Kurz vor sieben ist die Nacht vorbei – einige vorwitzige Sonnenstrahlen tauchen die Kabine in helles Licht und kündigen einen herrlichen Tag mit stahlblauem Himmel und Sonnenschein an. Auch wenn der Wetterbericht heute erneut Bewölkung und Regenschauer für uns vorgesehen hatte, ist davon nichts zu spüren – Glück gehabt!

Also nichts wie unter die Dusche, dann auf einen Sprung in den California Grill zu einem Frühstück mit Sandwiches und Muffins und los geht der letzte geplante Landausflug „OSL01“ (Stadt mit Holmenkollen-Sprungschanze & Vigeland-Skulpturenpark). Da wir heute nur sechs Stunden im Hafen liegen, musste die Entscheidung für einige Highlights fallen – alles geht nicht. Also geht es zunächst in den Bus (same procedure as every day), wobei vielleicht einmal erwähnt werden sollte, dass in Norwegen hier offensichtlich viel Wert auf Sicherheit gelegt wird. Dass vorhandene Gurte (und hier sind an allen Plätzen Gurte vorhanden) anzulegen sind, ist ja inzwischen auch bei uns Standard – dass vor Beginn der Fahrt jedoch eine Sicherheitseinweisung analog Flugreisen erfolgt, habe ich hier zum ersten Mal erlebt: der Reiseleiter informierte ausführlich über die vorhandenen Notausgänge, die Lage der Feuerlöscher und des Erste-Hilfe-Kastens und die Notöffnung der Türen – faszinierend.


Aber zurück zum Ausflug: zunächst führt uns die Fahrt durch das Stadtzentrum von Oslo, vorbei an den wesentlichen Sehenswürdigkeiten, zum Vigeland-Skulpturenpark. Während mich die Highlights der Innenstadt nicht wirklich aus dem Sitz reißen, sieht das beim Skulpturenpark schon anders aus. Hier hat der norwegische Bildhauer Gustav Vigeland rund 650 Skulpturen aus Granit und Bronze erstellt, die im wesentlichen Lebensstationen von der Geburt bis zum Tode darstellen. Herzstück des Vigeland-Park ist dabei ein 17 Meter hoher Monolith, der aus 121 filigran gearbeiteten Menschen besteht, die sich in der Steinsäule in einander verschlingen.

Von dort geht es dann weiter zur Holmenkollen-Sprungschanze, auf der 1952 die ersten Olympischen Winterspiele stattfanden. Einer kurze Aufzugfahrt und 113 steilen Stufen später bietet sich uns vom Schanzenturm ein herrlicher Ausblick auf Oslo und seinen über 130 km langen Fjord. Ein Blick von hier nach unten – und man weiß, warum man einen anderen Beruf gewählt hat … Bevor es dann zurück zum Schiff geht, gibt es im angrenzen Skimuseum noch einige interessante Einblicke in die 4000-jährige Geschichte der Skifahrt mit all‘ ihren Facetten.

Zurück an Bord gibt es zunächst einen kleinen Snack, um dann – parallel zum Auslaufen aus dem Oslofjord – die restlichen Sonnenstrahlen des Tages auf dem Pooldeck zu genießen. Gegen Nachmittag haben die Wolken sich dann die Oberhand erkämpft und ich verlagere mein Wirkungsfeld in die Kabine, um endlich Harry Potter zu Ende zu lesen. Je weiter ich komme (und inzwischen habe ich es geschafft), desto mehr frage ich mich, was daran ein Kinderbuch sein soll – und wie das erst in Band 7 (wann kommt der eigentlich raus?) enden soll …

Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten komme ich daher – abgelenkt durch ein „Kinderbuch“ – heute erst gegen 20.30 Uhr zum Abendessen; die Restaurants sind um diese Zeit deutlich voller, allerdings scheint die Mehrzahl der „Tischbesetzer“ eigentlich nur noch aufgrund des kostenfreien Tischweins hier zu sein – gegessen wird nur noch an wenigen Tischen. Dennoch findet sich noch ein freies Plätzchen im Marktrestaurant und auch eins im Magen für ein paar Häppchen zum Thema „Nordeuropa“ (also Fisch-„lastig“).

Die Wetterbedingungen lassen es heute übrigens zum ersten Mal zu, den restlichen Abend mit einem neuen Buch und einem Cocktail auf dem Balkon zu verbringen, was ich natürlich auch gleich mache …