen Tag über Treffpunkt für alle Altersgruppen. Wobei Teens schon gern mal ihre Eltern bitten, den Abend woanders zu verbringen, wenn sie selbst dort ihren Abend geplant haben – schließlich sind Eltern pubertierender Kids diesen ja tendenziell regelmäßig „peinlich“. 😉

Von hier aus nehme ich die Außentreppe zu Deck 9, die im Außenbereich des Yacht Club ankommt, durchquere diesen (hier wird gerade schon für das Mittagessen eingedeckt), um dann am Pool vorbei zu den letzten „Innenbereichen“ des Schiffes zu gelangen. Dies sind neben der Bibliothek (in der auch PCs mit Drucker zur Verfügung stehen), die Kochschule (aktuell werden hier gerade Passagiere in die Praxis der Hummerzubereitung eingeführt) sowie das kombinierte Auditorium/Kino, in dem Lektorenvorträge oder aktuelle Kinoveranstaltungen stattfinden (im Moment kann ich durch die nicht ganz geschlossenen Vorhänge erkennen, dass der Kids Club wohl zaubern übt).

Vorbei an der Kunstgalerie an Bord (Kunst spielt hier übrigens – ähnlich der Mein Schiff 4 – eine große Rolle an Bord: überall hängen Kunstwerke an den Wänden bzw. sind als Plastiken und Skulpturen an vielen Stellen verteilt) gelange ich ins „Belvedere“. Dies ist eine Mischung aus Café, Lounge, Piano Bar – mit einem tollen Ausblick nach vorn (direkt unter der Brücke gelegen) kann man hier tagsüber Kaffee- und Teespezialitäten sowie kleines Gebäck genießen. Ab 15.00 Uhr wird die Gebäckauswahl dann für zwei Stunden um mehrere Torten erweitert und ab 16.00 Uhr wird die Schlemmerei dann noch am Piano untermalt.

Jetzt ist hier aber nichts los – wenn ich einen ruhigen Ort zum Schreiben suche, ist das einer meiner Lieblingsorte. Neben der Bibliothek (wenn ich es noch ruhiger haben will) oder dem Pooldeck (wenn ich wiederum ein bisschen Leben um mich herum haben will).

So, die Fotos sind gemacht, das Schiff erkundet (auf Deck 10 gibt es dann nur noch Daybeds und weitere Sonnenliegen sowie noch einen Whirlpool) – und ich ziehe mich jetzt in den Außenbereich der Sauna zum Sonnen zurück. Dieses Mal allerdings nur unter intensiver Nutzung von Sonnenmilch … zum Urlaubsabschluss muss ich ja nicht noch einen Sonnenbrand riskieren.

Wobei – viel Zeit bleibt da erst einmal nicht. Heute gibt es im Yacht Club zum Mittagessen nämlich ergänzend zum übrigen Angebot Sushi und Sashimi. Und da muss ich natürlich auch hin … soll ja auch gesund sein. 🙂

Danach geht’s aber gleich wieder in die Sonne – zumindest so lange sie achtern noch zu sehen ist. Dummerweise dreht die sich ja irgendwie ums Schiff … und so muss ich mich dann später auf unsere Veranda verlagern, bis sie gegen Abend dann vollends im Meer verschwindet. Aber gut, die Erfahrung zeigt ja, dass sie morgen auf der anderen Seite wieder zum Vorschein kommen wird.

Und bis dahin können wir die Zeit ja auch im Schiff verbringen. Zum Beispiel beim Abendessen, das wir heute im „Serenissima“, dem italienischen Restaurant an Bord (nicht zu verwechseln mit einer „Pizzeria“). Hier werden „ligurische oder neapolitanische Köstlichkeiten in einem betont hochwertigen Ambiente“ serviert – und deshalb laufen wir hier auch wieder mit Jackett ein …

Die Speisekarte bietet wieder mal mehr Möglichkeiten als der Magen Platz hat – und so sieht mein heutiges Abendmenü wie folgt aus:

Velutata di ruccola
(Rucola-Cremesuppe)

Antipasto misto italiano
(Italienische Vorspeisenvariation)

Tagliatelle gemberoni all „aglio e olio“
(Tagliatelle, Garnelen, Oliven, Tomaten, Knoblauch, Chili, Olivenöl)

Filetto di manzo con funghi all’ aceto balsamico
(Rinderfilet, Waldpilze, Balsamico)

Und da es morgen früh gleich mit einem Ganztagesausflug zum „Tiere gucken“ losgeht, ist der heutige Abend für mich nach dem Abendessen auch beendet – die Tanzshow im Theater ignoriere ich und ziehe stattdessen mein Bett für den Tagesausklang vor.

31. Dezember 2015: Port Elizabeth (Südafrika)

29. Dezember 2015: Durban (Südafrika)

Der heutige Tag beginnt für mich gegen 7.30 Uhr – wir liegen irgendwo vor Durban im indischen Ozean und stehen auf der Stelle. Was mich wundert – eigentlich sollten wir ja schon angelegt haben. Und kurz darauf umkreist auch noch ein Hubschrauber unser Schiff, um kurz darauf jemanden mittels Seilwinde abzulassen. Ich weiß ja nicht, so richtig „normal“ sieht das nicht aus …

Ist es aber – wie ich später im Gespräch mit dem ersten Offizier erfahre. Zumindest, wenn man in Durban ist. Hier kommt der Lotse meistens per Hubschrauber an Bord und wird manchmal auch direkt von Bord zu Bord geflogen (vielleicht wird er leicht seekrank?). Und dass es zeitlich nicht so genau gepasst hat, ist halt auch eine südafrikanische Eigenart … dem spanischen „mañana“ nicht unähnlich). Haben wir ja aber in Kapstadt schon gelernt: „I’ll do it just now.“ Bedeutet so viel wie „Ich schau mal irgendwann danach.“

Also alles gut – lediglich die Touristik kommt evtl. etwas ins Schwitzen, da die Ausflüge dementsprechend später anfangen müssen. Und sich die zugehörigen Nachmittagsausflüge dann ggf. auch verschieben, womit diese sich dann vielleicht mit der Zeit zum Ablegen ins Gehege kommen. Aber gut, das soll nicht mein Problem sein – unser Ausflug soll um 11.30 Uhr beginnen – und bis dahin ist ja erst einmal noch viel Zeit.

