Irgendwie klappt das hier nicht so gut mit dem Aufwachen parallel zum Sonnenaufgang … obwohl eigentlich genügend Tageslicht von außen in die Kabine fällt. Und die Sonne geht ja auch auf – zumindest ist sie später ja irgendwann da. Und von daher wird es auch heute wieder 8.30 Uhr, bis wir nach einem Sprung durchs Bad im Yacht Club beim Frühstück landen.

Bei Arndt und Birga scheint das mit dem Aufwachen besser zu klappen – zumindest haben beide beim Frühstück schon ihre erste Sport-Session hinter sich. Das haut bei mir bislang irgendwie noch gar nicht hin – obwohl der Fitnessraum ja nur wenige Schritte neben unserer Kabine liegt … da muss sich in der zweiten Woche dringend was ändern …

Jetzt gibt es aber erst einmal das übliche Omelette, ein Lachsbrot, ein 5-Minuten-Ei, etwas Bacon und ein Schälchen Männerobst. Und wie immer fällt mir der exzellente Service auf. Beispielsweise als Birga sich ein Frühstücksei am Buffet holt und dabei keinen der kleinen Salzstreuer mitnehmen kann. Und dieser dann kurz danach am Tisch vorbeigebracht wird – einfach so.

Und wenn ich nach einer Woche mal ein Zwischenfazit in Bezug auf die Passagiere ziehen darf … man ist ja ggf. geneigt, im Vorfeld einer solchen Luxus-Kreuzfahrt (ich nenne das jetzt einfach mal so) mit gewissen Vorurteilen an die Sache heranzugehen (und ich nehme mich da auch gar nicht aus). Muss jetzt aber zugeben, dass diese Befürchtung völlig unberechtigt ist. Natürlich gibt es auch hier den einen oder anderen Mitreisenden, der durchaus Wert darauf legt, zu zeigen, dass man sich das hier nicht nur leisten kann sondern dass alles andere unter 5* plus eine Zumutung wäre. Das sind aber Einzelfälle, die nicht weiter ins Gewicht fallen (höchstens bei den Mitarbeitern, die dann gern auch einmal mit einer gewissen Arroganz bedacht werden) – zumal man sich ja seinen Umgang frei aussuchen kann.

Mit den Leuten, die ich bisher hier näher kennengelernt habe, würde ich in jedem Fall immer wieder gern meinen Urlaub zusammen verbringen.

Wobei man eine Einschränkung machen muss – das mit dem Kennenlernen ist nicht ganz so einfach. Das Schiff ist nämlich tendenziell eher auf Individualität ausgelegt, d.h. die Tische in den Restaurants sind in der überwiegenden Mehrzahl 2er- und 4er-Tische, die Liegen auf den Decks stehen so weit auseinander, dass man da nicht zwingend ins Gespräch kommt (kommen muss) und auch bei den sonstigen Aktionen auf dem Schiff ist nicht zwingend das Gruppenerlebnis gefragt.

Aber wie überall gibt es auch hier die Ausnahmen, die immer gelten – sei es bei Ausflügen, Radtouren oder in der Sauna … bei diesen Dingen kommt man hier genauso schnell ins Gespräch wie bei anderen Reisen auch.

Lediglich als Alleinreisender würde ich die Europa 2 mit etwas kritischeren Augen betrachten. Es gibt zwar die Möglichkeit, im Rahmen von organisierten Abendessen gemeinsam zu essen oder sich zu gemeinsamen Spielenachmittagen zu verabreden – die offene Atmosphäre wie beispielsweise bei AIDA fehlt hier aber durchaus … wenn man Wert darauf legt. Wer seinen Urlaub bewusst allein verbringen möchte, wird sich hier durchaus zu Hause fühlen können.

Doch genug der Worte – denn Bilder sagen ja bekanntlich mehr als tausend Worte … und von daher schnappe ich mir jetzt meine Kamera und mache mich auf die Jagd nach den Details auf diesem Schiff – ich gehe einmal von Deck 4 bis zum Whirlpool auf dem obersten Deck und fotografiere einfach mal alles, was mir vors Objektiv kommt – und das sind deutlich mehr Dinge als ich dachte … die Liebe steckt hier dann halt doch im Detail.

