Wie so oft ist der erste Tag an Bord gleich ein Seetag – das bietet die Gelegenheit, zum einen „anzukommen“, zumal ja die meisten gestern erst die Anreise von Deutschland aus gehabt haben. Ich hatte ja zumindest schon mal die Chance, mich drei Tage lang in den Urlaubsmodus zu begeben – wobei die aber zugegebenermaßen auch gut durchgetaktet waren.

Und so bin auch nicht böse darum, den Tag heute ohne große Programmpunkte ganz in Ruhe an Bord zu verbringen, ein bisschen an meinem Reisebericht weiterzuschreiben, vielleicht ein bisschen in der Sonne zu liegen, den einen oder anderen Saunagang zu machen … all diese Dinge halt, die man im Urlaub so macht.

Zunächst einmal wache ich aber auf – es ist jetzt kurz vor acht, eine gute Zeit, um aufzustehen. Der Blick aus dem Fenster offenbart gutes Sommerwetter, die See ist – wie auch die ganze Nacht – leicht aufgewühlt (wir sprechen von etwa 2-3 m hohen Wellen). Das Schiff bewegt sich gemütlich im Wasser – man spürt so zumindest, dass wir hier eine Kreuzfahrt machen.

Während Dennis noch weiter schläft, mache ich schon mal meinen morgendlichen Gang durchs Bad, nutze ausgiebig unsere Regendusche und gehe dann kurz vor halb neun in Richtung Yacht Club zum Frühstück. Und hier schließt alles irgendwie nahtlos an die letzte Reise mit der Europa 2 im vergangenen Winter an. Kaum habe ich einen Platz gefunden, kommt einer der Kellner vorbei, um nach meinen Wünschen für Getränke und Eierspeisen zu fragen.

Ich entscheide mich für einen Cappuccino und zwei Spiegeleier mit etwas Bacon, während ich in der Kurzausgabe der WELT am SONNTAG lese, die auf DIN A3 gedruckt an der Kabinentür hing. Das ist natürlich auch eine Alternative zu den Angeboten anderer Reedereien, die die Zeitung als PDF-Datei über das Bord-WLAN zum (kostenpflichtigen) Download bereitstellen. Und während ich persönlich die PDF-Variante am iPad vorziehen würde (das ist dann ja auch die komplette Ausgabe), wird vermutlich die Mehrheit der Gäste die gedruckte Version vorziehen.

Eine Begebenheit beim Frühstück muss ich übrigens noch loswerden – einfach, weil mich das irgendwie beeindruckt hat. Ich habe bei meinem letzten Aufenthalt ja schon geschrieben, dass hier „Wünsche erfüllt werden, bevor man sie überhaupt ausgesprochen hat“. Und genau so etwas ist heute wieder passiert. Ich habe beim Frühstück außer dem Cappu auch einen O-Saft bestellt. Natürlich frisch gepresst. Der hat aber die Eigenart, dass sich – wenn man ihn einen Moment stehen lässt – das Fruchtfleisch im oberen Bereich des Glases sammelt, während im unteren Bereich nur noch der reine Saft zu sehen ist. „Muss ich mal umrühren“, denke ich mir, während ich überlege, ob ich dazu meinen Kaffeelöffel nehme oder mir einen frischen am Buffet hole. Und noch während ich darüber nachdenke, wird von hinten ein langer Löffel in das Glas geschoben und umgerührt. Eine Kellnerin hat das mit dem Fruchtfleisch auch bemerkt: „Ich dachte, den sollte man mal umrühren …“. Die Aufmerksamkeit und der Service sind hier einfach unschlagbar – da weiß man dann auch, für was das „Plus“ hinter den fünf Sternen steht.

Während ich mir am Buffet den nächsten Gang hole (jetzt ist erst einmal ein bisschen Fisch angesagt), treffen auch Birga und Arndt ein, so dass wir das Frühstück gemeinsam fortsetzen und über das Programm des heutigen Tages sprechen können.

Was mich betrifft ist das schnell erklärt … heute wird der Akku des MacBook zum Glühen gebracht – ich werde meinen Reisebericht fortsetzen, zwischendurch aber auch mal in den Whirlpool, die Sauna oder in die Sonne gehen. So wie ich halt gerade Lust habe.