Und die verbringe ich mit einem ausgiebigen Frühstück und anschließendem Aufenthalt auf einer Liege am Pool – dann kann Dennis noch in Ruhe ausschlafen. Er hat ja auch mehrere Stunden später angefangen … 😉

Gegen 11.00 Uhr schaue ich dann mal in der Kabine vorbei, packe meinen Rucksack für den Ausflug (heute ist erstmals auch das aggressive DEET-Insektenmittel angesagt, das etwa eine halbe Stunde vor dem Sonnenschutz aufgetragen werden muss und von daher jetzt an der Reihe ist), schnappe meinen Sonnenhut (ja, ich weiß, sieht doof auf – hilft aber ungemein) und mache mich mit Dennis auf den Weg zu unserem Bus.

Wir sind zwar nicht die letzten, aber fast. Obwohl wir pünktlich sind. Das spricht ja schon mal für die Disziplin der Europa-2-Reisenden … das kenne ich von anderen Reedereien auch anders.

Unser Bus (dieses Mal mit 45 Sitzen ausgestattet) setzt sich in Bewegung in Richtung „Tala Wildreservat“, das etwa 1 ¼ Stunde von Durban entfernt liegt. Und die Zeit nutzt unsere Reiseleiterin, die vor knapp 50 Jahren aus Österreich nach Südafrika eingewandert ist, um uns die eine oder andere Information zu Südafrika im Allgemeinen und zu Durban im Besonderen zu geben. Zumindest für diejenigen, die den Erklärungen und nicht ihrer Musik folgen, eine kurzweilige Fahrt mit vielen Informationen.

Wir haben keinen Stau und kommen daher wie geplant im „Tala Private Reserve“ an. Dieser ist – ebenso wie das Botlierskop Reservat vor zwei Tagen – etwa 3.000 ha groß und beheimatet neben Flusspferd, Giraffen, Antilopen, Zebras und Strauße nur das Nashorn als eines der „Big Five“.

Nach Ankunft werden wir auch hier mit einem kleinen Willkommensdrink empfangen, können noch einen kurzen Toilettengang einlegen und müssen dann natürlich auch hier die obligatorische Haftungsfreistellung unterzeichnen, bevor wir zu unseren Jeeps gehen können.

Unser Jeep ist der erste und Dennis hat (ich will gar nicht so genau wissen wie) mal schnell zwei Plätze in der ersten Reihe besorgt. Schon mal ein guter Anfang, insbesondere weil die Jeeps heute teilweise kleiner sind (drei Reihen mit je drei Personen) und die Sicht weiter hinten zum Fotografieren ein bisschen eingeschränkter ist.

Das Reservat ist gegenüber Botlierskop deutlich übersichtlicher, die Wege sind nicht so steil, es gibt weniger Auf und Ab (das könnten heute vielleicht sogar Rückenkranke mitmachen) – und man sieht (gefühlt) mehr Tiere. Zumindest sind die Strecken zwischen den einzelnen Tieren eher kurz. Das macht es nicht unbedingt schlechter, das „Naturgefühl“ ist hier jedoch nicht so ausgeprägt.

Unabhängig davon sehen wir sie aber alle und kommen auch dicht genug an die Tiere heran. In diesem Zusammenhang erfahren wir übrigens, dass die Tiere den Jeep nicht als Feind ansehen. Der Jeep ist für die Tiere Bestandteil der Natur, er wird von ihnen nicht als Transportmittel für (feindliche) Menschen angesehen – von daher gibt es für die Tiere auch keinen Grund, zu fliehen.

Das würde sich jedoch schlagartig ändern, wenn jemand aus dem Fahrzeug aussteigen würde – in diesem Fall wäre er als (feindlicher) Mensch erkennbar und würde dann bei den Tieren (je nach Tierart und Situation) entsprechende Flucht- oder Angriffsreaktionen auslösen. Am Beispiel einiger Impala-Antilopen demonstriert unser Führer dies eindrucksvoll: die Tiere grasen friedlich wenige Meter neben unserem Jeep – bis er die Tür öffnet und einen Schritt vom Fahrzeug weggeht. Die Tiere flüchten schlagartig, bleiben aber sofort wieder stehen und grasen weiter, als er sich wieder in den Jeep setzt.

Von den „Big Five“ ist hier im Reservat übrigens nur das Nashorn beheimatet – und so bekommen wir auch nur das zu sehen. Wobei es aktuell fünf Nashörner sind, die hier leben – zwei wurden kürzlich von Wilderern getötet, um das Horn zu stehlen.