Und wer sich wundert, warum auf den Bildern so wenig Leute zu sehen sind – das ist der Größe des Schiffes und der vergleichsweise geringen Passagierzahl geschuldet – hier ist nichts überlaufen und es gibt nirgendwo Gedränge … wobei das natürlich teuer erkauft wird. Aber irgendwie muss sich der Platz ja auch finanzieren – und wenn man irgendwo alleine liegt, wo woanders drei Leute Platz haben – dann kostet das tendenziell halt das Dreifache. Aber das kennen wir ja auch vom Fliegen mit First-, Business- und Economy-Class. Im Endeffekt kommen aber alle drei Reisenden am gleichen Flughafen an. Der eine ein bisschen erholter, der andere ein bisschen weniger erholt – aber für deutlich weniger Geld.

Doch widmen wir uns lieber wieder dem heutigen Tag – der geht mit einem schnellen Mittagessen im Yacht Club nämlich in die nächste Runde … ein bisschen was vom Fischbuffet, ein kleines Stückchen vom Rind und ein Salat dazu – das schadet der Figur sicher nur ein bisschen … hoffe ich jedenfalls.

Und da unser heutiger Ausflug bereits um 13.20 Uhr startet, müssen wir uns sogar ein bisschen beeilen – gilt es doch, bis dahin noch die notwendigen Sachen einzupacken. Heute geht es nämlich zu einem entspannten Segeltörn auf einen Katamaran.

Zunächst jedoch müssen wir wieder tendern, da wir auch heute auf Reede liegen – allerdings können dieses Mal die normalen Tenderboote zum Einsatz kommen – eine nasse Anlandung mit Zodiacs wie gestern ist heute nicht notwendig.

Vorher schnappe ich mir aber noch zwei Strandtücher, die wieder am Ausgang bereit liegen – und werde später feststellen, dass das eine gute Idee ist … 😉

Aber noch ist es nicht so weit – jetzt geht es erst einmal ins Tenderboot. Und da scheint es weltweit wohl nur einen Hersteller zu geben, zumindest sieht das Boot genau so aus wie die Boote bei AIDA oder TUI. Naja, fast … das Boot hier ist das erste Rettungsboot, das ich sehe, das mit einer Toilette ausgestattet ist … 5* plus? 😉

Die Überfahrt an Land dauert dabei nur wenige Minuten – und direkt am Anleger wartet auch schon unser Katamaran auf uns. Man nimmt uns unser Ausflugsticket und die Schuhe ab (wobei wir die später vermutlich wieder bekommen) und geleitet uns auf den Segelkatamaran. Und der ist schon mal sehr nett … und vor allem sind wir nur etwa 15 Personen an Bord – und auch das ist dann wieder der kleine Unterschied zu ähnlichen Ausflügen, die ich mit AIDA gemacht habe – da wären wir hier mindestens 30.

Aber auch das muss natürlich bezahlt werden – ein Ausflugspreis von 95 € p.P. ist natürlich happig … und was besser ist, muss wahrscheinlich jeder für sich selbst entscheiden.

Ich finde es zumindest mal gut, dass ich auf der Hinfahrt einen schönen Platz in einem der vorderen Netze habe, mir die Sonne aufs Gesicht scheinen und den Fahrtwind um die Nase wehen lassen kann ohne um den Platz kämpfen zu müssen. Apropos Fahrtwind … der ist dann doch stärker als gedacht. Als ich kurz mal den Kopf hochhebe, entscheidet sich das als Kissen missbrauchte Handtuch für die Freiheit („im Reisepreis enthalten“) … wenn also jemand hier in der Gegend ein Handtuch findet, auf dem „MS EUROPA 2“ steht – das könnte dann zurück an Hapag Lloyd. Und spätestens jetzt ist es gut, dass es hier keinen Pfand wie bei AIDA gibt …

Begleitet werden wir auf diesem Ausflug im Übrigen von unserem Lektor, den wir von früheren Reisen, teilweise mit der Europa, teilweise mit AIDA, bereits kennen. Und der uns insbesondere für die Reiseplanung 2016 den einen oder anderen guten Hinweis gibt.