Und von daher gehe ich nur kurz auf die Kabine, wechsele in den Bademantel und mache mich auf den Weg in den Spa-Bereich. Der liegt günstig am Heck von Deck 5 und damit nur wenige Schritte von unserer Suite entfernt (ich glaube, das habe ich noch gar nicht erwähnt: die Zimmer, die auf Schiffen ja eigentlich Kabinen genannt werden, werden auf der Europa 2 ausschließlich als Suiten bezeichnet – das hängt aber sicher auch damit zusammen, dass selbst die kleinste Suite schon fast 30 m2 groß ist und es auf dem ganzen Schiff weder Innen- noch Außenkabinen gibt).

Den Saunabereich auf der Europa 2 kann man getrost als „klein, aber fein“ bezeichnen. Wobei – auf die Passagierzahl abgestellt ist er vermutlich sogar größer als der Bereich bei AIDA oder bei TUI. Und es gibt alles, was man braucht: drei Saunen (90°, 70°, 50°), ein Dampfbad, Kneippbecken, Kalt- und Warmwasserduschen, Ruheräume mit und ohne Wärmeliegen und einen großen Whirlpool. Und natürlich darf auch ein geräumiger Außenbereich mit sehr bequemen Liegen nicht fehlen.

Ich fange daher im Dampfbad an und wechsele über den Whirlpool (in dem heute auch deutlicher Seegang ist) noch in die 70°C-Sauna bevor ich mich auf den Weg zurück in unsere Kabine mache, um die Erlebnisse an Bord niederzuschreiben.

Und das geht auch eine ganze Weile so – bis Dennis gegen 14.00 Uhr bekannt gibt, dass es jetzt Zeit zum Essen wäre. Eine gute Idee … zumal ich gar nicht gemerkt habe, wie die Zeit vergangen ist. Wir sind uns auch schnell einig – heute wird der Suitenservice in Anspruch genommen.

Der Suitenservice steht hier 24 Stunden am Tag zur Verfügung und ist ebenfalls im Reisepreis inkludiert. Zur Auswahl stehen dabei kleine Gerichte und Snacks – wobei mir Dennis ja auf der letzten Reise schon beigebracht hat, dass die Karte eigentlich nur so etwas wie eine Anregung ist. Sonderwünsche werden – sofern irgend darstellbar – erfüllt. Und so kommt kurz darauf neben meinem Caesar’s Salad und dem Club Sandwich (die beide auf der Karte stehen) auch ein Teller Spaghetti mit Käsesauce für Dennis auf unsere Suite. Das dürfte dann ein weiteres Beispiel für das „Plus“ hinter den fünf Sternen sein …

Nach dem Essen beschließe ich, den Schreibtisch in der Suite zu verlassen und stattdessen an Deck weiter zu schreiben – irgendwie lockt mich das schöne Wetter dann doch mal raus. Und so suche ich mir einen netten Tisch auf Deck 8 im Poolbereich, lasse mir einen Aperol Spritz kommen und genieße das Leben in vollen Zügen.

Und während ich hier so sitze, wird ein Duft zu mir herübergetragen. Erst nur schwach, dann aber deutlich stärker: Waffeln! Es ist 15.00 Uhr und damit Zeit für den „Executive Waffle-Maker“ (so steht das in goldenen Lettern auf seiner braunen Kochschürze) und seine phänomenalen Waffeln. Und so entscheide ich mich jetzt dann doch noch für ein Dessert – so eine Waffel mit Kirschen hat schon was … und die kann ich ja unmöglich im Waffeleisen ihrem Schicksal überlassen… 🙂

Inzwischen bin ich mit meinen schriftstellerischen Tätigkeiten ein deutliches Stück weitergekommen, so dass es jetzt wieder mal Zeit für eine Pause wird – ich nehme also eine kurze Auszeit und lese ein bisschen in einer der Zeitschriften, die ich mir vor der Reise noch zu Hause in der App von readly.de heruntergeladen habe. Dennis guckt derweil „Honig im Kopf“, einer der Filme, die hier kostenfrei zur Verfügung stehen.

In diesem Zusammenhang habe ich übrigens vorhin auch etwas Neues entdeckt – sowohl die „tagesschau“ als auch die „tagesthemen“ der jeweils letzten sieben Tage stehen hier zum Anschauen als Stream am TV-Gerät zur Verfügung – das ist doch mal eine gute Idee … kann man sich doch so jederzeit kurz und knapp über die Themen informieren, die zu Hause gerade wichtig sind.