Dies ist – wie wir von unserem Ranger ausführlich erfahren – im Übrigen ein sehr großes Problem in ganz Afrika. Da im asiatischen Raum das Horn des Nashorns als Heil- und Potenzmittel gilt, wird das Horn der Nashörner auf dem Schwarzmarkt zu Preisen gehandelt, die höher liegen als die Preise von Gold oder Platin. So würden für 1 kg Horn etwa US$ 100.000 gezahlt, was bei einem Gewicht von 4-5 kg etwa eine halbe Million US$ je Nashorn bedeutet. Oder plastischer: wir schauen hier gerade auf rund 2,5 Mio US$.

Inzwischen sind die Nashörner zwar besser geschützt als mancher Politiker (die Tiere sind mit GPS-Sendern ausgestattet, das Horn ist mit einem ID-Chip versehen, um die illegale Ausfuhr zu unterbinden und die fünf Tiere werden hier im Park an 365 Tagen im Jahr 24 Stunden am Tag von zwei bewaffneten Polizisten bewacht) – und trotzdem gelingt es den hochprofessionell mit Hubschraubern und Nachtsichtgeräten operierenden Banden immer wieder, Nashörner zu töten und das Horn abzusägen.

Noch deutlicher wird die Problematik, wenn man die Geburtenrate ins Verhältnis setzt zur Zahl der getöteten Tiere – unser Ranger erklärt uns nämlich gerade, dass wir uns das Bild dieser fünf Nashörner gut einprägen sollten. Wenn wir das nächste Mal in etwa acht bis zehn Jahren nach Afrika kommen würden, wäre das heute nämlich die letzte Gelegenheit dazu. Es sei denn, es gelingt kurzfristig, den Handel mit dem Horn zu unterbinden. Da läuft einem dann irgendwie doch ein kleiner Schauer den Rücken hinunter.

Jetzt setzen wir aber erst einmal unsere Fahrt fort, wobei wir neben den obligatorischen Antilopen, Giraffen, Zebras und Strauße auch viele Wasservögel, giftige Schmetterlinge und drei Flusspferde sehen (die allerdings gerade ein Schläfchen im Wasser machen). Auch interessant: die Zahl der Todesfälle durch Flusspferde liegt höher als durch alle Tiere der Big Five zusammen – klingt danach, als würde man die behäbigen Hippos deutlich unterschätzen.

Nach etwa zwei Stunden sind wir zurück an der Lodge – gerade rechtzeitig, um den aufziehenden Regenschauer nicht unterwegs abzubekommen (und dass der sich ankündigt, kann man sowohl in der Wetter-App als auch an den Wolken am Himmel sowie – am zuverlässigsten – den tief fliegenden Schwalben erkennen).

Wobei das aber den Vorteil hatte, dass heute die Sonne nicht so unnachgiebig gebrannt hat wie vor zwei Tagen in Mosselbaai und die Fahrt dadurch angenehmer gewesen ist.

Es bleibt jetzt noch etwas Zeit für den ansässigen Souvenirshop (der hier übrigens der erste ist, in dem ich Wandteller finde – scheint also in Südafrika eher nicht so ein übliches Mitbringsel zu sein), bevor wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Schiff machen.

Wie auch auf der Hinfahrt schaffen wir die Strecke in einer guten Stunde, so dass wir pünktlich zurück sind – leider allerdings wenige Minuten zu spät für die Waffeln auf dem Pooldeck. Da es heute Abend aber viel Fleisch geben wird, ist das zu verkraften.

Bis dahin schalte ich daher noch mal in den Urlaubsmodus, entspanne etwas im Whirlpool und beim Lesen und werfe mal einen ersten Blick auf die Fotos des heutigen Tages.

Um 19.30 Uhr sammeln wir uns dann wie gewohnt vor unseren Suiten (heute mal wieder mit Jackett), um den Weg zum Tarragon (Ihr erinnert Euch, das ist das französische Spezialitätenrestaurant an Bord) anzutreten. Und unabhängig von der restlichen Karte bedeutet das für mich heute einige Weinbergschnecken in Kräuterbutter vorweg, danach das Beef Tartar nach Art des Hauses und zum Abschluss das vorbestellte Châteaubriand mit Sauce Bearnaise. Und so gut und abwechslungsreich das Essen hier an Bord auch in allen Restaurants ist – das Essen heute ist für mich das Highlight der Reise.

Wir sitzen noch ein Weilchen gemütlich beisammen, ziehen uns danach aber auch in unsere Kabinen zurück – die letzten Tage dieser Reise sind dann ja doch noch mit etwas Programm ausgefüllt …

30. Dezember 2015: Seetag – auf dem Weg nach Port Elizabeth

28. Dezember 2015: Seetag – unterwegs nach Durban

Der bereits für die letzte Nacht avisierte Seegang ist mehr oder weniger ausgeblieben und auch heute morgen werde ich nicht wirklich von Wellenschaukeln geweckt, sondern vielmehr von der Sonne, die mit aller Kraft in die Kabine scheint.

Ich entscheide mich daher für ein frühes Frühstück im Yacht Club, um es mir anschließend am Pooldeck auf einer der vielen Liegen gemütlich zu machen. Und vielleicht ist das jetzt auch die richtige Gelegenheit, um das Pooldeck mal ein bisschen vorzustellen.

Zentraler Mittelpunkt des Pooldecks ist – das wird jetzt nicht überraschen – der Pool. Dieser verdient seinen Namen durchaus zu Recht, bietet er mit einer Länge von etwa 15 m doch durchaus die Möglichkeit, auch ein bisschen zu schwimmen und nicht nur zu planschen wie dies beispielsweise auf den Schiffen der AIDA-Sphinx-Klasse der Poolgestaltung geschuldet ist. An einen 25-m-Pool wie bei den Neubauten von TUI ab der Mein Schiff 3 kommt aber auch dieser Pool nicht heran. Gefüllt ist der Pool im übrigen mit Meerwasser, allerdings auf angenehme 29°C temperiert.