An einem schönen Sandstrand machen wir dann einen etwa 45-minütigen Bade- und Schnorchelstopp, an dem wir direkt vom Katamaran aus ins Wasser gehen können. Und auch wenn es dieses Mal keine Rochen sind, den einen oder anderen bunten Fisch kann man in der Tat hier entdecken. Oder einfach nur in der Sonne liegen, den Blick auf den Sandstrand und das türkisfarbene Wasser richten – und sich, mit einem Rumpunsch in der Hand, darüber freuen, dass es uns so gut geht.

Wobei es auf der Rückfahrt zum Anleger nicht mehr ganz so optimal ist … was wir schon befürchtet haben, tritt jetzt nämlich auch ein: es beginnt zu regnen. Und auch wenn es ein warmer Regen ist und der auch nicht so lange anhält, zusammen mit dem kühlen Fahrtwind ist das nur noch begrenzt angenehm hier draußen. Und so verschwinden nach und nach die meisten im trockenen Inneren des Schiffes, um noch mal nach dem Rumpunsch zu schauen und das eine oder andere Stückchen Käse oder Salami zu genießen – wir sind hier halt dann doch in Frankreich …

Bezahlt wird daher auch mit dem Euro – wie Dennis beim örtlichen Eishändler feststellen muss. Natürlich werden auch US-Dollar genommen … aber warum sollte man mit einer fremden Währung zahlen, wenn die eigene akzeptiert wird?

Inzwischen ist auch das nächste Tenderboot eingetroffen, so dass wir uns auf den Rückweg zum Schiff machen können. Und dort wartet schon der warme Whirlpool auf mich … bevor ich mich danach zur Vorbereitung auf das Abendessen auf die Kabine zurückziehe und mit Dennis zusammen einen der vielen Filme aus der Mediathek anschaue.

Aber das Wetter ist im Moment sowieso nur suboptimal … und von daher kann man durchaus ja die Wetterbesserung abwarten. Und die kommt mehr oder weniger pünktlich zum Abendessen, das heute mal im Freien im Yacht Club stattfindet.

Und wie man sieht, ist das ein beliebtes Plätzchen – der Außenbereich ist nämlich restlos gefüllt. Und es fällt vereinzelt auch auf, dass der Dresscode hier gelockerter ist. Ein Jackett wird hier nicht unbedingt erwartet (wobei man natürlich auf Wunsch eins tragen kann) – von daher findet sich hier eine gesunde Mischung von Jeans mit T-Shirt bis zum Anzug mit Krawatte (wobei das sicherlich damit zusammenhängt, dass heute der erste Weihnachtsfeiertag ist).

Im Übrigen sitzt man hier nicht nur gut – man hat natürlich auch Zugriff auf ein hervorragendes Essen. Heute noch einmal als einheitliches Weihnachtsmenü – mit freier Wahl des Umfangs und der Speisenreihenfolge. Und so beginne ich heute erst einmal eiweißlastig: ein halbes Dutzend Austern, einige Jakobsmuscheln, ein bisschen von dem klassischen Krabbencocktail und einige Riesengarnelen mit Knoblauchmayonnaise bilden die Vorspeise, gefolgt von einer Gänsekeule mit Rotkohl sowie ein bisschen Käse zum Abschluss. Sehr, sehr lecker das Ganze …

Für die Verdauung schieben wir im Anschluss – neben dem Espresso zum Essensabschluss im Yacht Club – noch einen Aufenthalt in der Sansibar ein Deck tiefer ein. Hier sind heute wieder Singapur Sling und Potter’s Painkiller angesagt – wobei Arndt und ich dieses Mal die Getränke tauschen.

Und somit neigt sich ein weiterer Tag in der Karibik (bzw. eigentlich in der EU) dem Ende entgegen. Ich erzähle Euch noch ein bisschen von meinen Erlebnissen, lasse noch etwas frische Meeresluft in die Kabine und entschwinde dann ins Tal der Träume.

26. Dezember 2014: Marie Galante – warum ankern wir hier?