Pünktlich um 7.00 Uhr weckt mich mein iPhone – früh genug für den langen Tag, der mir heute bevorsteht. Aufgrund des anstehenden Weihnachtsfestes hat Seaworld heute nämlich bis 21.00 Uhr geöffnet, um die eine oder andere Show mit weihnachtlichem Hintergrund zu zeigen und um 20.55 Uhr den Tag mit einer Wasserfontänenshow mit Feuerwerk abzuschließen.

Und da der gestrige Tag schon gezeigt hat, dass rund acht Stunden zu Fuß in einem solchen Park ermüdend sein können, habe ich eine Ahnung davon, wie sich meine Beine nach zwölf Stunden in Seaworld anfühlen werden.

Aber ich will mal nicht schon vorher jammern – sondern erst einmal den Tag damit beginnen, dass ich gemütlich meine E-Mails checke, die Heimatzeitung lese und meine To-Do-Liste abarbeite. Und auch das Frühstücksbuffet im Laguna ist heute wieder Ziel meiner kulinarischen Vorstellungen – der Aufpreis von $5,95 lohnt sich in jedem Fall dafür (der Normalpreis ohne den HHonors-Frühstücksgutschein liegt übrigens bei $19,95).

Wie gestern auch lasse ich mir wieder einen „Cup-to-go“ bringen, um einen weiteren Kaffee mit auf den Weg ins Seaworld zu nehmen – dann falle ich unter den vielen Amerikanern nicht so auf, die ja auch alle nicht ohne Kaffeebecher aus dem Haus gehen. Den Shuttlebus ignoriere ich heute im Übrigen, da das Seaworld nur knapp zehn Minuten Fußweg vom Hotel entfernt liegt (deshalb trägt das Hotel ja auch den Zusatz „at Seaworld“ im Namen). Und auch wenn die Beschilderung nicht so optimal ist, lässt sich der Eingang Dank des markanten Leuchtturms problemlos finden.

Gegen 8.30 Uhr, also eine halbe Stunde nach Parköffnung, bin ich da und mache mich auf direktem Weg zu einem der Onlinekioske, um meine beiden Voucher für „Quick Queue“ und das „Reserved Seating“ einzulösen und in die passenden Tickets zu verwandeln. Den Quick-Queue-Voucher habe ich ja kostenlos vom Hotel bekommen (wegen des Partnerhotelstatus) und den Reserved Seating Voucher hatte ich letzte Woche online im Internet bei Seaworld bestellt.

Um es vorweg zu nehmen: beide sind sinnvoll und haben sich gelohnt – obwohl ich nicht alles davon genutzt habe. Ein Tag ist aber viel zu kurz, um jeweils lange an den Attraktionen zu warten oder rechtzeitig zu den Shows zu erscheinen – da sind die jeweils $19 gut angelegt. Insbesondere die reservierten Plätze bei den Shows sind Gold Wert – man kann fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn kommen und erhält immer noch einen der besten Plätze.

Direkt nach dem Betreten des Parks komme ich an einem Becken vorbei, in dem Stachelrochen gemütlich vor sich hinschwimmen. Zumindest solange sie niemand füttert. Dann kommt Leben in die Bude … bislang dachte ich ja immer, Rochen sind so gemütliche Tiere, die langsam vor sich hin flattern im Wasser. Denkste … wenn da draußen einer mit ’nem toten Fisch wedelt, kommen die alle angeschwommen. Und springen fast aus dem Wasser, reißen dabei Ihren (erstaunlich großen) Mund auf und schnappen nach allem was sich bewegt. Ich glaube, ich denke über meinen Ausflug „Schwimmen mit Stachelrochen“ auf Grand Turk noch mal nach …

Mal schauen, was es hier noch so zu sehen gibt … auf meinem im Vorfeld im Internet erstellten Tagesprogramm steht jetzt die Delfinshow, danach die Haustiershow und zum Abschluss die Orca-Show. Und in der Reihenfolge arbeite ich das auch ab … wobei die Delfinshow nicht nur aus Delfinen besteht sondern auch aus menschlicher Akrobatik.

Die Haustiershow wiederum ist eher was für (kleine) Kinder und Leute, die gern „Oh, wie süß“ sagen, wenn sie irgendetwas sehen, was vier Beine hat. Also Hunde und Katzen, aber auch das eine oder andere Schwein und noch ein bisschen Federvieh (ja, ich weiß, das hat nur zwei Beine). Und die machen dann allerlei Dinge, die man ihnen vorher antrainiert hat und sie dafür mit einem Leckerli belohnt. Irgendwie schon witzig – aber halt auch wie erwartet.