Rund um den Pool befinden sich dann etwa 50 Liegen sowie mehrere Sitzgelegenheiten, teils im Loungestil, teils im Barstil sowie teilweise auch in Form von Tischen und Stühlen. Die Liegen sind dabei mit einer sehr bequemen Auflage versehen, ein gerolltes Poolhandtuch liegt auf jeder Liege bereit. Zwischen den Liegen befinden sich kleine Tischchen als Ablagemöglichkeit bzw. für die Getränke, die vom Service am Platz serviert werden.

Oberhalb des Pooldecks befindet sich eine umlaufende Galerie, die ebenfalls rundum mit Liegen ausgestattet ist, wobei sich an der Stirnseite zusätzlich sechs Daybeds befinden. Außerhalb der Galerie befinden sich, genau wie auf dem eigentlichen Pooldeck, weitere Liegen im Freien, die – je nach Lage – teilweise in der Sonne als auch im Schatten liegen (somit stehen hier durchaus ausreichende Schattenplätze zur Verfügung, was insbesondere auf den AIDA-Schiffen immer wieder mal bemängelt wird).

Das Glasdach über diesen beiden Decks kann dabei teilweise oder vollständig geöffnet werden, so dass – entsprechendes Wetter vorausgesetzt – die Decks als Freidecks genutzt werden können.

Auf dem Pooldeck selbst befindet sich dann zum einen noch die Poolbar, die auch den „Am-Platz-Service“ auf dem Pooldeck sicher stellt, als auch eine zusätzliche Theke, an der morgens ein Frühaufsteher-Frühstück gereicht wird, tagsüber Eistee, Wasser und Obst zur Verfügung steht und die nachmittags ab 15.00 Uhr zur legendären „Waffel-Station“ wird.

Und während ich hier so liege und meinen Cappuccino trinke, dabei in meinem Buch lese, fällt mir einer der ganz großen Vorteile der Europa 2 ins Auge … hier gibt es keine Hektik. Alles geht ruhig von statten, es drängeln sich keine Menschenmassen auf einem überschaubar großen Pooldeck in der Sonne, man merkt einfach, dass der Platz pro Passagier um ein Vielfaches größer ist als auf den Schiffen der TUI- oder gar AIDA-Flotte. Zugegeben, den muss man sich hier natürlich mit einem Reisepreis erkaufen, der ebenfalls um ein Vielfaches über den Preisen von TUI oder gar den Vario-/Justpreisen von AIDA liegt. Ob es das Wert ist, ist dabei eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich treffen muss. Bei vergleichbarer Reiseroute würde ich persönlich jedenfalls unter Berücksichtigung des Preis-/Leistungsverhältnisses eine Kreuzfahrt mit TUI Cruises vorziehen.

Doch zurück zu meinem heutigen Tag. Nachdem die Sonne meine Liege jetzt vollends ins Visier genommen hat und ich nach wie vor noch leicht an der Sonneneinstrahlung der vergangenen Tage „leide“, wechsele ich meinen Platz gegen einen Schattenplatz auf der anderen Seite des Pooldecks. Unnötig zu erwähnen, dass hier irgendwie immer irgendwo freie Liegen zur Verfügung stehen …

Und kaum habe ich mich drüben häuslich eingerichtet (also mein Handtuch auf der Liege ausgelegt), stelle ich beim Blick auf die gegenüberliegende Seite fest, dass meine bisherige Liege bereits wieder im Ursprungszustand mit entsprechend aufgerichteter Lehne an ihrem Platz steht und ein frisches gerolltes Handtuch für den nächsten Gast auf der Liege bereitliegt. Aber auch das gehört hier eben zu einem 5-Sterne-Plus-Service dazu …

Gegen Mittag schaue ich dann mal in unserer Kabine vorbei, rüste mich für einen Besuch in der Sauna und verlagere mich mit meinem Zeitschriftenabo von readly.de auf das Saunaaußendeck.

Und das erlaubt dann auch die Beantwortung der Frage, die mir jemand mal auf facebook gestellt hatte – nämlich ob es sich hier um einen FKK-Bereich handelt. Nun, im Gegensatz zu TUI, die den Bereich auf der Mein Schiff explizit als „Nicht-FKK-Bereich“ kennzeichnet und um einen Bademantel oder das Umlegen eines geeigneten Handtuchs bittet, ist dies hier so deutlich nicht ersichtlich. Und es geht auch aus sonstigen Unterlagen nicht wirklich hervor. Und genauso wird das Deck auch genutzt. Man sieht vereinzelt Passagiere in Badekleidung, manche mit Bademantel oder Handtuch und andere wiederum ohne Textilien. Auf neudeutsch – und so wird es ja auch in immer mehr Thermen in Deutschland bereits gehandhabt – heißt das dann wohl „Clothing optional“. Also jeder, wie er will und wie er sich wohlfühlt. Soweit also zur Praxis an Bord – ob man sich das ursprünglich so gedacht hat oder ob man das so handhabt, weil es funktioniert, kann ich allerdings nicht sagen.