Für das heutige Abendessen haben wir uns auf den Yacht Club verständigt – zum einen ist das Essen am Buffet hier immer sehr reichhaltig mit einer großen Auswahl und natürlich absolut lecker. Und – was mich immer wieder begeistert – das Buffet sieht bei Restaurantöffnung um 18.30 Uhr nicht anders aus als kurz vor der Schließung um 21.00 Uhr. Nimmt man nämlich irgendwo etwas weg, kommt sofort jemand vorbei, um die Lücke wieder zu schließen.

Wir haben einen Tisch auf dem Außendeck reservieren können, stellen aber fest, dass die mitgeführten Jacken und Pullis schon notwendig sind – so im Fahrtwind ist das schon reichlich frisch. So frisch, dass manch einer sogar in zwei Decken gehüllt am Tisch sitzt …

Wobei das beim Essen ja eher stört. Und von daher lasse ich die auch weg (hab’ ja noch den Fellpullover unter der Jacke) und widme mich eher meinem Dutzend Austern, den Miesmuscheln und den Scampis mit Cocktailsauce, die ich heute als Vorspeise esse.

Danach gibt es dann noch verschiedene Salate und Tomaten Caprese sowie zum Nachtisch noch einen gebackenen Pudding – das eigentlich angedachte Rinderfilet geht beim besten Willen aber nicht mehr rein. Aber gut, morgen ist ja auch noch ein Tag.

Ach ja, falls Ihr irgendwie den Eindruck habt, dass sich hier vieles ums Essen dreht oder das irgendwie eine besondere Stellung einnimmt: ja, da habt Ihr Recht. Und in der Tat – das, was hier kulinarisch angeboten wird, sucht – sowohl von der Auswahl als auch der Qualität – sicherlich seinesgleichen.

Um 22.00 Uhr findet die Begrüßung durch den Kapitän auf dem Pooldeck statt – und eigentlich wollte ich der auch beiwohnen (gibt bestimmt auch wieder ein Gläschen Champagner) – aber irgendwie entscheide ich mich jetzt doch für den Weg zurück in meine Kabine. Den Kapitän kann ich sicherlich auch an Weihnachten und Silvester noch mal hören und Champagner hätten wir noch eine Flasche in der Minibar 😉

Also mache ich noch einen Abstecher in den Fotoshop auf Deck 4, suche auf den großen Touchscreens unserer Einschiffungsfoto (das ist übrigens die gleiche Technik wie auf der MS 3 und der MS4 4, wobei es hier jedoch keine Gesichtserkennung gibt, und ich so erst einmal auf die vorletzte Seite durchgehen muss, bis ich uns finde) und bestelle gleich eins nach, damit ich meine Kreuzfahrtenwand auch um diese Reise ergänzen kann. Für das Foto in 13×18 mit zur Reise passendem Hintergrund werden übrigens 11 € aufgerufen – das ist ja mal eine Hausnummer. Aber was soll’s – eine Wahl habe ich ja nicht, wenn der Rahmen meiner 46. Kreuzfahrt nicht leer bleiben soll.

Zurück auf der Kabine gehe ich jetzt noch ein letztes Mal für heute an den Rechner und fasse zusammen, was so passiert ist. Und während das heute ja nicht so richtig viel war, geht es morgen wieder etwas mehr zur Sache … wir sind ja den ganzen Tag in Lüderitz im ehemaligen „Deutsch-Südwest-Afrika“ (dem heutigen Namibia). Ich bin mal gespannt, was uns dort morgen erwartet …

Zunächst erwartet uns morgen aber erst einmal der Facecheck durch die lokalen Behörden im Theater – beginnend für Deck 5 um 8.00 Uhr. Womit dann ja zumindest mal die Weckzeit mit 7.15 Uhr gesetzt wäre. Lediglich die Kleiderfrage ist noch offen: Hapag Lloyd verweist darauf nicht im Bademantel zu kommen. Ob das ohne dann wirklich besser ist? 😉 Aber vermutlich will man ja auch nur darauf hinweisen, dass es Leute geben soll, die direkt nach dem Aufstehen aussehen also ob sie gerade ihren Job in der Geisterbahn verloren hätten – und das auch nicht dadurch besser wird, in dem man das mit einem Bademantel verhüllt.

Wird also früh morgen – von daher wird’s heute mal nicht allzu spät. Und so geht kurz nach halb zwölf bei mir das Licht aus. Wobei es vermutlich irgendwann nachher noch mal angeht, wenn Dennis in die Kabine kommt … und falls das vor 8.00 Uhr ist, ist ja alles gut 🙂

21. Dezember 2015: Lüderitz (Namibia)