Spektakulärer ist da schon die Orcashow. Diese „Killer der Meere“ sehen halt schon putzig aus, wenn sie das Publikum in den ersten Reihen nass spritzen oder ihr Sprünge aus dem Wasser machen (Hinweis: Nicht in die „Splash Zone“ setzen – oder sich nicht beschweren, wenn danach das Handy und der Fotoapparat einen Wasserschaden haben). Dass die Natur für sie eine andere Bestimmung vorgesehen hat, als in Seaworld diese Dinge zu tun, hat sich ja auch vor einigen Jahren gezeigt, als ein Orca hier eine seiner Trainerinnen getötet hat. Und auch wenn die Show schon richtig schön ist, bin ich mir nicht so wirklich sicher, ob man den Aussagen von Seaworld wirklich Glauben schenken kann, dass das alles nur im Interesse der Tiere geschehen würde – ich könnte mir vorstellen, im Interesse der Tiere könnte auch liegen, sich in den Weiten der Ozeane aufzuhalten … Und von daher beschließe ich für mich, keine weiteren Orca-Shows mehr zu besuchen …

Während ich mich also nachdenklich auf den Weg durch den Park mache, vibriert mein Handy. UPS schreibt mir – meine Lieferung von Amazon sei angekommen und stehe zur Abholung am UPS Store im Hotel bereit. Sehr sauber – so mag ich das. Jetzt ist der neue Reisebericht also gesichert … 😉

Über mir donnert inzwischen DIE Achterbahn des Parks, „Manta“, vorbei. Die Besonderheit: man liegt wie beim Drachenfliegen in den Sitzen (Liegen?) und soll so ein Gefühl dafür bekommen, wie sich ein Rochen fühlt. Ich glaube, dass ich da eher andere (unangenehmere) Gefühle bekommen würde … und schenke mir die Bahn.

Vielmehr mache ich mich auf den Weg nach „Antarctica!“, eine künstliche antarktische Welt, die den Lebensraum der Pinguine zeigen soll. Wenn man mal davon absieht, dass das schon alles sehr künstlich wirkt, sind zumindest die Pingus nett zu betrachten. Ach ja, deren originärer Lebensraum liegt temperaturmäßig ja eher nicht in Florida sondern deutlich weiter südlich – und von daher hat man hier mit etwa 0°C zu rechnen. Lange Hose und Jacke sind also eigentlich Pflicht. Und ergänzend dazu ist es nicht wirklich sinnvoll, vorher die Wildwasserbahn gegenüber zu fahren – dann ist man nämlich auch noch durchnässt. Und wie es sich dann anfühlt, Temperaturen rund um den Gefrierpunkt ausgesetzt zu werden, kann sich ja jeder vorstellen. Also lieber andersrum … 😉

Im Übrigen ist auch hier festzustellen, was ich gestern in den Universal Studios schon bemerkt habe – die „Souvenirindustrie“ in den USA funktioniert zuverlässig. Kein Kind, dass nicht irgendeines der Tiere (vorzugsweise Orcas oder Schildkröten) in Stoffform durch Seaworld trägt.

Aber auch ich will der amerikanischen Wirtschaft und mir etwas Gutes tun … und so mache ich mich auf die Suche nach einem der Restaurants, die meinen Essensvoucher, den ich von attractionsticketsdirect.de geschenkt bekommen habe, annehmen. Und ich werde fündig – allerdings muss man einräumen, dass die USA jetzt nicht unbedingt ein Land von Feinschmeckern sind: die von mir gewählte Pasta wird in einer Käsesauce ertränkt bevor man zwei Stücke totes Geflügel oben drauf legt. Klar, man kann das essen … aber eigentlich sollte man nicht. Besser ist in jedem Fall der Caesars Salad, den es dazu gibt – das haben die Amis in der Tat drauf. Ach ja, ein Eimer Cola Zero gehört natürlich auch dazu …

Bevor ich den Park verlasse, will ich mir aber noch mal einen Überblick verschaffen. Und dafür eignet sich der Skytower sehr gut. Eine drehbare Kapsel wird auf rund 100 m Höhe bewegt, so dass man einen tollen Rundumblick auf Seaworld (und darüber hinaus) hat. Leider sind die Scheiben mit einer Metallfolie beklebt, so dass es nicht gelingt, brauchbare Fotos zu machen – aber da das Warten Dank Quick Queue nur zwei (statt 20) Minuten gedauert hat, kann man das auch in Kauf nehmen.

Wieder auf festem Boden angekommen, mache ich mich erst einmal auf den Weg zurück ins Hotel. Ich will schnell mal mein Paket abholen (bevor dann heute Abend doch niemand mehr dran kommt) und für ein Stündchen mal die Füße hochlegen. Denn das, was ich gesehen haben will, habe ich inzwischen auch im wesentlichen gesehen – und die Weihnachtsshows beginnen erst gegen 18.00 Uhr.

Am Ausgang erhalte ich dann einen Stempel auf die Hand, der – in Verbindung mit meiner Tageskarte – die Möglichkeit zum Wiedereintritt bietet. Das erstaunt schon – gestern die moderne Fingerabdrucktechnik und heute die altertümliche Stempelgeschichte. Von daher lege ich mich im Hotel wohl nur an den Pool statt in den Pool – nicht, dass der Stempel darunter leidet und ich nicht mehr reinkomme.