Ich verbringe die nächsten Stunden dann abwechselnd in der Sauna, im Whirlpool (auch dieser wird übrigens teilweise mit und teilweise ohne Badekleidung genutzt – unterliegt also dem gleichen Prinzip) oder auf dem Außendeck, mal in der Sonne und mal im Schatten, bevor ich mich gegen 15.00 Uhr entscheide, doch eine Kleinigkeit zu Mittag zu essen.

Die Restaurants haben inzwischen (mit Ausnahme der Grillstation des Yacht Club) inzwischen jedoch bereits geschlossen, so dass ich mich mal wieder für den Room- äh, Suitenservice entscheide und mir ein Wiener Schnitzel mit Pommes und Salat (also mal was ganz „Normales“) auf die Veranda liefern lasse. Und das ist übrigens eines der Dinge, die ich bei TUI und bei AIDA echt vermisse … also nicht das Schnitzel, sondern den Kabinenservice.

Den restlichen Nachmittag verbringe ich dann mit Nichtstun. Das Wetter fängt so ein bisschen an zu schwächeln, die Sonne weicht der einen oder anderen Wolke (wobei es dabei aber nicht wirklich kälter wird), die See beginnt sich leicht im Wind zu bewegen (aber wirklich nur leicht) und ich liege mit Musik am Ohr auf der Veranda und genieße es, einfach mal gar nichts zu tun.

Zwischendurch begleitet uns eine Delfinschule ein Stück auf unserem Weg – etwa 20 dieser Flipper springen parallel zu uns durch den indischen Ozean (kommen aber nicht ganz auf unsere 18 Knoten, so dass sie ihre Verfolgung irgendwann einstellen).

Und dann wird es 19.30 Uhr – Zeit fürs Abendessen. Auch heute entscheiden wir uns erneut für den Yacht Club, da wir hier die Flexibilität, die Auswahl, das relativ legere Outfit und – vor allem – die Option im Freien zu sitzen, dem Hauptrestaurant „Weltmeere“ vorziehen.

Die Spezialitätenrestaurants kommen dann in den restlichen Tagen noch mal zum Tragen – allerdings sind dort je Suite nur jeweils maximal zwei Reservierungen pro 14-Tages-Reise möglich, damit alle Passagiere in den Genuss der exquisiten Menüs kommen können. Und von daher sind wir erst morgen wieder an der Reihe, wenn es im Tarragon erneut zu Beef Tartar und (das haben wir vorbestellt) Châteaubriand kommt.

Nach dem Essen teilen wir uns dann ein bisschen auf – Dennis ist mit seinen Teenskollegen irgendwo an Bord unterwegs (meistens da, wo wir nicht sind) ;-), Arndt schaut mal bei der Touristik vorbei, um den Kreuzfahrturlaub für 2017 anzudenken, Birga sieht sich die Show im Theater an und ich setze mich an meinen Laptop, um mal in Ruhe das eine oder andere aufzuarbeiten, was in der vergangenen Woche so liegengeblieben ist …

Gegen Mitternacht beschließe ich dann aber auch den Abend, schaue noch die Aufzeichnung der tagesthemen im Bord-TV, um zumindest ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben, was zu Hause so passiert (kann es sein, dass die Temperaturen in manchen Teilen Deutschlands mit bis zu 17°C (!) für „die Jahreszeit als zu warm“ einzuschätzen sind?). Wenn das so weitergeht, kann ich an Weihnachten ja auch wieder zu Hause bleiben …

Morgen früh wollen wir dann gegen 6.00 Uhr den Lotsen aufnehmen und um 8.00 Uhr in Durban zum Landgang bereit sein – und da steht für mich dann das zweite Mal „Tiere gucken“ an. Dennis wird mich dieses Mal begleiten, während Birga und Arndt einen ausgedehnten Helikopterflug über die Drakensberg Mountains machen wollen. Schaun’ mer mal, wie’s wird …

29. Dezember 2015: Durban (Südafrika)

27. Dezember 2015: „Tiere gucken“ in Mosselbaai

Stimmt nicht so ganz. Dennis hat die Kabine so leise verlassen, dass ich erst später wach geworden bin. Gut gemacht! 🙂

Da mein Ausflug um 11.00 Uhr an der Tenderpforte startet und bis gegen 16.30 Uhr geht, fällt natürlich das Mittagessen aus. Von daher entscheide ich mich für ein spätes Frühstück kurz vor 10.00 Uhr – das muss dann das Mittagessen mit abdecken.

Und so nutze ich die Möglichkeit, mein MacBook an den in der Kabine befindlichen Flachbildschirm mittels eines HDMI-Kabels anzuschließen und meine eigenen Filme gucken zu können, ohne den verhältnismäßig kleinen Bildschirm des iPad nutzen zu müssen. Und falls sich jetzt jemand fragt, ob ich denn immer ein HDMI-Kabel dabei habe … nein, natürlich nicht. Nur den Adapter für mein Notebook habe ich immer in der „Kabeltasche“ dabei. Das HDMI-Kabel hat mir ein Mitarbeiter der Bord-IT netterweise bis zum Ende der Reise ausgeliehen, nachdem ich an der Rezeption danach gefragt hatte.

Wie geplant gehe ich dann kurz vor 10.00 Uhr in den Yacht Club zu einem späten Frühstück, wobei es natürlich auch noch die Option gegeben hätte, nach 10.00 Uhr am sogenannten „Spätaufsteher-Frühstück“ in der Sansibar teilzunehmen – das wird dort bis 14.00 Uhr angeboten. Aber so spät ist es ja noch nicht … also gibt es jetzt so etwas wie „Brunch“ mit Weißwürstchen, Omelette, Speck – das wird dann bis heute Abend ja langen.