Und so laufe ich die kurze Strecke zurück zum Hotel, hole mein Paket ab (das ist tatsächlich da) und nehme mir noch einen Cappu vom Starbucks mit aufs Zimmer, wo ich zunächst mal meine Technik an die Leine (besser gesagt an die Steckdose) nehme. Auch meine Errungenschaft von amazon wird inspiziert – ich bin zufrieden. Original-Apple-Qualität und zwei sehr stabil wirkende Adapter für Schukosteckdosen – damit kann mein Originalkabel jetzt ja eigentlich kaputt gehen … 😉

Ich verlagere mich während des Ladevorgangs an den Hauptpool des Hotels und lege tatsächlich mal für ein Stündchen die Füße hoch. Das ist dann doch noch mal so ein bisschen „Urlaub-in-Florida“-Feeling. Und dann ist es auch fast schon so weit, um wieder zurück zum Park zu gehen.

Dort angekommen, muss ich zunächst noch einmal mit meiner Tageskarte um Einlass bitten. Wobei die Maschine sofort erkennt, dass sie mich (bzw. das Ticket) schon mal gesehen hat und den Ratschlag bereit hält, ein anderes zu versuchen. Oder alternativ dem Operator meinen Stempel zu zeigen. Und so geschiehts und ich bin – nicht wirklich unerwartet – wieder drin.

Dafür werde ich jetzt langsam aber sicher mit Weihnachtsgefühlen versehen. Aus allen verfügbaren Lautsprechern läuft Weihnachtsmusik, die Bäume am Wegrand sind typisch amerikanisch mit bunten und vor allem blinkenden Lampen geschmückt und an vielen Ecken steht Santa Claus zum Fototermin bereit.

Auffällig ist nur, dass nirgendwo der Hinweis auf „Merry Christmas“ erfolgt sondern ausschließlich „Happy Holidays“ gewünscht werden. Und das ist wohl dem neuen Trend geschuldet, alles, was irgendwie mit christlichen Werten in Verbindung gebracht werden kann, durch etwas Neutrales zu ersetzen. Hoffentlich droht uns das nicht auch … der Anfang mit dem „Sonne, Mond und Sterne-Umzug“ ist ja schon gemacht. L

Im auf dem Gelände befindlichen See sind übrigens viele Bäume aufgestellt worden, die tagsüber zwar recht unscheinbar ausgesehen haben, jetzt aber in – wie könnte es anders sein – bunten Farben strahlen, sich im Wasser spiegeln und den Versuch unterstützen, mit Weihnachtsliedern entsprechende Stimmung aufkommen zu lassen.

Und die will ich noch toppen – ich gehe also ins Nautilus Theatre, in dem heute die Weihnachtsgeschichte als „Mini-Musical“ aufgeführt wird. Und zugegeben – das ist richtig gut: viel Musik und Gesang, tierische Puppen und echte Tiere wetteifern um die Gunst des Publikums – und die bekommen sie auch … als Standing Ovations.

Mir wiederum fehlt hier nur noch der Polarexpress, eine Attraktion mit viel Bewegung im Sitz und im Kopf – aber ohne wirklich vom Fleck zu kommen. Gut gemacht – und da stimmt wohl auch der Hinweis, dass Personen, die an Seekrankheit leiden, hier besser draußen bleiben sollen. Aber gut, wenn man in der letzten Reihe, wo das kleine Mädchen saß, noch mal durchwischt, sieht man das gar nicht mehr … 😉

Zum Abschluss des Tages geht es jetzt noch ins Bayside Stadium – hier werden rund zehn Minuten die Wasserfontänen mit passender Musikuntermalung am Leben erhalten, mit verschiedenen Farbspots angestrahlt und final mit einem großen Feuerwerk zu einem krönenden Abschluss des Tages gebracht. Ganz großes Kino und ein tolles Finale für meinen kurzen Aufenthalt in Orlando.

Der ist ja aber noch nicht vorbei – und so mache ich mich auf den Weg zurück ins Hotel, treffe zufällig auf den just abfahrenden Shuttlebus und entscheide spontan, den zehnminütigen Fußweg durch eine zehnminütige Fahrt zu ersetzen. Auf ein Abendessen verzichte ich nach dem kulinarischen Highlight heute Mittag – zumal ich ja auch noch meine morgige Abreise nach Miami vorbereiten muss. Mein Shuttle geht um 7.50 Uhr – und bis dahin müssen beide Koffer gepackt sein, ich muss ausgecheckt haben und frühstücken sollte ich ja wohl auch. Aber morgen ist es dann ja soweit – abends bin ich dann (hoffentlich) auf der Europa 2 – und dann kann der Urlaub beginnen.

20. Dezember 2014: Einschiffung auf der Europa 2