Unser Ausflug trifft sich um 11.00 Uhr an der Tenderpforte des Schiffes, da wir hier in Mosselbaai nicht direkt anlegen können, sondern mit den Tenderbooten (von manchen Passagieren auch als „Shuttle-Yachten“ bezeichnet) an Land gebracht werden. Und da der heutige Seegang hier praktisch nicht stattfindet, ist das auch bei weitem nicht so dramatisch wie beim letzten Mal in Lüderitz.

Etwa 15 Minuten dauert die Überfahrt bis nach Mosselbaai, wo wir bereits von den Mitarbeitern der Touristik in Empfang genommen und zu unseren Bussen geleitet werden. Für unseren Ausflug stehen zwei Busse bereit (die hier – trotz gleicher Fahrzeuglänge wie bei uns – nur 34 Sitzplätze aufweisen und dementsprechend bequem sind), mit denen wir mit Begleitung eines örtlichen Guides zum „Botlierskop Private Game Reserve“ fahren.

Rund 30 Minuten dauert die Fahrt, wobei wir das erste Stück der weltbekannten „Garden Route“ entlangfahren, bis wir irgendwann in Richtung des Reservates abbiegen.

Das Botlierskop Naturreservat ist mit etwa 3.000 ha ein im Verhältnis zu anderen Reservaten in Afrika eines der kleineren – was aber durchaus auch Vorteile hat. Die Wahrscheinlichkeit, Tiere zu sehen, ist dadurch natürlich größer – andererseits geht dadurch natürlich auch die Weitläufigkeit verloren. „Zoocharakter“, wie manche befürchtet haben, hat das Ganze aber definitiv nicht. Vielleicht sollte man das Ganze daher mal als „Safari light“ bezeichnen.

Nach Ankunft im Reservat werden wir zunächst mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt – wie überall, wo schon mal ein amerikanischer Tourist gewesen ist, muss auch hier eine Haftungsfreistellungserklärung unterschrieben werden. Frei nach dem Motto, man habe gewusst, dass es hier Löwen gibt, man habe auch gewusst, das Löwen Menschen töten können und von daher wisse man auch, dass man Pech haben und zum Opfer werden kann.

Und da nur diejenigen, die das Teil unterschreiben, weitergehen können, unterschreiben alle. Einen Unterschied macht es ja wahrscheinlich eh nicht – falls ein Löwe auf die Idee käme, das Raubtier raushängen zu lassen, fragt er sicher nicht vorher nach, ob man denn so ein Teil unterschrieben habe …

Aber soweit wollen wir es ja gar nicht kommen lassen – und wer weiß, ob wir hier überhaupt Löwen zu sehen bekommen. Da die ja bekanntermaßen bis zu 20 Stunden am Tag schlafen, ist das ja sowieso immer auch ein bisschen Glückssache. Aus Zoos kennt man das ja auch – man sieht die Jungs zwar, aber meistens liegen sie irgendwo apathisch in der Ecke. Hier würde man sie dann ggf. gar nicht sehen.

Wir betreten also das Empfangsgebäude des Reservates, das neben einem kleinen Souvenirshop auch ein Restaurant, eine Bar und – ganz wichtig – Toiletten beherbergt. Und da da unsere Pirschfahrt rund drei Stunden dauern wird, macht es sicher auch Sinn, diese jetzt noch mal zu besuchen. Zuvor gibt es jedoch noch ein Willkommensgetränk, wobei drei Säfte zur Auswahl stehen.

Und dann geht es auch schon los. Die Jeeps fahren zum Einsteigen vor. Das darf man sich so vorstellen, dass es sich um LKWs handelt, auf deren Ladefläche Sitzbänke montiert wurden. Fünf Reihen mit Platz für jeweils vier Erwachsene sind vorhanden, so dass maximal 20 Personen mit einem der Allradfahrzeuge gefahren werden können. Dieses wiederum wird durch einen Ranger des Reservats gefahren, der in dem nach hinten und oben offenen Führerhaus sitzt. Abgerundet wird das Fahrzeug durch eine Plane als Dach, so dass man nicht den ganzen Tag in der prallen Sonne sitzen muss – denn das würde wohl auch mit dem einen oder anderen Sonnenstich enden.

Für den Einstieg ist seitlich an dem Empfangsgebäude eine Plattform aus Holz montiert, so dass man direkt zu den Sitzbänken einsteigen kann – diese sind ja immerhin rund 1 – 1,50 m über dem Boden montiert.

Und los geht’s. Uns erwarten jetzt etwa drei Stunden Fahrt durch das Botlierskop Private Gate Reserve, bei dem wir mit etwas Glück fast alle Tiere der Gruppe der „Big Five“ sehen können – lediglich die Leoparden fehlen hier. Die Tiere bewegen sich dabei völlig frei innerhalb des Reservats und sind auch auf sich allein gestellt – sie werden weder versorgt noch bei Verletzungen oder Erkrankungen behandelt. Einzige Ausnahme sind die abgetrennt lebenden Löwen – diese werden gefüttert. Würde man sie gemeinsam mit den anderen Tieren halten, würden sie sich zwar selbst um ihre Nahrung kümmern, sie wären dann aber sehr bald die einzig übrig gebliebene Tierart hier im Reservat …

Unser Weg führt uns zunächst über eine zwar unebene, aber relativ flache Strecke in das Reservat. Und zur Einstimmung nähern wir uns auch alsbald einer Gruppe von Impala-Antilopen, die in der Nähe von einigen Wasserbüffeln stehen. Unser Ranger hält dabei gerade so viel Abstand, dass die Tiere nicht die Flucht ergreifen, wobei sie die Jeeps natürlich auch gewöhnt sind.

Die ersten schönen Fotos entstehen – wobei hier zugegebenermaßen ein einfaches iPhone nicht wirklich ausreicht. Hier ist jetzt schon ein Teleobjektiv angesagt, wenn man die Tiere einigermaßen formatfüllend ablichten will.

Auf unserem weiteren Weg, der inzwischen auch schon die ersten steileren Abschnitte hat, fahren wir an einer Gruppe Nashörner vorbei, die aktuell unter einem Baum im Schatten Siesta macht. Nicht, dass die Tiere nicht imposant wären – aber ein bisschen mehr Aktivität würde die Attraktivität natürlich schon steigern. Aber gut – so ist das halt mit der Natur …

Dafür können wir uns weder bei den Springböcken noch bei den Zebras beschweren, die als nächstes unseren Weg kreuzen: die sind eher zu aktiv. Haben sie sich doch für die Flucht vor dem Jeep entschieden – damit sind sie zwar nicht aus dem Sichtfeld, aber deutlich weiter weg. Und zu allem Überfluss stehen sie auch noch falsch herum. Nichts gegen einen Zebrahintern – schöner wäre aber dann doch der Kopf. Glücklicherweise dreht sich ab und an mal ein Zebra zu uns um …

Während wir einen steilen Berghang hinauffahren (und das hört sich bei unserem Jeep so an, als ob das der letzte Berghang wäre, den er in seinem Motorenleben nach oben fahren wird), können wir unseren Blick auf einige Strauße richten, die abseits des Weges im Feld stehen und sich – im Gegensatz zu den Zebras vorher – nicht im Geringsten von uns stören lassen.

Ganz anders die Giraffen. Die stehen uns jetzt nämlich erst einmal im Weg und treten die Flucht erst an, als wir sie mehr oder weniger erreicht haben. Leider allerdings auch weg vom Weg, so dass wir auch hier nur mit der Rückseite der Tiere vorliebnehmen können. Bis eine weitere Giraffe in der Ferne durch das Reservat streift – mittels Teleobjektiv lässt sich das Tier schön einfangen.

Etwa die Hälfte der Rundfahrt ist inzwischen vorbei – und wir waren schon recht erfolgreich. Wobei wir jetzt unsere Fahrt kurz unterbrechen und jeder die Gelegenheit hat, sich kurz die Beine zu vertreten. Und an der einzigen „Show-Einlage“ teilnehmen kann: drei Elefanten stehen hier nämlich zur Fütterung bereit. Wer schon immer einmal wissen wollte, wie sich der Rüssel eines Elefanten anfühlt, hat hier die Gelegenheit dazu. Einfach einen Apfel in die Hand nehmen und dem Dumbo hinhalten. Sofort nähert sich der Rüssel, man hört ein saugendes Geräusch (das klingt wirklich wie beim Staubsauger) und ruck-zuck ist der Apfel angesaugt und wird in das Elefantenmaul befördert.

Eine Viertelstunde später geht es weiter: zu den Löwen. Per Funkfernbedienung öffnet unser Ranger ein schweres Stahltor, das ein mit einem Elektrozaun umzäuntes Gebiet abtrennt und wir fahren ein in die „Höhle des Löwen“. Wir schauen uns um und sehen: nichts.

Bis unser Ranger auf einmal neben einer kleinen Erdsenke anhält. Und da sehen wir ihn: den König der Tiere. Die Senke ist nämlich ein Wasserloch und an diesem stillt der Löwe gerade seinen Durst.

Kurz darauf scheint er genug getrunken zu haben – er hebt den Kopf und läuft in unsere Richtung. Wenige Meter neben dem Jeep bleibt er kurz stehen, um dann seinen Weg parallel zu unserem Fahrzeug fortzusetzen. Und da merkt man halt schon, dass man nicht in einem Zoo ist, bei dem wir von den Löwen durch Zäune, Mauern, Wassergräben oder Glasscheiben getrennt sind. Hier liegt zwischen uns und dem Löwen nur Luft. Flucht unmöglich.

Ich weiß jetzt nicht wirklich, ob ein Löwe in der Lage wäre, unseren Jeep zu erklimmen – ausschließen würde ich es aber nicht. Aber unser Ranger beruhigt uns: die Löwen würden für uns keine Gefahr darstellen – sie wären nämlich satt. Na danke, hoffentlich wissen die Löwen das auch.

Aber wie auch immer – wenn wenige Meter neben mir schon ein Löwe spazieren geht, kann man ja auch mal schnell ein paar Fotos machen. Und da würde jetzt sogar das iPhone ohne Teleobjektiv ausreichen – so nah ist er.

Und nicht nur er – auch die beiden Löwendamen, die zum Rudel gehören, sind in der Nähe. Einfach faszinierend. Denen könnte ich stundenlang zusehen … Und ich hatte es schon erwähnt – Löwen schlafen zwischen 18 und 20 Stunden am Tag – unter diesem Gesichtspunkt haben wir schon Glück, sie hier so zu sehen.

Trotz allem müssen wir irgendwann weiter – das Tor öffnet sich und wir verlassen diesen Bereich des Reservates, um uns auf den Rückweg zu machen. Bergauf, bergab führt uns der schmale Weg durch die Landschaft, manches Mal nur wenige Zentimeter von einem mehrere Meter tiefen Abgrund entfernt. Da will ich jetzt gar nicht dran denken, was passieren würde, wenn die Reifen auf einer Seite mal wegrutschen.

Dass die Strecke jetzt keine asphaltierte Straße ist, wussten wir ja vorher. Aber manch einer ist tatsächlich überrascht, dass der in der Ausflugsbeschreibung erwähnte Satz „Für Gäste mit Rückenproblemen und Schwangere nicht geeignet.“ genau so gemeint ist, wie er da steht. Es geht hier drei Stunden bergauf und bergab über Wege, die so steil sind, dass man Mühe hätte, sie zu Fuß zu gehen. Und die holprig sind – richtig holprig. Wer also noch keinen Bandscheibenvorfall hat, sollte froh sein, wenn das auch danach noch so ist. Und bei Schwangeren könnte (ohne dass ich mich da jetzt wirklich auskenne) durchaus die Chance einer „Jeep-Geburt“ bestehen …

Inzwischen haben wir aber wieder fast den Eingang erreicht, als wir erfahren, dass die Nashörner ihren Schattenplatz unter dem Baum verlassen haben und sich fressend über das Gras bewegen. Wir hätten also die Option, die Tiere in (etwas mehr) Aktion zu sehen. Und da fragt der Ranger doch tatsächlich, ob wir noch Lust dazu haben.

Klar haben wir, die Frage stellt sich doch gar nicht. Doch – tut sie. Und es gibt sogar einige Leute, die sie verneinen. Mal wolle lieber noch etwas mehr Zeit im Souvenirshop haben. Ich glaub es nicht – da fährt man zum Tiere gucken in ein Reservat, hat die Möglichkeit, Rhinos zu sehen während sie nicht faul im Schatten liegen – und da wollen einige stattdessen lieber einen Stofflöwen kaufen? Ich glaub es nicht. Und glücklicherweise einige meiner Mitreisenden auch nicht – und so haben wir einen kurzen, aber heftigen Meinungsaustausch an Bord des Jeeps. Bis die „Souvenirshop-Damen“ dann unsere Meinung haben – wäre ja noch schöner.

Also geht es noch mal zu den Rhinos. Die stehen inzwischen schon nicht mehr da wo sie vorhin gelegen haben, sondern lassen es sich auf einer Wiese schmecken. Und natürlich von uns nicht dabei stören. Und auch hier versichert unser Ranger, dass die Tiere Angst vor dem Jeep hätten und deshalb ein Angriff nicht zu erwarten wäre. Denn bei dem hätten wir auch eher schlechte Karten … zumal die Jungs ja auch einigermaßen schnell sein sollen.

Aber heute geht alles gut – wir verlassen das Reservat in Richtung Eingang, sehen noch eine Impala-Familie beim Sonntagsspaziergang, der allerdings kurz unterbrochen wird durch etwas, was unser Ranger mit „They are enjoying themselves.“ Kommeniert. Naja, zumindest der Bock hatte wohl seinen Spaß. 🙂

Kurz darauf sind wir auch schon zurück an der Lodge – und haben trotzdem noch genügend Zeit für den Stofflöwenkauf (oder den Kauf einer Fleecejacke mit Botlierskop-Stick) bevor es zurück zu den Bussen geht, mit denen wir eine gute halbe Stunde später zurück am Tenderboot ankommen.

Hier haben wir Glück – ein Boot steht gerade zur Abfahrt bereit und der Platz reicht auch (zumindest für die meisten von uns) noch aus. Und so bin ich 15 Minuten später zurück auf der Europa 2 – gerade noch rechtzeitig für eine Waffel auf dem Pooldeck (ich erinnere noch mal an das ausgefallene Mittagessen).

Im Anschluss daran bringe ich meinen Rucksack auf die Kabine, entledige mich der staubigen Sachen und gehe auf einen Sprung zum Duschen und für einen Saunagang in den Ocean Spa. Hier schwitze ich mir den Staub von der Haut, lasse mich noch kurz im Whirlpool aufkochen und lege mich danach frisch geboren noch etwas mit meinem E-Book in die Sonne.

Um 19.30 Uhr treffen wir uns dann zum gemeinsamen Abendessen im Yacht Club, so dass wir auch ausreichend Gelegenheit haben, unsere Ausflugserfahrungen des heutigen Tages auszutauschen. Und während ich mit meinem Ausflug zu 100% zufrieden gewesen bin, gilt dies bei Arndt, Birga und Dennis nur eingeschränkt.

Die drei hatten nach einer zweistündigen Fahrt mit dem Bus über die Garden Route einen gemütlichen Segeltörn in der Lagune von Knysna und danach Freizeit für Shopping in Knysna selbst bevor es wieder zurück nach Mosselbaai ging. Und während die Fahrt entlang der Garden Route wohl interessant und der Segeltörn sehr entspannend war, ist die Freizeit in Knysna wohl viel zu lang ausgefallen.

Und spätestens als wir uns danach in der Sansibar bei einem Absacker meine Fotos anschauen, bin ich mir sicher, für mich die richtige Wahl getroffen zu haben – das ist heute schon alles sehr spektakulär gewesen …

Ich verabschiede mich daher jetzt in das Reich der Träume während Birga und Arndt noch ins Theater wechseln: hier geben heute Rolf Stahlhofen von den Söhnen Mannheims zusammen mit Mousse T. und Emma Lanford ein exklusives Konzert – „spontan, charmant und groovy!“ Und wie man am nächsten Tag hören wird, hätte man das tatsächlich besuchen sollen …

28. Dezember 2015: Seetag – unterwegs nach Durban

 
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